Wetterprognose: Der winterliche Polarwirbel regt sich - Auswirkungen auf den Spätsommer?
Der Hochsommer - samt Hitze - hat dem August ordentlich eingeheizt. Der August ist mit einer Anomalie von aktuell +3,7 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 extrem zu warm. Doch es tut sich was - der winterliche Polarwirbel regt sich - welche Auswirkungen hat das auf den Spätsommer über Deutschland?
Deutschland steht einem mächtigen Tiefdruckkomplex bei Island gegenüber. Dessen Ausläufer werden in den kommenden Tagen das Wetter über Deutschland unbeständiger gestalten können.
Der Hochsommer dreht auf und bekommt einen Dämpfer verpasst
Ein beständiger Wind aus Südwesten treibt bis Samstag immer wieder Wolken nach Deutschland, aus denen gelegentliche Schauer niedergehen können. Nennenswert sind diese vorerst nicht - verbreitet bleibt es trocken. Die Temperaturen steigen von Mittwoch mit +17 bis +23 Grad bis zum Samstag mit +27 bis +34 Grad erneut in den hochsommerlichen Bereich an. Ab Sonntag dehnt sich ein Ausläufer des Islandtiefs nach Deutschland aus. Noch in der Nacht setzen von Westen kräftige Schauer und Gewitter ein, welche mancherorts unwetterartig ausfallen können. Die Temperaturen gehen mit einem stark böigen Wind auf +17 bis +23 Grad zurück - dem Hochsommer wird erneut ein Dämpfer verpasst. Wer es genauer wissen möchte - Wetter August 2024.
Sommer 2024 - zu warm
Noch ist der Sommer nicht vorüber, doch steht bereits jetzt schon fest, dass dies der 30. zu warme Sommer in Folge sein wird. Die aktuelle Anomalie beträgt +2,13 Grad im Vergleich zu 1961 und 1990 (91/20: +0,83 Grad). Sein Niederschlagssoll hat der Sommer in der Fläche zu 97 Prozent erfüllen können. Insbesondere im Hinblick auf die Niederschlagsbilanz werden die letzten Augusttage noch ausschlaggebend sein.
Der winterliche Polarwirbel macht sich bemerkbar
Das oben angesproche Islandtief bildet jedoch nur einen Teil eines Komplexes ab, welcher sich zum 26. August weiter in Richtung europäisches Nordmeer verlagert und im steten Kontakt zu einem weiteren Wirbel zwischen Kanada, den Aleuten und Sibirien befindet. Das sind die ersten Anzeichen für den Aufbau des winterlichen Polarwirbels. Der Sommer neigt sich nicht nur seinem meteorologischen Ende entgegen.
Wie wird das Wetter?
Für Deutschland ist die Verlagerung des Islandtiefs von entscheidender Bedeutung. Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells berechnet eine Verlagerung des Tiefdrucksystems zum 27. August in Richtung der Barents- und Karasee, während sich das Kontinentalhoch über Russland weiter nach Westen ausdehnen kann. Das hat unmittelbare Folgen für den Spätsommer über Deutschland.
Hitze im September - heißer Start in den Herbst?
Mit dem September beginnt zugleich der meteorologische Herbst. Und wer uns kennt der weiß, dass wir in der Prognose den Herbst in die Rubrik des Winterseingliedern - das am Rande. Jedenfalls drehen sich Tiefdruckgebiete gegen und Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn.
Der Ansatz des winterlichen Polarwirbels lässt die kühle Luftmasse über dem östlichen Kanada nach Süden in Richtung Neufundland ausströmen und entfacht auf dem Atlantik weitere Tiefdrucksysteme. Das Kontinentalhoch hält jedoch dagegen und lässt die Fronten regelrecht aufflaufen.
Infolge daraus gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz auf die Vorderseitenanströmung der Luftmassen. So kann sich nach der Wettervorhersage der Europäer die Luftmasse über Deutschland zügig erwärmen und die Temperaturen bis zum 1. September mit +24 bis +28 Grad und örtlich mit bis +32 in den sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich ansteigen lassen.
Ein Hauch von Herbst und das Ende des Sommers
Das hochsommerliche Konstrukt steht und fällt mit der Ausdehnung des Kontinentalhochs nach Westen. Komm das nicht zustande, so ergeben sich im Wettertrend andere Möglichkeiten, welche gelegentlich in der Vorhersage der Amerikaner berücksichtigt werden.
Frische Atlantikluft
Dehnt sich das Tief nicht nach Westen aus, so findet die Blockade entweder über dem östlichen Europa oder überhaupt nicht statt.. In diesem Fall gelangen Deutschland, die Schweiz und Österreich entweder in eine unbeständige Südwestanströmung, oder in eine Art einer zonal ausgerichteten Grundströmung samt eingelagerter Störimpulse.
Der Wind dreht auf westliche Richtungen und führt mit +12 bis + 16 Grad frischere Luftmassen nach Deutschland. Hinzu gesellt sich zeitweilger Niederschlag, was einen ersten Eindruck vom Herbst geben kann.
Auf den Punkt gebracht: Der Sommer ist noch nicht zu Ende
Vorsicht mit dem Herbst. Es ist und bleibt eine gewagte These, dass der atlantischen Frontalzone der Durchbruch gelingt. Viel wahrscheinlicher ist die Ausdehnung des Hochdrucksystems in Richtung Mitteleuropa und sollte sich das Hoch - auch nur im Ansatz in Richtung Skandinavien durchsetzen können, so ist ein über weite Strecken ein zu warmer und trockener September möglich.
Was wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe favorisieren die Ausdehnung des Kontinentalhochs in Richtung Europa. Nach ein paar Tagen hin und her, festigt sich diese Variante im zunehmenden Maße. Deutlicher zeigt sich das in der Temperaturentwicklung. Die Anomalie beträgt zwischen dem 1. September und 4. September +4 bis +7 Grad. Das ist ein klares Statement für eine Verlängerung der sommerlichen Witterung und eine Absage an herbstlichen Aussichten.
Die Niederschlagsprognose ist um den 25. August erhöht, schwächt sich darüber hinaus in den schwach bis leicht erhöhten Bereich ab. Die klassische Süd- bis Südwestwetterlage. Schaun mer mal.
Anmerkung
Einige von Ihnen werden es bemerkt haben. In den vergangenen drei Wochen wurde ich von Leon vertreten, da ich in einer Region Nordlapplands nördlich des Polarkreises ohne Internet unterwegs war. Neben dem Wetter bin ich leidenschaftlicher Wanderer und habe mir so einen lang ersehnten Wunsch erfüllen können (dazu an anderer Stelle zu gegebener Zeit mehr). Ein Novum, denn bis dahin gab es 15 Jahre Wetterprognosen ohne Urlaub und Unterbrechungen :-). An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Leon für die Vertretung! Ab Donnerstag geht es wie gewohnt weiter.In diesem Sinne - es gibt kein schlechtes Wetter.