Wettertrend: Umstellung der Großwetterlage - Ist vom Winter noch etwas zu erwarten?
Frühlingshaft warme Luftmassen fluten im Moment Deutschland und lassen die Temperaturen in ungewöhnliche Höhen ansteigen. Wars es das mit dem Winter, oder werden mit einem Warming in Stratosphärenhöhe die Karten noch einmal grundlegend neu gemischt?
Der Frühling macht sich heute und auch am Freitag mit Temperaturen von +12 bis +16 Grad und örtlich von bis +18 Grad bemerkbar. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 liegt die Anomalie bei rund +10 Grad und ja, der Februar ist zu seiner Halbzeit mit einer Differenz von +6,1 Grad extrem zu warm und somit auf Rekordkurs (Februar 1990: Abweichung +5,34 Grad), sofern sich in der letzten Februar-Dekade keine gravierende Veränderung mehr ergeben kann.
Sonne, Regen, Wolken und ungewöhnlich hohe Temperaturen
Die ungewöhnliche Wärme ist der atlantischen Frontalzone zu verdanken, welche auf ihrer Vorderseite die Wärme nach Norden führt. Die Großwetterlage ist somit tiefdruckdominiert und so zeigt sich ein bis Dienstag unbeständiger Wettercharakter, bei dem sich Sonne, Wolken und Schauer abwechseln können. Nennenswert ist der Regen von Sonntagnachmittag bis Montagvormittag, der regional auch länger andauernd ausfallen kann. Die Temperaturen gehen am Wochenende etwas zurück und pendeln sich auf +8 bis +12 Grad ein - örtlich können noch bis +14 Grad erreicht werden. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Displacement des Polarwirbels - kein Winterwetter
Gestern noch hatten die Prognose-Modelle keinen eindeutigen Rückschluss auf gravierende Veränderungen innerhalb des Polarwirbels gezeigt. Das hat sich heute geändert und die Wetterprognosen beginnen auf das Warming in Stratosphärenhöhe zu reagieren - jedoch zunächst einmal nicht so, wie es sich die Freunde des Winterwetters
vorstellen.
Verschiebung des Polarwirbels
Bereits mit dem zweiten Maximum eines Warmings in Stratosphärenhöhe gewinnt das Kontinentalhoch über Russland an Stabilität und bläht sich weiter auf. Bis zum 23. Februar erstreckt sich das Kontinentalhoch von Osteuropa bis über das östliche Sibirien und erreicht bis zum 25. Februar ein Maximum.
Das Kontinentalhoch drängt den gesamten Polarwirbel zurück und beschränkt diesen auf ein Aktionsradius zwischen den Aleuten, Alaska, Kanada, Grönland und Skandinavien. Da sich der Polarwirbel aber gegen und das Kontinentalhoch im Uhrzeigersinn drehen, verbleibt Deutschland in einer für die Jahreszeit zu warmen Vorderseitenanströmung aus südwestlichen Richtungen.
Bei Temperaturen von +5 bis +10 Grad und örtlich mit bis +12 Grad ist die Großwetterlage weit von dem entfernt, was man als Winter bezeichnen könnte. Das sog. Worst-Case-Szenario aller Freunde des Winterwetters
. Warum? So schnell wird sich diese Konstellation nicht auflösen können und wird sicherlich noch die ersten März-Tage mit beeinflussen können.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Verschiebung des Polarwirbels mit optionaler Ostwetterlage
Auch die Wetterprognose der Amerikaner springt heute auf ein Displacement des Polarwirbels an. Zuvor zeichnet sich jedoch ein Showdown
zwischen dem Polarwirbel und dem Kontinentalhoch ab, was mit dem 23. Februar zugleich eine Schlüsselszene für die weitere Wetterentwicklung abbildet.
Polarwirbel hängt fest
Der Polarwirbel versucht mit allen Mitteln in Richtung Skandinavien vorzudringen, wird jedoch zwischen Grönland, Island und England blockiert - und zwar vollständig. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen noch in der Vorderseitenanströmung des Polarwirbels, was die Temperaturen mit +8 bis +12 Grad auf einem hohen Niveau hält.
Dem Cluster geht zudem die Energie aus, während sich das Kontinentalhoch - bedingt durch das Warming in Stratosphärenhöhe - sich immer weiter aufblähen und so an Raum gewinnen kann. Bis zum 28. Februar erstreckt sich das Kontinentalhoch vom östlichen Sibirien über Russland, dem nördlichen China, Kasachstan und Osteuropa. Der nördliche Teil des Kontinentalhochs erreicht Skandinavien. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen so zwischen die Fronten und da sich das Hoch aber weiter nach Westen ausdehnen kann, dreht die Grundströmung auf östliche Richtungen.
Winterlich ab den mittleren Lagen?
Die Temperaturen pendeln sich vom 24. bis 28. Februar auf nasskalte +4 bis +8 Grad ein. Da sich ein Teilcluster des Polarwirbels in Richtung der Mittelmeerregion verlagert, kann zeitweiliger Niederschlag eine Rolle spielen, der bis auf tiefere Lagen herab als Schnee oder Schneeregen niedergehen kann. Ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 500 bis 800 Meter kann mit winterlichen Wetterbedingungen gerechnet werden.
Auf den Punkt gebracht: Stellt ein Warming in Stratosphärenhöhe noch einmal alles auf den Kopf?
Die Großwetterlage wird sich mit Beginn der letzten Februar-Dekade umstellen können. Die Frage ist - kippt die Großwetterlage vollständig in den Frühling, oder gelingt es dem Winter noch einmal, Akzente zu setzen und so einen rekordwarmen Februarereiteln?
Was wahrscheinlich ist
Das Warming in Stratosphärenhöhe wird da eine gewichtige Rolle spielen. Die Abschwächung des Polarwirbels von oben herab hat bereits begonnen und wird sich bis zum 20. Februar weiter fortsetzen können. Rund 4 bis 7 Tage später werden sich die Folgen des Warmings in den Prognose-Modellen wiederfinden (24. bis 28. Februar) und die Sprunghaftigkeit erneut ansteigen lassen. Also nicht wundern, wenn die Vorhersage-Modelle zwischen winterlichen und frühlingshaft warmen Varianten springen werden.
Die Jahreszeit ist - im Hinblick auf den Winter - jedoch schon weit fortgeschritten und so wird ein Durchbruch des Winters bis auf tiefere Lagen herab zunehmend ein Ding der Unmöglichkeit, zumal die Rahmenbedingungen mit einer bereits vorhandenen Schneedecke und durchdringendem Frost nicht gegeben sind. Selbst unter optimalen Bedingungen muss die Polarluft viel Energie darauf verwenden, den Temperaturüberschuss abzubauen.
Die Kontrollläufe scheinen das zu berücksichtigen und berechnen ein Maximum der Temperaturen zum 16. Februar. Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau etwas ab, bleibt aber bis zum 23. Februar mit einer Anomalie von +3 bis +6 Grad im deutlich zu warmen Bereich. Erst darüber hinaus zeigt sich mit einer weiteren Abkühlung der Temperaturen in 1.500 Meter auf -3 bis -5 Grad eine allmähliche Normalisierung der Temperaturen. Für den Flachlandwinter aber sind Höhenwerte von -7 bis -9 Grad und ab den mittleren Lagen von -5 bis -7 Grad ausreichend. Das unterstreicht noch einmal die geringen Erfolgsaussichten einer spätwinterlichen Wetterentwicklung - diese bleibt aber aufgrund des Warmings nicht gänzlich auszuschließen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
21. Februar | +4 bis +13 Grad |
+7 bis +9 Grad |
25. Februar | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
1. März | -2 bis +13 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Märzwinter - oder Frühlingswetter?