Wettertrend: Hochwinter, Winter, Regen, Sturm und der Frühling
Ein Hoch keilt zum Wochenende in den Polarwirbel hinein vor und versucht die Großwetterlage in die hochwinterliche Richtung kippen zu lassen. Doch auch wenn die Grundlagen für einen Arctic Outbreak so gut, wie schon lange nicht mehr sind, kann im Hinblick auf den Hochwinter einiges kolossal schiefgehen. Auch eine frühlingshafte Witterung ist möglich.

Dank des vielerorts klaren Himmels und einer mancherorts vorhandenen Schneedecke konnte es in der vergangenen Nacht ordentlich auskühlen. Die durchschnittliche Nachttemperatur betrug -9,1 Grad. Am kältesten war es mit -16,7 Grad über Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen). Die Kälte überwiegt noch bis zum Ende der Woche, doch schwächt sich der Frost weiter ab. Ab Donnerstag schwanken die Werte um den Gefrierpunkt und können über dem Nordwesten bis +4 Grad und am Sonntag bis +6 Grad ermöglichen. Etwa südlich einer Linie vom Saarland und Sachsen kann sich der Dauerfrost behaupten.
Das Hoch weicht, von Norden wird es unbeständiger
Mit nahezu ungehemmten Sonnenschein ist noch bis Donnerstag zu rechnen. Nachfolgend verdichtet sich die Bewölkung von Norden und von Freitag bis Sonntag lassen sich nördlich einer Linie von Münster und Berlin ein paar Regenspritzer oder ein paar Schneeflocken beobachten. Mit nennenswertem Niederschlag ist nicht zu rechnen. Südlich einer Linie vom Saarland und Sachsen kann sich bis Sonntag noch der Sonnenschein behaupten. Mehr dazu: Wetter Januar.

Die Schlüsselszene rückt näher
Es gibt in den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle kaum mehr Unterschiede im Schlüsselzeitraum vom 12. bis 14. Januar. Das aktuelle Hoch verlagert sich nach Westen und dehnt sich bis zum 14. Januar über Grönland weit in den Polarwirbel hinein aus. Der Ansatz zu einem Polarwirbelsplit ist zu erkennen, jedoch wird er nicht vollzogen. Bewertet man die Großwetterlage, so blockiert das Hoch die atlantische Frontalzone vollständig, was einer absolut gestörten Zirkulation gleichkommt.
Polarwirbel über Skandinavien
Ein weiterer - wichtiger - Baustein für die weitere Wetterentwicklung, ist der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien, welcher sich bis über die Karasee erstreckt. In der Theorie kann der Cluster über Skandinavien nach Süden und über Deutschland mit einem Arctic Outbreak samt tiefwinterlichen Temperaturen hinwegrauschen. Doch so einfach ist es nicht.
Hochwinter oder nicht - darauf kommt es an
Entscheidend sind zwei Faktoren. Zum einen, wie sich das Hoch innerhalb des Polarwirbels verhält und welche Reaktionen der Kaltluftvorstoß an seinen südlichen Gradienten auslösen wird. Geht es nach der Wettervorhersage der Europäer und der Amerikaner floppt der Hochwinter binnen 24 Stunden. Und das geht so.
Radikaler Umbau der Großwetterlage
Das Polarhoch dehnt sich weiter nach Norden aus und verliert seinen Einfluss auf Grönland. Damit kippt die Achse des Hochdrucksystems bis zum 19. Januar um 90 Grad und verläuft zwischen Alaska und Sibirien. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, werden die kalten Luftmassen - und damit auch der Polarwirbel - in Richtung Kanada transferiert. Dort angekommen, strömen die kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada nach Süden aus und sorgen so für die Regenerierung der atlantische Frontalzone.
Der 24 Stunden Winter kippt in den Frühling
Noch bevor die kalten Luftmassen polaren Ursprungs Deutschland richtig erfassen, wird sie auch schon nach Osten abgedrängt. Von Westen werden deutlich wärmere Luftmassen zugeführt. So liegen die Temperaturen am 15. Januar zwischen +0 bis +4 Grad und steigen zum 18. Januar auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad an. Die Wetterprognose der Amerikaner ist da etwas forscher als die Europäer, wo auch eine Luftmassengrenze mit entsprechendem Schneefall über dem Norden nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Im Prinzip aber sind die Temperaturprognosen näher am Frühling als am Hochwinter dran.

Eine deutlich zu warme Wetterentwicklung
Die Wetterprognose der Amerikaner lässt für den Winter keinen Spielraum mehr. Zu gewaltig ist der Umbau und die Transformation des Polarwirbels in Richtung Kanada.
Und hat sich der Polarwirbel dort erst einmal gefestigt und die Westwetterlage in Gang setzen können, hält diese für gewöhnlich 7 bis 14 Tage und in manchen Fällen bis zu 21 Tage an. Ein weiterer möglicher Wintervorstoß liegt dann schon im Bereich des Spätwinters.
Ungewöhnlich warme Südwestanströmung
Sollte sich die Wetterprognose der Amerikaner jedoch durchsetzen können, so würde sich der Polarwirbel - mit allem, was er hat und was ihn ausmacht - über Kanada eindrehen. In eng konzentrischen Kreisen drehen sich die Tiefdrucksysteme im Bereich von Kanada, Grönland, Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien ein und ziehen über die Polarregion wieder zurück in Richtung Kanada.
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegend stets in der Vorderseitenanströmung der Tiefdrucksysteme aus südwestlichen Richtungen. Bei starker bis wechselnder Bewölkung ist mit viel Wind und zeitweiligem Niederschlag zu rechnen. Die Temperaturen sind mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +15 Grad alles andere als winterlich.
Und da es sich um eine ausgeprägte Erhaltungsneigung handelt, ist auch nicht so schnell mit einer Veränderung der Großwetterlage zu rechnen. Für Freunde des Winterwetters
ist die Wetterprognose der Amerikaner einer sog. Worst Case Szenario
- Unwinterlicher geht es nicht mehr.

Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Das Resümee hat sich in den vergangenen 360 Stunden (15 Tage) kaum verändert, doch haben sich die Wahrscheinlichkeiten in den vergangenen 24 Stunden verschoben - und zwar deutlich. Eine hochwinterliche Wetterlage bleibt somit möglich, doch der Wettertrend favorisiert eine Milderung.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Die Temperaturen in 1.500 Metern Höhe pendeln sich vom 14. bis 19. Januar über dem Norden auf -6 bis -8 Grad ein und steigen nach Süden auf +0 bis -3 Grad an. Somit ergibt sich in diesem Zeitraum eine realistische Chance auf eine Luftmassengrenze, bei der über dem Norden so etwas wie Winterwetter möglich sein kann. Ab dem 20. Januar steigen die Höhenwerte dann auch über dem Norden auf +0 bis -3 Grad an.
Damit der Winter bis auf das Flachland herab eine Chance haben soll, bedarf es Höhenwerte von -5 bis -7 Grad. Für die mittleren Lagen reichen -3 bis -5 Grad aus. Es ist somit nicht nur eine knappe Kiste
, nein, auch der Winter ab den mittleren Lagen wird allmählich negiert.
Kumuliert man die Temperaturprognosen bis zum 24. Januar, so wird der Januar bis dahin um +1,5 bis +2,0 Grad (61/90) deutlich zu warm ausfallen können. Nimmt man nur die Prognose der Amerikaner, so ist eine Anomalie von bis +2,7 Grad möglich. Also ja, der Januar hat gute Chancen als ein zu warmer Monat in die Wetterhistorie einzugehen. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. Januar | +0 bis +7 Grad |
+1 bis +4 Grad |
19. Januar | -3 bis +10 Grad |
+1 bis +3 Grad |
24. Januar | -5 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr
Hop oder Top - die Wetterprognose der Amerikaner zeigt heute Abend auf beeindruckende Art und Weise, wie der Kaltluftvorstoß misslingt und wie einer hochwinterlichen Wetterentwicklung 24 Stunden später der Frühling folgt.
Arctic Outbreak endet abrupt
Der Arctic Outbreak setzt sich am 14. Januar in Gang und nimmt Kurs auf Deutschland. Zum 15. Januar aber kippt die Trogachse nach Osten ab und die kalte Luftmasse wird auf den Atlantik gezogen. Das alles findet über Norddeutschland statt, sodass eine Luftmassengrenze noch zu diskutieren ist. Zum 16. Januar stoppt der Arctic Outbreak und dehnt sich schlagartig nach Grönland aus und leitet über Deutschland eine zunächst westliche und bis zum 17. Januar eine südwestliche Grundströmung ein.
Luftmassengrenze, Schneesturm oder Regen
Die Temperaturen erreichen am 15. Januar -1 bis +4 Grad, am 17. Januar +0 bis +6 Grad und über dem Südwesten bis +12 Grad und am 18. Januar sind verbreitet +8 bis +12 Grad und über dem Südwesten bis +15 Grad möglich. Kühler bleibt es mit -1 bis +2 Grad nördlich einer Linie von Bremen und Berlin. Zeitweiliger Niederschlag ist zu erwarten, der nach Süden bis auf die höheren Lagen in Regen übergeht und nach Nordosten in Form von Schneefall noch für winterliche Wetterverhältnisse sorgen kann. In Kombination mit einem lebhaften Wind bleibt ein Schneesturm über den nördlichen Landesteilen vorerst noch optional.

Arktische Kaltluft bis an die Alpen?
Der Vorstoß der Kalten Luftmassen geht nach der Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells weiter nach Süden - bis an die Alpen - vonstatten. Die Temperaturen erreichen nur kurzzeitig positive Werte und sinken bis zum 18. Januar verbreitet in den Dauerfrostbereich ab. Der Niederschlag geht überwiegend als Schnee nieder, doch hält sich die Niederschlagsintensität in Grenzen. Viel an Neuschnee wird nicht zu erwarten sein.
Aber ja, die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells zeigt, dass der Kaltluftvorstoß weit nach Süden geführt werden kann.
Luftmassengrenze mit viel Neuschnee
Komplexer ist die Berechnung der Europäer von heute Abend. Die Kaltluftzufuhr stoppt über Baden-Württemberg und Bayern und am südlichen Gradienten bildet sich ein kleinräumiges Randtief aus.
Was folgt, ist eine Luftmassengrenze, welche im Bereich von Köln, Frankfurt und Nürnberg verlaufen kann. Nach Norden ist mit Dauerfrost zu rechnen. In Richtung der Küsten und über den westlich gelegenen Ballungsgebieten können auch leicht positive Werte erreicht werden. Weiter nach Süden steigen die Temperaturen mit +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich an und der Niederschlag geht überwiegend als Regen nieder. Weiter nach Norden mischt sich Schnee mitunter und kann entlang eines breiten Streifens von Köln und Dresden für ergiebigen und örtlich unwetterartigen Schneefall sorgen. Der Wind frischt stark böig bis stürmisch auf, sodass auch ein Schneesturm in Betracht gezogen werden kann.

Zusammenfassung: Winter- oder Frühlingswetter?
Doch bevor die Herzen der Freunde des Winterwetters
jetzt höher schlagen: die Amerikaner berechnen bis zum 25. Januar eine anhaltend warme Südwestwetterlage mit zeitweiligem Niederschlag und auch die Europäer kippen rasch in Richtung Südwest ab. Der Polarwirbel schließt und stabilisiert sich bis zum Beginn der letzten Januardekade und der Spielraum für den Winter wird zunehmend kleiner.
Die Randfaktoren
Ein sich stabilisierender Polarwirbel und eine sich regenerierende Westwetterlage werden durch einen positiven AO- und NAO-Index definiert. Und tatsächlich ist es auch heute Abend so, dass beide Werte zum Beginn der letzten Januardekade positiv simuliert werden. Da dieser positive Entwicklungstrend seit Tagen bestätigt wird, ist ein Kippmuster in Richtung einer zonal verlaufenden Wetterlage (Westwetterlage) deutlich wahrscheinlicher geworden. Der Hochwinter wird gänzlich unwahrscheinlich.
Warming in Stratosphärenhöhe
Einzig ein Major-Warming kann mit Windumkehr in Stratosphärenhöhe noch zu einer Wende führen. Berechnet wird ein Warming zum 16. Januar, wobei sich die Windgeschwindigkeiten zwar massiv abschwächen, doch mit +18 km/h im positiven Bereich verweilen. Keine Windumkehr, kein Major-Warming. Das Potential aber bleibt bestehen und ist sozusagen der letzte Hoffnungsschimmer für alle Freunde des Winterwetters
.
Ein klares Signal für eine Westwetterlage
Wie minimal die Chancen für den Winter jedoch sind, zeigt sich im Mittelwert aller Kontrollläufe. Da ist praktisch kein Spielraum mehr für den Winter vorhanden und die Grundströmung führt aus südwestlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden. So verkommt der Arctic Outbreak zu einer vorübergehenden Erscheinung mit teils chaotischen Witterungsbedingungen, bevor sich nachfolgend die Milderung durchsetzt. Schaun mer mal.
