Winterprognose: Polarwirbel verlagert sich - Temperatursturz und Durchbruch des Winters?
Die Großwetterlage stellt sich in den kommenden Tagen gleich in mehrfacher Hinsicht um. Dabei geraten ein Hoch über Mitteleuropa und der Polarwirbel über Skandinavien in einen Konflikt, welcher unter bestimmten Voraussetzungen dem Winter über Deutschland zum Durchbruch verhelfen kann.
Hoher Luftdruck baut sich im Moment über Deutschland auf und wird das Wetter noch bis Ende Januar dominieren können. So kommt es zu einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und Nebelfeldern, wobei der Sonnenschein am Wochenende und zum Start in die neue Woche über der Südhälfte überwiegt, während sich über dem Norden mit aufziehendem Gewölk der maritime Einfluss bemerkbar macht. Mit Niederschlag ist bis einschließlich Dienstag nicht zu rechnen. Der Wind kommt schwach aus unterschiedlichen Richtungen und die Temperaturen erreichen mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +14 Grad ungewöhnlich hohe Werte.
Polarwirbel gegen Mittelmeerhoch.
Anfang Februar dehnt sich der Polarwirbel in Richtung Skandinavien aus und setzt das Hoch über Deutschland unter Druck. Das Hoch weicht nach Süden aus und zwischen den Fronten intensivieren sich die Druckgegensätze. Der Wind frischt weiter auf und mit einem stark böigen - und über den Küsten auch stürmischen - Wind ziehen über dem Norden dichte Wolkenfelder von West nach Ost. Ob auch der Süden von den Tiefdruckausläufern erreicht wird, bleibt noch abzuwarten und ist davon abhängig, wie weit sich das Hoch nach Süden zurückziehen wird. Zum aktuellen Stand beschränkt sich die mögliche Niederschlagstätigkeit auf die Regionen nördlich einer Linie von Münster und Berlin. Die Temperaturen bleiben mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +14 Grad für die Jahreszeit zu hoch. Mehr dazu: Wetter Februar.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Der Polarwirbel destabilisiert sich
Der Polarwirbel verlagert sein Zentrum nach der Wetterprognose des europäischen Prognosemodells bis zum 6. Februar in den Bereich von Skandinavien, der Barents- und Karasee weit nach Osten.
Damit fehlt die Tiefdruckdynamik über Kanada und folglich gerät der Nachschub für die atlantische Frontalzone ins Stocken. Der frei werdende Raum kann noch immer von einer Hochdruckzone zwischen Kanada und Alaska eingenommen werden. Die These einer absolut gestörten Zirkulation - samt eines Blockadehochs auf dem Atlantik - der vergangenen Tage, bleibt heute bestehen.
Kippmuster Südwest - dann Winterwetter?
Durch den Umstand aber, dass sich der Polarwirbel so weit nach Osten verlagert, eröffnet einen noch ganz anderen Spielraum. Das ist dann der Fall, wenn sich das Hoch auf dem Atlantik nicht in Richtung Kanada und Grönland, sondern mehr in Richtung Island entwickelt. In diesem Fall kippt die Tiefdruckachse des Wirbels im Zeitraum vom 4. bis 6. Februar nach Südwesten ab und führt ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland. Temperaturen von +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +14 Grad wären zu erwarten und der Februar würde mit einer Anomalie von +5 bis +10 Grad einen ordentlichen Warmstart hinlegen können.
Doch spielt man die Entwicklung weiter, so ist das Kippmuster nur eine Momentaufnahme einer weiteren Wetterumstellung. Der Tiefdruckausläufer zieht zum 7. Februar durch und nachfolgend kann sich das Hochdrucksystem auf dem Atlantik ausbilden. Eine meridional verlaufende Grundströmung lässt sich im Anschluss nicht mehr ausschließen. Das Potential winterlicher Wettereignisse steigt ab den mittleren Lagen an und über den tieferen Lagen können winterliche Wettererscheinungen nicht ausgeschlossen werden. Wir haben das Prinzip der Wetterprognose der Europäer mit einem Kontrolllauf vervollständigt.
Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Polarwirbel trogt nach Süden aus
Seit rund 10 Tagen berichten wir immer wieder einmal über den AO-Index, welcher sich Anfang Februar in die negative Richtung entwickelt und so den Rückschluss auf einen sich destabilisierenden Polarwirbel zulässt. Sowohl die Europäer, als auch die Amerikaner haben mittlerweile einen instabilen Polarwirbel im Programm.
Die absolut gestörte Zirkulation?
Auch die Wettervorhersage der Amerikaner berechnet die Verlagerung des Polarwirbels weit nach Osten und erstreckt sich zum 6. Februar in einem Bereich der Kara- und Barentssee, sowie dem westlichen Russland und Skandinavien.
Auf der gegenüberliegenden Seite dehnt sich die Hochdruckzone zwischen Alaska und Kanada aggressiver aus und lässt bis zum 8. Februar eine Querverbindung zum Azorenhoch zu. Die atlantische Frontalzone wird vollständig entkoppelt und spielt für zeitweise keine Rolle mehr. Die absolut gestörte Zirkulation.
Das Wetter über Deutschland wird vom Polarwirbel dominiert
Mithilfe des Blockadehochs auf dem Atlantik, wagt sich der Polarwirbel über Skandinavien zunehmend weiter nach Süden vor und erreicht mit seinen Ausläufern zum 7. Februar den Norden und zum 8. Februar den Süden von Deutschland.
Temperatursturz.
Die Temperaturen erreichen am 6. Februar mit +10 bis +15 Grad mancherorts frühlingshafte Werte und sinken bis zum 8. Februar auf nasskalte +4 bis +8 Grad und örtlich auf bis +2 Grad ab. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf die mittleren Lagen ab.
Ein Hauch von Winter
Der Zustrom kalter Luftmassen hält bis zum 11. Februar an und lässt die Höchstwerte auf -4 bis +0 Grad über dem Süden und -1 bis +2 Grad über dem Norden absinken. In unmittelbarer Küstennähe und den Ballungsgebieten über dem Westen können bis +4 Grad möglich sein. Der Niederschlag geht überwiegend in Form von Schnee nieder und so kann auch über tieferen Lagen mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden. Der Winter macht sich zum Ende der ersten Februar-Dekade bemerkbar.
Auf den Punkt gebracht: Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Abwarten ist angesagt. Der Februar beginnt ungewöhnlich warm, was der Konfrontation des Polarwirbels mit dem Mittelmeerhoch geschuldet ist. Die Temperaturanomalie beträgt bis zum 3. Februar zwischen +5 und +10 Grad und phasenweise bis +12 Grad - wohlgemerkt eine Anomalie! Damit ist der 3. Februar zugleich ein Schlüsselzeitraum für die weitere Wetterentwicklung, welche heute - erneut - zugunsten einer nasskalten Witterung ausgehen kann.
Was wahrscheinlich ist
Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen, bildet der Wettertrend der Amerikaner mit Abstand eine zu kalte Wetterentwicklung ab. Möglich ja, wahrscheinlicher aber ist eine Temperaturentwicklung, welche sich im Bereich von -1 bis +4 Grad abspielt. Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe schwanken im Zeitraum vom 5. bis 11. Februar zwischen -3 und -6 Grad.
Für den Flachlandwinter sind im Verlauf der ersten Februar-Dekade Höhenwerte von -6 bis -8 Grad eine Grundvoraussetzung. Für die mittleren Lagen sind -4 bis -6 Grad ausreichend. Das Potential für den Winter ab den mittleren Lagen (300 bis 800 Meter) ist vorhanden, jetzt muss es nur noch genutzt werden. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
2. Februar | +4 bis +14 Grad |
+9 bis +11 Grad |
6. Februar | +1 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
11. Februar | -5 bis +10 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:24 Uhr
Bis zum 5. Februar ist nicht mit einer winterlichen Wetterentwicklung zu rechnen. Der Grund ist der sich nach Skandinavien verlagernde Polarwirbel, welche in direkter Konkurrenz zu einem Hochdruckgebiet über der Mittelmeerregion liegt. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zwischen den Fronten, was den Wind aus westlichen Richtungen kommen lässt und mit +8 bis +14 Grad ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden führt.
Interessant aber ist die sogenannte absolut gestörte Zirkulation, welche wir als These in den vergangenen 11 Tagen immer wieder einmal vorgestellt haben. Eine absolut gestörte Zirkulation kommt immer dann zustande, wenn die Tiefdruckproduktion im Bereich zwischen dem östlichen Kanada und Neufundland nicht mehr existent ist. Das kann entweder durch eine Hochdruckzone zwischen Alaska, Kanada und den Azoren, oder durch ein Blockadehoch, welches sich von den Azoren bis über Grönland in Richtung Alaska ausdehnen kann. In beiden Fällen hat die atlantische Frontalzone über einen bestimmten Zeitraum nichts mehr zu melden.
Der Durchbruch des Winters
Wie schnell es mit dem Winter gehen kann, erkennt man auf den oben stehenden Wetterkarten des amerikanischen Prognosemodells von heute Abend. Die Grundvoraussetzungen für winterliche Verhältnisse sind mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik und dem Polarwirbel über Skandinavien nahezu perfekt.
Erreichen die Temperaturen am 6. Februar über dem Süden noch +8 bis +12 Grad, so gehen die Werte über dem Norden mit +2 bis +6 Grad in den nasskalten Bereich zurück. Nachfolgend sinken die Temperaturen weiter ab und ermöglichen bis zum 9. Februar ein Temperaturspektrum zwischen -2 und +4 Grad. Die höheren Werte sind über dem Norden zu erwarten, wobei in unmittelbarer Küstennähe auch bis +6 Grad möglich sein können. Die vergleichsweise hohen Temperaturen sind dem Umstand der noch immer warmen Nord - und Ostsee geschuldet.
Resümierend lässt sich jedoch festhalten, dass trotz optimaler Rahmenbedingungen - mitsamt einem Arctic Outbreak - über tieferen Lagen höchstwahrscheinlich mit einer nasskalten Witterung zu rechnen ist. Der Durchbruch des Winters wird oberhalb etwa 300 bis 600 Meter zu erwarten sein.
Die Randfaktoren
Damit der Durchbruch des Winters - wie in der Wetterprognose des amerikanischen Vorhersagemodells gezeigt - gelingt, muss der sogenannte NAO-Index-Wert negativ werden. Denn nur so kann ein Blockadehoch auf dem Atlantik abgebildet werden. Aktuell befindet sich der NAO-Index auf einem Maximum und sinkt bis Anfang Februar in den neutralen Bereich ab. Im Zeitraum vom 2. bis zum 10. Februar entwickelt sich der NAO-Index sogar in die negative Richtung. So hat sich heute Abend eine Korrektur im Vergleich zu den vergangenen Tagen ergeben und ist ein klares Indiz für ein Blockadehoch auf dem Atlantik.
Da ein Blockadehoch auf dem Atlantik meist noch andere Ursachen hat, ist auch der AO-Index-Wert von entscheidender Bedeutung. Dieser strebt zum 1. Februar ein Maximum an und sinkt nachfolgend in den negativen Bereich ab. Der Rückschluss daraus ist, dass der Polarwirbel im Verlauf der ersten Februar-Dekade zunehmend instabil wird, was den Hochdruckeinschüben aus unterschiedlichen Richtungen geschuldet ist.
Warming in Stratosphärenhöhe
Wir wurden in den vergangenen Tagen häufiger gefragt, ob noch mit einem Warming in Stratosphärenhöhe zu rechnen ist. Ja, mit dem Februar beginnt auch die Zeit, in der der Stratosphärenwirbel Probleme mit seiner Stabilität bekommt. Das geht so weit, dass im März und April - nach einem Major-Warming - allmählich ein Final-Warming einsetzt und so dem winterlichen Polarwirbel sein Ende bereitet. Je früher das Major-Warming kommt, desto besser sind die Chancen auf Winterwetter im Februar.
Die aktuellen Berechnungen simulieren ein beginnendes Warming ab dem 12. Februar. In der Theorie könnte das Warming sein Maximum am 15. Februar erreichen und sich 4 bis 7 Tage später in den unteren Luftschichten durchsetzen. Der Effekt eines Major-Warmings würde sich somit auf die letzte Februar-Dekade konzentrieren. Dann befindet man sich schon im Zeitraum des Spätwinters und Wunder sollte man davon nicht mehr erwarten.
Zusammenfassung
Die absolut gestörte Zirkulation bleibt auch heute Abend noch eine Hypothese. Es bleibt nach wie vor abzuwarten, ob sich nach dem 3. Februar - wenn sich der Polarwirbel über Skandinavien positioniert hat - auf dem Atlantik ein Blockadehoch ausbilden kann.
Nur um es einmal zu verdeutlichen: die Amerikaner bilden im Vergleich zu den Kontrollläufen heute Abend die mit Abstand kälteste Variante ab. Und selbst die kälteste Variante hat lediglich nasskalte Witterungsverhältnisse über den tieferen Lagen zur Folge. Und so ändert sich auch am Resümee von heute Abend nichts - der Wettertrend ist und bleibt nach dem 3. Februar für tiefere Lagen nasskalt, mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen.
Dass eine nasskalte bis winterliche Wetterentwicklung auch in die komplett andere Richtung gehen kann, zeigt sich zum Beispiel in der Wetterprognose der Europäer. Die Hochdruckzone kann sich nicht zwischen Alaska und Kanada ausbilden, sondern das Kontinentalhoch über Sibirien drückt sich durch und befördert den Polarwirbel von Skandinavien rasch in Richtung Kanada und Grönland zurück. Dort angekommen, befeuert der Polarwirbel die atlantische Frontalzone und mit einer Südwestströmung stellt sich alles andere als Winterwetter ein.
Zusammenfassend ist eine nasskalte Wetterentwicklung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen eine weiterhin wahrscheinliche, aber noch lange nicht gesicherte Wetterentwicklung. Schaun mer mal.