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Wetterprognose: Hop oder Top - zwischen Kaltluftdusche und warmem Hochdruckwetter

| M. Hoffmann

Der Herbst ist bislang ungewöhnlich warm und wird es noch bis November bleiben. Anfang November verlagert der Polarwirbel einen Cluster in Richtung Skandinavien und kann in Kombination mit einem Hoch das Wetter über Deutschland auf den Kopf stellen.

Startet der November mit warmem Wetter, oder sorgt ein Wettersturz für nasskaltes Herbstwetter? © Martin Bloch
Startet der November mit warmem Wetter, oder sorgt ein Wettersturz für nasskaltes Herbstwetter? © Martin Bloch

In den kommenden Tagen dümpelt das Wetter weiterhin vor sich hin. Verantwortlich hierfür ist ein Hochdrucksystem über Mitteleuropa, welches sich zwar im Verlauf des Wochenendes abschwächt, doch weiterhin für das Wetter über Deutschland dominant bleibt. Anders die Situation weiter über dem Süden, wo über Teilen von Südfrankreich, Spanien und Norditalien mit einem quasistationärem Störimpuls unwetterartiger Dauerregen zu erwarten ist. Dieser kleine Störimpuls sorgt zudem dafür, dass die Grundströmung über Deutschland aus südlichen bis südöstlichen Richtungen erfolgt.

Phasenweise goldenes Herbstwetter

Die Alpen blockieren den Niederschlag, sodass sich über Deutschland bis zum 29. Oktober ein weitgehend trockener Wettercharakter einstellen kann. In einem gradientenschwachen Wetterumfeld bilden sich in den Nächten Nebelfelder aus, welche sich am Tage zunehmend als zähe Angelegenheit erweisen und mancherorts den Sonnenschein mit dichtem Nebel oder Hochnebelfeldern vollständig eintrüben können. Ist das der Fall, so lässt sich etwas Nebelnässe oder Sprühregen nicht ausschließen und die Temperaturen orientieren sich mehr an der +10-Grad-Marke. Löst sich der Nebel auf, ist verbreitet mit Sonnenschein zu rechnen, welcher sich nur gelegentlich von vorüberziehenden Wolkenfeldern beeindrucken lässt. Die Temperaturen erreichen mit dem Sonnenschein +14 bis +18 Grad. Mit ungehemmtem Sonnenschein können bis zu +20 Grad nicht ausgeschlossen werden. Wer es genauer wissen möchte – Wetter Oktober 2024.

Das Wetter bleibt vorerst für die Jahreszeit zu warm und verbreitet auch trocken
Die Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Das Wetter bleibt vorerst für die Jahreszeit zu warm und verbreitet auch trocken © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Hochdruckzone bläht sich auf und fällt in sich zusammen

Die aktuell dominierende Hochdruckzone intensiviert sich nach der Wettervorhersage der Europäer bis zum 1. November und füllt sich von oben herab mit ungewöhnlich warmen Luftmassen auf, was die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe auf bis +11 Grad ansteigen lassen kann. Ob sich die warme Luftmasse in einer gradientenschwachen Wetterlage und der dadurch fehlenden Durchmischung bis auf die tieferen Lagen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Die Höchstwerte erreichen am 1. November zwischen +8 bis +14 Grad, und mit länger Sonnenscheindauer können bis +18 Grad möglich sein. Sollte die Durchmischung funktionieren, so wären Temperaturen von +20 Grad und mehr möglich.

Polarwirbel beginnt zu wirken

Die Verlagerung des Polarwirbels von Kanada und Grönland in Richtung Skandinavien und Barentssee wird seit Tagen simuliert und immer wieder bestätigt. Damit ist dieser Prozess eine sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung. Der Druck auf das Hoch wird erhöht, und vieles hängt davon ab, ob es dem Hoch gelingt, sich nach Westen auszudehnen - oder eben nicht. Ein gewichtiger Faktor hierfür ist der Störimpuls, welcher mit seinem quasistationärem Verhalten noch bis zum 2. November über Teilen von Portugal, Spanien und Frankreich für unwetterartige Regensummen sorgen kann.

Nach der aktuellen Vorhersage gelingt es dem Hoch, den Störimpuls zu umgehen und sich zum 2. November zwischen den Azoren und Island auf dem Atlantik zu positionieren. Dieser Impuls lässt das Strömungsmuster meridionalisieren und ermöglicht so die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs. Also ja, der Polarwirbel trogt über den Süden aus und führt mit Höhenkälte spürbar frischere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen mit +3 bis +6 Grad und mit Sonnenschein von bis zu +10 Grad in den Bereich des Vollherbstes rückt. Die Schneefallgrenze sinkt dabei bis auf die höheren mittleren Lagen ab, und in den Nächten kann mit Frost gerechnet werden. Ist die Dynamik entsprechend hoch, können auch Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab nicht ausgeschlossen werden.

Der Polarwirbel trogt Anfang November nach Süden aus und führt spürbar kühlere Luftmassen nach Deutschland
Die Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Polarwirbel trogt Anfang November nach Süden aus und führt spürbar kühlere Luftmassen nach Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Fortsetzung des ungewöhnlich warmen Herbstwetters

Die durchschnittliche Temperatur im Herbst 2024 liegt aktuell bei +13,6 Grad und ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2,1 Grad deutlich zu warm (91/20: +1,6 Grad). Daran wird sich bis November nur unwesentlich etwas verändern, denn das Hoch spielt vorerst noch die Hauptrolle und so ändert sich auch am Temperaturniveau wenig. Der Oktober wird am Ende seiner Tage im Bereich von +1,8 bis +2,0 Grad zu warm ausfallen und ist damit der 38. zu warme Monat in Folge (Abweichung ≥ 0 Grad).

November-Temperaturen von mehr als +20 Grad?

Die Amerikaner berechnen das Hoch bis zum 1. November in einer Art autarken Hochdruckblase direkt über Deutschland, während sich der Polarwirbel vom Island und dem europäischen Nordmeer in Richtung der Barentssee verlagert. Das Hoch hält dagegen und durch die zunehmenden Spannungen zwischen den Systemen läuft das Hoch regelrecht heiß und kann am 1. November für Temperaturen von +14 bis +18 Grad sorgen. Ist ungehemmter Sonnenschein im Spiel, können bis +20 Grad möglich sein, und passen die Rahmenbedingungen, können bis +22 Grad nicht ausgeschlossen werden. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert wären solche Temperaturen um bis zu +12 Grad zu hoch.

Ein sich regenerierendes System - kein Herbstwetter

Der klassische Vollherbst ist im November mit +5 bis +10 Grad definiert. Selten wird noch die +15-Grad-Marke erreicht und die Neigung zu Nachtfrost nimmt zu. Hält sich zäher Nebel, so kann im November auch mit Dauerfrost gerechnet werden. Was die Wetterprognose der Amerikaner jedoch für die erste Novemberdekade berechnet, kommt dem, was typisch ist, noch nicht einmal im Ansatz nahe.

Zwar schwächt sich das Hoch ab und verliert seine autarke Formation, jedoch erhält sich im weitesten Sinne die Hochdruckzone und lässt die Frontensysteme, die vom Atlantik auf Deutschland zusteuern, auflaufen. Die Temperaturen erreichen am 5. November noch +14 bis +18 Grad und mancherorts bis +20 Grad, gehen jedoch bis zum 8. November allmählich auf +9 bis +14 Grad zurück.

Die Niederschlagsneigung nimmt ab dem 5. November zu, doch hält sich das alles in Grenzen. Sind die Temperaturen für den November untypisch, so wird sich mit der schwachgradientigen Wetterentwicklung der Wettercharakter mit teils zähem Nebel dem Herbst anpassen können. Also ja, der Wetterwechsel, der in den vergangenen Tagen immer wieder berechnet und nachfolgend nach hinten verschoben wurde, ist nach der Prognose der Amerikaner fast vollständig verworfen worden. Das zeigt einmal mehr als deutlich, dass man Hochdrucksysteme und deren Erhaltungsneigung über dem Oktober und Anfang November nicht unterschätzen sollte.

Die Hochdruckzone erhält sich bis weit in die erste November-Dekade hinein und verhindert eine nasskalte Witterung
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Hochdruckzone erhält sich bis weit in die erste Novemberdekade hinein und verhindert eine nasskalte Witterung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Wetterumschwung ist nur eine Frage der Zeit

So ist es und so bleibt es - auch nach 120 Stunden hat sich am Resümee nichts geändert. Die Prognosen der Vorhersage-Modelle driften auseinander und bieten für Anfang November zwei unterschiedliche Lösungen an. Hop oder Top: nasskaltes Herbstwetter oder eine Verlängerung der trockenen und warmen Witterung bis weit in den November hinein.

Welches Wetter ist wahrscheinlich?

Die Kontrollläufe bestätigen bis zum 28. Oktober eine Temperaturanomalie von +5 bis +8 Grad, welche bis zum 3. November auf +2 bis +4 Grad zurückgeht. Nachfolgend beginnt sich das Temperaturniveau zu normalisieren und pendelt sich im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert auf eine Differenz von +0 bis +1,5 Grad ein. Im direkten Vergleich hierzu bilden die Amerikaner die mit Abstand wärmste Variante ab. Möglich, ja, wahrscheinlicher ist jedoch die Prognose der Europäer, bei der mit einer zunehmenden Niederschlagswahrscheinlichkeit der Herbst sich im November allmählich einschleichen kann. Schaun mer mal.

Die Hochdruckzone verschiebt sich im Verlauf der ersten November-Dekade nach Westen und ermöglicht mit einer nordwestlichen Grundströmung einen Wetterwechsel
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Hochdruckzone verschiebt sich im Verlauf der ersten Novemberdekade nach Westen und ermöglicht mit einer nordwestlichen Grundströmung einen Wetterwechsel © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
30. Oktober +8 bis
+17 Grad
+12 bis
+14 Grad
3. November +1 bis
+17 Grad
+10 bis
+13 Grad
8. November +0 bis
+16 Grad
+7 bis
+9 Grad
Diagramm Temperaturen November 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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