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Wetter: Eine kuriose Wetterentwicklung zeichnet sich ab

| M. Hoffmann

Ein Arctic Outbreak auf dem Atlantik, eine absolut gestörte Zirkulation und ein Trog auf Abwegen. Das sind die Zutaten für eine spannende Wetterentwicklung, was neben dem Altweibersommer, dem goldenen Oktober auch zu einem Absturz in den Vollherbst über Deutschland zur Folge haben kann.

Kurioses Wetter - Arctic Outbreak auf dem Atlantik, eine absolut gestörte Zirkulation und ungewöhnlich warme Luftmassen über Deutschland
Kurioses Wetter - Arctic Outbreak auf dem Atlantik, eine absolut gestörte Zirkulation und ungewöhnlich warme Luftmassen über Deutschland

Wechselhaft präsentiert sich das Wetter über derzeit Deutschland. So ist im Schwerpunkt über der Südhälfte mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen, welcher sich im Tagesverlauf nach Osten verlagert. Weiter nach Norden, sowie entlang eines breiten Streifens zwischen dem Saarland und dem nördlichen Bayern sind zum Nachmittag sonnige Auflockerungen möglich (Wolkenradar). Verantwortlich für die Wolken und den Regen ist ein schwachgradientiges Tief, welche über Deutschland weiter in Richtung der Alpen zieht, während sich von Norden eine Hochdruckzone ausdehnt und das Wetter rund um den Feiertag - und dem für viele verlängerten Wochenende - beeinflusst.

Der goldene Oktober am Wochenende, Regen zum Wochenstart

Der Regen verlagert sich am Tag der Deutschen Einheit weiter nach Südosten und da sich das dazugehörige Tief über den Alpen aufhängt, wird auch am 5. Oktober (Sa.) etwa südlich einer Linie der Zugspitze bis nach Dresden bei starker Bewölkung mit leichtem, jedoch länger andauerndem Niederschlag zu rechnen sein. Weiter nach Westen und Norden lockert sich die Bewölkung auf, und nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder dominiert der Sonnenschein das Himmelsbild. Ab Sonntagnachmittag verdichtet sich die Bewölkung von Westen und während der Niederschlag über dem Südosten keine Rolle spielt, zieht zum Abend und in der Nacht auf den 7. Oktober eine weitere Regenfront nach Deutschland rein. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Oktober 2024

Deutschland liegt auf der Vorderseitenanströmung einer gestörten Zirkulation, was Anfang der Woche einen Temperatursprung zur Folge hat
Die Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Deutschland liegt auf der Vorderseitenanströmung einer gestörten Zirkulation, was Anfang der Woche einen Temperatursprung zur Folge hat © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Arctic Outbreak auf dem Atlantik, warme Herbstluft über Deutschland

Konnte in den vergangenen Tagen nach der Wetterprognose der Europäer noch über eine Zufuhr kalter Luftmassen aus nördlichen Richtungen spekuliert werden, so hat sich in der Zwischenzeit eine Berechnung durchgesetzt, was die Großwetterlage in eine andere Richtung kippen lässt.

Kein Winter- und kein Herbstwetter

Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so erkennt man die absolut gestörte Zirkulation. An geordnete Verhältnisse mithilfe einer Westwetterlage und einer ausgeprägten Tiefdruckrinne auf dem Atlantik ist vorerst nicht zu rechnen. Der Grund hierfür ist das Hoch, welches sich zunächst nach Grönland und sich bis zum 8. Oktober weit in Richtung Nordpol entwickelt und mit seiner Achse über die Karasee abkippen kann. Die Hochdruckzone verläuft mehr von Ost nach West und bindet die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik.

Im Zeitraum vom 8. bis 12. Oktober intensiviert sich der Zustrom kalter Luftmassen arktischen Ursprungs auf den Atlantik, jedoch werden die Luftmassen umständlich über die Barentssee, dem europäischen Nordmeer über Island nach Süden - in Richtung England - geführt.

Für die Jahreszeit deutlich zu warmes Wetter

Infolge daraus entsteht auf dem Atlantik ein Troggebilde, welches bis zum 12. Oktober nicht sonderlich weit nach Osten vorankommt und Deutschland, die Schweiz und Österreich lediglich streift. Die Temperaturen steigen weiter an und erreichen bei einem über dem Westen leicht wechselhaften Wettercharakter +18 bis +24 Grad und örtlich kann die sommerliche +25 Grad-Marke anvisiert werden. Aber auch die Nächte können mithilfe der Wolken bei Werten von +12 bis +16 Grad ungewöhnlich warm ausfallen.

Arctic Outbreak auf dem Atlantik - Deutschland verbleibt in einer Südwestanströmung der Luftmassen
Die Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Arctic Outbreak auf dem Atlantik - Deutschland verbleibt in einer Südwestanströmung der Luftmassen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kuriose Wetterentwicklung

Auch der Wettertrend der Amerikaner berechnet bis zum 10. Oktober eine absolut gestörte Zirkulation, deren Auflösung zu spannenden Wetterentwicklungen und so zu einer turbulenter Wetterlage führen kann. Die eine oder andere Überraschung ist zu erwarten, doch bis es so weit ist, passiert nicht viel.

Denn auch nach dieser Prognose findet auf dem Atlantik der Arctic Outbreak statt und so kann sich bis zum 10. Oktober ein Trog zwischen dem europäischen Nordmeer, Island und England ausbilden. Deutschland verweilt bis dahin auf der warmen Vorderseitenanströmung des Troges, was die Temperaturen auf +18 bis +24 Grad ansteigen lassen kann. Ist zäher Nebel im Spiel, orientieren sich die Temperaturen näher an der +15 Grad-Marke. Ungewöhnlich warm bleiben mit +10 bis +15 Grad auch die Nächte.

Kurios - Trog kapselt ab, hoher Luftdruck schiebt sich dazwischen

Normalerweise sollte sich der Trog im weiteren Verlauf nach Osten entwickeln, doch wer bei und schon längere Zeit zu Gast ist, der weiß, dass seit Mai sich das Wetter alles andere als normal verhält. Der Grund hierfür ist die Hochdruckzone, welche sich auf dem Atlantik zum 12. Oktober kurz nach Süden zurückzieht, den Trog nach Osten - in Richtung Skandinavien - schwenken lässt, doch zum 13. Oktober eine weitere Hochdruckzone zwischen Osteuropa und Island aufbauen kann. Die Wettersysteme werden binnen 24 Stunden komplett auf den Kopf gestellt. Tiefer Luftdruck über Grönland, hoher Luftdruck über Island; negativer NAO-Index!

Deutschland zwischen den Fronten

Das Zirkulationsmuster bleibt somit bis zum 15. Oktober gestört. Die Hochdruckzone dehnt sich von Island weiter über Skandinavien und Osteuropa aus, während die Tiefdrucksysteme am südlichen Hochdruckgradienten versuchen, nach Mitteleuropa zu gelangen. Das gelingt aber nur zum Teil, da die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn die Tiefdruckentwicklung nach Osten bremst.

Infolge daraus verweilen Deutschland, Österreich und die Schweiz noch bis zum 13. Oktober im Einflussbereich der warmen Südwestanströmung der Luftmassen. Temperaturen von +15 bis +20 Grad werden keine Seltenheit sein und passen die Bedingungen, so können mancherorts bis +24 Grad und über dem Osten sogar sommerliche +25 Grad möglich sein. Erst zur Monatsmitte beginnen die Frontensysteme damit, die Südwestwetterlage abzubauen, und der Herbst rückt ein Stück näher an Deutschland heran.

Kuriose Wetterentwicklung - Deutschland zwischen den Fronten
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kuriose Wetterentwicklung - Deutschland zwischen den Fronten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Herbstwetter oder Altweibersommer?

Auch nach sage und schreibe elf Tagen bleibt das Resümee bestehen. Die Frage nach dem Altweibersommer hat sich zwischenzeitlich klären können und wird mit Temperaturen jenseits der +20 Grad-Marke im Zeitraum vom 6. bis 10. Oktober das Wetter über Deutschland dominieren können. Ob nachfolgend mit dem Arctic Outbreak auf dem Atlantik und dem dazugehörenden Trog der Herbst nach Deutschland einziehen wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall aber steht in der zweiten Oktoberdekade eine spannende Wetterentwicklung bevor.

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen im Zeitraum vom 7. bis 11. Oktober eine Temperaturanomalie von +3 bis +6 und im kurzen Maximum von bis +8 Grad. Ab dem 12. Oktober ist das Temperaturniveau rückläufig und pendelt sich ab dem 14. Oktober auf eine Anomalie von +0 bis +1 Grad ein. Die spannende Wetterentwicklung spiegelt sich mit einem Temperaturspektrum in 1.500 Meter Höhe von +15 bis -6 Grad (Differenz 21 Grad) auch in den Kontrollläufen wider. Zum Vergleich: für eine halbwegs brauchbare Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose von bis 6 Grad wünschenswert.

Die Niederschlagssignale sind vom 4. bis 8. Oktober schwacher Ausprägung, was insbesondere über dem Osten, Norden und Westen vielerorts zu einem goldenen Oktoberwetter führen wird. Überdies zeigt sich eine mäßig erhöhte Niederschlagsprägung. Stabiles Wetter ist zum Beginn der zweiten Oktoberdekade wenig wahrscheinlich, die südwestliche Ausprägung aber ist unverkennbar. Schaun mer mal.

Der goldene und warme Oktober mit einer nachfolgenden Normalisierung in Richtung Herbst
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der goldene und warme Oktober mit einer nachfolgenden Normalisierung in Richtung Herbst © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
8. Oktober +10 bis
+23 Grad
+15 bis
+17 Grad
12. Oktober +7 bis
+21 Grad
+12 bis
+14 Grad
17. Oktober +6 bis
+19 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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