Wettertrend: Ein Polarhoch als Winterbringer?
Anfang Januar gewinnt die Frontalzone an Energie und verlängert den unbeständigen und warmen Wettercharakter noch bis zum 5. Januar. Nachfolgend dehnt sich im Polarwirbel ein Polarhoch aus und versucht auf dem Atlantik eine Querverbindung zum Azorenhoch aufzubauen. Kommt die Verbindung zustande, so kippt die Wetterlage binnen weniger Stunden in Richtung Winter.

Die Wetteraktivität dynamisiert sich in den kommenden Tagen über Deutschland. Der Grund ist die atlantische Frontalzone, welche mit ihren Ausläufern auf Deutschland übergreift und mit zunehmender Bewölkung das Wetter dominiert. Verläuft das Wetter am Samstag noch verbreitet ruhig und trocken, so ändert sich das an Silvester.
Windiges und unbeständiges Wetter mit viel Regen
Die Frontalzone dreht an Silvester auf und sorgt bei zunehmender Bewölkung für einen auflebenden Wind und zeitweiligen Niederschlag. Der Niederschlag schwächt sich an Neujahr kurzzeitig ab, gewinnt zum Abend an Intensität und sorgt bis zum 3. Januar für nennenswerte Regensummen. Punktuell kann der Regen ergiebig ausfallen, was die Flüsse erneut unter Druck setzen kann. Begleitet wird der Regen von einem böigen Wind, der über exponierten Lagen und den Küstenregionen von Nord- und Ostsee stürmisch auffrischen kann. Die Temperaturen bleiben mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +14 Grad für die Jahreszeit viel zu hoch. Mehr dazu: Wetter Januar.

Die Großwetterlage kippt binnen weniger Stunden
Sowohl die Wetterprognose der Amerikaner, als auch die des europäischen Wettermodells berechnen heute ein Kippmuster der Großwetterlage, welches sich binnen weniger Stunden vollziehen kann. Zunächst einmal die Großwetterlage zum 3. Januar nach allen drei Vorhersage-Modellen zum besseren Verständnis gegenübergestellt.

Aktive Frontalzone
Was man auf den oben stehenden Wetterkarten sieht, ist eine stabile Tiefdruckrinne auf dem Atlantik und eine auf Hochtouren laufende Frontalzone. Die Westwetterlage erreicht mit dem 3. Januar einen weiteren Höhepunkt und sorgt für reichlich Niederschlag.
Kippmuster innerhalb des Polarwirbels
Schaut man sich die Wetterprognose der Europäer und des deutschen Vorhersage-Modells bis zum 7. Januar an, so erkennt man eine Ausdehnung des Polarhochs zwischen Alaska und Kanada in Richtung Grönland. Schlagartig wird die Kaltluftzufuhr über das östliche Kanada blockiert und der Frontalzone fehlt der Nachschub an Energie.
Blockadehoch auf dem Atlantik
Die Tiefdruckrinne schwächt sich ab und diese Schwäche nutzt das Azorenhoch, um weiter nach Norden - in Richtung Grönland - aufzustreben. Eine Querverbindung zum Polarhoch ist nach der Wettervorhersage der Europäer zum 8. Januar nicht mehr auszuschließen.
Meridionalisierendes Strömungsmuster - Der Winter bekommt eine Chance
Herrscht am 5. Januar noch ein zonales Strömungsmuster vor, so kippt das Ganze zum 6. Januar und am 7. Januar hat sich mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik bereits ein meridionales Strömungsmuster etablieren können. Die Reste der atlantische Frontalzone beginnen zum 8. Januar damit, nach Süden auszutrogen. Infolge daraus gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in den Zustrom kalter Luftmassen polaren Ursprungs - zunächst in der Höhe, da über den tieferen Lagen erst noch der Wärmeüberschuss abgebaut werden muss. Für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sollte es aber bis auf die tieferen Lagen herab reichen. Ab den mittleren Lagen wird es zunehmend winterlich.

Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Polarwirbel gegen Blockadehoch
Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet heute eine völlig andere Variante, als in den vergangenen Tagen. Auch nach dieser Vorhersage zeichnet sich zwischen dem 5. und 7. Januar ein markanter Wetterwechsel ab.
Gestörte Zirkulation - Ostströmung
Das Azorenhoch keilt zum 7. Januar nach Norden auf, doch im Unterschied zu den Europäern kommt die Querverbindung zum Polarhoch nicht zustande. Somit fehlt es dem Blockadehoch an Stabilität und da die Zufuhr kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada nicht abreißt, gewinnt die Frontalzone weiterhin an Dynamik. Das Blockadehoch gibt dem Druck der Frontalzone nach, kippt nach Osten ab und erzwingt im Zeitraum vom 7. bis 9. Januar eine Ostwetterlage. Ein Mittelmeertief verstärkt die Ostströmung etwas, doch fehlt über Osteuropa die kalte Luft. Die Temperaturen erreichen über Deutschland am 5. Januar noch +4 bis +8 Grad und sinken über dem Nordosten auf bis -5 Grad ab. Am 8. Januar sind -2 bis +4 Grad zu erwarten.
Schneefall? Möglich!
Da es sich um eine hochdruckdominierte Wetterlage handelt, ist nicht mit großartigen Niederschlagssummen zu rechnen. Dennoch kann in der Übergangsphase der Niederschlag in Schnee übergehen und zumindest über dem Norden und Osten für die Ausbildung einer dünnen Schneedecke sorgen.
Polarwirbel regeneriert sich
Das Hoch versucht, den Polarwirbel zu schwächen, doch findet es keinen Zugang. Und da der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada nicht abreißt, stabilisiert sich der Polarwirbel und drückt das Hoch weiter nach Osten. Bis zum 14. Januar positioniert sich das Blockadehoch direkt über Mitteleuropa und lässt die Frontalzone auflaufen. Das Strömungsmuster kippt erneut auf südwestliche Richtungen und lässt die Temperaturen vom 11. bis 14. Januar auf +4 bis +8 Grad und über dem Westen auf bis +10 Grad ansteigen.
Ein winterlicher Ansatz ja, doch fehlt vom Hochwinter jede Spur. Wie bereits gestern festgestellt, sieht ein markanter und nachhaltiger Durchbruch des Winters anders aus.

Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Auch heute werden die Möglichkeiten einer winterlichen bis hochwinterlichen Wetterentwicklung ins Spiel gebracht, doch sind diese Ansätze allesamt zögerlich. Zudem fehlt es an Nachhaltigkeit. Dennoch wird eine winterliche Wetterphase - zumindest ab den mittleren Lagen - ab dem 6. Januar zunehmend wahrscheinlicher. Da der Wetterwechsel von Höhenkälte dominiert wird, ist auch über tieferen Lagen mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern zu rechnen. Im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen bilden die Amerikaner die mit Abstand wärmste Variante ab. Möglich ja, wahrscheinlich nein.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe ziehen nur bedingt mit und sind im Vergleich zu den vergangen 24 Stunden wieder etwas kühler geworden. Die Temperaturen erreichen in 1.500 Meter am 3. Januar Werte von bis +5 Grad und sinken bis zum 8. Januar auf -3 bis -6 Grad ab.
Für den Flachlandwinter sind Anfang Januar Höhenwerte von -5 bis -7 Grad notwendig. Für die mittleren Lagen sind -3 bis -5 Grad ausreichend. Und so bestätigt sich heute der Wettertrend der vergangenen Tage. Eine zunehmend nasskalte Wetterentwicklung über den tieferen Lagen mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Im Hinblick auf den Winter ist das Blockadehoch auf dem Atlantik entscheidend.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. Januar | -3 bis +9 Grad |
+2 bis +5 Grad |
8. Januar | -4 bis +9 Grad |
+1 bis +3 Grad |
13. Januar | -6 bis +7 Grad |
+0 bis +3 Grad |

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag
Die Amerikaner haben heute Nachmittag nachgezogen und die milde Wetterentwicklung mit Hochdruckzone über Europa verworfen. Stattdessen zeigt sich nach dieser Wetterprognose ein Blockadehoch auf dem Atlantik, was einer winterlichen Wetterentwicklung über Mitteleuropa zuträglich ist. Schaun mer mal.

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Bis zum 6. Januar tobt sich die atlantische Frontalzone noch über Deutschland aus und wird ein Frontensystem nach dem anderen von West nach Ost ziehen lassen. Viel Niederschlag ist dabei zu erwarten und mancherorts werden unwetterartige Regensummen simuliert, welche der gesamten Niederschlagssumme des Januars entsprechen.
Für die Jahreszeit viel zu warm
Klar ist, dass die Frontalzone mithilfe einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen ungewöhnlich warme Luft nach Nordwesten führt. Die Temperaturen pendeln sich meist auf einen Bereich von +6 bis +12 Grad ein und örtlich können bis +14 Grad möglich sein. Damit orientieren sich die Temperaturen näher am Frühling, als am Winter. Von Hochwinter fehlt nach wie vor jede Spur.

Schlagartiger Wetterwechsel - Winter möglich
Die Wetterprognose der Amerikaner stützt die Berechnungen von heute Nachmittag. Bereits zum 7. Januar keilt auf dem Atlantik das Azorenhoch nach Norden auf und beginnt die atlantische Frontalzone zu blockieren.
Strömungsmuster meridionalisiert - Witterung wird winterlich
Das Hoch dehnt sich bis zum 9. Januar weiter nach Norden aus und geht für einen Moment eine Querverbindung zum Polarhoch ein. Die atlantische Tiefdruckrinne wird blockiert und das Strömungsmuster meridionalisiert. Die Westwetterlage findet ihr Ende und von Norden werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden geführt.
Erreichen die Temperaturen am 7. Januar noch +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad, so sind am 10. Januar Tageshöchstwerte von -5 bis +2 Grad möglich. Die höheren Werte über dem Norden, die tieferen über dem Süden. Zeitweiliger Niederschlag kann bis auf tiefere Lagen herab als Schnee oder Schneeregen niedergehen und ab den tieferen mittleren Lagen zur Ausbildung einer Schneedecke führen.
Instabiler Polarwirbel
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten einmal genauer an, so erkennt man zwar kein stabil winterliches Konstrukt - und erst recht kein nachhaltiges - doch zeigt sich der Polarwirbel in einem äußerst desolaten Zustand.
Mit anderen Worten formuliert, stehen nach dem 6. Januar - auch für die Freunde des Winterwetters
- spannende Zeiten bevor. Die Wettervorhersage der Europäer geht heute Abend in eine fast identische Richtung.

Zusammenfassung: Randfaktoren sprechen für eine Umstellung der Großwetterlage
Seit rund 10 Tagen zeigt sich in den Randfaktoren die Umstellung der Großwetterlage. Zunächst der AO-Index, welcher vereinfacht formuliert, den Zustand des Polarwirbels beschreibt. Aktuell ist der AO-Index bereits negativ und wird sein Minimum zum Jahreswechsel durchschreiten. Nachfolgend steigt der Index-Wert etwas an, verbleibt jedoch in einem negativen Bereich.
Das Blockadehoch auf dem Atlantik
Ein für das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz gewichtiger Randfaktor ist der NAO-Index, welcher vereinfacht ausgedrückt, das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief beschreibt. Aktuell ist der NAO-Index neutralisiert und kippt Anfang Januar in den leicht negativen Bereich ab.
Zusammengenommen favorisieren die beiden Randfaktoren eine im Januar zunehmend meridionale Grundströmung, doch müssen die Werte für den Hochwinter anders aussehen. Winterwetter light
- nasskalt über tieferen Lagen, winterlich ab den mittleren Lagen trifft es besser.
Warming in Stratosphärenhöhe
Das Warming in Stratosphärenhöhe erreicht zum3. Januar seinen Höhepunkt und schwächt sich nachfolgend ab. So handelt es sich um ein Minor-Warming ohne jede Auswirkung auf die unteren Luftschichten. Der Ansatz zu einem Major-Warming ist nach wie vor vorhanden, doch wird es wohl nicht reichen.
Deutlicher zeigt sich das in der Entwicklung der Winde in Stratosphärenhöhe. Der Höhepunkt wird mit +151 km/h an Silvester berechnet. Der Tiefpunkt wird mit +28 km/h am 7. Januar simuliert. Bis zum 11. Januar intensiviert sich der Wind auf +72 km/h. Eine Windumkehr (-) ist zum aktuellen Stand nicht zu erwarten und infolgedessen keine Schwächung des Polarwirbels von oben herab.
Sollte es aber zu einer Windumkehr kommen, so ist rund 7 bis 10 Tage später mit einer wetterwirksamen Veränderung zu rechnen, was in diesem Fall im Zeitraum vom 10. bis 13. Januar der Fall sein kann. Schaun mer mal.
