Wetterprognose: Welche Rolle spielt der Winter noch?
Deutschland liegt momentan im Einflussbereich von Tiefdrucksystemen, welche auf ihrer Vorderseite ungewöhnlich warme Luftmassen nach Nordosten führen. Die Frage, welche sich bei frühlingshaften Temperaturen stellt - kann der Winter noch eine Rolle spielen?
Das Kontinentalhoch über Russland geht in den kommenden Tagen eine Querverbindung zum Hoch über Alaska ein und drängt den Polarwirbel auseinander. Ein Cluster des Polarwirbels zentralisiert sich über Kanada und dominiert so das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ungewöhnlich warmes und unbeständiges Wetter
Die atlantische Frontalzone entsendet vom östlichen Kanada aus ein Tiefdruckausläufer nach dem anderen in Richtung Mitteleuropa. Dort angekommen, prallen die Tiefdruckgebiete auf das Kontinentalhoch und driften nach Norden ab. Was folgt, ist über eine Südwestwetterlage, was über Deutschland zu einem unbeständigen Mix aus Sonne, Wolken und zeitweiligem Niederschlag führt. Die Temperaturen erreichen mit +10 bis +15 Grad weiterhin ungewöhnlich hohe Werte. Kommt die Sonne zum Vorschein, so können bis +17 Grad möglich sein. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Blockadehoch knickt ein
Die Wetterprognose der Europäer schwankte in den vergangenen 24 Stunden teils erheblich. Das lag unter anderem an dem Versuch, den Polarwirbel in zwei Teile zu teilen. Gelingt das, kommt es zu einem Polarwirbelsplit und einem Blockadehoch auf dem Atlantik, was die Voraussetzungen im Hinblick auf einen möglichen Durchbruch des Winters verbessert.
Nach der aktuellen Vorhersage dehnt sich das Azorenhoch zum 18. Februar weit nach Norden aus und erreicht Island und Grönland. Im entscheidenden Moment aber misslingt die Querverbindung zum Hoch über Alaska. Der Polarwirbel wird nur angetäuscht und nachfolgend muss das Blockadehoch dem Druck der Frontalzone vom östlichen Kanada aus nachgeben und kippt nach Osten ab.
Kein Winterwetter
Es ist somit nur eine Frage der Zeit, bis sich die Frontalzone regeneriert und in Kombination mit der abkippenden Hochdruckzone warme Luftmassen nach Deutschland führt.
Mit anderen Worten formuliert, scheitert der letzte Versuch des Winters kläglich - zumindest nach der aktuellen Wettervorhersage der Europäer. Bei Temperaturen von +6 bis +12 Grad fehlt jedwede Fantasie für den Winter.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Zwischen Frühling und Winter
Anders ist die Wetterprognose der Amerikaner. Das Blockadehoch kommt ab dem 18. Februar zwar zustande, jedoch positioniert es sich mit seiner Achse zwischen Spanien, England und dem europäischen Nordmeer nah an Deutschland.
Deutlicher ist die Vorhersage der Amerikaner auch im Hinblick auf einen möglichen Polarwirbelsplits. Dem Blockadehoch gelingt es, bis zum 19. Februar eine Querverbindung zum Hoch über Alaska aufzubauen und den Polarwirbel in zwei Aktivitätszentren aufzusplitten. Der eine Cluster wirbelt über Kanada, der Zweite über dem östlichen Sibirien.
Winter nicht unmöglich
Für Deutschland ist die Wetterlage grenzwertig. Das Hoch nähert sich Deutschland an, doch liegt der Hochdruckkern westlich und da Hochdrucksysteme sich im Uhrzeigersinn drehen, dreht die Grundströmung auf nördliche Richtungen. Die Temperaturen gehen von 19. bis 21. Februar auf -2 bis +5 Grad zurück. Die tieferen Werte sind über dem Osten und Süden und die höheren über dem Westen und Nordwesten zu erwarten. Niederschläge sind nicht gänzlich auszuschließen und können bis auf tiefere Lagen herab in Form von Schnee oder Schneeregen niedergehen. Nach Osten und Süden lässt sich über die Ausbildung einer Schneedecke philosophieren.
Polarwirbel macht Sachen
Der Störimpuls - welcher den Polarwirbel auseinanderdriften lässt - sorgt für eine gewaltige Unwucht im sonst so runden Verlauf des Polarwirbels und es ist nur eine logische Konsequenz, dass der Polarwirbel versucht, zu seiner alten Stabilität zurückzufinden. Das Problem aber ist zum einen das Polarhoch, welches sich bis zum 25. Februar vollständig ausgebildet hat und zum anderen der ansteigende Sonnenstand. Verschiedenste Einschübe weiterer Hochdrucksysteme sind denkbar und eine Aussage, ob die Großwetterlage jetzt in Richtung Frühling oder Winter kippt, lässt sich im Resümee der Amerikaner nicht treffen. Vieles ist möglich, nichts ist ausschließen.
Auf den Punkt gebracht: Welche Optionen hat der Winter noch?
Das Spektrum ist und bleibt breit gestreut. Einig sind sich die Vorhersage-Modelle mit einer für die Jahreszeit erheblich zu warmen Witterung bis zum 17. Februar, nachfolgend wird sich zeigen, ob der Winter oder der Frühling favorisiert wird.
Was wahrscheinlich ist
Interessant ist der Mittelwert aller Kontrollläufe. Normalerweise ist es so, dass wenn eine Wetterentwicklung als wahrscheinlich gilt, diese sich in der Gradientenstruktur erkennen lässt. Das ist bis zum 18. Februar noch der Fall, bis zum 25. Februar aber verschwimmt das zu einem unkenntlichen Muster, bei der ein mögliches Blockadehoch und ein Tief über Skandinavien vage hervortritt.
Die Kontrollläufe bestätigen mit einer Anomalie von +4 bis +7 Grad eine bis zum 17. Februar extrem zu warme Wetterentwicklung. Nachfolgend geht das Spektrum weit auseinander und pendelt sich im Mittelwert im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert im nur leicht zu warmen Bereich ein. Eine nasskalte Witterung über tieferen Lagen mit optionalem Winterwetter ab den höheren mittleren Lagen ist somit eine vom 19. bis 26. Februar wahrscheinliche Wetterentwicklung. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
16. Februar | +1 bis +14 Grad |
+8 bis +10 Grad |
20. Februar | -3 bis +12 Grad |
+4 bis +6 Grad |
25. Februar | -1 bis +17 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:20 Uhr
Wir wurden in den vergangenen Tagen - insbesondere im Hinblick auf das Warming in Stratosphärenhöhe - immer wieder gefragt, ob denn in Sachen Winterwetter noch Wunder
geschehen können.
Die Fragen zielten meist darauf hinaus, ob sich binnen weniger Stunden vielleicht doch noch Winterwetter wird einstellen können. Nein, das ist nicht der Fall. Das Warming in Stratosphärenhöhe wird dem Polarwirbel von oben herab ordentlich zusetzen und ihn destabilisieren. Was dann folgt, ist vollkommen offen und kann von einer frühlingshaften Witterung hin zu einer tiefwinterlichen Wetterlage führen. Und da der Winter bislang ein Supermildwinter ist, ist jede andere Konstellation der Großwetterlage potentiell besser, als die aktuelle - zumindest aus Sicht der Freunde des Winterwetters
. Schauen wir einmal auf das Warming in Stratosphärenhöhe.
Kräftiges Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Im Vergleich zu den vergangenen Tagen kann man heute Abend eine Intensivierung der zweiten Phase des Warmings in Stratosphärenhöhe feststellen. Es handelt sich somit nicht nur um ein grenzwertiges, sondern um ein umfassendes Ereignis, was den Polarwirbel bis weit in den Frühling hinein beeinflussen kann.
Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell noch +110 km/h und sinken bis zum 16. Februar auf +0 km/h ab. Bis zum 25. Februar dreht der Stratosphärenwind von West-Ost auf Ost-West und nimmt mit -42 km/h eine negative Windgeschwindigkeit an. Das ist ordentlich und wird den unteren Luftschichten des Polarwirbels eine massiv negative Beschleunigung verpassen.
Da wird noch einiges passieren und man wird auch noch die tollsten Berechnungen in den Vorhersage-Modellen zu sehen bekommen, ob diese aber Winterwetter bringen werden, lässt sich daraus nicht ableiten. Ein vollkommen desolater Polarwirbel ist jedoch sehr wahrscheinlich und wenn das Warming sich weiter intensiviert, kommt auch eine frühzeitige Auflösung des winterlichen Polarwirbels ins Spiel (Final-Warming).
Wir haben einmal die kuriosesten Berechnungen von heute Abend gegenübergestellt, sodass man in etwa eine Vorstellung davon bekommt, was möglich ist.
Das Kippmuster in den Vorhersage-Modellen
Kommen wir auf die Sprunghaftigkeit in den Vorhersage-Modellen zurück. Klar ist, dass das Warming in Stratosphärenhöhe ein Polarhoch hervorbringen wird. Unklar ist, welche Achsen zum Polarhoch aufgebaut werden. Man sieht das in den oben stehenden Wetterkarten deutlicher.
Entsprechend groß ist der Entwicklungsspielraum und hängt davon ab, welche Achse zum Polarhoch aufgebaut werden kann. Und so sind bis zum 18. Februar noch größere Sprünge in den Vorhersage-Modellen zu erwarten. Allen voran die Amerikaner, welche zum 15. Februar ein Blockadehoch auf dem Atlantik berechnen, dass sich zunächst über Skandinavien verlagert, dann aber einen Rückzieher in Richtung England und Grönland macht und sich bis zum 25. Februar im Bereich zwischen den Azoren, Grönland und dem Polarhoch bewegt. Deutschland gelangt so in eine nordwestliche Grundströmung.
Die Temperaturen erreichen am 16. Februar +8 bis +12 Grad, am 19. Februar +2 bis +6 Grad und am 23. Februar -2 bis +5 Grad, wobei die höheren Werte über dem Westen und die tieferen über dem Osten zu erwarten sind.
Kein Winterwetter
Die Wetterprognose der Europäer will von Winterwetter - zunächst - einmal nichts wissen. Der hohe Luftdruck ist zu nah an Mitteleuropa dran. Das hat mit Winterwetter nichts gemeinsam, auch wenn man die Unwucht des Polarwirbels erkennen kann. Schaun mer mal, was die kommenden Stunden noch so bringen werden.