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Wetterprognose: Der Polarwirbel dehnt sich nach Süden aus - reicht es für Winterwetter?

| M. Hoffmann

Die Hochdruckdominanz endet Anfang Februar und der Polarwirbel über Skandinavien dehnt weiter nach Süden aus. Das Hoch über Deutschland weicht auf den Atlantik aus und sollte es sich zu einem Blockadehoch entwickeln, so kann man über den Durchbruch des Winters spekulieren.

Der Winter ab den mittleren Lagen?
Der Winter ab den mittleren Lagen?

Ein Hochdrucksystem dominiert momentan das Wetter über Deutschland und wird - trotz eintrübender Schichtbewölkung - noch bis Dienstag durchhalten können. Je nach Sonnenscheindauer erreichen die Temperaturen +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad. Spielt Dauernebel eine Rolle, schwanken die Werte um die +5 Grad-Marke herum. In den Nächten lässt sich leichter Frost nicht ausschließen.

Polarwirbel über Skandinavien
Ende Januar und Anfang Februar machen sich von Norden die Ausläufer des Polarwirbels über Skandinavien bemerkbar. Wie weit der Einfluss nach Süden reichen wird, bleibt noch abzuwarten und die Vorhersage-Modelle sind sich in ihrer Interpretation bislang nicht einig. Einigkeit herrscht hingegen in einer bis zum 3. Februar nur geringen Niederschlagsleistung und einem für die Jahreszeit viel zu warmen Wettercharakter. Unklar hingegen ist noch die Frage hinsichtlich stürmischer Windböen über den Küstenregionen. Mehr dazu: Wetter Februar.

Der Polarwirbel verlagert sich Anfang Februar in Richtung Skandinavien und sorgt für eine Veränderung der Großwetterlage
Wettervorhersage der Prognose-Modelle: Der Polarwirbel verlagert sich Anfang Februar in Richtung Skandinavien und sorgt für eine Veränderung der Großwetterlage © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Aufbau einer Luftmassengrenze - Starkschneefall?

Das Wetter ist mit der Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Skandinavien im Wandel. Das Hoch drückt zwar von Süden mächtig dagegen, doch hat es gegen die Wucht und die Intensität des Wirbels keine Chance. Das Hoch gibt zum 4. Februar nach und zieht sich nach Süden zurück.

Potential von Starkwindereignissen.
Mit dem Rückzug des Hochdrucksystems aber dehnt sich der Polarwirbel über Skandinavien weiter nach Süden aus und sorgt über Deutschland, der Schweiz und Österreich für eine Verdichtung der Gradienten. Das Potential von stürmischen Winden über tieferen Lagen und schweren Sturmböen über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee erhöht sich mit der aktuellen Wetterprognose der Europäer. Über höheren Lagen lassen sich zudem orkanartige Winde nicht ausschließen.

Grenzwetterlage mit absinkender Schneefallgrenze

Im Zeitraum vom 5. bis 7. Februar verliert der Polarwirbel über Skandinavien an Intensität - er hat erreicht, was er erreichen wollte und dehnt sich in einem zunehmend schwachgradientigen Umfeld nach Süden aus. Das Hoch zieht sich weiter nach Süden und Westen zurück, jedoch gelingt es dem Hoch nicht, sich auf dem Atlantik - als Blockadehoch - zu positionieren.

Und so gerät der Kaltluftzustrom über Deutschland ins Stocken und endet entlang eines breiten Streifens zwischen Köln und Dresden. Nördlich davon sinken die Temperaturen mit -2 bis +3 Grad in den nasskalten Bereich ab. Weiter nach Süden sind +5 bis +10 Grad zu erwarten. Und während der Niederschlag über dem Süden in flüssiger Form niedergeht, kann es entlang der Luftmassengrenze zu Starkschneefall kommen. Weiter nach Norden fehlt es an Dynamik und es ist nicht mit viel Niederschlag zu rechnen.

Winterwetter?

Ja und Nein. Die Wetterprognose der Europäer zeigt deutlich, dass es für den Winter nicht einfach wird - trotz optimaler Voraussetzungen. Nur wenn sich das Hoch auf dem Atlantik weiter nach Norden aufwölbt, und sich als Blockadehoch positionieren kann, kann man einen Durchbruch des Winters bis an die Alpen als Möglichkeit in Betracht ziehen.

Der Polarwirbel dehnt sich weiter nach Süden aus, doch mehr wie eine Luftmassengrenze kommt im Hinblick auf den Winter nicht zustande
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Polarwirbel dehnt sich weiter nach Süden aus, doch mehr wie eine Luftmassengrenze kommt im Hinblick auf den Winter nicht zustande © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Polarwirbel erreicht Deutschland

Die Wetterprognose der Amerikaner hat einen ähnlichen Ansatz, jedoch verläuft der Tiefdruckgradient des Wirbels über Skandinavien südlicher. Das hat im ersten Moment einen höheren Einfluss auf mögliche Starkwindereignisse im Zeitraum vom 5. bis 8. Februar. Durch den südlicheren Verlauf der Frontalzone, ist auch mit einer insgesamt höheren Niederschlagstätigkeit zu rechnen.

Nasskalte Übergangsphase mit absinkender Schneefallgrenze
. Der südlichere Verlauf hat auch Einfluss das Verhalten des Hochdrucksystems, was sich nicht nach Süden zurückzieht, sondern bis zum 6. Februar damit beginnt, sich über dem Atlantik nach Norden auszudehnen. Dieser Prozess löst einen Kippmechanismus aus und lässt den Polarwirbel über Skandinavien noch weiter nach Süden streben. Mit einem stürmischen Wind aus nordwestlichen Richtungen gehen die Temperaturen vom 6. Februar mit +6 bis +12 Grad bis zum 8. Februar auf nasskalte +3 bis +6 Grad zurück. Die Niederschlagsform kann auch über tieferen Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer erwartet werden, doch ist das nicht mit Winterwetter gleichzusetzen. Dennoch - oberhalb etwa 600 bis 800 Meter setzt sich allmählich der Winter wieder fest.

Arctic Outbreak bis an die Alpen?

Auch wenn die nachfolgenden Wetterkarten der Amerikaner beeindruckend sind, so handelt es sich nicht um einen massiven Vorstoß des Winters. Das Hoch auf dem Atlantik dehnt sich zwar weiter nach Norden aus, doch misslingt der Aufbau eines Blockadehochs auf dem Atlantik und so meridionalisiert das Strömungsmuster nur in Teilen. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz bleibt bis zum 12. Februar eine nasskalte Witterung erhalten. Die Tageswerte erreichen mit +0 bis +4 Grad am 11. Februar ihr vorläufiges Minimum. Das reicht nicht für den Flachlandwinter. Anders sieht es ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 400 bis 600 Meter aus - dort kann sich der Winter durchsetzen.

Der Polarwirbel setzt sich mit seinen Ausläufern bis über Deutschland durch - Winterwetter ist bis auf tiefere Lagen herab dennoch infrage zu stellen
Wetterprognosenach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel setzt sich mit seinen Ausläufern bis über Deutschland durch - Winterwetter ist bis auf tiefere Lagen herab dennoch infrage zu stellen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen

Der nasskalte Witterungstrend der vergangenen Tage bildet sich zunehmend auch in den Vorhersage-Modellen ab. Der Winter wird es nicht leicht haben, sich bis auf tiefere Lagen herab durchzusetzen. Anders sieht es jedoch ab den mittleren Lagen aus - das aber ist nichts Neues.

Was wahrscheinlich ist

Möglich ist der Flachlandwinter nur dann, wenn sich das Hoch auf dem Atlantik in Form eines vollständigen Blockadehochs etablieren kann. Denn nur so kommt eine stringent verlaufende Nordwetterlage zustande und nicht die maritim angewärmte Nordwestwetterlage.

Deutlicher zeigt sich eine nasskalte Wetterentwicklung in der Temperaturprognose in 1.500 Meter Höhe. Das Spektrum schwankt vom 5. bis 13. Februar im Bereich von +5 bis -12 Grad. Der Mittelwert liegt zwischen -2 und -4 Grad. Für den Flachlandwinter sind im Verlauf der ersten Februar-Dekade Höhenwerte von -6 bis -8 Grad eine Grundvoraussetzung. Für die mittleren Lagen sind -4 bis -6 Grad ausreichend. Das Potential für den Winter ab den mittleren Lagen (500 bis 800 Meter) ist vorhanden. Schaun mer mal.

Der Polarwirbel drückt weit nach Süden, was eine nasskalte Witterung zunehmend wahrscheinlicher macht - der Winter bleibt ab den mittleren Lagen optional
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Polarwirbel drückt weit nach Süden, was eine nasskalte Witterung zunehmend wahrscheinlicher macht - der Winter bleibt ab den mittleren Lagen optional © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
3. Februar +6 bis
+14 Grad
+8 bis
+10 Grad
7. Februar -1 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
12. Februar -4 bis
+10 Grad
+4 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2024
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2024 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:07 Uhr

Sowohl die Wetterprognose der Amerikaner, als auch die des deutschen Vorhersage-Modells, setzen Anfang Februar das Hoch über Deutschland ordentlich unter Druck. Jedoch geschieht das auf eine unterschiedliche Art und Weise, was die Großwetterlage nach dem 5. Februar noch in unterschiedlichste Richtungen kippen lassen kann.

Klar ist, dass der Winter bis zum 5. Februar nichts zu melden hat. Zu dominant ist der Wirbel über Skandinavien und das Hoch tut sich auf dem Atlantik schwer, sich als Blockadehoch zu etablieren. Auch wenn die Prognosen unterschiedliche sind, so besteht eine hohe Übereinstimmung einer westlichen bis nordwestlich verlaufenden Grundströmung. Die Temperaturen aber bleiben bei einem zunehmend unbeständigen Wettercharakter bis zum 5. Februar mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +14 Grad auf einem für die Jahreszeit zu hohem Niveau.

Die Großwetterlage stellt sich zwar Anfang Februar um, doch ist nach wie vor nicht mit Winterwetter zu rechnen
Wetterprognose des amerikanischen und deutschen Wettermodells: Die Großwetterlage stellt sich zwar Anfang Februar um, doch ist nach wie vor nicht mit Winterwetter zu rechnen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Der Februar kann noch einmal winterlich werden

Wir wurden heute gleich mehrmals gefragt, wie denn der Winter zum Ende der ersten Februar-Dekade eine Chance bekommen kann?

Diese Frage ist einfach zu beantworten. Ob Winter oder nicht, steht und fällt mit der Entwicklung eines Blockadehochs auf dem Atlantik. Der Rest passt so weit und würde mit dem Blockadehoch zu einer meridional verlaufenden Grundströmung führen.

Die abendliche Wetterprognose der Amerikaner zeigt - zumindest im Ansatz - den Durchbruch des Winters, jedoch mit einer deutlichen Verzögerung im Ablauf. Schuld an der Verzögerung ist eine Hochdruckzone, welche von Alaska in Richtung der Karasee verläuft und da Hochdrucksysteme sich im Uhrzeigersinn drehen, hat das negative Auswirkungen auf eine perfekte Positionierung des Polarwirbels - zumindest aus Sicht der Freunde des Winterwetters. Dieser zentralisiert sich zum 8. Februar zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien.

Das Hoch flacht ab, was zwischen den Wettersystemen zu einer Intensivierung der Gradienten führt. Der Wind gewinnt an Dynamik und Starkwindereignisse können nicht ausgeschlossen werden. Nachfolgend zentralisiert sich der Polarwirbel erneut über Skandinavien und lässt das Hoch auf den Atlantik als Blockadehoch aufsteigen.

Winterwetter mit Schnee, Eis und Frost?

Das Strömungsmuster meridionalisiert und die Grundströmung kippt über Deutschland auf nördliche Richtungen. Erreichen die Temperaturen am 8. Februar noch +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad, so sinken die Werte bis zum 10. Februar auf +4 bis +8 Grad und bis zum 13. Februar auf -3 bis +5 Grad ab. Die tieferen Werte sind über dem Süden und die höheren über dem Norden zu erwarten.

Mit klassischem Winterwetter ist das nicht gleichzusetzen, vielmehr mit einer nasskalten Witterung über tieferen Lagen, mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen - das aber ist nichts Neues.

Eine nasskalte Wetterentwicklung mit winterlichen Optionen ab den mittlernen Lagen
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eine nasskalte Wetterentwicklung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

So geht Winterwetter

Schaut man sich die Kontrollläufe an, so sind einige Kracher dabei, welche mit einem Arctic Outbreak den Winter weit nach Süden führen können. Würde sich tatsächlich eine solche Wetterlage einstellen können, so wären Tageswerte von -8 bis +0 Grad zu erwarten. Zeitweiliger Schneefall würde das Winterwetter komplettieren.

Das Merkmal einer winterlichen Witterung ist und bleibt jedoch das Blockadehoch auf dem Atlantik und das wiederum wäre nur möglich, wenn der sog. NAO-Index-Wert deutlich negativer Ausprägung wäre. Aktuell ist der NAO-Index deutlich positiv und neutralisiert sich Anfang Februar. Eine leicht negative Entwicklung ist erkennbar, doch ist eine deutlich negative Ausprägung nicht zu erkennen. Tiefwinterliche Wetterverhältnisse bleiben somit eine These.

So geht Winterwetter
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: So geht Winterwetter © www.meteociel.fr

Zusammenfassung

Ein deutlich zu warmer Start in den Februar wurde heute ebenso bestätigt, wie eine im Nachgang nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Mehr scheint - zumindest für den Moment - nicht möglich zu sein.

Das zeigt sich auch in der Zusammenfassung des europäischen Wettermodells, welche den Polarwirbel über Skandinavien weit nach Süden ausdehnen und das Potential von Starkwinderscheinungen zwischen dem 5 und 7. Februar ansteigen lässt. Ob der Winter dann im Nachgang eine Chance bekommt? Schaun mer mal!

Nasskalt mit einem Hauch von Winter ab den mittleren Lagen
Wettertrend nach dem europäischen Wettermodell: Nasskalt mit einem Hauch von Winter ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

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