Wetteraussichten: Der erste Arctic Outbreak der Saison - Die absolut gestörte Zirkulation zieht den Polarwirbel weit nach Süden
Eine spannende und auch kuriose Wetterentwicklung spielt sich im Moment im Bereich zwischen dem östlichen Kanada, Grönland und dem Atlantik ab, was das Wetter über Deutschland gleich in vielerlei Hinsicht völlig auf den Kopf stellen kann.
Eine kleinräumige Störung erreicht Deutschland und kippt bis zum 2. Oktober von Niedersachsen in Richtung Baden-Württemberg ab. Anfangs sorgt die Störung über dem Westen noch für kräftige und über den exponierten Lagen und den Küsten für stürmische Windböen, doch schwächt sich das Tief auf seinem Weg nach Süden ab. Einerlei - der Himmel präsentiert sich meist stark bis wechselnd bewölkt und mit zeitweiligem Niederschlag ist zu rechnen. Der Niederschlagsschwerpunkt liegt über Teilen von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, dem nördlichen Rheinland-Pfalz und Hessen, sowie dem Alpenvorland. Die Temperaturen erreichen +10 bis +15 Grad und können in den kurzen sonnigen Momenten bis +17 Grad möglich machen.
Weniger Regen, mehr Sonnenschein
Im Zeitraum vom 3. bis 5. Oktober hängt die Störung noch über den Alpen fest und kann südlich einer Linie vom Saarland und Sachsen für starke bis wechselnde Bewölkung, sowie für gelegentliche Schauer sorgen, welche über den Regionen südlich der Donau nennenswert ausfallen können. Weiter nach Norden lockert die Bewölkung auf und nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder ist mit viel Sonnenschein zu rechnen. Der Wind kommt schwach aus zunächst nördlichen und im weiteren Verlauf aus unterschiedlichen Richtungen. Die Temperaturen steigen auf +14 bis +18 Grad an. Mit Sonnenschein können bis +20 Grad und bei starker Bewölkung und Regen bis +12 Grad möglich sein. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Oktober
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Arctic Outbreak
Man erkennt die absolut gestörte Zirkulation mit dem Hoch über Grönland bereits auf den oben stehenden Wetterkarten. Zwar blockiert das Hoch die atlantische Frontalzone vollständig und bedingungslos, doch sorgt die Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs zum 4. Oktober für die Intensivierung eines Tiefdrucksystems auf dem Atlantik, welches im Zusammenspiel mit dem Hoch über Grönland die Zufuhr kalter Luftmassen arktischen Ursprung auf den Atlantik verstärkt. Der erste - nennenswerte - Arctic Outbreak der Saison.
Gestörtes Zirkulationsmuster
Das Strömungsmuster beginnt ab dem 3. Oktober zu meridionalisieren, wobei Deutschland noch bis zum 8. Oktober im Einflussbereich der warmen Süd-Nord-Strömung liegt. Die Temperaturen steigen rasch an und erreichen mit +16 bis +22 Grad vergleichsweise hohe Werte. Mit einer längeren Sonnenscheindauer können sogar bis +24 Grad möglich sein. Ein Hauch von Altweibersommer.
Polarwirbelachse erreicht Deutschland
Im Zeitraum vom 8. bis 10. Oktober kippt die Achse des Grönlandhochs ab und schiebt sich mehr in Richtung Island, was einen deutlich negativen NAO-Index zur Folge haben wird. Durch diesen Prozess verlagert sich der Trog auf dem Atlantik weiter in Richtung Mitteleuropa und sorgt über Deutschland mit einer zunehmenden Bewölkung, zeitweiligen Niederschlag, einem böigen Wind und markant zurückgehende Temperaturen für einen herbstlichen Wettercharakter.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der goldene Oktober und der frühe Winter
Die Wetterprognose der Amerikaner favorisiert auch heute wieder eine meridional verlaufende Grundströmung (Nord-Süd; Süd-Nord). Eine Westwetterlage wird es so schnell nicht mehr geben können. Wie schnell die Großwetterlage sich bei einer meridionalen Strömung um 180 Grad drehen kann, wird in der aktuellen Simulation deutlich hervorgehoben und fasziniert auf die eine oder andere Weise.
Hochdruckgebiet über Grönland
Der Grundstein für die meridional verlaufende Wetterlage wird bereits heute gelegt. Über dem östlichen Kanada dehnt sich ein Hochdruckkeil weit nach Norden aus und erreicht zum 2. Oktober Grönland. Bis zum 6. Oktober festigt sich das Hoch in einer zunächst autarken Formation über Grönland, geht aber bis zum 8. Oktober über dem Atlantik eine Querverbindung zum Azorenhoch ein. Das Hoch agiert gegenüber der Frontalzone als Blockadehoch und unterbindet eine Westwetterlage bereits im Ansatz - die absolut gestörte Zirkulation.
Polarwirbel wird weit nach Süden gezogen
Das Hochdrucksystem dreht sich im Uhrzeigersinn und beginnt Anfang Oktober damit, kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden zu ziehen. Zum 5. Oktober trifft die kalte Luftmasse bei Island auf den Atlantik und initialisiert ein Sturmtief, welches den Zustrom arktischer Kaltluftmassen auf den Atlantik verstärkt.
Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen zunächst noch auf der Vorderseitenanströmung, was die Temperaturen im Zeitraum vom 4. bis 7. Oktober auf +14 bis +18 Grad und vom 8. bis 9. Oktober auf +18 bis +24 Grad ansteigen lassen kann. Das Wetter zeigt sich - trotz der Turbulenzen auf dem Atlantik - über Deutschland zunächst noch entspannt und nur selten ist mit Niederschlag zu rechnen und wenn doch, dann ist die Niederschlagswahrscheinlichkeit über dem Nordwesten höher einzustufen.
Der frühe Winter?
Deutschland gelangt zunächst in eine Süd-Nord-Anströmung der Luftmassen. Doch verlagert sich der Trog auf dem Atlantik bis zum 12. Oktober weiter nach Osten und Deutschland liegt - ebenso wie die Schweiz und Österreich - voll im Einflussbereich des Troges. Das Grönlandhoch denkt gar nicht an eine Abschwächung und so werden vom 10. bis 16. Oktober unentwegt kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden geführt.
Infolge daraus ist über Deutschland mit einem Temperatursturz zu rechnen, was die Temperaturen zum 12. Oktober auf +6 bis +12 Grad und bis zum 14. Oktober auf +4 bis +8 Grad absinken lassen kann. In der Theorie ist auch eine Grenzwetterlage zu diskutieren, doch sollte sich die Prognose auch nur annähernd so einstellen können, wie simuliert, so wird die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen zwischen 500 und 800 Meter absinken können. Ferner werden winterliche Wetterbedingungen zu diskutieren sein.
Auf den Punkt gebracht: Herbstwetter oder Altweibersommer?
Nach dem Störimpuls wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit der Trog auf dem Atlantik niedergehen und auf diese Art und Weise kalte Luftmassen polaren Ursprungs weit nach Süden führen. Im Zusammenspiel mit dem Hoch über Grönland wird sich - zwangsweise - ein meridionales Strömungsmuster ausbilden können. Deutschland gelangt nach dem 3. Oktober zunächst noch in eine warme Vorderseitenanströmung des Troges, was die Temperaturen mit +14 bis +18 Grad und örtlich von bis +24 Grad bis zum 8. Oktober weiter ansteigen lassen kann. Ob es trocken bleibt, ist noch abzuwarten, aber ja, ein Hauch von goldener Oktober zeichnet sich ab.
Welches Wetter wahrscheinlich ist
Ab dem 8. Oktober wird sich zeigen, wie weit der Trog auf dem Atlantik die kalten Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland führen kann. Vergleicht man die Wetterprognose der Amerikaner mit dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so bildet diese - mit Abstand - die kälteste Variante ab. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist eine im Zeitraum vom 6. bis 12. Oktober eine für die Jahreszeit deutlich zu warme Wetterentwicklung. Da hat es in den vergangenen 24 Stunden eine deutliche Korrektur in der Temperaturprognose der Kontrollläufe gegeben, was den Rückschluss nahe legt, dass der Trog auf dem Atlantik niedergeht und Deutschland, die Schweiz und auch Österreich zunächst einmal auf die warme Vorderseitenanströmung gelangt. Die Temperaturanomalie beträgt in diesem Zeitraum im Vergleich zum vieljährigen Klimamittelwert von 1961 und 1990 zwischen +2 und +4 Grad.
Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau ab und pendelt sich auf eine Anomalie von +0 bis +1 Grad ein, was in etwa den Jahreszeiten typischen Temperaturen entspricht. Die Niederschlagsleistung ist noch bis zum 4. Oktober leicht bis mäßig erhöht, sinkt jedoch zwischen dem 5. und 10. Oktober in den nur schwach bis leicht erhöhten Bereich ab. Überdies zeichnet sich eine leicht erhöhte Schauerneigung ab. Im Resümee bleibt festzuhalten, dass der Störimpuls der kommenden Tage zwar den Aufbau einer Hochdruckzone stört, aber nicht verhindern kann. Goldener Oktober
wird zwischen dem 5. und 9. Oktober zunehmend wahrscheinlicher, bevor mit Beginn der zweiten Oktoberdekade die nächste Störung Deutschland erreichen kann. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
6. Oktober | +10 bis +18 Grad |
+13 bis +16 Grad |
10. Oktober | +7 bis +22 Grad |
+14 bis +16 Grad |
15. Oktober | +4 bis +20 Grad |
+12 bis +14 Grad |