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Wetteraussichten - Sorgt der Polarwirbel für Abkühlung oder erhält sich die Hitze über Deutschland?

| M. Hoffmann

Noch immer bewerten die Vorhersage-Modelle die Positionierung eines Störimpulses höchst unterschiedlich, was über Deutschland entweder zu einer ausgeprägten Hitzewelle, oder aber zu einem abrupten Ende der hochsommerlichen Wetterlage führen kann. Wie plausibel sind die gegensätzlichen Extreme?

Endet der Hochsommer über Deutschland abrupt, oder sorgt eine Erhaltungsneigung für eine weitere Hitzewelle?
Endet der Hochsommer über Deutschland abrupt, oder sorgt eine Erhaltungsneigung für eine weitere Hitzewelle?

Die Luftmasse über Deutschland wird zunehmend schwüler. Der Grund hierfür ist ein Störimpuls, welcher sich bis zum 4. September weiter nach Osten vorwagt und sich im September über Deutschland quasistationär verhält. So ist heute zunächst entlang eines breiten Streifens zwischen Köln und Berlin mit vereinzelten – teils kräftigen – Schauer und Gewittern zu rechnen (Gewitterradar).

Quasistationäres Verhalten – Potential von unwetterartigen Wetterereignissen steigt an
Sind am Samstag über der Mitte und am Sonntag über dem Süden ein paar gewittrige Regenschauer möglich, so kommt es im Zeitraum vom 2. bis 4. September zu vermehrten – unwetterartigen – Schauern und Gewitter. Insbesondere die fehlende Dynamik in einer gradientenschwachen Umgebung lässt die Gewittercluster für längere Zeit an Ort und Stelle verweilen, was für länger andauernden Starkregen sorgen kann. Die Temperaturen erreichen über der Südhälfte noch bis einschließlich dem 2. September hochsommerliche Werte von +27 bis +34 Grad, während es über dem Norden vorübergehend mit +20 bis +25 Grad etwas frischer wird. Mit den aufziehenden Gewittern kühlt es vom 2. bis 4. September über der Westhälfte auf +20 bis +25 Grad ab, während die Hitze mit bis +34 Grad sich weiter nach Osten zurückzieht. Wer es genauer wissen möchte - Wetter September 2024

Die Vorhersage-Modelle berechnen eine unterschiedliche Positionierung des Störimpulses, was weitreichende Folgen für das Herbstwetter haben kann
Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle: Die Vorhersage-Modelle berechnen eine unterschiedliche Positionierung des Störimpulses, was weitreichende Folgen für das Herbstwetter haben kann © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Erhaltungsneigung – Hitze bleibt über Deutschland bestehen

Man erkennt die unterschiedlichen Ansätze der Vorhersage-Modelle bereits auf den oben stehenden Wetterkarten. Der alles entscheidende Unterschied liegt in der Positionierung des Störimpulses und dieser liegt nach der Wettervorhersage der Europäer nicht über Nord-, sondern über Westeuropa.

Erhaltungsneigung - das Hoch verstärkt sich über Skandinavien
Durch die westliche Positionierung des Störimpulses bleibt dem Hoch genügend Spielraum, sich nicht nur über Skandinavien auszudehnen, sondern dort auch festzusetzen. Dem Störimpuls bleiben dann nicht mehr viel Möglichkeiten übrig, um noch auf irgend eine Art und Weise in das Wettergeschehen einzugreifen. Warum? Ganz einfach - sollte das Hoch kräftiger werden und einen autarken Hochdruckkern über Skandinavien etablieren können, so wird durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn der Störimpuls weiter raus auf den Atlantik gezogen und entfernt sich immer weiter von Deutschland.

Absolut gestörte Zirkulation - Hitzewelle über Deutschland
Normalerweise sollte die atlantische Frontalzone aktiv sein und in Zeiten vor der Klimaerhitzung galt eine zonal strukturierte Grundströmung aus westlichen Richtungen als normal. Das hat sich seit 2012 merklich und seit 2018 spürbar verändert. Alles, was eine zonale Grundströmung unterbindet, gilt als gestörte Zirkulation und schaut man sich die unten stehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man auf einen Blick, dass die Zirkulation nicht nur ein wenig gestört ist.

Sollte sich die Vorhersage der Europäer so durchsetzen, so wäre über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum Ende der ersten September-Dekade mit einem trockenen und sonnigen Wetter zu rechnen. So weit, so unspektakulär - das ist im Grunde das Wetter, was man vom ersten meteorologischen Herbstmonat zu erwarten hat. Spektakulär sind hingegen die Temperaturen, welche nach der Prognose der Europäer mit +27 bis +32 Grad und örtlich mit bis +34 Grad hochsommerliche Werte annehmen und damit um bis zu 12 Grad über dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 liegen können. Unter bestimmten Voraussetzungen wären auch tropische Nächte - bei der die nächtlichen Temperaturen nicht unter die +20 Grad-Marke absinken können - möglich.

Ein mächtiger Hochdruckblock über Europa sorgt im ersten meteorologischen Herbstmonat für eine lang anhaltende Hitzewelle über Deutschland
Die Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein mächtiger Hochdruckblock über Europa sorgt im ersten meteorologischen Herbstmonat für eine lang anhaltende Hitzewelle über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Ende des Hochsommers? - Polarwirbel dreht sich ein

Nach der Wetterprognose der Amerikaner zieht der Störimpuls über Skandinavien und die Barentssee nach Nordosten ab und spielt im Wesentlichen keine großartige Rolle mehr. Im gleichen Zug regt sich jedoch der sich im Aufbau winterliche Polarwirbel mit einer Zentralisierung über dem Nordpol. Das ist für September eine vollkommen normale Entwicklung, doch ist in diesem Fall das die weite Ausdehnung nach Süden interessant.

Der Versuch einer Erhaltungsneigung - Sommerlich bis hochsommerlich warm
Bis Teile des Polarwirbels sich nach Süden ausdehnen, greift der Keil des Azorenhochs zum 6. September auf Mitteleuropa über und sorgt über Deutschland, Österreich und der Schweiz für eine Zunahme an Sonnenschein und eine nachlassende Niederschlagsaktivität. Die Temperaturen pendeln sich nördlich einer Linie von Köln und Dresden auf +20 bis +25 Grad ein und können weiter nach Süden in Richtung der +30 Grad-Marke streben.

Polare Luft aus nördlichen Richtungen
Der Polarwirbel etabliert zwischen dem 8. und 11. September über dem nördlichen Skandinavien einen Teilcluster, welcher sich weiter nach Süden ausdehnt und so die Erhaltungsneigung des Hochdrucksystems zunichtemacht. Der Keil des Azorenhochs zieht sich nach Westen - auf den Atlantik - zurück und stellt sich dort als Blockadehoch auf. Eine Regenerierung der atlantische Frontalzone ist bis auf Weiteres nicht zu erwarten.

Infolge daraus kippt die Grundströmung auf westliche bis nordwestliche Richtungen und führt mit +15 bis +20 Grad spürbar frischere Luftmassen nach Deutschland. Da es sich um kühlere Luftmassen handelt, ist nicht mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen. Sonne und Wolken werden sich abwechseln und gelegentlich einen Schauer möglich machen. Eine Ausnahme gibt es jedoch - Sollte sich die warme Luftmasse über dem Süden behaupten können, so ergibt sich durch die Luftmassenunterschiede die Möglichkeit von länger andauerndem Niederschlag über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern.

Ein Störimpuls verlagert sich vom 5. bis 12. September langsam nach Osten und sorgt mit unwetterartigem Niederschlag für ein Ende des Hochsommers
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Sommerwetter bis Mitte September - Die Erhaltungsneigung mit einem Hoch über Mitteleuropa © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Hitze, Unwetter und ein Ende des Hochsommers

Nach dem Wettertrend der Amerikaner ist eine hochsommerliche Erhaltungsneigung zwar nicht vom Tisch, doch zwingt die nach Süden ausgreifende Aktivität des Polarwirbels das Hoch zum Rückzug, was zugleich das Ende des Hochsommers einläutet. Anschließend ist - allein schon durch den sinkenden Sonnenstand - nicht mehr allzu viel im Hinblick auf den Hochsommer zu erwarten. Vollkommen anders hingegen die Prognose der Europäer, welche mit einer Hitzewelle den Hochsommer bis auf unbestimmte Zeit verlängern (Erhaltungsneigung). Schaut man genauer hin, so lässt sich auch das Konstrukt einer Omegablase (Ω) erkennen, was das Potential einer Beeinflussung des Wetters bis in den Oktober hinein haben kann.

Welches Wetter wahrscheinlich ist:
Während die Prognose-Modelle unterschiedlichste Variationen berechnen, folgen die Kontrollläufe einer klaren Struktur. Zum Vergleich dazu bilden die Amerikaner eine für den Norden von Deutschland mit Abstand eine zu kalte Variante ab, während die Europäer den oberen Rand der Skala abdecken.

In Summe aber favorisieren die Kontrollläufe eine bis zum 9. September anhaltende Anomalie der Temperaturen von +4 bis +8 Grad und phasenweise von bis +10 Grad. Überdies sinkt das Temperaturniveau auf eine Anomalie von +1 bis +3 Grad ab. Wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, dem wird auffallen, dass das Absinken der Temperaturanomalie weiter hinausgezögert wird und die These einer Erhaltungsneigung nicht unwahrscheinlich geworden ist.

Regenprognose:
Die Niederschlagsprognose ist vom 2. bis 5. September über der Südhälfte mäßig erhöht, und nimmt nach Norden hin ab. Ferner lassen sich nur noch schwache bis leicht erhöhte Niederschlagssignale erkennen. In Summe deutet das nicht auf einen markanten Wettersturz hin, welcher den Hochsommer abrupt beendet und in den Herbst überleitet. Vielmehr endet der Hochsommer allmählich und gleitet in den Spätsommer mit gelegentlichen Schauern und Gewittern über. Schaun mer mal.

Schwül-warmes bis heißes und gewitterträchtiges Wetter mit nachfolgend gemäßigter Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Schwül-warmes bis heißes und gewitterträchtiges Wetter mit nachfolgend gemäßigter Südwestwetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
5. September +13 bis
+32 Grad
+23 bis
+25 Grad
9. September +13 bis
+31 Grad
+21 bis
+24 Grad
14. September +12 bis
+30 Grad
+19 bis
+21 Grad
Diagramm Temperaturen September 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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