Wetteraussichten: Polarwirbel in Unruhe Kaltlufttropfen mit Wintersturm und unwetterartigem Schneefall möglich
Die Vorhersage-Modelle berechneten in den vergangenen Tagen immer wieder die Möglichkeit eines Troges samt Randtiefentwicklungen, welche unter bestimmten Voraussetzungen über Deutschland zu einem Wintersturm führen könnten. Wie aber stehen die Chancen für einen heftigen Winterdurchbruch und wie sind die Wahrscheinlichkeiten für Schneefall bis auf tiefere Lagen herab?
Das gradientenschwache Wetter hält sich über Deutschland noch bis zum Ende der Woche. Und so ändert sich beim Gewölk auch wenig. Teils dichter Nebel, teils hochnebelartige Bewölkung, teils aber auch starke Bewölkung, welche das trübe Herbstwetter komplettieren (Wolkenradar). Sonnige Momente sind zwar möglich, doch beschränken diese sich zunächst auf ein Minimum.
Zeitweiliger Regen, teils Schnee, aufziehender Sturm
Aus der Bewölkung kann sich in Form von Sprühregen oder auch Regen Niederschlag lösen, welcher über den Regionen mit Dauernebel und oberhalb etwa 600 bis 700 Meter bei Temperaturen von +2 bis +5 Grad auch als Schnee oder Schneegriesel niedergehen kann. Abseits vom dichten Dauernebel pendeln sich die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad ein und können in den sonnigen Momenten bis +10 Grad möglich machen. Zum Wochenende greift der Ausläufer des Polarwirbels auf Deutschland über. Der Wind intensiviert sich und kann zum Start in die neue Woche stark böig bis stürmisch auffrischen. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen möglich. Der Nebel löst sich auf und bei starker Bewölkung kommt es zu zeitweiligem Niederschlag. Zwischendurch sind auch sonnige Auflockerungen möglich. Der Wind kommt aus Südwest und lässt die Temperaturen vorübergehend ansteigen. Wer es genauer wissen möchte – Wetter November.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Unwetterartiger Schneefall über dem Süden von Deutschland
Der Trog des Polarwirbels schwenkt nach der Wetterprognose der Europäer mit schwächerer Dynamik und zeitlich versetzt in Richtung Deutschland. Die Prognose der Amerikaner ist da deutlich aggressiver. Dafür kommt es beim europäischen Wettermodell zu einer Kettenreaktion, welche den Winter über Teilen von Deutschland bis auf das Flachland herab bringen kann. Mancherorts lässt sich sogar unwetterartiger Schneefall nicht ausschließen. Aber der Reihe nach.
Eisige Polarluft strömt auf den Atlantik
Es ist ein Stück bemerkenswert, wie das Muster in diesem Jahr verläuft - es ist auffällig, wie häufig die Störungen von Norden nach Süden durchdringen, während die eigentlich dominierende Westwetterlage kaum mehr in Erscheinung tritt. So auch dieses Mal. Das Hoch dehnt sich auf dem Atlantik weit nach Norden aus und positioniert sich gegenüber der atlantischen Frontalzone als Blockadehoch. Das Strömungsmuster meridionalisiert und da sich ein Cluster des Polarwirbels am östlichen Hochdruckgradienten befindet, wird der Zustrom kalter Luftmassen arktischen Ursprungs bereits am 17. November zwischen Grönland und Skandinavien in Gang gesetzt.
Der Trog schwenkt bis zum 20. November weiter nach Osten, doch liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz noch im Einflussbereich einer verhältnismäßig warmen Vorderseitenanströmung aus südwestlichen Richtungen, was die Temperaturen auf +6 bis +12 Grad ansteigen lassen kann.
Die Entstehung eines gewaltigen Kaltlufttropfens
Der Trog zieht nach der aktuellen Vorhersage der Europäer noch ein Stück weiter nach Osten und erreicht Deutschland zwischen dem 22. und 23. November. Zur gleichen Zeit dehnt sich das Blockadehoch weiter nach Norden aus und geht zwischen Grönland, dem europäischen Nordmeer und Lappland eine Querverbindung zum Kontinentalhoch über Russland ein.
Der Trog wird abgeschnürt und wabert am 23. November in einem Bereich zwischen Island, Skandinavien, Osteuropa über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis nach Frankreich reichend als mächtiger Kaltlufttropfen umher.
Temperatursturz über Deutschland mit teils unwetterartigem Schneefall
Die Temperaturen sinken über Deutschland auf +0 bis +4 Grad ab und können südlich einer Linie von Mannheim und Dresden mit -3 bis +1 Grad verbreitet im Dauerfrostbereich verweilen. In Richtung der Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kann es aufgrund der warmen Nord- und Ostsee mit bis +6 Grad deutlich milder bleiben.
Die Schneefallgrenze sinkt bis zur Mitte von Deutschland auf 400 bis 600 Meter ab und kann über dem Süden für Schneefall bis auf tiefere Lagen herab sorgen. Da die kalte Luftmasse die Mittelmeerregion erreicht, saugt sich der Kaltlufttropfen mit Feuchtigkeit voll, was über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern zu ergiebigen und länger andauerndem Dauerschneefall führen kann. Mit anderen Worten formuliert - nasskaltes Wetter über der Nordhälfte und Vollwinter über dem Süden.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kurzes- aber heftiges - Gastspiel des Winters
Der Trog schwenkt nach dem Wettertrend der Amerikaner früher und deutlich intensiver nach Deutschland rein, was das Potential von Starkwindereignissen erhöht. Zudem setzt sich eine kleinräumige Randtiefentwicklung - welche so typisch in diesem Prozess sind - über den Alpen durch und kann gleich in mehrfacher Hinsicht das Unwetterpotential erhöhen.
Wintersturm
Die Temperaturen sinken bis zum 19. November über dem Süden unter die Null-Grad-Marke in den Dauerfrost ab, während etwa nördlich von Baden-Württemberg und Bayern bei Werten von +4 bis +8 Grad mit einer nasskalten Witterung zu rechnen ist. Bis zum 21. November senkt sich das Temperaturniveau auf -2 bis +2 Grad über dem Süden und +0 bis +4 Grad über dem Norden weiter ab. Verbreitet herrscht eine nasskalte Witterung vor. Doch gerade die Randtiefentwicklung kann über dem Süden von Deutschland für Starkwindereignisse mitsamt kräftigen Schneefall sorgen.
Ungewöhnlich warmes Wetter
Nachfolgend kippt das Blockadehoch auf dem Atlantik von einer Nord-Süd- in eine Ost-West-Achse und zieht die kalte Luftmasse von Skandinavien weiter raus auf den Atlantik. Infolge daraus wird ein Tiefdrucksystem initialisiert und da sich Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn drehen, beginnt das Tief damit, warme Luftmassen aus Afrika in Richtung Mitteleuropa zu führen. Der Trog kapselt sich nicht als Kaltlufttropfen ab, sondern zieht sich in Richtung der Barentssee und Karasee nach Norden zurück.
Die warme Luftmasse erreicht Deutschland zum 24. November und hat bis zum 26. November einen Temperatursprung auf Werte von +10 bis +15 Grad und mit Sonnenschein auf bis +17 Grad zur Folge. Von unwetterartigem Schneefall hin zum Frühling
- und das binnen 72 Stunden!
Auf den Punkt gebracht: Wintersturm, Kaltlufttropfen und der Frühling
Festhalten lässt sich im Resümee, dass der Ausbruch arktischer Kaltluftmassen nach Süden erfolgt und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Deutschland mit einem frühwinterlichen Spektakel auch erfassen wird. Zudem wird die bislang ruhige Wetterlage komplett auf den Kopf gestellt, was das Potential unwetterartiger Wetterereignisse gleich in mehrfacher Hinsicht erhöht. Unklar ist noch, ob der Zustrom polarer Luftmassen ausreicht, um für den Durchbruch des Winters (Kaltlufttropfen) zu sorgen, oder ob das nur einem nasskalten Geplänkel enden wird. Klar ist auch, dass es für einen nachhaltigen Durchbruch des Winters noch zu früh ist. Einerlei - die kommende Wetterlage wird für die einen spannend und für andere herausfordernd sein.
Das erwartbare Wetter
Die Temperaturanomalie steigt in den kommenden Tagen weiter an und erreicht über dem Norden mit +4 bis +6 Grad am 15. November und über dem Süden mit +2 bis +4 Grad am 17. November einen Höhepunkt. Das ist der Vorderseitenanströmung des Troges geschuldet.
Wettersturz - reicht es für Schnee?
Ab dem 18. November wird ein Temperatursturz favorisiert, welcher die Anomalie bis zum 20. November mit -2 bis +0,5 Grad vielerorts in den zu kalten Bereich absinken lassen kann. Die Höhentemperaturen - und die sind im Hinblick auf die Schneefallgrenze interessant - sinken bis auf -5 Grad ab. Die Schneefallgrenze senkt sich auf 500 bis 700 Meter ab. Überdies ist mit winterlichen Wetterbedingungen zu rechnen. Darunter können zwar auch Schneeflocken beobachtet werden, doch ist eine nasskalte Wettentwicklung über tiefere Lagen deutlich wahrscheinlicher.
Wie lange hält die nasskalte bis winterliche Witterung? Also ja, unser Wettertrend der vergangenen Tage bestätigt sich. Nasskaltes Wetter mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen. Interessant ist zudem, dass die Temperaturprognose der Kontrollläufe ab dem 22. November die Werte wieder ansteigen lassen und bis zum 26. November zu einer Temperaturanomalie von +1 bis +2 Grad sorgen können. Nicht winterlich, doch auch ein ganzes Stück weit von der frühlingshaften
Prognose der Amerikaner entfernt, welche somit die wärmste Wetterentwicklung abbilden. Schaun mer mal.
Aufgrund der absolut spannenden Wetterentwicklung, erfolgt heute Abend gegen 20:15 Uhr eine kurze Aktualisierung dieser Winterprognose an dieser Stelle.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
19. November | -1 bis +9 Grad |
+3 bis +6 Grad |
23. November | -2 bis +14 Grad |
+4 bis +6 Grad |
28. November | -5 bis +17 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:18 Uhr
Sowohl die Amerikaner, als auch die Wetterprognose der Europäer bekräftigen heute Abend den Vorstoß arktischer Kaltluftmassen in Richtung Deutschland. Zwar gibt es noch unterschiedliche Bewertungen im zeitlichen Ablauf, doch ist vom 18. bis 20. November mit Winterluft über Deutschland zu rechnen.
Heftiger Schneefall und nasskalte Niederungen
Es ist Spätherbst und der November ist mit einer Anomalie von +1,9 Grad noch immer deutlich zu warm. Zudem muss die arktische Luft über die warme Nord- und Ostsee, sodass die Temperaturen nur langsam zurückgehen werden. Bis zum 20. November berechnen beide Vorhersage-Modelle Höchstwerte zwischen -2 bis +2 Grad über dem Süden und Osten und bis +6 Grad über dem Westen und den Küstenregionen.
Schneefall ist grundsätzlich bis auf die höheren tieferen Lagen möglich, doch zeigt sich über den Niederungen die Witterung eher nasskalt. Mit anderen Worten formuliert durchmischt sich der Schneefall unterhalb etwa 300 Meter häufiger mit Regen oder Schneeregen. Oberhalb von 300 bis 600 Meter geht der Niederschlag zunehmend in Schnee über und kann oberhalb von 500 bis 700 Metern zu winterlichen Wetterbedingungen führen.
Ansteigendes Unwetterpotential
Da die Dynamik entsprechend hoch ist, sorgt ein stürmisches Wind für einen insgesamt turbulenten Wettercharakter. Stürmische Windböen sind im Zeitraum vom 18. bis 21. November möglich und lässt über exponierten Lagen und den Küsten auch schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Winden - hervorgerufen von Randtiefentwicklungen - nicht ausschließen. Kräftiger Niederschlag, der ab den mittleren Lagen als Schnee niedergeht, komplettiert die chaotische Wetterentwicklung.
Zusammenfassung
Beide Vorhersage-Modelle bekräftigen heute Abend nochmals den heftigen Vorstoß des Polarwirbels in Richtung Mitteleuropa. Es wird zunehmend wahrscheinlicher, dass Deutschland in den Einflussbereich der winterlichen Kaltluftmassen polaren Ursprungs kommt.
Da die Land-, Wasser- und Luftmassen noch immer deutlich zu warm sind, wird viel Energie darauf verwendet werden, um alles abzukühlen. Vor diesem Hintergrund bleibt eine nasskalte Witterung über den Niederungen die erwartbare Wetterentwicklung. Der Winter aber, der wird ab Lagen oberhalb etwa 400 Meter optional.
Das bestätigen auch die Kontrollläufe, welche die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe zwischen dem 19. und 22. November auf -4 bis -6 Grad absinken lassen. Über tieferen Lagen wird es im Hinblick auf Dauerfrost und Schnee erst ab Höhenwerten von -7 bis -9 Grad interessant. Aber ja, die Kontrollläufe sind heute Abend gegenüber heute Nachmittag ein Stück kühler geworden. Wie lange die möglich winterliche Wetterentwicklung anhalten wird? Voraussichtlich bis zum 25. November - dazu dann morgen mehr.