Winterprognose: Umstrukturierung des Polarwirbels - Der Winter nur im Ansatz
Der Polarwirbel rast mit voller Wucht auf Nordeuropa zu und dreht sich nachfolgend im Bereich von Skandinavien und der Barentssee ein. Entscheidend, ob die kalte Luftmasse auch nach Süden austrogen und so über Deutschland für Winterwetter sorgen kann, ist die Ausbildung eines Blockadehochs auf dem Atlantik.
Ein Sturmtief prallt mit voller Wucht auf Skandinavien. Der Luftdruck fällt binnen weniger Stunden um 45 hPa ungewöhnlich stark ab. An der norwegischen Küste können Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h auftreten und Ausläufer dieses Sturmtiefs erreichen in den kommenden Tagen Deutschland.
Mehr Wolken, Wind und Regen
Die Bewölkung verdichtet sich bis zum kommenden Wochenende weiter und insbesondere nördlich einer Linie von Köln und im Bayerischen Wald ist mit zeitweiligem und nennenswertem Niederschlag zu rechnen. Weiter nach Süden klingt die Niederschlagstätigkeit ab und sonnige Momente können möglich sein. Gänzlich trocken bleiben wird es aber auch dort nicht. Der Wind frischt über dem Norden zunehmend stark böig - und phasenweise auch stürmisch - aus westlichen bis südwestlichen Richtungen kommend auf und schwächt sich nach Süden hin ab. Die Temperaturen erreichen +5 bis +10 Grad und über dem Süden örtlich bis +12 Grad. Am 5. Februar (So.) können über den Süden bis +15 Grad möglich sein. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose: Hoch über Grönland
Über Grönland befindet sich zumeist hoher Luftdruck, der jedoch aus Sicht des Wetters nicht eingreift oder wetterwirksam ist. Das ändert sich immer dann, wenn sich von Alaska - über Kanada - eine Hochdruckzone in Richtung der Azoren ausdehnt.
Hochdruckzone - Hoffnung auf Winterwetter?.
Die Hochdruckzone zwischen Alaska und den Azoren wäre mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik eine gute Voraussetzung für eine winterliche Wetterentwicklung über Deutschland. Die Bedingung aber ist, dass sich die Hochdruckzone auch bis zu den Azoren ausbilden kann.
Das klägliche Scheitern des Winters
Die Wetterprognose der Europäer bestätigt heute den Aufbau einer Hochdruckzone, welche jedoch bei Grönland endet. Das ist aus Sicht der Freunde des Winterwetters
suboptimal. Warum? Ganz einfach - Hochdrucksysteme drehen sich im Uhrzeigersinn und so werden die kalten Luftmassen des Wirbels über Skandinavien zwischen dem europäischen Nordmeer und Island auf den Atlantik gezogen. Suboptimal auch deshalb, da sich durch die Temperaturgegensätze zwischen Island und England ein Tiefdrucksystem ausbilden kann. Tiefdrucksysteme drehen sich gegen den Uhrzeigersinn und befördern auf ihrer Vorderseite ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden.
Über Deutschland können die Temperaturen am 7. Februar zwischen +6 bis +12 Grad und am 10. Februar zwischen +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad betragen. Die Ausnahme bildet der Norden und Nordosten ab, wo die Temperaturen auf nasskalte +1 bis +6 Grad absinken können. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten jedoch genauer an, so ist die Entwicklung der Großwetterlage nah dran am Frühling und weit weg vom Winter. Der Aufbau einer Luftmassengrenze ist zwar grundsätzlich möglich, doch für den Moment eher eine These. Entsprechend skeptisch sollte man der Schneeprognose gegenüberstehen.
Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Winter nur im Ansatz
Die Wettervorhersage der Amerikaner verfolgt einen ähnlichen Ansatz, wie die Europäer, jedoch kommt die Hochdruckzone zwischen Alaska und Grönland nicht zustande. Stattdessen spielt ein Hochdruckgebiet zwischen der Kara- und Barentssee eine gewichtigere Rolle.
Umstrukturierung des Polarwirbels.
Die Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Skandinavien ist bereits ein gewaltiger Umbau der Großwetterlage. Das Hoch innerhalb des Polarwirbels jedoch sorgt mit seiner Drehbewegung im Uhrzeigersinn dafür, dass die kalten Luftmassen - und ein wesentlicher Teil des Polarwirbels über Skandinavien - in Richtung Kanada transferiert werden.
Atlantische Frontalzone wird befeuert
Die kalten Luftmassen gelangen somit über dem östlichen Kanada auf den Atlantik und befeuern dort die Tiefdrucksysteme, welche sich bis zum 10. Februar mit einem Kerndruck von bis zu 950 hPa zu einem Zentraltief zwischen Island und England organisieren können. Die Entwicklung der Großwetterlage ist zwischen dem amerikanischen und europäischen Vorhersage-Modell gänzlich unterschiedlich - das Ergebnis ist jedoch ähnlich und Deutschland gelangt auf die warme Vorderseitenanströmung des Tiefdruckclusters, was die Temperaturen bis zum 10. Februar auf +8 bis +12 Grad ansteigen lassen kann.
Die Chancen für den Winter: Die Wetterprognose der Amerikaner zeigt aber auch eine winterliche Lösung. Das Tief dreht sich dermaßen ein, sodass sich auf der anderen Seite - über dem westlichen Russland - ein Hochdruckkeil nach Norden ausdehnen und das Tief vollständig blockieren kann. Die Tiefdruckenergie aber muss irgendwohin und so bleibt dem Tief nichts anderes übrig, als über Mitteleuropa nach Süden auszutrogen.
Erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront
Durch den Trogprozess kommt es entlang der Polarfront zu einer erhöhten Wellenbewegung und ab dem 12. Februar gelingt es dem Azorenhoch, sich auf dem Atlantik nach Norden auszudehnen. Das Strömungsmuster meridionalisiert und mit einer nördlichen Grundströmung werden kühle Luftmassen von Skandinavien über Deutschland bis an die Alpen geführt. Da die Jahreszeit aber schon weit fortgeschritten ist und eine Frostperiode im Vorfeld nicht vorhanden war, sinken die Temperaturen bis zum 15. Februar mit +4 bis +8 Grad und örtlich mit bis +2 Grad lediglich in den nasskalten Bereich ab. Der Winter aber, der wird ab den mittleren Lagen optional.
Auf den Punkt gebracht: Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
So ist es und so bleibt es - beide Vorhersage-Modell offerieren ein Ende der ungewöhnlich warmen Wetterentwicklung ab dem 8. Februar mit einer nachfolgend nasskalten Wetterentwicklung, welche zumindest ab den mittleren Lagen den Winter möglich machen kann. Aber auch eine nasskalte Variante ist und bleibt für die erste Februar-Hälfte zu warm.
Was wahrscheinlich ist
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe favorisiert bis zum 10. Februar eine Temperaturanomalie von +2 bis +6 Grad, wobei die Anomalie in den ersten fünf Februartagen auch bis +8 Grad betragen kann. Da baut sich in der ersten Februar-Dekade ein ordentlicher Temperaturüberschuss auf. Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau zwar ab, bleibt aber mit einem Überschuss von +1 bis +3 Grad für die Jahreszeit zu hoch.
Die Temperaturen schwanken in 1.500 Meter Höhe im Zeitraum vom 10. bis 15. Februar zwischen -2 und -4 Grad. Für den Flachlandwinter sind Mitte Februar Höhenwerte von -7 bis -9 Grad eine Voraussetzung. Für die mittleren Lagen reichen -4 bis -7 Grad aus. Das unterstreicht noch einmal deutlich, wie gering die Chancen auf einen nachhaltigen Durchbruch des Winters bis auf das Flachland herab sind.
Auffällig ist zudem, dass die kalte Variante der Amerikaner im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den kälteren Entwicklungen gehört(e) und in der Prognose von heute Nachmittag einkassiert
wurde. Stattdessen stellt sich eine zunehmend schwachgradientige Wetterentwicklung ein. Der Winter hat nach wie vor keinen guten Stand - doch zeigt sich auch ein zunehmend instabiler Polarwirbel, welcher in der zweiten Februar-Dekade vielleicht doch noch für Winterwetter sorgen kann. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. Februar | +4 bis +13 Grad |
+9 bis +11 Grad |
9. Februar | +0 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
14. Februar | +0 bis +12 Grad |
+4 bis +7 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Winterprognose von 20:04 Uhr
Welche Möglichkeiten hat der Winter noch?
Die Vorhersage-Modelle stützen zunächst einen ungewöhnlich warmen Start in den Februar, zeigen dann aber auch eine nasskalte Wetterentwicklung, was unter bestimmten Voraussetzungen den Winter bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann.
Ob das aber so kommt, steht noch zur Diskussion und hängt von vielen kleinen Details ab. Die Entwicklung in diese Richtung aber ist deutlich zu erkennen.
Ein Blick auf die Randfaktoren
Sollte die nasskalte Witterung aus Nordwesten gelingen, so muss der NAO-Index neutrale Werte annehmen. Eine Nordwetterlage hätte ein Blockadehoch auf dem Atlantik zur Folge und somit einen negativen NAO-Index. Der NAO-Index spiegelt - vereinfacht ausgedrückt - das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief wider. Ein positiver NAO-Index ist in der Regel ein klares Indiz einer Westwetterlage.
Zum aktuellen Stand ist der NAO-Index positiv besetzt und sinkt bis zum 5. Februar in den neutralen Bereich ab. Das ist ein klarer Hinweis auf eine nasskalte Wetterentwicklung, wobei ein neutraler NAO-Index auch eine Südwestwetterlage zur Folge haben kann. Die Grundkonstellation der Wettersysteme spricht für die Nordwestströmung.
Der Zustand des Polarwirbels
Der AO-Index spiegelt den Zustand des Polarwirbels wider. Aktuell hat der AO-Index seit Anfang Oktober einen Höchstwert erreicht. Der Polarwirbel befindet sich im Moment auf einem Höhepunkt, sackt aber bis zum 5. Februar in den negativen Bereich ab und bleibt bis Mitte Februar negativ bewertet. Das lässt den Rückschluss auf einen sich destabilisierenden Polarwirbel zu, welchen wir mit der nachfolgenden Gegenüberstellung von ausgesuchten Kontrollläufen verdeutlichen. Links der positive AO-Index, rechts daneben die negativen Varianten.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Eine mögliche Ursache für den deutlichen Ruck des AO-Index-Wertes in die negative Richtung ist ein Warming in Stratosphärenhöhe, welches sich in den letzten Tagen abzeichnete und sich in den vergangenen 48 Stunden verstärkte. Und ja, die Struktur, die fortgeschrittene Jahreszeit und auch die Geschwindigkeit des Warmings lässt den Rückschluss auf ein Major-Warming zu, welches Mitte Februar beginnt.
Winterwetter? Vielleicht!
Ein Major-Warming sorgt dafür, dass sich die Winde in Stratosphärenhöhe in eine andere Richtung (OST-West) drehen, wie die unteren Schichten des Polarwirbels (WEST-OST). Infolge daraus wird der Polarwirbel von oben herab massiv geschwächt. Eine markante Destabilisierung ist die Folge hieraus, was eben einem negativen AO-Index entspricht.
Noch ist ein Major-Warming nicht in trockenen Tüchern
und die Windgeschwindigkeiten bleiben in Stratosphärenhöhe bis Mitte Februar mit rund +70 km/h im positiven Bereich, doch der Ansatz ist klar erkennbar und könnte mit einem Zeitversatz von 4 bis 7 Tagen (19. bis 22. Februar) noch ein Winterbringer sein. Abwarten - wir werden das weiter beobachten. Auch wenn es im Moment wenig Hinweise auf den Flachlandwinter gibt, den Winter sollte man noch nicht abschreiben. Schaun mer mal.