Wettertrend: Unwetterartiger Regen, dann kippt die Großwetterlage in Richtung Winter
In den kommenden Tagen ist über Deutschland ein erneut turbulenter und abwechslungsreicher Wettercharakter zu erwarten. Zunächst wird ergiebiger Regen mit nachfolgendem Hochwasser und regionalen Überflutungen die Hauptrolle spielen, bevor sich zum Ende die Großwetterlage ändert und dem Winter eine Chance gibt.
Der Januar beginnt noch mit einem vergleichsweise ruhigem Wetter mit gelegentlichen Schauern und etwas Sonnenschein. Bei Temperaturen von +6 bis +12 Grad ist der Winter weiterhin weit von Deutschland entfernt. Doch mit der Ruhe ist es ab dem 2. Januar vorbei.
Hochwasser und Überflutungen und eine absinkende Schneefallgrenze
Ein Ausläufer der atlantische Frontalzone dehnt sich in der Nacht auf Deutschland aus. Der Wind gewinnt an Intensität und treibt viele Wolken und zahlreiche Niederschlagsfelder von West nach Ost. So ist von Dienstag bis einschließlich Donnerstag mit wiederholtem Niederschlag unterschiedlichster Intensität und Dauer zu rechnen. Der Druck auf die Flüsse nimmt erneut zu und lässt das Potential von Hochwasser und regionalen Überflutungen ansteigen (Hochwasser - Warnungen). Der Wind kann von Dienstag- bis Mittwochnachmittag über tieferen Lagen für kräftige Windböen sorgen. Über exponierten Lagen können stürmische und über den Küstenregionen und den höheren Lagen schwere Sturmböen möglich sein. Zum Ende kommt es zum Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs, was die Temperaturen von +8 bis +12 Grad auf +1 bis +6 Grad zurückgehen und die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken lässt. Mehr dazu: Wetter Januar.
Durchbruch des Winters
Beide Vorhersage-Modelle berechnen eine bis zum 11. Januar fast identische Entwicklung der Großwetterlage. Die zonal verlaufende Grundstruktur wird eine weniger gewichtige Rolle spielen, was sich auch auf die Wind- und Niederschlagsaktivität auswirken wird.
Blockadehoch auf dem Atlantik
Der Wetterwechsel erfolgt bereits zum 5. Januar, wenn sich auf dem Atlantik das Azorenhoch nach Norden ausdehnt und fortan als Blockadehoch agiert. Die bis dahin gut funktionierende Tiefdruckrinne auf dem Atlantik wird außer Kraft gesetzt und der Rest der atlantischen Frontalzone trogt von Skandinavien nach Süden aus. Bis zum 6. Januar haben die kalten Luftmassen bereits die Alpen überquert und initialisieren über der Mittelmeerregion ein Tiefdrucksystem.
Winterwetter über Deutschland
Das Hoch keilt weiter nach Norden auf und festigt seine Position zwischen England und Island. Mithilfe des Mittelmeertiefs verstärkt sich bis zum 9. Januar der Zustrom kalter Luftmassen polaren Ursprungs. Zunächst muss noch viel Kälteenergie für den Abbau des Wärmeüberschusses verwendet werden, doch der stete Zustrom lässt die Temperaturen bis zum 7. Januar auf -8 bis +1 Grad und bis zum 9. Januar auf -6 bis +0 Grad absinken.
Da es sich um tiefdruckdominierte und instabile Luftmassen handelt, ist bis zum 9. Januar immer wieder mit Schneeschauern bis auf tiefere Lagen herab zu rechnen. Wie viel und ob überhaupt Schnee zu erwarten ist, darin unterscheiden sich die Vorhersage-Modelle noch erheblich. Zunächst muss die kalte Luft einströmen und sich das Mittelmeertief entwickeln können, dann sieht man weiter.
Blockadehoch dehnt sich aus
Bis zum 11. Januar verändert das Blockadehoch seine Position zwischen Island und England nicht, dehnt sich aber weiter nach Osten - bis nach Polen aus. Das unterbindet den Zustrom kalter Luftmassen arktischen Ursprungs aus nördlichen Richtungen und lässt die Grundströmung auf östliche Richtungen kippen. Mit nennenswertem Schneefall ist bei auflockernder Bewölkung und einer zunehmenden Sonnenscheindauer nicht mehr zu rechnen. Die Temperaturen erreichen nach der Wetterprognose der Amerikaner mit -1 bis +4 Grad eher nasskalte und nach den Europäern mit -6 bis +2 Grad (tiefere über dem Süden, höhere über dem Norden) dann die für Deutschland typischen winterlichen Temperaturen.
Polarwirbelsplit und Hochwinter?
Das Blockadehoch zwischen Island und England bleibt nach dem Wettertrend der Amerikaner fest verankert und lässt sich durch das Anrennen des Polarwirbels nicht beeindrucken. In der Zwischenzeit dehnt sich von den Aleuten ein weiteres Hochdrucksystem in Richtung des Nordpols vor und bedrängt den Polarwirbel im zunehmenden Maße.
Gestörte Zirkulation bleibt erhalten
Die atlantische Frontalzone ist nach dieser Prognose bis zum 17. Januar vollständig außer Kraft gesetzt und muss weiter Umwege in Kauf nehmen. Deutschland, die Schweiz und Österreich verweilen stets am östlichen Hochdruckgradienten und so bleibt die östliche bis nördliche Grundströmung erhalten. Grundsätzlich eine hochwinterliche Wetterlage, doch ist das Hoch einen Tick zu nah an Deutschland dran.
Der Hauptstrom der kalten Luftmassen wird über Osteuropa knapp an Deutschland vorbeigeleitet. Die Temperaturen pendeln sich mit +0 bis +5 Grad verbreitet in den nasskalten Bereich ein. Zeitweilige Schauer können bis auf tiefere Lagen als Schnee- oder Schneeregen niedergehen, doch spielt sich der Winter ab den mittleren Lagen ab. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter ist mit Dauerfrost zu rechnen.
Ansatz zum Polarwirbelsplit
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man einen desolaten Zustand des Polarwirbels, der im Ansatz ein Splitverhalten zeigt. Das könnte im Hinblick auf den Hochwinter noch eine Schlüsselszene werden. Denn wird der Kaltluftzustrom erneut in Gang gesetzt, verlagert sich das Hoch weiter nach Westen und der Hochwinter wird auch über Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Das Resümee hat sich in den vergangenen 168 Stunden (7 Tage) nicht verändert. Der Wetterumschwung erfolgt zum 5. Januar und wird eine - zumindest ab den tieferen mittleren Lagen - winterliche Wetterentwicklung einläuten. Wie nachhaltig diese agiert, hängt von der Stabilität und der Positionierung des Blockadehochs auf dem Atlantik ab. Dass dieses Blockadehoch kommt und die zonal verlaufende in eine meridionale Grundströmung kippen lässt, das ist nahezu gesetzt.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Die Wetterprognose der Amerikaner ist gut in den Mittelwert aller Kontrollläufen eingebettet, bildet in dessen Spektrum jedoch die mildere Variante ab. Das Temperaturspektrum in 1.500 Meter Höhe schwankt zwischen dem 7. und 15. Januar im Bereich von -3 bis -7 Grad. Für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad und für den Winter ab den mittleren Lagen von -3 bis -5 Grad eine Grundvoraussetzung. Das unterstreicht noch einmal die möglich nasskalte Witterung über den tieferen Lagen.
Dass der Winter - oder auch Hochwinter - mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik jedoch eine gute Grundlage hat, lässt sich im nachfolgenden Mittelewert aller Kontrollläufe besonders gut darstellen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
7. Januar | -1 bis +6 Grad |
+1 bis +4 Grad |
11. Januar | -7 bis +9 Grad |
-2 bis +2 Grad |
16. Januar | -8 bis +7 Grad |
-0 bis +3 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Wetterprognose Winter an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr
Erst der Regen, dann der Winter. Der Regen kommt mithilfe eines sich über Skandinavien ausdehnenden Hochdrucksystem und der damit blockierenden Wirkung auf das Frontensystem zustande. Zur gleichen Zeit dehnt sich das Azorenhoch auf dem Atlantik nach Norden aus und agiert vom 6. Januar an als Blockadehoch. Der Rest des Tiefdrucksystems trogt über Mitteleuropa nach Süden aus und führt kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden.
Über der Mittelmeerregion angekommen, wird durch die Temperaturgegensätze ein Mittelmeertief initialisiert. Die nördliche Grundströmung wird intensiviert und kalte Luftmassen werden nach Deutschland gezogen. Zeitgleich sorgt das Mittelmeertief zum Wochenende etwa südlich einer Linie vom Saarland und Berlin für zeitweiligen Schneefall, der nach Südosten auch ergiebig ausfallen kann. Mehr Wetter lässt sich mit Regen, Wind, Sturm, Hochwasser, Überflutungen, Schnee, Eis und Frost nicht in eine Woche unterbringen.
Vollständig gestörte Zirkulation
Alle drei Vorhersage-Modelle berechnen bis zum 9. Januar die Entwicklung eines autarken Blockadehochs, welches sich mit seinem Kern im Bereich von Island, Skandinavien und England positioniert.
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südöstlichen Hochdruckgradienten und im schwächer werdenden Einflussbereichs des Mittelmeertiefs. Die Grundströmung dreht zwischen den beiden Wettersystemen auf östliche Richtungen und lassen die Temperaturen bis zum 10. Januar auf -2 bis +4 Grad einpendeln. Die höheren Werte über dem Nordosten, die tieferen in Richtung der Alpen.
Richtig nachhaltiges Winterwetter sieht anders aus, doch kann sich der Winter oberhalb etwa 400 bis 600 Meter, sowie über weiter Teile von Baden-Württemberg und Bayern durchsetzen - teils bis auf tiefere Lagen herab.
Aufgrund der Nähe zum Hochdrucksystem ist jedoch nicht mehr mit großartigen Neuschneemengen zu rechnen.
Zusammenfassung: Die Umstellung der Großwetterlage beginnt
Seit rund 13 Tagen zeigte sich in den Randfaktoren die Umstellung der Großwetterlage, welche nun mit dem einsetzendem Niederschlag und auflebenden Wind beginnt. Ob am Ende ein Flachlandwinter oder der Hochwinter herauskommt, bleibt abzuwarten. Zu groß ist das Spektrum und die damit zusammenhängenden Unsicherheiten. Zunächst muss das Blockadehoch kommen, dann die kalte Luft nach Süden rauschen - anschließend sieht man weiter.
In der Spekulation zeigt sich in den Randfaktoren eine leicht positiver Wert in der Entwicklung des AO-Index Wertes. Der Polarwirbel gibt nicht so schnell auf und wehrt sich gegen die Störeinflüsse in Form von nach Norden aufkeilenden Hochdrucksystemen.
Der für das Wetter über Deutschland gewichtigere Randfaktor ist der NAO-Index und der bleibt - trotz eines leicht positiven Entwicklungstrends - bis auf Weiteres im negativen Bereich. Das Blockadehoch bleibt voraussichtlich auch in der zweiten Januar-Dekade noch dominierend.
Ebenso spekulativ dazu die passenden Großwetterlagen, bei der Winterwetter oder eine hochwinterliche Wetterentwicklung stark von der Position des Blockadehochs abhängig sind.
Warming in Stratosphärenhöhe
Das seit Tagen näher beschriebene Warming in Stratosphärenhöhe erreicht am 3. Januar seinen Höhepunkt und lässt die Temperaturen von -80 auf -4 Grad ansteigen. Die Windgeschwindigkeiten betragen aktuell +144 km/h und sinken bis zum 7. Januar auf +54 km/h ab. Nachfolgend intensiviert sich der Stratosphärenwind bis zum 15. Januar auf +86 km/h. Keine Windumkehr (-), kein Major-Warming und keine Beeinflussung des Polarwirbels in den unteren Luftschichten.
Um es auf den Punkt zu bringen - der Winter bekommt nach dem 6. Januar eine Chance, sich über Deutschland bemerkbar zu machen. Ob der Durchbruch des Winters nachhaltig ist und in der zweiten Januar-Dekade zu einer hochwinterlichen Wetterlage führen wird, hängt auch von der Stabilität des Blockadehochs ab. Schaun mer mal.