Wettertrend - Ein Polarwirbelsplit wird zunehmend wahrscheinlich - kommt jetzt der Hochwinter?
Ein Hoch dehnt sich nach Deutschland aus und führt mit einem böigen Wind kühlere Luftmassen von Ost nach West. Das Hoch aber stellt zum 12. Januar eine Schlüsselszene dar und dehnt sich nach der Prognose der meisten Vorhersage-Modelle weit in den Polarwirbel hinein aus. Ein Polarwirbelsplit ist samt Hochwinter möglich, doch wie wahrscheinlich ist der nachhaltige Durchbruch des Winters über Deutschland?
Kühle Luftmassen drängen im Moment an die Alpen und lassen die Temperaturen über dem Süden um den Gefrierpunkt schwanken. Zeitweiliger Niederschlag ist südlich einer Linie von Mannheim und Regensburg zu erwarten, der über tieferen Lagen als Regen und oberhalb etwa 400 bis 600 Meter in Schnee übergehen kann. Zum Abend klingt der zumeist in Schnee übergehende Niederschlag ab und insbesondere über den Regionen südlich der Donau kann sich eine Schneedecke ausbilden. Weiter nach Norden ist es bereits trocken und zum Nachmittag kommt bei zumeist frostigen Werten die Sonne zum Vorschein.
Winterhoch über Deutschland
Kalt wird es zum Beginn der neuen Woche. Verbreitet ist bei Werten von -6 bis +2 Grad (höhere Werte über den westlich gelegenen Ballungsgebieten und in unmittelbarer Küstennähe) mit Dauerfrost zu rechnen. Verantwortlich hierfür ist ein Hoch, welches sich Mitteleuropa nähert und mit einer nördlichen bis östlichen Grundströmung kalte Luftmassen nach Deutschland führt. Das Hoch löst die Wolken auf und die Sonne kommt häufiger zum Vorschein. Mit Niederschlag ist nicht mehr zu rechnen. In den klaren Nächten sinken die Tiefstwerte auf -10 bis -2 Grad ab und über Schnee können bis -15 Grad möglich sein. Mehr dazu: Wetter Januar.
Gestörter Polarwirbel
Wer bei uns schon länger zu Gast ist, der weiß, dass der AO-Index vor Weihnachten eine negative Richtung eingeschlagen hat und sich die Konstellationen innerhalb des Polarwirbels zwischenzeitlich verschoben haben. Logisch - der AO-Index gibt exakt das wider und ist - stark vereinfacht - der Zustandsbericht des Polarwirbels.
Ein instabiler Polarwirbel aber bedeutet nicht zwingend Winterwetter über Deutschland. Das, was jetzt vorherrschend ist und das, was in der kommenden Woche zu erwarten ist, ist mehr ein Hauch von Winter, als der Hochwinter oder Vollwinter. Gut zu erkennen ist das auf den oben stehenden Wetterkarten - der Hauptstrom des Polarwirbels wird - wie so oft - über dem östlichen Europa nach Süden abgeleitet. Deutschland gelangt hingegen in den Einflussbereich des Hochdrucksystems.
Schlüsselszene
Schaut man sich die oben stehenden Wetterkarten für den 12. Januar noch einmal genauer an, so erkennt man die kleinen - aber im Hinblick auf den Winter - alles entscheidenden Unterschiede. Das Hauptaugenmerk gilt dem Hoch und dem Teil des Polarwirbels im Bereich vom östlichen Sibirien und Kasachstan. Die dritte Komponente liegt in Form eines Hochdrucksystems über Alaska.
Polarwirbelsplit
Der 12. Januar ist sozusagen eine Schlüsselszene für den weiteren Verlauf des Winters. Und ja, alle drei Vorhersage-Modelle favorisieren im Zeitraum vom 12. bis 16. Januar die Verlagerung des Hochdrucksystems in Richtung Grönland. Und während die Europäer und die Amerikaner in ihren Wetterprognosenlediglich einen Polarwirbelsplit andeuten, macht die Vorhersage des deutschen Vorhersage-Modells den Sack zu. Deutlicher kann man einen Polarwirbelsplit nicht hervorheben. Damit ist zugleich der Tiefpunkt des AO-Index erreicht.
Polarwirbelsplit ungleich Winterwetter über Deutschland
Im Hinblick auf den Hochwinter über Deutschland findet der mögliche Polarwirbelsplit an richtiger Stelle statt. Der Wirbel teilt sich in zwei Cluster auf und der für Mitteleuropa wichtige Cluster versammelt sich im Bereich von Skandinavien, der Barents- und der Karasee und droht nach Süden auszubrechen.
Doch wo eine Aktion ist, kommt es zwangsläufig zu einer Reaktion. Die eisige Luft prallt auf die warme Luftmasse und löst an ihren südlichen Gradienten eine Tiefdruckproduktion aus und diese sind letztlich für den Winter alles entscheidend. Von einer Luftmassengrenze, einem Schneesturm hin zu Dauerregen und einem kräftigen Wind ist alles möglich. Deutlicher wird das, wenn man die Vorhersage-Modelle einmal gegenüberstellt.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kippmuster - das war es dann mit dem Winter?
Dass ein Polarwirbelsplit im Hinblick auf den Winter über Deutschland auch eine negative Entwicklung auslösen kann, zeigt sich in der aktuellen Wetterprognose der Amerikaner, welche gut zum Schema der Kontrollläufe der vergangenen Tage passt.
Wind, Regen und Sturm - die Regenerierung der atlantischen Frontalzone
Das Hoch innerhalb des Polarwirbels hat genau genommen nur zwei Möglichkeiten. Entweder es stabilisiert sich im Bereich von Grönland und führt so zu einer absolut gestörten Zirkulation, bei der sich der Polarwirbel mit einer hochwinterlichen Wetterlage über Deutschland austoben kann, oder aber das Hochdruckzentrum zieht sich in den Bereich von Alaska, den Aleuten und dem östlichen Sibirien zurück. Das wäre für die Freunde des Winterwetters
die schlecht möglichste Wetterentwicklung.
Warum? Ganz einfach - Hochdrucksysteme drehen sich im Uhrzeigersinn und führen die kalten Luftmassen in Richtung Kanada. Innerhalb des Polarwirbels kommt es gezwungenermaßen zu einer Umstrukturierung, bei der sich der Hauptcluster im Bereich von Kanada, Grönland, dem europäischen Nordmeer und der Barentssee ausdehnt. Wenn man so will, der um 90 Grad verschobene Polarwirbelsplit.
Dem Frühling ein Schritt näherkommend
Wie dem auch sei - über Kanada angekommen, strömen die kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada nach Süden aus und befeuern dort die atlantische Frontalzone, welche fortan ein mächtiges Tiefdrucksystem nach dem anderen in Richtung Deutschland entsendet. Erreichen die Temperaturen am 18. Januar noch -8 bis -2 Grad, so sind am 21. Januar Höchstwerte von +5 bis +10 Grad und örtlich von bis +12 Grad möglich. Damit sind die Temperaturen näher am Frühling dran, als am Hochwinter.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Das Resümee hat sich in den vergangenen 312 Stunden (13 Tage) nicht verändert. Die Schlüsselszene steht mit dem 12. Januar unmittelbar bevor und noch immer ist nicht klar, wie sich das Hoch verhalten wird. Klar ist, dass es jetzt erst einmal zu einem Hauch von Winter kommen wird, klar ist auch, dass sich das Hoch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nach Westen verlagern und die atlantische Frontalzone auch in der zweiten Januar-Dekade blockieren wird. Die Konsequenz daraus ist ein meridionales Strömungsmuster, was eine winterliche Witterung bis zum Ende der zweiten Januar-Dekade erhalten kann. Dabei spielt es Polarwirbelsplit erst einmal eine untergeordnete Rolle.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Eine über tieferen Lagen verbreitet nasskalte Wetterentwicklung favorisieren auch die Kontrollläufe. Bis ganz runter wird sich der Winter mit Dauerfrost nicht durchsetzen können. Leichte Plusgrade sind unterhalb etwa 200 bis 300 Meter zu erwarten - insbesondere über den Ballungsgebieten und mit Sonnenschein. Anders sieht es ab den mittleren Lagen aus. Dort kann sich die kühle Luftmasse behaupten und bis zum 18. Januar für leichten Dauerfrost sorgen. Da die Luftmassen jedoch hochdruckdominiert ist, ist erst einmal nicht mit Schneefall zu rechnen.
Ab dem 18. Januar steigen die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe auf -2 bis -4 Grad an und so zieht sich der Winter immer weiter in die höheren Lagen zurück. Zum Vergleich - für einen Flachlandwinter sind Höhentemperaturen von -5 bis -7 Grad und für die mittleren Lagen -3 bis -5 Grad ausreichend. Mit anderen Worten formuliert, sieht das im Hinblick auf den Hochwinter alles andere als gut aus.
Schaut man sich den nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufe an, weiß man auch schnell, warum das der Fall ist. Ein Hoch zwischen Kanada und Sibirien reaktiviert die atlantische Frontalzone auf dem Atlantik, was letztlich eine West- oder Südwestwetterlage zur Folge hat. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
13. Januar | -3 bis +5 Grad |
+0 bis +3 Grad |
17. Januar | -6 bis +8 Grad |
-1 bis +1 Grad |
22. Januar | -6 bis +10 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:20 Uhr
Es bleibt dabei. Alle drei Vorhersage-Modelle lassen das Hoch über Mitteleuropa bis Mitte Januar in Richtung Grönland aufstreben. Sind die Amerikaner und die Europäer noch zögerlich im Hinblick auf einen Polarwirbelsplit, so wird dieser nach der Wetterprognose des Deutschen Vorhersage-Modells vollzogen.
Arctic Outbreak mit tiefwinterlichen Wetterverhältnissen?
Auch wenn die Verlagerung des Hochdrucksystems in den Polarwirbel hinein mittlerweile eine sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung ist, sind das lediglich gute Voraussetzungen für eine hochwinterliche Wetterlage über Deutschland. Gesetzt ist diese noch lange nicht. Das zeigt sich schon allein in der Gegenüberstellung der drei Vorhersage-Modelle bis zum 15. Januar, was bereits die erweiterte Mittelfrist ist.
Entscheidend wird sein, wie weit der Polarwirbel mit seinem Hauptcluster zwischen Skandinavien und der Barentssee tatsächlich nach Süden strebt und welche Reaktionen diese Aktion hervorruft. Die ersten Ansätze von Tiefdrucksystemen lassen sich bereits auf dem Atlantik erkennen. Sollte sich jedoch die Prognose des deutschen Vorhersage-Modells durchsetzen können, so wären am 12. Januar Tageshöchstwerte von -6 Grad an den Alpen und bis +4 Grad an der Nord- und Ostsee zu erwarten. Bis zum 15. Januar sinken die Werte dann auf -5 bis +0 Grad ab. Die Niederschlagstätigkeit nimmt von Norden zu und ist zunächst einmal als Schnee zu erwarten. Bis dahin ist mit einem weitgehend trockenem und gemäßigt kaltem Wetter zu rechnen.
Volltreffer - Arctic Outbreak trifft Deutschland
Gleich vorweg - abwarten ist angesagt. Dass, was die Vorhersage-Modelle heute Abend berechnen ist nur eine Option, die sich in den kommenden Tagen noch mehrfach verändern wird.
Zum aktuellen Stand aber gelingt es dem Hoch auch in der Prognose der Amerikaner mit einem Zeitversatz von 48 Stunden einen Polarwirbelsplit zu initialisieren. Der Cluster des Polarwirbels über Skandinavien greift weit nach Süden aus und trifft Deutschland frontal.
Schneefall und eisiges Winterwetter
In der Höhe werden kalte Luftmassen von bis -20 Grad nach Süden geführt und lösen eine Kettenreaktion aus. Die Temperaturen sinken zügig auf -6 bis +1 Grad ab, wobei die höheren Werte über den westlich gelegenen Ballungsgebieten zu verorten sind. Über dem Süden können die Temperaturen über Schnee auf bis -8 Grad absinken. In den Nächten können Tiefstwerte von -10 bis -2 Grad und über Schnee und bei Aufklaren von bis -18 Grad möglich sein. Dazu gibt es zeitweiligen Schneefall, wobei unter dem Einfluss arktischer Polarluft nicht viel an Schnee zu erwarten ist.
Auch eine Milderung ist möglich
Die Europäer lassen den Polarwirbel binnen 24 Stunden scheitern. Das Hoch entwickelt sich in seiner Achsausrichtung anders und lässt die kalte Luft weiter nach Westen strömen, was die zonale Komponente ins Spiel bringt. Die Temperaturen würden sich mit +0 bis +4 Grad mehr im nasskalten Bereich orientieren und der Winter würde sich oberhalb von 500 bis 800 Meter zurückziehen.
Zusammenfassung: Winterwetter
Die Kontrollläufe berechnen weiterhin eine Hop oder Top
Entwicklung im Hinblick auf den Hochwinter. Die Schlüsselszene ist nach wie vor für den 12. Januar gesetzt. Die Amerikaner bilden im Vergleich zum Mittelwert aller Kontrollläufen die kälteste Entwicklung ab. Die Europäer sind besser integriert. Kurzum - nasskalt über tieferen Lagen mit winterlichen Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen haben eine höhere Eintreffwahrscheinlichkeit als der Hochwinter mit eisigem Wetter und zeitweiligem Schneefall.
Die Randfaktoren
Gegen eine hochwinterliche Wetterentwicklung spricht auch ein neutraler, aber insgesamt positiver Entwicklungstrend der AO- und NAO-Index-Werte. Sowohl die atlantische Frontalzone, als auch der Polarwirbel hat demnach gute Chancen sich zu regenerieren, was den Rückschluss auf eine Westwetterlage mit viel Wind und Regen zulässt.
Warming in Stratosphärenhöhe
Der NAO- und der AO-Index berücksichtigt nicht, was sich in Stratosphärenhöhe abspielt. Da ist es so, dass sich nach einem ersten Minor-Warming mit Höhepunkt zum 3. Januar ein zweites Warming zum 15. Januar abzeichnet. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen momentan +40 km/h und sinken bis zum 17. Januar auf bis +15 km/h ab. Damit ist das Minor-Warming zwar stärker als das Erste, doch reicht es auch hier nicht zu einer Windumkehr. Das Potential hierfür aber bleibt bestehen und sollte es doch mit einem Major-Warming klappen, so bekommt der Polarwirbel von oben herab eine verpasst und das war es dann mit der Stabilität. So weit ist es aber noch nicht. Es bleibt spannend.