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Wettertrend: Gestörte Zirkulation und meridionale Grundströmung - Warmes oder kaltes Herbstwetter?

| M. Hoffmann

Ein turbulenter Start in den Oktober ist mit einer Randtiefentwicklung möglich. Nachfolgend meridionalisiert das Strömungsmuster mit einer gestörten Zirkulation. Ob Deutschland jedoch auf eine warme Vorderseitenanströmung, oder aber in den Einflussbereich eines Ausläufers des Polarwirbels gelangt, hängt von einem Hoch über Grönland ab.

In welche Richtung die Großwetterlage im Oktober kippen wird, hängt von der Ausgestaltung eines Hochs über Grönland ab
In welche Richtung die Großwetterlage im Oktober kippen wird, hängt von der Ausgestaltung eines Hochs über Grönland ab

Eine Randtiefentwicklung dehnt sich in den kommenden Tagen über Deutschland aus und wandelt sich Anfang Oktober in ein Störimpuls (Höhentief) um und dominiert das Wetter bis zum 4. Oktober. Und während das Tief seine Runden dreht, schließt sich zwischen England und Skandinavien die Hochdruckzone, was weitreichende Folgen für die weitere Wetterentwicklung haben kann.

Das Oktoberwetter beginnt herbstlich

Bereits heute nimmt die Bewölkung von Westen zu, doch ist nicht mit Niederschlag zu rechnen, der setzt erst in der Nacht auf Montag ein und dehnt sich im Tagesverlauf nördlich von Baden-Württemberg und Bayern nach Nordosten aus. Kräftiger kann der Niederschlag über Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ausfallen. Hinzukommt ein stark böiger Wind aus zunächst noch südwestlichen Richtungen, welcher über dem Nordosten auch mit stürmischen Windböen auf sich aufmerksam machen kann. Bis zum 3. Oktober trogt die Störung über Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg nach Süden ab und sorgt bei starker bis wechselnder Bewölkung für weiteren Niederschlag. Wer es genauer wissen möchte - Wetter Oktober

Eine Störung dreht sich Anfang Oktober über Deutschland ein und wandelt sich in ein Höhentief, was unbeständiges Wetter zur Folge hat
Die Wettervorhersage der Vorhersage-Modelle: Eine Störung dreht sich Anfang Oktober über Deutschland ein und wandelt sich in ein Höhentief, was unbeständiges Wetter zur Folge hat © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Polarwirbel dehnt sich weit nach Süden aus

Seit rund drei Tagen berechnet die Wetterprognose der Europäer einen Vorgang, welcher den Polarwirbel mit einem Ableger weit nach Süden austrogen lässt. Daran hat sich heute nichts geändert. Was sich jedoch im Vergleich zu den Vortagen geändert hat, ist die Achsausrichtung.

Meridionales Strömungsmuster - gestörte Zirkulation

Damit der Teil des Polarwirbels überhaupt nach Süden austrogen kann, bedarf es auf dem Atlantik ein Blockadehoch. Dieses Hoch entsteht bereits zum 3. Oktober und dehnt sich über dem östlichen Kanada in Richtung Grönland aus. Hochdrucksysteme drehen sich im Uhrzeigersinn und so wird der Kaltlufttransport arktischer Luftmassen nach Süden initialisiert und treffen zum 4. Oktober auf den Atlantik. Dort angekommen befeuern die Temperaturgegensätze ein Tief bei Island, welches zum 6. Oktober eine Position zwischen Island und England einnimmt. So wird die atlantische Frontalzone vollständig blockiert und da sich das Hoch über Grönland immer weiter ausdehnt, spricht man von einer gestörten Zirkulation mi einem meridional verlaufenden Strömungsmuster (Nord-Süd; Süd-Nord).

Die Achse des Polarwirbels kippt ab

Entscheidend, ob Deutschland, Österreich und die Schweiz mit einem markanten Temperatursturz und einer absinkenden Schneefallgrenze voll in den Einflussbereich des Troges gelangt, oder dieser auf den Atlantik abgelenkt wird, hängt von der Ausgestaltung des Hochdrucksystems über Grönland ab.

In den vergangenen 24 Stunden wurde das Hoch kräftiger simuliert und kann dadurch seinen Einfluss bis über den Nordpol ausweiten. Der Kerndruck beträgt bis zum 6. Oktober 1040 hPa. Durch die Drehbewegung im Uhrzeigersinn kommt das Tief zwischen Island und England nicht vom Fleck und verharrt an Ort und Stelle. Da sich Tiefdrucksysteme jedoch gegen den Uhrzeigersinn drehen, gelangen die kalten Luftmassen arktischen Ursprungs nicht über Skandinavien nach Süden, sondern werden durch das Hoch und das Tief nach Westen - in Richtung europäisches Nordmeer und Island abgelenkt.

Die Südwestwetterlage - warmes Herbstwetter

Deutschland gelangt so auf die warme Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems zwischen Island und England. Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und gelegentlichen Schauern steigen die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad an und können bis zum 8. Oktober mit +16 bis +22 Grad und mancherorts mit bis +24 Grad in den spätsommerlichen Bereich ansteigen.

Der meridionale Ansatz - Deutschland liegt zunächst noch in einer warmen Süd-Nord-Strömung
Die Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der meridionale Ansatz - Deutschland liegt zunächst noch in einer warmen Süd-Nord-Strömung © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Südwestwetterlage und ein Wettersturz

Die Wettervorhersage der Amerikaner ist der des europäischen Wettermodells sehr ähnlich. Der Unterschied liegt darin, dass sich das Tief zwischen Island und England weiter intensiviert und sich zu einem Sturmtief weiterentwickeln kann. Der Kerndruck beträgt am 8. Oktober 970 hPa, während das Grönlandhoch 1040 hPa erreicht. Zwei mächtige Wettersysteme, welche viel kalte Luft arktischen Ursprungs nach Süden transportieren.

Warmes Herbstwetter - der goldene Oktober?

Bis zum 8. Oktober gelangen Deutschland, die Schweiz und Österreich auf die Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems. Mithilfe der Südwestwetterlage steigen die Temperaturen weiter an und erreichen am 7. Oktober mit +17 bis +22 Grad und über dem Osten mit bis +25 Grad ihren vorläufigen Höhepunkt. Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und gelegentlichen Schauern stellt sich eine leicht wechselhafte Witterung ein. Warmes Herbstwetter ja, goldener Oktober nein.

Trogachse verlagert sich nach Mitteleuropa - Wettersturz samt absinkender Schneefallgrenze

Im Zeitraum vom 8. bis 10. Oktober verlagert sich das Hoch über Grönland weiter in Richtung Nordpol und schwenkt am südlichen Gradienten mit seiner Achse nach Osten. Das Tief zwischen Island und England entwickelt sich bis zum 10. Oktober weiter in Richtung Skandinavien, während sich die Hochdruckachse auf dem Atlantik weiter nach Island verlagert.

Die Grundströmung bleibt meridionaler Struktur, doch gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz zunehmend in den Einflussbereich des Troges über Skandinavien (Nord-Süd-Strömung). Bei überwiegend starker Bewölkung nimmt die Niederschlagsaktivität weiter zu und die Temperaturen sacken mit +6 bis +12 Grad bis zum 12. Oktober regelrecht ab. Der Tiefpunkt wird mit Höchstwerten von +4 bis +8 Grad und über dem Osten mit bis +14 Grad für den 14. Oktober simuliert. Unter bestimmten Voraussetzungen sind Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen in der zweiten Oktoberdekade nicht auszuschließen und in den Nächten ist mit Frost zu rechnen.

Vom Altweibersommer in den Vollherbst mit markantem Temperatursturz und absinkender Schneefallgrenze
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Vom Altweibersommer in den Vollherbst mit markantem Temperatursturz und absinkender Schneefallgrenze © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Herbstwetter oder Altweibersommer?

Der Oktober beginnt mit dem Übergriff des Störimpulses, unbeständig und windig. Die Temperaturen sinken stets ab und pendeln sich mit +10 bis +15 Grad in einen frühherbstlichen Bereich ein. Nachfolgend wird sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Hochdruckzone durchsetzen können, was mithilfe einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen die Temperaturen nah an die +20 Grad-Marke streben lassen kann. Vollherbst sieht anders aus, Altweibersommer aber auch!

Welches Wetter wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen bereits seit mehreren Tagen eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Südwestwetterlage, und die Vorhersage-Modelle zeigen heute sehr eindrücklich, wie das mit einer abkippenden Tiefdruckachse auf dem Atlantik gelingen kann. Also ja, eine meridional verlaufende Grundströmung ist gesetzt. Fraglich ist zum aktuellen Stand, ob Deutschland in eine Nord-Süd- oder in eine Süd-Nord-Strömung gelangen wird.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe ist eindeutig. Anfang Oktober ist mit einer Temperaturanomalie im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 von +1 bis +2 Grad zu rechnen. Das Maximum wird zwischen dem 6. und 7. Oktober simuliert, was den Rückschluss auf die Vorderseitenanströmung (Südwestwetterlage) zulässt. Nachfolgend geht das Temperaturniveau zurück und pendelt sich auf eine Anomalie von +0 bis +1 Grad ein. Der Wettertrend der Amerikaner zählt im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den kälteren Varianten. Im Resümee lässt sich anhand der Temperaturentwicklung und auch der leicht bis mäßig erhöhten Schaueraktivität bis zum 14. Oktober keine stabile Wetterentwicklung feststellen (weitgehend trockene Phase zwischen dem 4. und 6. Oktober). Auf andere Art formuliert - typisches Oktoberwetter. Schaun mer mal.

Ein stark meridionaler Verlauf der Grundströmung mit einem breiten Spektrum an möglichen Wetterentwicklungen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein stark meridionaler Verlauf der Grundströmung mit einem breiten Spektrum an möglichen Wetterentwicklungen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
5. Oktober +10 bis
+18 Grad
+13 bis
+16 Grad
9. Oktober +6 bis
+20 Grad
+13 bis
+15 Grad
14. Oktober +3 bis
+20 Grad
+12 bis
+14 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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