Wetterprognose - Winterwetter ist nur noch unter ganz bestimmten Voraussetzungen möglich
Eine Luftmassengrenze sorgt über dem Norden für winterliche Wettererscheinungen, doch ist das mit nachrückender Frühlingsluft kein Durchbruch des Winters. Nachfolgend setzt sich mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Hochdrucksystem durch und im Hinblick auf den Winter wird die Position des Hochdruckgebietes eine wichtige Rolle spielen. Und da ist ja auch noch das Major-Warming, was seinen Einfluss mit einem turbulenten Polarwirbel geltend machen kann.
Eine Luftmassengrenze baut sich aktuell über Deutschland auf und sorgt noch bis einschließlich Freitag über der Nordhälfte für eine nasskalte Witterung, welche sich im Verlauf weiter nach Nordosten zurückzieht. Entlang dieser Luftmassengrenze lässt sich Schnee und Schneeregen mit der Ausbildung einer dünnen Schneedecke nicht ausschließen. Die Vorhersage-Modelle sind sich in ihrer Schneeprognose weiterhin nicht einig, jedoch zeigt sich eine zunehmende Korrektur zur gemäßigten - und damit auch plausiblen Prognose - des deutschen Vorhersage-Modells. Mit einem nachhaltigen Durchbruch des Winters hat das nichts gemeinsam, vielmehr winterlicher Überraschungseffekt - wenn überhaupt.
Frühlingsluft über dem Süden
Weiter nach Süden macht sich die andere Seite der Luftmassengrenze mit ungewöhnlich hohen Temperaturen bemerkbar. So können +10 bis +15 Grad und über dem Süden örtlich bis +18 Grad möglich sein. Hinzukommt zeitweiliger Niederschlag, der mancherorts kräftiger und länger andauernd ausfallen kann, wobei auch sonnige Momente möglich sein können. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Hochdruckaufbau und ein Kippmuster
Der Winter hat - trotz Luftmassengrenze - einen nach wie vor schweren Stand. Nach der Wetterprognose der Europäer bessern sich die Rahmenbedingungen im Hinblick auf den Spätwinter nicht so schnell.
Hochdruckblase Europa - vollständig gestörte Zirkulation
Bereits bis zum 15. Februar baut sich zwischen Skandinavien und Deutschland eine weit gefasste Hochdruckzone auf und blockiert sämtliche Wetteraktivitäten ab. Da sich der Hochdruckkern mehr über Skandinavien befindet, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz zunehmend in den Einflussbereich einer östlichen Grundströmung. Was die Temperaturen - je nach Sonnenscheindauer - auf +5 bis +10 Grad zurückgehen lassen kann. Weiterhin unwinterlich.
Kippmuster - das Blockadehoch auf dem Atlantik
Wer schon längere Zeit bei uns zu Gast ist, der weiß, dass ein nachhaltiger Durchbruch des Winters in den meisten Fällen nur dann gelingt, wenn sich auf dem Atlantik ein Blockadehoch ausbilden kann. Nach der Wettervorhersage der Europäer verlagert sich der Schwerpunkt des Hochdrucksystems zum 18. Februar weiter in Richtung Island und beginnt damit eine Querverbindung zum Hoch über Kanada und Alaska aufzubauen.
Die vollständige und die absolut gestörte Zirkulation
Diese Verlagerung ist um übrigen auch der klassische Übergang von einer vollständig zu einer absolut gestörten Zirkulation, bei der die atlantische Frontalzone für einen bestimmten Zeitraum gewissermaßen nicht mehr oder nur noch im geringen Umfang existent ist.
Winterwetter?
Nein, soweit ist es nicht. Jedoch verbessern sich die Rahmenbedingungen für eine spätwinterliche Wetterentwicklung mit der absolut gestörten Zirkulation. Warum? Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird die Entwicklung auf einen Polarwirbelsplit hinauslaufen und die Hochdruckachse befindet sich im Hinblick auf den Winter in einer hervorragenden Position. Kurzum - die Rahmenbedingungen passen, jetzt müssen sie nur noch genutzt werden und da kann aus Sicht der Freunde des Winterwetters
bekannterweise auch viel schieflaufen.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Kein Winter mehr möglich?
Die Wetterprognose der Amerikaner von heute Morgen und auch heute Nachmittag bestätigt zum wiederholtem Male den Aufbau einer Hochdruckzone über Mitteleuropa und ist damit konform zur Prognose der Europäer.
Für die Jahreszeit erheblich zu warm.
Doch im Unterschied zu den Europäern liegt die Hochdruckzone weiter südlicher, was die Ostanströmung der Luftmassen unterbindet und Deutschland, die Schweiz und Österreich im gradientenschwachen Bereich des Hochdrucksystems liegen. So ist bis zum 19. Februar mit einem Mix aus Sonne, Wolken und teils zähen Nebel- und Hochnebelfeldern zu rechnen. Die Temperaturen erreichen am Tage Höchstwerte von +6 bis +12 Grad und sind über den Regionen mit Nebel mit +4 bis +6 Grad frischer. Mit nennenswertem Niederschlag ist nicht zu rechnen und in den Nächten sinken die Werte auf -2 bis +3 Grad ab. Weit weg von dem, was sonst im Februar zu erwarten ist.
Im Zeitraum vom 18. bis 24. Februar ist nach den Amerikanern auch kein aufkeilendes Hochdrucksystem - in den Polarwirbel hinein - mehr zu erkennen, stattdessen intensiviert sich der Wirbel über Kanada und regt damit die Tiefdruckproduktion auf dem Atlantik an. Das ist mit Blick auf den Winter absolut kontraproduktiv. Die mögliche Temperaturspanne lag nach den Berechnungen am 21. Februar zwischen +12 bis +16 Grad und damit im frühlingshaften Bereich.
Kurskorrektur - Hoch keilt auf dem Atlantik als Blockadehoch auf
Eine gewisse Sprunghaftigkeit ist mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe zu erwarten und zeigt sich im zunehmenden Maße in den Prognose-Modellen. Auffällig ist der Vergleich der Amerikaner von heute Morgen und heute Nachmittag.
Meridional verlaufendes Muster
Anstatt sich die atlantische Frontalzone regeneriert und mit einer zonal verlaufenden Grundströmung auf Deutschland zusteuert, ist es heute Nachmittag ein Blockadehoch, dass sich bis zum 19. Februar auf dem Atlantik aufstellen und die Frontalzone vollständig blockieren kann. Fraglich ist noch die Positionierung des Hochdrucksystems. Es soll an dieser Stelle lediglich unterstreichen, dass die Vorhersage-Modelle nach Durchgang eines Maximums des Stratosphärenerwärmung zu einer höheren Sprunghaftigkeit neigen und dieser Zeitraum ist zwischen dem 18. und 21. Februar definiert.
Auf den Punkt gebracht: Welche Optionen hat der Winter noch?
Die Amerikaner und auch die Europäer bilden im Vergleich zu den Kontrollläufen die jeweils wärmeren Entwicklungen ab. Die Gemeinsamkeiten liegen in einer dominanten Hochdruckzone, was den Winter bis Mitte Februar zu einem Ding der Unmöglichkeit macht.
Was wahrscheinlich ist
Wahrscheinlicher ist eine nasskalte Wetterentwicklung über tieferen Lagen mit winterlichen Optionen ab den höheren mittleren Lagen bei einer leicht erhöhten Niederschlagsleistung. Nach dem 15. Februar lässt sich eine zunehmende Schwankungsbreite in den Kontrollläufen ausmachen. So bewegt sich das Temperaturspektrum in 1.500 Meter Höhe zwischen +12 bis -14 Grad. Eine Differenz von 26 Grad. Zum Vergleich: für eine halbwegs vernünftige Wettervorhersage ist eine Differenz von 2 bis 4 Grad und für eine Wetterprognose von bis 6 Grad wünschenswert.
Da ist also noch vieles möglich. Schaut man sich den Mittelwert der Temperaturen in 1.500 Meter Höhe an, so sinken diese zum 13. Februar auf ein Spektrum zwischen -2 und -4 Grad ab und verweilen in diesem Spektrum bis zum 24. Februar. Das reicht nicht für den Flachlandwinter, für den in der zweiten Februar-Hälfte Höhenwerte von -7 bis -9 Grad eine Grundvoraussetzung ist. Für mittlere Lagen sind -4 bis -7 Grad ausreichend und das unterstreicht noch einmal, dass Winterwetter unter den aktuellen Bedingungen so nicht zu erwarten ist. Lediglich das Major-Warming in Stratosphärenhöhe kann noch einmal alles auf den Kopf stellen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
14. Februar | +2 bis +10 Grad |
+5 bis +7 Grad |
18. Februar | +0 bis +15 Grad |
+5 bis +7 Grad |
23. Februar | -5 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:18 Uhr
Der Winter hat es schwer
Die kommende Wetterentwicklung ist verbreitet frühlingshaft und bleibt auch im Verlauf der kommenden Woche - trotz zurückgehender Temperaturen - wenig winterlich.
Sollte der Februar erneut extrem zu warm ausfallen können, so ist ein weiterer Supermildwinter zu erwarten. Stand heute hat der Winter eine durchschnittliche Temperatur von +3,2 Grad erreicht. Im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 ist der Winter mit einer Abweichung von rund +3,0 Grad extrem zu warm. Im Vergleich zum wärmeren Mittelwert von 1991 und 2020 liegt die Abweichung mit +1,8 Grad im ungewöhnlich hohen Bereich. Sollte jetzt nicht eine gravierende Veränderung eintreten, so wird sich der Winter eine Position zwischen 5 und 7 in der Top 10 der wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 sichern können.
Displacement des Polarwirbels
Und dass das Wetter im Februar deutlich zu warm ausfallen kann, zeigt sich in der abendlichen Wetterprognose der Amerikaner, welche erneut eine Hochdruckzone über Mitteleuropa simulieren. Die Temperaturen erreichen unter Hochdruckeinfluss bis zum 20. Februar Höchstwerte von +4 bis +8 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer von bis +12 Grad. Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man das seit Tagen besprochene Displacement des Polarwirbels (Verschiebung). Weit vom Winter entfernt.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Apropos Displacement des Polarwirbels - das ist eine Folge des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe, welches am 15. Februar seinen ersten und zum 20. Februar seinen zweiten Höhepunkt erfährt. Der Polarwirbel wird somit ab dem 18. Februar zunehmend instabiler werden und entsprechend sprunghaft werden die Vorhersage-Modelle zu diesem Zeitpunkt werden können.
Das Displacement des Polarwirbels ist nichts anderes, als ein missglückter Polarwirbelsplit
, bei dem es dem Hoch nicht gelingt, den Polarwirbel in zwei oder mehr Teile aufzusplitten. Wir haben heute Abend einmal jeden einzelnen Kontrolllauf bewertet und dabei eine zunehmende Anzahl an Berechnungen gefunden, welche einen Polarwirbelsplit favorisieren. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass ein Polarwirbelsplit nicht zwingend winterliche Wetterverhältnisse über Deutschland zur Folge hat, er bietet aber deutlich bessere Grundvoraussetzungen als ein Displacement.
Die Randfaktoren
Das Warming in Stratosphärenhöhe sorgt in den abendlichen Berechnungen erneut für eine Windumkehr. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten noch +134 km/h und sacken bis zum 16. Februar auf +0 km/h ab. Im Zeitraum vom 17. bis 24. Februar liegen die Windgeschwindigkeiten mit rund -30 km/h in deutlich negativen Bereich und somit werden sich die Luftmassen in Stratosphärenhöhe in eine andere Richtung, als die darunterliegenden drehen. Der Polarwirbel erfährt von oben herab eine massive Schwächung.
Interessant werden ab diesem Moment der AO- und des NAO-Index. Der NAO beschreibt das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief, der AO-Index - vereinfacht - den Zustand des Polarwirbels.
Der AO-Index ist bereits negativ und rutscht ab dem 14. Februar weiter in den stark negativen Bereich ab und strebt die niedrigste Skalierung an. Spannend!
Der NAO-Index ist im Hinblick auf den Winter der gewichtigere Faktor. Der NAO wird im Moment neutral bewertet und an dieser Neutralität ändert sich bis zum 24. Februar erst einmal nichts. Und darin liegt auch die große Herausforderung für den Winter, denn solange sich kein Blockadehoch auf dem Atlantik ausbilden (negativer NAO-Index) kann, wird eine Nordströmung nicht bis an die Alpen reichen. Stattdessen lassen sich entweder eine nasskalte Nordwest- oder ungewöhnliche Südwestwetterlage daraus ableiten (Displacement).
Wetterprognose der Europäer: Polarwirbelsplit
Apropos Sprunghaftigkeit - die Europäer berechnen heute Abend eine 180-Grad-Wende. Bereits zum 14. Februar keilt das Kontinentalhoch in Richtung Alaska aus und teilt den Polarwirbel in zwei Hälften auf. Bis zum 17. Februar dreht sich die Hochdruckachse um 90 Grad und geht eine Querverbindung zum Azorenhoch ein. Was folgt, ist das Blockadehoch auf dem Atlantik. Schaun mer mal.