Wetteraussichten: Instabiler Polarwirbel, Polarwirbelsplit, der Hochwinter und eine Milderung
Die Niederschläge gehen von Norden allmählich in Schnee über und zum Start in die neue Woche hat der Winter Deutschland bereits fest im Griff. Nachfolgend wird das Verhalten und die Positionierung eines Hochdrucksystems entscheidend sein, ob mithilfe eines Polarwirbelsplits auch der Hochwinter eine Rolle spielen wird.
Ein schwacher Tiefdruckausläufer dehnt sich in den kommenden 48 Stunden nach Deutschland aus und verlagert sein Kerngebiet am Freitag zwischen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. So ist nördlich einer Linie von Köln und Dresden mit wiederholten Schauern unterschiedlichster Intensität und Dauer zu rechnen. Von Nordosten gelangen mit -2 bis +2 Grad kühlere Luftmassen nach Deutschland, was den Niederschlag nördlich einer Linie von Bremen und Berlin in Schnee übergehen lassen kann. Weiter nach Süden klingt die Niederschlagstätigkeit zunächst ab, intensiviert sich aber am Freitagnachmittag über den Gebieten südlich der Donau. Aufgrund der noch immer prekären Hochwassersituation bleiben die Warnungen bestehen (Warnlagenbericht || Unwetterwarnungen || Hochwasserbericht).
Der Winter mit Schnee und Dauerfrost
Am Wochenende dehnt sich von Süden der Ausläufer eines Mittelmeertiefs nach Deutschland aus und so ist südlich einer Linie von Köln und Dresden mit wiederholtem Niederschlag zu rechnen, der bei Temperaturen von -2 bis +2 Grad zunehmend auch über tieferen Lagen in Schnee übergehen kann. Mit winterlichen Witterungsbedingungen ist oberhalb etwa 200 bis 400 Metern zu rechnen - teils auch darunter. Zum Start in die neue Woche dehnt sich von Westen ein Hochdrucksystem nach Deutschland aus. Der Niederschlag lässt nach und bei zunehmend auflockernder Bewölkung kann verbreitet mit Sonnenschein gerechnet werden. Die Temperaturen sinken bis Dienstag auf Höchstwerte von -10 bis +0 Grad ab. Die höheren Werte sind über den Küsten von Nord- und Ostsee und die Tieferen über dem Süden zu erwarten. In den Nächten streben die Werte verbreitet in Richtung der -10 Grad-Marke und können über dem Süden über Schnee und bei Aufklaren Werte von unter -15 Grad ermöglichen. Mehr dazu: Wetter Januar.
Wie viel Schnee ist zu erwarten?
Die Kaltluft rauscht relativ zügig in Richtung der Mittelmeerregion und initialisiert dort ein Mittelmeertief. Auf dessen Zugbahn wird es ankommen, wie viel Schnee über dem Süden abgeladen werden kann. Nach Norden lässt hingegen der Niederschlag nach und dort ist entscheidend, wie sich das Tief am Freitag eindrehen wird. In einem breiten Streifen dazwischen wird kaum etwas vom Schnee übrig bleiben. Das zeigt auch die oben stehende Schneeprognose, wobei man diese nicht 1:1 interpretieren sollte, sondern ist lediglich zur Schwerpunktdefinition dienlich.
Lake Effect über Norddeutschland?
Ob ein möglicher Lake Effect über dem Norden eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Was das ist? Die kalte Luft streicht über die noch immer warme
Nord- und Ostsee, reichert sich mit Feuchtigkeit an und lässt den Niederschlag - zumeist als Schnee - in unmittelbarer Küstennähe niedergehen.
Wetterprognose der Europäer: Stark gestörter Polarwirbel
Das Hoch - welches sich Anfang der Woche nach Mitteleuropa verlagert - zieht sich bis zum 12. Januar auf den Atlantik zurück und strebt nachfolgend nach Norden - in den Polarwirbel hinein - vor. Nach der Wettervorhersage der Europäer wird es nicht für einen Polarwirbelsplit reichen, doch setzt das Hoch dem Polarwirbel ordentlich zu.
Nasskalt oder Hochwinter?
Die Hochdruckposition und der Achsverlauf werden entscheidend sein, ob der Hochwinter mit strengem Dauerfrost, Schnee und Eis über Deutschland Einzug halten wird, oder einfach nur verpufft. Wie knapp das Ganze ist, zeigt sich auf den nachfolgenden Wetterkarten.
Aus einer anfänglich hochwinterlichen Wetterentwicklung kann sich auch eine milde Südwestanströmung ergeben. Das ist immer dann der Fall, wenn der Störimpuls in Form des Hochdrucksystems die kalten Luftmassen polaren Ursprungs zu weit westlich auf den Atlantik zieht. Draus folgt die Tiefdruckentwicklung auf dem Atlantik und da sich Hochdrucksystem im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz auf die Vorderseitenanströmung der Tiefdrucksysteme.
Nach der aktuellen Vorhersage verbleibt Deutschland noch weitgehend im Einflussbereich der Winterluft, doch kann sich über der Nordhälfte mit +0 bis +4 Grad dann doch eine mehr nasskalte Witterung durchsetzen. Der Schneefall kann über dem Norden auch mit Regen durchsetzt sein, nach Süden ist bis zum 13. Januar durchweg mit Schneefall zu rechnen. Da der Trog aber Deutschland zunächst verfehlt, ist bis zum 14. Januar nicht mit nennenswerten Neuschneemengen zu rechnen. Die teils winterliche Witterung über dem Norden und Süden aber wird konserviert.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Trotz Polarwirbelsplit kein Hochwinter
Die Wetterprognose der Amerikaner lässt das Hoch aggressiver in den Polarwirbel hinein vorstoßen. Zum 14. Januar ist der Polarwirbelsplit im Bereich zwischen Alaska und Grönland vollzogen. Der Polarwirbel teilt sich in zwei Cluster auf. Der Eine verweilt über Kanada, der Zweite erstreckt sich im Bereich zwischen dem östlichen Sibirien und dem westlichen Russland.
Achsausrichtung für den Winter von entscheidender Bedeutung
Das splittende Hoch zieht sich weit vom Atlantik zurück und lässt die kalten Luftmassen zwischen dem europäischen Nordmeer und England nach Süden rauschen. Auf dem Atlantik angekommen spielt sich ein ähnliches Szenario wie nach der Prognose der Europäer ab. Bevor der Hauptcluster mit arktischer Polarluft Deutschland überhaupt erreicht, drücken Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik milde Luft nach Norden.
Nasskalt über tieferen, Winter ab den mittleren Lagen
Die Temperaturen erreichen am 15. Januar +0 bis +5 Grad, gehen zum Zeitpunkt des Polarwirbelsplits auf +0 bis -8 Grad zurück und steigen bis zum 19. Januar auf -5 bis +4 Grad an. Die höheren Werte über dem Süden, die tieferen über dem Norden.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Das Resümee hat sich in den vergangenen 240 Stunden (10 Tage) nicht verändert. Der Winter kommt und der Polarwirbel bekommt erhebliche Probleme mit seiner Stabilität - so viel steht fest. Das Potential und die Grundlagen für eine hochwinterliche Wetterentwicklung ist so gut, wie schon lange nicht mehr. Insgesamt aber berechnen die Vorhersage-Modelle keine hochwinterliche Wetterentwicklung, auch wenn die Großwetterlage das auf den ersten Blick vermuten lässt. Auf die vielen kleinen Details wird es ankommen.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Sowohl die Amerikaner, als auch die Europäer bilden im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand wärmste Entwicklung ab. Möglich ja, wahrscheinlich nein. Sie sind für die Freunde des Winterwetters
der erhobene Zeigefinger
, dass es eben - trotz des instabilen Polarwirbels - noch andere Entwicklungen als eine winterliche geben kann.
Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe schwanken vom 7. bis 20. Januar zumeist im Bereich von -5 bis -8 Grad und können zwischen dem 10. und 14. Januar mit -3 und -5 Grad etwas milder ausfallen. Das ist jedoch dem Hochdrucksystem geschuldet, welches sich in der Höhe schneller als am Boden erwärmt. In diesem Zeitraum ist mit einer klassischen Inversionswetterlage zu rechnen. Im Prinzip bleibt es hinsichtlich eines Flachlandwinters spannend, da die Höhenwerte exakt um den Bereich schwanken, der für einen Flachlandwinter notwendig ist. Ab den tieferen mittleren Lagen (ab 200 Meter) aber geht der Wettertrend klar in eine winterliche Richtung. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
10. Januar | -7 bis +3 Grad |
-4 bis -0 Grad |
14. Januar | -5 bis +6 Grad |
-1 bis +1 Grad |
19. Januar | -11 bis +9 Grad |
-2 bis +0 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Der Winter macht am Wochenende einen großen Schritt in Richtung Deutschland und sorgt insbesondere über dem Norden und über dem Süden für zeitweiligen Schneefall mit Ausbildung einer Schneedecke teils bis auf tiefere Lagen herab.
Eisiger Start in die neue Woche
Zum Start in die neue Woche dehnt sich ein Blockadehoch auf dem Atlantik weiter in Richtung Deutschland aus und lässt die Temperaturen auf -8 bis -1 Grad absinken - wohlgemerkt die Höchstwerte. In den Nächten sind -11 bis -2 Grad und bei Aufklaren und über Schnee können Werte unter der -15 Grad-Marke erwartet werden. Hochwinterliche Wetterverhältnisse. Dazu gibt es viel Sonnenschein, der mancherorts von Nebelfeldern eingetrübt werden kann. Mit Niederschlag ist nicht mehr zu rechnen.
Polarwirbelsplit: Hochwinter oder Milderung?
Die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle sind sich nach wie vor nicht einig darüber, wie sich der Hochwinter über Deutschland verhalten wird.
Das Hoch, was Deutschland zum Start in die neue Woche auskühlen lässt, verlagert sich bis Mitte Januar in Richtung Grönland und stört die Entwicklung des Polarwirbels massiv. Teils wird auch ein Polarwirbelsplit simuliert. Das Problem im Hinblick auf den Winter ist der Störimpuls in Form des Hochdrucksystems. Das Hoch dreht sich im Uhrzeigersinn und lässt die kalten Luftmassen über das europäische Nordmeer in Richtung England und dem Atlantik rauschen. Es handelt sich um eisige Werte, welche in der Höhe von 1.500 Metern Temperaturen von bis -25 Grad vorweisen können.
Wo eine Aktion ist, gibt es eine Reaktion
Und diese kalten Luftmassen knallen regelrecht auf den warmen Atlantik und ehe man es sich versieht, ist da auch schon ein Tief, welches auf seiner Vorderseite milde Luftmassen nach Norden führen kann. Von tiefstem Winterwetter über eine Luftmassengrenze hin zu einer durchgreifenden Milderung ist alles möglich.
Geht es nach dem Wettertrend des amerikanischen Wettermodells, so sind am 15. Januar Tageshöchstwerte von -1 bis +6 Grad und am 18. Januar von -12 bis -2 Grad möglich - je nachdem, wie der Zustrom der kalten Luftmassen erfolgt. Und ja, solche Grenzwetterlagen können echte Schneebringer sein!
Zusammenfassung: Winterwetter auch über dem Flachland?
Der Winter kommt, auch wenn noch mit wenig Schnee und einer nur sporadisch vorhandenen Schneedecke. Die neue Woche startet verbreitet mit Kahlfrost. Doch ändert sich die Wetterlage in der zweiten Wochenhälfte und der Polarwirbel macht nicht nur eine schlechte Figur, sondern macht auch noch einen Satz nach Süden. Entsprechend spektakuläres Wetter wäre die Folge hieraus.
Nachhaltiger Winter?
Der Winter macht Ernst, auch wenn es für die tieferen Lagen weiterhin eine knappe Angelegenheit wird. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind die Randfaktoren mit einem deutlich negativen AO-Index (schwacher Polarwirbel, möglicher Polarwirbelsplit) und einem negativen NAO-Index (Blockadehoch Island/Grönland) nahezu perfekt. Jetzt muss der Winter nur noch Einzug halten, dann hat er auch die besten Voraussetzungen, um für eine längere Zeit zu verweilen.
Warming in Stratosphärenhöhe
Das erste kräftige Minor-Warming in Stratosphärenhöhe hat gestern seinen Höhepunkt erreicht und schwächt sich jetzt ab. Der Stratosphärenwirbel gewinnt wieder an Stabilität, findet aber nicht zu alter Stärke zurück. In der zweiten Januar-Hälfte bahnt sich ein weiteres Warming an, welches in seinen Grundzügen deutlich besser strukturiert ist und tatsächlich in ein Major-Warming übergehen kann. Sollte das der Fall sein, so wäre frühestens ab dem 20. Januar mit erheblichen Störimpulsen von oben herab zu rechnen, was mit einem vollständig gestörten Polarwirbel den Winter auf eine neue Ebene heben kann. Schaun mer mal.