Wintertrend: Die Chancen auf Winterwetter sind so gut, wie schon lange nicht mehr
Nach einem ruhigen Start in den Dezember wird auf dem Atlantik eine Entwicklung in Gang gesetzt, welche unter bestimmten Voraussetzungen das Wetter über Deutschland komplett auf den Kopf stellen und für tiefwinterliche Wetterverhältnisse sorgen kann.
Deutschland befindet sich in den kommenden Tagen in einer gradientenschwachen Wetterlage, welche zunächst noch bis zum 1. Advent von einem Hochdrucksystem dominiert wird. In einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und zähen Nebelfeldern ist zunächst nicht mit Niederschlag zu rechnen. Mancherorts erweist sich der Nebel als besonders zäh und kann den ganzen Tag über den Sonnenschein eintrüben (Wolkenradar). Die Temperaturen erreichen bei Dauer- oder Hochnebel kaum mehr als +0 bis +5 Grad. Löst sich der Nebel auf, ist mit viel Sonnenschein und Temperaturen von +5 bis +10 Grad und über dem Westen von bis zu +12 Grad zu rechnen.
Störungen greifen auf Deutschland über
Bereits ab Sonntagnachmittag verdichtet sich von Westen die Bewölkung und noch in der Nacht auf Montag setzt Regen ein, der sich im Tagesverlauf weiter nach Osten ausdehnt und Deutschland zum Dienstag bereits wieder verlassen hat. Das gradientenschwache und zu Nebel neigende Wetter setzt sich bis Mitte der kommenden Woche fort, wobei sich die Temperaturen mit -1 bis +4 Grad bei schwachen Winden dem Gefrierpunkt annähern. Leichter Niederschlag ist am Mittwoch nicht auszuschließen – teils als Schnee, teils als Schneeregen oder Regen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.
Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Ein Hauch von Winter
Die oben stehenden Wetterkarten berechnen auch heute wieder eine halbwegs funktionierende Hochdruckzone zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien, was den Polarwirbel weiter in Richtung Kanada und Grönland verfrachten wird. Die erhöhte Tiefdruckdynamik über dem Atlantik ist also nur eine Frage der Zeit.
Nach der Wettervorhersage der Europäer intensiviert sich die Tiefdruckaktivität über dem Atlantik zwischen dem 5. und 6. Dezember, wobei der Höhepunkt zum 6. Dezember mit einem Orkantief bei Island zu erwarten ist. Die Tiefdruckdynamik läuft jedoch auf das Hoch über Mitteleuropa auf, und die Wirkung verpufft zunächst einmal.
Grundströmung dreht auf nördliche Richtungen
Die Frontalzone wird über dem Atlantik blockiert und drückt auf ihrer Vorderseite einen Keil des Azorenhochs nach Norden. Der Hochdruckkeil intensiviert sich bis zum 10. Dezember und positioniert sich mit einem autark agierenden Kern zwischen Portugal, Spanien, Frankreich und England. Damit liegt das Hoch westlich von Deutschland, Österreich und der Schweiz, und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, kippt die Grundströmung auf nördliche Richtungen.
Keine Westwetterlage, nur bedingt winterlich
Die erste Erkenntnis ist, dass es der Frontalzone trotz eines guten Ansatzes erneut nicht gelingen wird, eine Westwetterlage zu etablieren. Die zweite Erkenntnis ist, dass es mit dem Hoch zwar kühler wird, der Winter – aufgrund der Nähe des Hochdrucksystems – jedoch auf Abstand gehalten wird. Zudem ist es gut möglich, dass sich das Hoch im weiteren Verlauf direkt über Deutschland verlagern wird. Dann ist bei Dauerfrost mit neblig-trüben Wetter zu rechnen.
Im anderen Fall würde das Hoch über dem Atlantik verweilen und an seinem östlichen Gradienten immer wieder Störimpulse über Mitteleuropa nach Süden abgleiten lassen. In diesem Szenario wäre ab den mittleren Lagen häufiger mit Schneefall zu rechnen. Aber auch über tieferen Lagen können sich Schneeflocken mituntermischen und die Landschaft ab den mittleren Lagen allmählich winterlich schmücken. Ein Hauch von Winterwetter.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Vollwinter über Deutschland
Was passiert, wenn sich das Hoch über dem Atlantik festigt und sich als Blockadehoch positionieren kann, zeigt sich in der aktuellen Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag.
Die Positionierung des Blockadehochs über dem Atlantik hat ein meridional verlaufendes Strömungsmuster zur Folge. Die erste Erkenntnis ist auch hier – die Westwetterlage wird nicht kommen. Allerdings zeigt sich in der Prognose der Amerikaner ein deutlich negativer AO- und NAO-Index-Wert, was die Grundströmung über Mitteleuropa komplett auf nördliche Richtungen kippen lassen kann.
Arctic Outbreak und der Winter bis auf tiefere Lagen herab
Was folgt, ist ein am 8. Dezember beginnender Vorstoß kalter Luftmassen arktischen Ursprungs, welcher Deutschland, die Schweiz und Österreich bis zum 10. Dezember komplett flutet. Die Temperaturen erreichen am 8. Dezember noch +6 bis +12 Grad und sinken bis zum 11. Dezember auf +4 bis -3 Grad ab. Der Höhepunkt des Kaltluftvorstoßes wird zum 13. Dezember mit Tageshöchstwerten von +1 bis -6 Grad berechnet. In den Nächten sinken die Temperaturen auf -2 bis -12 Grad, und bei Aufklaren und über Schnee können bis -18 Grad möglich sein.
Apropos Schnee – da es sich um einen Trogvorstoß mit Verbindung bis zur Mittelmeerregion handelt, ist mit einer erhöhten Niederschlagsleistung zu rechnen, welche ab dem 10. Dezember bis auf tiefere Lagen in Schnee übergeht und so für eine winterliche Wetterentwicklung bis auf das Flachland herab sorgen kann. So könnte es mit dem Flachlandwinter klappen.
Auf den Punkt gebracht: Westwetterlage oder Winterwetter?
Die erste Frage ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit geklärt. Eine reine Westwetterlage wird es so nicht geben können. Bleibt noch die Frage nach dem Winter, und die wird maßgeblich vom Hochdruckaufbau auf dem Atlantik abhängen. Häufig ist es so, dass sich zwar das Hoch aufbauen kann, im weiteren Verlauf jedoch über Mitteleuropa nach Osten abkippt und für eine vergleichsweise warme Südwestwetterlage sorgen kann. Also ja, der Winter hat seine Chancen, doch müssen die kommenden Prognosen weiter analysiert und verifiziert werden.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Einen deutlichen Schritt in Richtung Winter zeigt sich heute im Mittelwert aller Kontrollläufe. Wurde eine Nordströmung in den vergangenen Tagen lediglich angedeutet, so ist eine Nordwetterlage ab dem 10. Dezember zwischenzeitlich sehr wahrscheinlich geworden.
Das Spektrum schwankt somit nur noch zwischen einer nasskalten und winterlichen Wetterentwicklung. Und hier bieten die Höhenwerte einen guten Anhaltspunkt. Der Mittelwert liegt um den 6. Dezember in 1.400 Meter Höhe zwischen +1 und -1 Grad und sinkt zum 10. Dezember auf -4 bis -6 Grad ab. Für den Flachlandwinter werden -5 bis -7 Grad benötigt, während für die mittleren Lagen -3 bis -5 Grad ausreichen. Das wird spannend, und im Moment sind die Voraussetzungen für eine winterliche Episode in der zweiten Dezemberdekade so gut wie schon lange nicht mehr! Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. Dezember | +1 bis +8 Grad |
+3 bis +6 Grad |
8. Dezember | +0 bis +11 Grad |
+4 bis +6 Grad |
13. Dezember | -5 bis +10 Grad |
-1 bis +3 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:19 Uhr
Die Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag war aus Sicht der Freunde des Winterwetters
ein echter Knaller und hätte einen Durchbruch des Winters bis auf das Flachland zur Folge gehabt.
Blockadehoch oder nicht
Die zentrale Frage aber, die sich stellt, ist, ob sich das für den Flachlandwinter über Deutschland notwendige Blockadehoch auf dem Atlantik etablieren kann oder nicht. Heute Abend erfolgt bereits die Korrektur der Amerikaner und sie berechnen exakt das, was sich typischerweise bei einer solchen Entwicklung häufiger zeigt.
Das Hoch keilt auf dem Atlantik zwar nach Norden auf, doch kippt die Achse zum 10. Dezember zügig über Mitteleuropa ab, und was folgt, ist eine dröge Wetterlage, die mit Temperaturen von +7 bis +12 Grad die Freunde des Winterwetters
zur Verzweiflung bringt. Um es mit anderen Worten zu formulieren: In den kommenden Tagen werden sicherlich - teils tiefwinterliche - Wetterentwicklungen berechnet, doch sollte man das Abkippen der Hochdruckzone stets im Hinterkopf behalten. Und ja, der Kaltluftdurchbruch verzögert sich erst einmal bzw. wird über Osteuropa und über dem westlichen Russland nach Süden abgelenkt.
Keine Klarheit bei den Randfaktoren
Eine Westwetterlage wird zunehmend unwahrscheinlicher. Das zeigt sich in einem ab dem 6. Dezember negativen AO-Index (Zustand des Polarwirbels), welcher zum 12. Dezember seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht und anschließend wieder ansteigt.
Der NAO-Index (Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief; Hinweis auf Blockadehoch) bleibt bis zum 8. Dezember in positiver Ausprägung und sinkt anschließend in den neutralen bis leicht negativen Bereich. Zusammengenommen sind das keine klaren Signale in Richtung Winterwetter – vielmehr deutet dies auf eine nasskalte Witterung hin, bei der ab den höheren mittleren Lagen die winterliche Entwicklung zur Option wird.
Das Prinzip eines neutralen Verhaltens des NAO- und AO-Index zeigt sich deutlicher im Vergleich des Mittelwerts aller Kontrollläufe von heute Nachmittag und heute Abend zum 10. Dezember – das mögliche Blockadehoch über dem Atlantik rückt ein Stück näher an Deutschland heran.
Zusammenfassung
Die Europäer berechnen heute Abend den Verbleib des Hochdrucksystems auf dem Atlantik, was über dem Süden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ein meridional verlaufendes Strömungsmuster zur Folge hat. Doch ist das Hoch zu nah an Deutschland dran, als dass ernsthaft über einen Durchbruch des Winters spekuliert werden kann.
Und so bleibt zunächst einmal alles wie gehabt. Der Wettertrend zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit für nasskalte Ausprägung, bei der winterliche Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen möglich werden können. Mehr ist für den Moment nicht zu erwarten.