Winterwetter: Chaotischer Polarwirbel - Zwischen Frühling und Winterchaos ist alles möglich
Eine Luftmassengrenze sorgt im Wochenverlauf über dem Norden für etwas Schneefall, während sich von Süden der Frühling bemerkbar macht. Ob sich nachfolgend der Winter oder der Frühling wird durchsetzen können, hängt von der Stabilität des Polarwirbels, von einem Hochdrucksystem und einem Warming in Stratosphärenhöhe ab.
Kühlere Luftmassen setzen sich zur Wochenmitte von Nord nach Süd in Bewegung und geraten entlang der Mittelgebirge ins Stocken. Der Grund für den abrupten Stopp ist eine ungewöhnlich warme Luftmasse, welche sich von Süd nach Nord ausdehnt. Infolge daraus stellt sich über Deutschland eine Luftmassengrenze ein, bei der sich bis Freitag über dem Norden winterliche Wettererscheinungen und über dem Süden frühlingshafte Momente nicht ausschließen lassen.
Alles dabei: Wind, Sturm, ergiebiger Regen, Schneefall und der Frühling
Die kühle Luftmasse mach sich mit einer markanten Niederschlagsfront am Mittwoch auf den Weg nach Süden und lässt zum Nachmittag über der Nordhälfte die Schneefallgrenze bei Temperaturen von +2 bis +6 Grad bis auf die mittleren Lagen absinken. Der Wind dreht auf nördliche bis östliche Richtungen und lässt die Temperaturen bis Freitag auf +0 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich einpendeln. Weiter nach Süden erreichen die Temperaturen +10 bis +15 Grad und zum Ende der Woche sind über dem Süden bis +18 möglich. Der zeitweilige Niederschlag geht etwa südlich einer Linie von Münster und Berlin meist in flüssiger Form nieder. Weiter nach Norden kann sich Schnee oder Schneeregen mit untermischen und unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich auch die Ausbildung einer Schneedecke nicht ausschließen. Die Vorhersagemodelle sind sich in ihrer Schneeprognose bislang nicht einig. Einerlei - zum Wochenende setzt sich die frühlingshaft milde Luftmasse auch über dem Norden durch. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Abkopplung eines Kaltlufttopfens
Noch ein Hinweis auf die oben stehende Schneeprognose. Diese wird bis Freitag unterschiedlich interpretiert und es lassen sich von in den Prognosen der Amerikaner und Europäer von Lauf zu Lauf größere Schwankungen feststellen. Konsistenter ist das deutsche Vorhersage-Modell und der Erfahrung nach auch das plausibelste. Eine Überraschung in Form einer Schneedecke ist möglich, doch sind Neuschneemengen von bis 10 cm und mehr wenig realistisch. Abwarten.
Vollständig gestörte Zirkulation.
Die Wetterprognose der Europäer zeigt heute erneut eine Variante, welche bereits vor ein paar Tagen einmal gezeigt wurde. Das Blockadehoch auf dem Atlantik dehnt sich bis zum 14. Februar weiter nach Norden aus und geht über dem europäischen Nordmeer und Skandinavien eine Querverbindung zum Kontinentalhoch ein. Bis zum 16. Februar kann sich ein autark agierendes Hochdruckgebiet zwischen Skandinavien und dem westlichen Russland ausbilden - der Wind dreht auf östliche Richtungen und komplettiert eine vollständig gestörte Zirkulation, bei der eine Westwetterlage so schnell nicht mehr möglich sein wird.
Kaltlufttropfen über Deutschland
Das Hoch schnürt einen Trog über Deutschland ab und infolge daraus bildet sich ein Höhentief (Kaltlufttropfen) aus, welches sein Kerngebiet bis zum 16. Februar über dem Westen von Deutschland aufbauen kann.
Der Wind dreht auf östliche Richtungen und führt kühlere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Erreichen die Temperaturen am 12. Februar noch +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad, so sinken die Werte bis zum 15. Februar auf +0 bis +6 Grad ab. Da es sich jedoch um Höhenkälte handelt, ist auch über tieferen Lagen mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer zu rechnen. Insgesamt aber stellt sich eine über tiefere Lagen nasskalte Witterung ein und ab den mittleren Lagen kann mit winterlichen Wetterbedingungen gerechnet werden.
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Polarwirbel in Not - kein Winterwetter
Die Wetterprognose der Amerikaner bleibt gegenüber dem Polarwirbel progressiv. Hochdruckeinschübe setzen diesen massiv unter Druck. Ein Polarwirbelsplit lässt sich auch heute nicht ausschließen, doch verläuft die Achse nicht im Interesse der Freunde des Winterwetters
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Aufbau einer vollständig gestörten Zirkulation.
Heute stimmen die Prognosen der Vorhersage-Modelle wieder überein, denn auch die Amerikaner berechnen den Aufbau eines autark agierenden Hochdrucksystems über Skandinavien, welches vom 13. Februar an die Großwetterlage mit einer vollständig gestörten Zirkulation dominieren wird.
Jedoch kann sich in der Wettervorhersage der Amerikaner kein Kaltlufttropfen ausbilden und so gelangt Deutschland zunehmend in den Einflussbereich des Hochdrucksystems. Die Temperaturen erreichen am 13. Februar +4 bis +8 Grad und pendeln sich bis zum 16. Februar - je nach Sonnenscheindauer - auf +8 bis +12 Grad ein. Vom Winter fehlt zunächst einmal jede Spur.
Polarwirbelsplit mit frühlingshaften Temperaturen über Deutschland
Im Zeitraum vom 16. bis 21. Februar beginnt das Hoch über Skandinavien damit, sich weiter nach Norden auszudehnen und bis zum 21. Februar eine Hochdruckverbindung zu den Aleuten aufzubauen. Was folgt, ist ein Polarwirbelsplit, welcher den Polarwirbel in zwei Cluster aufteilt. Der eine wirbelt über Kanada und der Zweite über Sibirien umher.
Dazwischen aber liegt die Hochdruckzone und diese erstreckt sich über Osteuropa weit nach Süden. Die Blockadewirkung ist gegenüber der Frontalzone auf dem Atlantik enorm und so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine warme Vorderseitenanströmung der Luftmassen. Die Temperaturen können im Maximum auf +12 bis +16 Grad und örtlich auf bis +18 Grad ansteigen. Damit sind die Temperaturen weit weg vom Winter und voll im Frühling.
Auf den Punkt gebracht: Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Die Amerikaner zeigen heute erneut eindrucksvoll, was - trotz optimaler Rahmenbedingungen - im Hinblick auf den Winter alles schieflaufen kann. Klar ist aber auch, dass die Wetterprognose der Amerikaner im Vergleich zu den Kontrollläufen mit Abstand zu den wärmsten Varianten zählt. Möglich ja, wahrscheinlich nein und stärkere Schwankungen sind mit einem bevorstehenden Warming in Stratosphärenhöhe auch zu erwarten.
Was wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe haben in den vergangen 12 Stunden eine Korrektur erfahren. Die Temperaturanomalie beträgt bis zum 12. Februar zwischen +5 bis +10 Grad und neutralisiert sich bis Mitte Februar. Nachfolgend steigt der Temperaturtrend wieder etwas an.
Die Temperaturen sinken in 1.500 Meter Höhe bis zum 15. Februar auf ein Spektrum zwischen -4 und -7 Grad ab, was für Dauerfrost ab den tieferen mittleren Lagen ausreichend ist. Eine leicht erhöhte Niederschlagsleistung könnte für Schneefall bis auf tiefere Lagen herab sorgen. Die Ausbildung einer Schneedecke lässt sich im Zeitraum vom 14. bis 17. Februar oberhalb etwa 100 bis 500 Meter nicht ausschließen (West-Ost Gefälle).
Ein nachhaltiger Durchbruch des Winters bis auf das Flachland herab ist auch nach der heutigen Prognose nicht zu erwarten - stattdessen festigt sich ein nasskalter Witterungstrend mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen. Wie lange diese dann andauernd wird? Das hängt von der Ausgestaltung des Polarwirbels und der Hochdruckposition ab und da gibt es - auch vor dem Hintergrund des Warmings in Stratosphärenhöhe - noch einen größeren Spielraum. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
12. Februar | -3 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
16. Februar | -6 bis +10 Grad |
+2 bis +4 Grad |
21. Februar | -6 bis +12 Grad |
+4 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:30 Uhr
Luftmassengrenze über Deutschland - wo ist mit Schneefall zu rechnen?
Von Norden beginnt allmählich der Zustrom kühlerer Luftmassen, die bis Donnerstag etwa bis zu den Mittelgebirgen vorankommen können. Von Süden dehnen sich zur gleichen Zeit warme Luftmassen nach Norden aus und so kommt es zur Ausbildung einer Luftmassengrenze, welche sich bis zum Samstag schrittweise nach Nordosten verlagert.
So wird es nördlich der Luftmassengrenze bei Temperaturen von +0 bis +4 Grad Momente geben, in denen der Niederschlag bis auf tiefere Lagen herab in Form von Schnee, Schneeregen oder Graupel niedergehen kann. Die Ausbildung einer dünnen Schneedecke ist nicht auszuschließen. Da es sich aber nicht nur um eine Luftmassengrenze ist, sondern auch um eine Grenzwetterlage handelt, werden die Details vom sogenannten Nowcastbereich abhängig sein. Die Schneeprognose der Vorhersagemodelle unterscheidet sich jedenfalls fundamental voneinander. Erfahrungsgemäß ist die Schneeprognose des deutschen Vorhersagemodells in den meisten Fällen die plausibelste.
Kommt der Winter?
Während sich die Temperaturen über dem Norden im nasskalten Bereich einpendeln können, so steigen die Werte weiter nach Süden auf +10 bis +15 Grad und örtlich mit bis +18 Grad in den frühlingshaften Bereich an. Doch steht mit dem Beginn der zweiten Februar-Dekade eine grundlegende Umstrukturierung der Großwetterlage bevor, bei der der Polarwirbel und dessen Zustand eine gewichtige Rolle spielen wird.
Warming in Stratosphärenhöhe
Mit ausschlaggebend für die Stabilität des gesamten Polarwirbels wird auch ein Warming in Stratosphärenhöhe sein. War es in den vergangenen Tagen noch fraglich, ob es sich um ein sogenanntes Minor-Warming oder um ein Major-Warming handelt, so wird in den Prognosen von heute Abend ein Major-Warming klar favorisiert. Erreichen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe am 12. Februar noch +124 km/h, so sinken diese bis zum 17. Februar auf -36 km/h ab.
Destabilisierung des Polarwirbels
Die negativen Windgeschwindigkeiten bedeuten nichts anderes, als dass sich die oberen Luftschichten in eine andere Richtung drehen, wie die unteren. Der Polarwirbel wird von oben herab massiv geschwächt und das wird sich mit einem Zeitversatz von etwa 4 bis 7 Tagen in einem sich destabilisierenden Polarwirbel bemerkbar machen (18. bis 21. Februar).
Die Auswirkungen
Wie sich das Major-Warming in Stratosphärenhöhe auf die unteren Luftschichten auswirken wird, bleibt abzuwarten. Von einem Displacement des Polarwirbels (Verschiebung) bis zu einem Polarwirbelsplit, oder gar einem mäandrierenden Wirbel ist alles möglich. Für Deutschland, Österreich und der Schweiz wird im Hinblick auf Winterwetter entscheidend sein, wie sich ein Hochdrucksystem verhält.
Was für den Winter alles schieflaufen kann, zeigt sich heute Abend in den Prognosen der Europäer und auch der Amerikaner. Die Hochdruckzone verläuft entweder zu nah Deutschland, sodass diese sich direkt über Mitteleuropa oder weiter nach Osten positionieren kann. So kann sich im einen Fall eine trockene, sonnige und ungewöhnlich warme Witterung einstellen und im zweiten Fall züngelt die atlantische Frontalzone gerade noch so an Deutschland, was eine winterliche Wetterlage letztlich vereiteln kann und allenfalls eine Grenzwetterlage provoziert.
Schwankungen nehmen zu
Solange die Echtzeitdaten des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe noch nicht von den Prognosemodellen erfasst werden können, wird es in den Prognosemodellen bis zum 13. Februar noch zu erheblichen Sprüngen kommen können. Es handelt sich um Momentaufnahmen, welche in den nächsten 6 bis 12 Stunden schon wieder gänzlich anders aussehen können. Betrachtet man die Kontrollläufe, so findet man noch ganz andere Extreme, welche wir hier einmal gegenüberstellen. Schaun mer mal.