Wetterprognose - Blockadehoch, vollständig gestörte Zirkulation und der Hochwinter
Regen und Hochwasser werden in den kommenden Tagen die Schlagzeilen dominieren, bevor zum Wochenende sich die Großwetterlage umstellt und über Deutschland zu einem Hauch von Winter führen kann. Kommt jetzt der Hochwinter und was ist mit dem Polarwirbel los?
Warnung vor Dauerregen. Die Flüsse sind mancherorts randvoll, die Deiche aufgeweicht und jetzt kommt das, was sich seit Tagen in den Prognosen der Vorhersage-Modelle abzeichnet. Dauerregen in den von Hochwasser betroffenen Gebieten. Im aktuellen Warnlagenbericht wird vor teils unwetterartigem Dauerregen gewarnt. Verbreitet können bis Donnerstag Regensummen von 30 bis 50 l/m² und im Bergland und Staulagen von 60 bis 120 l/m² zusammenkommen. Zum Vergleich: das Niederschlagssoll für den gesamten Januar liegt bei 61 l/m² (Wetter Januar - Daten und Fakten). Das Hochwasser wird nicht so schnell aus den Schlagzeilen verschwinden (Unwetterwarnung || Hochwasserbericht).
Blockadehoch auf dem Atlantik, kalte Luft über Deutschland
Wetter kann manches Mal einfach sein. Eine Westwetterlage hält für gewöhnlich zwischen 7 und 14 Tage und manches Mal bis zu 21 Tage. Der Durchbruch der Westwetterlage erfolgte in der zweiten Dezember-Dekade und wird sich noch bis zum 3. Januar erhalten können. Nachfolgend kippt das Strömungsmuster. Ein Blockadehoch keilt auf dem Atlantik nach Norden auf, blockiert die Tiefdruckrinne und das aktuell über Deutschland wütende Tief bekommt keinen Nachschub mehr. Einer zonalen Strömung folgt eine meridionale Grundströmung und aus West wird Nord. Infolge daraus wird es über Deutschland zum Wochenende hin nasskalt und ab den mittleren Lagen auch winterlich. Mehr dazu: Wetter Januar.
Eine grundsätzlich winterliche Wetterentwicklung
Wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass bei dieser Wetterlage ein Blockadehoch auf dem Atlantik eine Grundvoraussetzung ist, damit der Winter über Deutschland Einzug halten kann. Damit der Winter bleibt und sich zu einer hochwinterlichen Wetterlage wird weiterentwickeln können, muss sich das Blockadehoch verstärken und dem Druck der Frontalzone Stand halten. Beides gelingt nach den Prognosen der Vorhersage-Modelle - aber nur zum Teil und mit ein paar Ausnahmen.
Die vollständig gestörte Zirkulation
Das Blockadehoch auf dem Atlantik blockiert nicht nur, es stellt die Grundströmung gewissermaßen auf den Kopf. Aus West wird Nord und nachfolgend kann auch Ost eine Rolle spielen. Eine 180-Grad-Wendung und da mit dem Blockadehoch nicht so schnell eine Änderung möglich ist, spricht man von einer vollständig gestörten Zirkulation.
Schnee und Schneeregen
Der Wetterumschwung über Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgt zum 5. Januar. Dass es aber einen nicht unerheblichen Wärmeüberschuss gibt, muss eine hohe Menge an Kälteenergie darauf verwendet werden, um den Überschuss abzubauen. Wäre jetzt schon eine winterliche Landschaft vorhanden, dann wäre die Kälte für Dauerfrost über ganz Deutschland ausreichend, so wird es über vielen Teilen nur zu einer nasskalten Temperaturentwicklung reichen.
Die Wetterprognose der Amerikaner simuliert bis zum 9. Januar Tageshöchstwerte von -9 Grad an den Alpen und +4 Grad an den Küsten. Die Europäer simulieren -6 über dem Süden und bis +2 Grad über dem Nordosten. Die Deutschen halten -4 bis +2 Grad für realistisch. Da gibt es noch Spielraum, doch sind Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich. Winterlich wird es ab den tieferen mittleren Lagen oberhalb etwa 300 bis 500 Meter.
Schwächelt das Blockadehoch, oder kommt es zu einem Polarwirbelsplit?
Das Blockadehoch dehnt sich zum Beginn der zweiten Januar-Dekade weit nach Osten aus und wird sich nach der Wetterprognose der Amerikaner und der Europäer für einen Moment über Mitteleuropa verlagern können. Das ist eine Schlüsselszene für die weitere Wetterentwicklung. Warum? Ganz einfach - sollte das Hoch über Europa seine Position festigen können, so ist über die zweite Dekade hinweg eine Hochdruckwetterlage mit wenig Niederschlag und gemäßigten Temperaturen zu erwarten. Weder Winter noch Hochwinter, stattdessen Sonne, Nebel und Hochnebel, Nachtfrost und leichten Plusgraden am Tage. Dort, wo Schnee liegt, stehen die Chancen gut, dass dieser konserviert wird.
Polarwirbelsplit und Hochwinter?
Das Blockadehoch aber blockiert die Frontalzone und der Druck muss irgendwo hin. Eine Möglichkeit den Druck abzulassen, ist der Umweg der Tiefdrucksysteme über Grönland und des europäischen Nordmeers in Richtung Skandinavien.
Gelingt dieser Schritt, so wird das Blockadehoch zwischen Island und Europa nach Westen gedrückt und ein Hoch Mitteleuropa ist vom Tisch. Was folgt, ist ein Arctic Outbreak, welcher den Hochwinter nach Deutschland führen kann.
Polarwirbelsplit
Da die Tiefdruckdynamik über Grönland nicht mehr präsent ist, sollte es dem Blockadehoch leicht fallen, sich weit in den Polarwirbel hinein auszudehnen und eine Querverbindung zu einem Hoch über dem westlichen Kanada und Alaska aufzubauen. Dieser Vorgang hätte eine Dipolausbildung des Polarwirbels zur Folge - in der Meteorologie auch als Polarwirbelsplit bekannt. Die Amerikaner und auch einige der Kontrollläufe berechnen einen Ansatz für einen Polarwirbelsplit.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Das Resümee hat sich in den vergangenen 192 Stunden (8 Tage) nicht verändert - das ist hauptsächlich deshalb hervorzuheben, da inmitten einer Wetterumstellung eine hohe Konsistenz vorliegt. Das ist selten. Aus möglich wird wahrscheinlich. Der Winter hält ab den tieferen mittleren Lagen Einzug und kann auch über tieferen Lagen für Schnee- oder Schneeregen sorgen. Da die nachfolgende Wetterlage jedoch hochdruckdominiert ist, halten sich die zu erwartenden Schneemengen vorerst in Grenzen.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe bleiben im Hinblick auf den Flachlandwinter skeptisch und berechnen zum 11. Januar die Verlagerung des Hochdrucksystems in Richtung Mitteleuropa, was sich mit ansteigenden Temperaturen von bis +0 Grad in der Höhe von 1.500 Metern bemerkbar macht. Nachfolgend sinkt das Niveau wieder auf -6 bis -8 Grad ab, was für die Verlagerung des Hochdrucksystems von Mitteleuropa nach Westen spricht (meridional verlaufende Nordwetterlage).
Wie dem auch sei - für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad eine Grundvoraussetzung und im Mittel schwanken die Höhenwerte exakt in diesem Bereich. Für die mittleren Lagen reichen Höhenwerte von -3 bis -5 Grad aus. Also ja, der Winter ist ab den tieferen mittleren Lagen sehr wahrscheinlich. Für den Flachlandwinter - also auch über den westlich gelegenen Ballungsgebieten - ist mit leichten Plusgraden eine überwiegend nasskalte Witterung sehr wahrscheinlich. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
8. Januar | -4 bis +4 Grad |
-2 bis +1 Grad |
12. Januar | -5 bis +6 Grad |
-1 bis +3 Grad |
17. Januar | -10 bis +9 Grad |
-1 bis +1 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Wetterprognose Winter an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:25 Uhr
Bis Samstag kommt es zu weiteren Niederschlägen, welche in Form von Schauer in unterschiedlichster Intensität und Dauer zu erwarten sind. Der Schwerpunkt liegt entlang einer Linie von Köln und dem Bayerischen Wald, sowie nördlich einer Line vom Saarland und Usedom. Mit einer Zuspitzung der Hochwassersituation ist zu rechnen und regionale Überflutungen sind möglich.
Am Wochenende wird es winterlich
Lange hat sich der Wetterwechsel angekündigt und war schon Mitte Dezember in den Randfaktoren zu erkennen. Jetzt ist er im vollen Gange und zum Wochenende mit einer zunehmend meridionalen Grundströmung abgeschlossen. Die Niederschläge gehen bereits am Freitag über dem Nordosten in Schnee über und können am Samstag und Sonntag insbesondere über Baden-Württemberg und Bayern für länger andauernden - und über den Alpen auch ergiebigen - Schneefall sorgen. Zum Start in die neue Woche ist mit einer zunehmenden Anzahl an Sonnenstunden mit Dauerfrost zu rechnen.
Polarwirbelsplit und der Hochwinter
Die Wetterprognose der Amerikaner weicht heute Abend kaum von der morgendlichen ab. Das Blockadehoch dehnt sich bis zum 10. Januar weiter nach Osten aus und erstreckt sich in einem Bereich vom Atlantik, Island, Skandinavien, Osteuropa bis nach Deutschland und England. Das Wetter beruhigt sich vollständig und bei auflockernder Bewölkung ist tagsüber mit viel Sonnenschein zu rechnen.
Da es sich um eine schwachgradientige Wetterlage handelt, können auch Nebel- und Hochnebelfelder eine Rolle spielen. Die Luftmassen können sich bis zum 12. Januar mithilfe des Sonnenscheins auf +2 bis +6 Grad erwärmen. Bei Dauernebel und über den Regionen mit einer Schneedecke verweilen die Werte zumeist im Dauerfrostbereich. So richtig winterlich klingt das zunächst nicht.
Polarwirbelsplit
Der Zeitraum vom 10. bis 12. Januar ist zugleich auch eine Schlüsselszene für die weitere Wetterentwicklung. Das Hoch über Mitteleuropa könnte unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Hochdruckzone über die Mittelmeerregion aufbauen. Anstatt Winter- wäre Hochdruckwetter zu erwarten.
Doch folgen die Amerikaner der heute Nachmittag vorgestellten These, bei der sich das Hoch durch die Druckzunahme im Bereich von Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer nach Westen ausweicht und den tiefen Luftdruck nach Osten - in Richtung Skandinavien passieren lässt. Das Hoch wechselt seine Position binnen weniger Stunden und geht bereits zum 12. Januar eine Querverbindung zu einem Hoch über dem westlichen Kanada und Alaska ein. Der Polarwirbel wird in zwei Hälften geteilt. Ein Polarwirbelsplit wird vollzogen und der Tiefdruckkern über Skandinavien rauscht nach Süden.
Arctic Outbreak und der Hochwinter
Der Trogprozess ist nicht nur gravierend, sondern bis zum 18. Januar auch nachhaltig. Weite Teile von Deutschland liegen voll im Einflussbereich arktischer Kaltluftmassen. Die Temperaturen sinken auf -6 bis +2 Grad ab. Die höheren Werte können über den westlich gelegenen Ballungsgebieten und auch über dem Süden erwartet werden. Warum? Noch ist fraglich, ob die kalte Luftmasse auch die Alpen passieren kann.
Viel Neuschnee
Die Großwetterlage verläuft mit einer absolut gestörten Zirkulation nicht nur meridional, sondern ist zudem noch von tiefem Luftdruck gesteuert, dessen labile Schichtung immer wieder zu Schneeschauern unterschiedlichster Intensität und Dauer führen kann. Mit entsprechenden Hebungsvorgängen ist auch ergiebiger Schneefall möglich. Deutschland wintert ein.
Geht es nach der Wetterprognose der Europäer, so ziehen diese im weitesten Sinne mit. Das Hoch verlagert sich über Mitteleuropa und zieht sich ab dem 12. Januar nach Westen zurück und strebt weit in den Polarwirbel hinein vor.
Zusammenfassung: Winterwetter auch über dem Flachland?
Um die Frage mit einem Ja
beantworten zu können, ist es noch zu früh. Die Kontrollläufe ziehen nach wie vor nicht in letzter Konsequenz mit und belassen die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe im Bereich von -5 und -7 Grad. Kurzzeitig steigen die Werte zum 11. Januar auf bis +0 Grad an. Damit schwankt der Winter mit einer Frostgrenze zwischen 200 und 400 Meter schwankend und kurzzeitig bei 800 Meter. Das ist und bleibt für den Flachlandwinter eine knappe Angelegenheit.
Die Randfaktoren wie der AO- und NAO-Index bleiben negativer Prägung, was eine winterliche Wetterentwicklung über Deutschland, der Schweiz und Österreich begünstigt. Der AO-Index hatte gestern noch einen leicht positiven Trend. Das wurde heute in die deutlich negative Richtung korrigiert, was einen völlig desolaten Polarwirbel oder gar einen Polarwirbelsplit nicht mehr ausschließen lässt. Schaun mer mal.
Freunde des Winterwetters
können anfangen, sich zu freuen.
Warming in Stratosphärenhöhe
Auch heute wieder. Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe mit Maximum zum 3. Januar. Nachfolgend aber kein Übergang zu einem Major-Warming. Die Windgeschwindigkeiten bleiben mit +72 und +36 km/h stets im positiven Bereich und mit einer zusätzlichen Abschwächung des Polarwirbels von oben herab ist so schnell nicht zu rechnen.