Winterprognose: Instabiler Polarwirbel und der Spielraum für winterliche Wetterentwicklungen
Die Entwicklung der Großwetterlage wird von drei Hochdrucksystemen getriggert. Die Konstellation, sowie die Positionierung und auch der mögliche Zusammenschluss dieser Hochdruckzonen sind für das Wetter über Deutschland von hoher Gewichtung und lassen auch den Spielraum für winterliche Wetterentwicklungen offen.
Eein weiteres Tiefdruckkonstrukt nähert sich heute Deutschland und sorgt nach einem sonnigen – und mancherorts auch winterlichen – Start in den Tag für aufziehende Bewölkung, welche den Sonnenschein von West nach Ost allmählich eintrüben. Zum Abend ist über dem Nordwesten mit einsetzendem Niederschlag zu rechnen, welcher sich in der Nacht auf Sonntag nördlich einer Linie von Köln und Dresden weiter nach Osten verlagert und zum Nachmittag abzieht. Das Tief führt mit einem kräftigen Wind aus südlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen über dem Westen auf +12 bis +17 Grad ansteigen lassen kann. Weiter nach Osten bleibt es mit +5 bis +10 Grad zunächst noch frischer. Am Montag zieht eine weitere Regenfront von Nordwest nach Südosten über Deutschland hinweg und lässt die Temperaturen mit +12 bis +16 Grad und über dem Südwesten mit bis +18 Grad noch etwas weiter ansteigen.
Kühlere Luftmassen strömen nach Deutschland
Von Dienstag bis einschließlich Donnerstag nähert sich das Tief Skandinavien und dehnt sich in diesem Prozess weiter über den Süden aus. Über Deutschland hat das eine Winddrehung auf Nordwest zur Folge, was bei einem böigen Wind kühlere Luftmassen bis an die Alpen führt. Die Temperaturen gehen bei einer leicht erhöhten und in der Nacht auf Donnerstag verstärkten Niederschlagsleistung mit +5 bis +10 Grad zurück. Ist das Tief durchgezogen, stellt sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Anfang Dezember über Deutschland eine hochdruckdominierte Wetterlage ein. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Dezember.
Zum meteorologischen Winterbeginn hochdruckdominiertes Wetter
Wer bei uns bereits eine Weile zu Gast ist, der hat es mitbekommen, dass wir seit ein paar Tagen die Entwicklung der Großwetterlage mit sog. Triggerentwicklungen über anderen Regionen der Welt beobachten. Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten an, so wird das Prinzip deutlich.
Die Hochdruckzone zwischen Alaska und dem östlichen Sibirien kommt nicht zustande, stattdessen kippt die Hochdruckachse mehr über Sibirien ab und ermöglicht so dem Hoch auf dem Atlantik, weiter nach Norden zu streben. Das verhindert zum einen die atlantische Frontalzone und die damit zusammenhängende Westwetterlage und zum anderen fördert dieser Vorgang ein gestörtes Zirkulationsmuster, welches zu einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront führt. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen Anfang Dezember im Einflussbereich einer Hochdruckzone, was neben Sonnenschein und Temperaturen von +8 bis +12 Grad auch zu zähem Nebel oder Hochnebel führen kann.
Das Hoch auf dem Atlantik wird entscheidend sein
Für Freunde des Winterwetters
ist das Hoch zwischen den Azoren, Island und Grönland interessant. Denn dieses Hoch blockt nicht nur die Tiefdrucksysteme vom Atlantik kommend, sondern befördert an seinen östlichen Gradienten kalte Luftmassen polaren Ursprungs über den Süden. Das Hoch über Deutschland wird - allein schon aufgrund des meridional verlaufenden Grundmusters - weichen müssen und da sich in der Zwischenzeit der Polarwirbel mit seinem Hauptcluster über die Barents- und Karasee verlagert hat, sind das gute Voraussetzungen für einen neuerlichen Vorstoß polarer Luftmassen über den Süden und damit in Richtung Deutschland.
So stehen die Chancen für den Vorstoß arktischer Kaltluft bis Nikolaus
Das Hoch auf dem Atlantik ist ein wichtiger - wenn nicht sogar der wichtigste - Triggerpunkt der kommenden Großwetterlage. Warum? Das Hoch kann zum einen an Ort und Stelle verweilen und über Deutschland zu einer Trogwetterlage führen. Das Hoch kann aber auch nach Osten ausweichen und sich mit ruhigem und teils sonnigem oder nebligem Wetter direkt über Deutschland positionieren. Die dritte mögliche Entwicklung schauen wir uns heute einmal genauer an.
Polarwirbelsplit
Auch wenn die Zonalisierung zunehmend weniger wahrscheinlich wird, so bleibt dennoch das Hoch über Alaska aktiv. Eine Querverbindung zwischen dem Blockadehoch auf dem Atlantik und dem Hoch über Alaska ist also nicht abwegig. Gelingt der Zusammenschluss, so kommt es bereits bis zum 6. Dezember (Nikolaus) zu einem ersten Polarwirbelsplit der Wintersaison - also quasi zum Start des meteorologischen Winters - und das ist ungewöhnlich.
Winterwetter über Deutschland?
Zumindest nicht zwingend - da kommt es noch auf eine ganze Reihe von Parametern und Entwicklungen an - darum geht es im Moment auch gar nicht, sondern vielmehr um das Setup und das ist aus Sicht der Freunde des Winterwetters
heute deutlich interessanter geworden. Einerlei - ein Polarwirbelsplit verbessert die Grundlagen für eine winterliche Wetterentwicklung über Deutschland, hat diese jedoch nicht zwingend zur Folge. Da sich das blockierende Hoch jedoch westlich von Deutschland befindet, sind das gute Voraussetzungen für einen weiteren Durchbruch des Winters über dem Süden bis zum 6. Dezember (Nikolaus).
Auf den Punkt gebracht: Eine interessante Wetterentwicklung steht bevor
Nein, das Wetter verläuft in diesem Jahr nicht nach Schema F. Neben ausgeprägten Hochdruckzonen, sind auch Störimpulse von hoher Bedeutung gewesen. Im Herbst hat sich das Prinzip fortsetzen und in einen frühzeitigen Vorstoß des Winters münden lassen. Was jetzt folgt, ist die 180-Grad-Wende in Richtung Frühling
, was der meridional verlaufenden Grundströmung zu verdanken ist. Und dieses Schema wird sich wohl weiter fortsetzen und auch das Wetter in der ersten Dezemberhälfte dominieren können.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe sind seit Tagen klarer Orientierung. Ende November und Anfang Dezember wird es bei einer nur schwachen Niederschlagsleistung deutlich wärmer – vor allem in der Höhe von 1.400 Metern, denn dort können bis zum 2. Dezember Temperaturen von bis zu +6 Grad möglich sein. Das lässt den Rückschluss auf eine Hochdruckzone über Deutschland zu.
Nachfolgend geht das Temperaturniveau zurück und pendelt sich auf einen Bereich ein, welcher mit einer Anomalie von +1 bis +2 Grad zunächst noch für die Jahreszeit zu warm ist, doch sich nachfolgend vom 6. bis 9. Dezember allmählich normalisiert. Zur gleichen Zeit steigt die Niederschlagstätigkeit an. Der Mittelwert aller Kontrollläufe hält die Optionen für eine Westwetterlage offen, scheut sich aber nicht, die Nordwest- bis Nordwetterlagen mit zu übernehmen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
29. November | +1 bis +13 Grad |
+6 bis +8 Grad |
3. Dezember | +0 bis +15 Grad |
+7 bis +9 Grad |
8. Dezember | -6 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:18 Uhr
Die Amerikaner sind im Tagesverlauf in ihrer Prognose erneut gekippt und favorisieren statt einer meridionalen Nord-Süd- nun eine Süd-Nord-Anströmung der Luftmassen. Eigentlich nicht ganz korrekt, vielmehr handelt es sich um eine blockierte Frontalzone, deren Blockierung über Mitteleuropa stattfindet und so das Strömungsmuster mehr auf südwestliche Richtungen kippen lassen kann.
Kein Winterwetter möglich
Sollte sich diese Wetterlage exakt so einstellen, so wäre bis Mitte Dezember nicht mit einer winterlichen Wetterlage zu rechnen. Warum? Der Hauptcluster des Polarwirbels verlagert sich in den Bereich zwischen dem östlichen Kanada und Grönland und produziert auf dem Atlantik mithilfe der kalten Polarluft ein Tief nach dem anderen, welches auf die Hochdruckzone über dem Süden Mitteleuropas aufläuft. Ein sich selbst erhaltendes System und deshalb auch so stabil.
Kältere Varianten nehmen zu
Das, was die Amerikaner heute vollzogen haben, gleicht einer 180-Grad-Wende. Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen bildeten die Amerikaner heute Nachmittag die kälteste und heute Abend – die mit Abstand - sogar wärmste Variante ab. Möglich ja, wahrscheinlich aber ist eine ganz andere Wetterentwicklung.
Das gilt auch insbesondere vor dem Hintergrund, als dass die Kontrollläufe heute Abend die Anzahl der kälteren Varianten zunehmen ließen, und so erstreckt sich das mögliche Temperaturspektrum in der Höhe von 1.400 Metern am 3. Dezember zwischen +8 und -14 Grad. Der Mittelwert schwankt zwischen +1 und -2 Grad. Zum Vergleich: Für den Flachlandwinter werden Höhenwerte von -6 bis -8 Grad und für den Winter ab den mittleren Lagen von -4 bis -6 Grad benötigt.
Das ist zugleich der erste Punkt, der sich für die erste Dezemberdekade festhalten lässt. Der November endet und der Dezember beginnt verbreitet trocken und zu warm. Nachfolgend normalisiert sich das Temperaturspektrum zwar, doch reicht es nicht für Winterwetter – so viel zu dem, was das Erwartbare ist.
Zusammenfassung
Der Mittelwert aller Kontrollläufe stützt zudem weiterhin die Zonalisierung, bleibt aber noch offen für andere Entwicklungen. Nachfolgend schauen wir uns einmal die Varianten an, welche über Deutschland tiefstes Winterwetter zur Folge hätten, und bewerten deren Eintreffwahrscheinlichkeit aus der aktuellen Konstellation heraus.
Und ja, das Muster, welches zu einem Durchbruch des Winters führt, ist so einfach wie simpel und zeigt sich mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik. Nur so lässt sich eine meridional verlaufende Grundströmung ermöglichen, welche die arktische Kaltluft bis über die Alpen rauschen lässt. Da gibt es auch Simulationen darunter, welche die Tageswerte auf -5 bis -10 Grad absinken lassen. Zudem wäre mit länger andauerndem und ergiebigem Schneefall zu rechnen.
In der Bewertung würde ein Blockadehoch auf dem Atlantik einen deutlich negativen NAO-Index (Verhältnis zwischen Azorenhoch und Islandtief) auslösen. Zum aktuellen Stand ist der NAO-Index neutral und bis Anfang Dezember leicht negativer Ausprägung und steigt tendenziell darüber hinaus in den leicht positiven Bereich an. Das Blockadehoch wird jedoch in Teilen mit einigen deutlich negativen Varianten gestützt.
Zum aktuellen Stand ist eine winterliche Nordwetterlage mehr theoretischer Natur. Wahrscheinlicher bleibt eine im Dezember nasskalte Temperaturentwicklung, bei der sich die Werte zwischen +5 und +10 Grad einpendeln können. Es gibt jedoch ein Kippmuster - welches um den 2. Dezember herum das Wetter in eine völlig andere Richtung kippen lassen kann. Schaun mer mal.