Winterprognose: Ein zunehmend instabiler Polarwirbel
Innerhalb des Polarwirbels kommt es im Januar zu einer Entwicklung, welche dem Polarwirbel schwer zusetzen und zu einer markanten Veränderung der Großwetterlage führen kann. Ob dabei der Winter eine Rolle spielen kann, hängt im Wesentlichen von Hochdrucksystemen und deren Positionierung ab.
Nach einer kurzen Ruhephase wird das Wetter in den kommenden Tagen wieder etwas turbulenter. Der Grund ist die atlantische Frontalzone, welche mit weiteren Tiefdrucksystemen Kurs auf Skandinavien nimmt und mit ihren südlichen Gradienten das Wetter über Deutschland beeinflusst.
Wind, Sturm und Regen
Bis zum 3. Januar überqueren gleich drei Sturmfronten Deutschland und hinterlassen einiges an Niederschlag. So ist insbesondere über den Gebieten nördlich einer Linie von Köln und Berlin mit kräftigen Windböen zu rechnen. Über exponierten Lagen und den Küsten können stürmische Windböen möglich sein. Hinzukommt zeitweiliger Regen, der bis Silvester gelegentlich niedergeht, in der Fläche aber nicht für großartige Regensummen wird sorgen können. Das sieht nach einer kurzen Wetterberuhigung am Samstag zum Jahreswechsel ganz anders aus. Primär über der Westhälfte sind kräftige und ergiebige Niederschläge möglich. Die Temperaturen bleiben mit +6 bis +12 Grad für die Jahreszeit zu hoch. Mehr dazu: Wetter Januar.
Erhaltungsneigung - der Winterkiller
Die Überschrift stammt von gestern und die lassen wir heute gerade einmal so stehen. Warum? Momentan hängt vieles von einer Hochdruckausbildung innerhalb des Polarwirbels ab. Kippt die Achse nicht um 90 Grad in Richtung Grönland ab, so gibt es auch kein Blockadehoch auf dem Atlantik und ohne Blockadehoch wird der Winter über Deutschland einen schweren Stand haben. Diese Option gilt es für die kommenden Tage stets im Hinterkopf zu behalten - auch wenn die Vorhersage-Modelle die eine oder andere tiefwinterliche Witterung simulieren - die Erhaltungsneigung hat schon bei manch einem Freund des Winterwetters
für Enttäuschung gesorgt.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: frische Winterluft mit etwas Schneefall
Geht es nach der Wetterprognose der Europäer, so ist der Wetterwechsel bis zum 5. Januar abgeschlossen. Das Polarhoch dehnt sich in einem Bereich von Alaska bis nach Grönland aus und das Azorenhoch positioniert sich auf dem Atlantik als Blockadehoch.
Der Polarwirbel wird in zwei Cluster aufgeteilt (kein Polarwirbelsplit). Der eine Cluster verweilt über Kanada, der Zweite erstreckt sich zwischen Skandinavien und dem östlichen Sibirien. Das Strömungsmuster meridionalisiert und aus nördlichen Richtungen gelangen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland.
Zunehmend winterliche Wetterverhältnisse
Doch ist von diesem winterlichen Vorstoß noch nicht viel zu erwarten. Der Wärmeüberschuss muss über Mitteleuropa erst abgebaut werden. Da geht viel Kälteenergie verloren. Erreichen die Temperaturen am 5. Januar +4 bis +8 Grad, so ist am 7. Januar mit Werten von -1 bis +4 Grad eine nasskalte Witterung zu erwarten, bei der es auch über tieferen Lagen zu Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern kommen kann. Zunehmend winterlich wird es oberhalb etwa 400 bis 600 Meter.
Wettertrend des amerikanischen Wettermodells: Desolater Zustand des Polarwirbels
Macht der Polarwirbel nach der Prognose der Europäer schon keine gute Figur mehr, so ist der Zustand des Polarwirbels nach dem Wettertrend der Amerikaner zum Beginn der zweiten Januardekade als desolat zu bezeichnen. Aber der Reihe nach.
Erhaltungsneigung
Nach der Prognose der Amerikaner kommt bis zum 7. Januar kein Blockadehoch zustande. Der Grund hierfür ist das Polarhoch, welches sich in einer Achse von Kanada und Alaska in Richtung Sibirien ausdehnt. Kalte Luft polaren Ursprungs werden so in Richtung östliches Kanada katapultiert und regenerieren die atlantische Frontalzone von Neuem.
Das führt zu weiteren kräftigen Tiefdrucksystemen, welche bis zum 7. Januar über Mitteleuropa hinwegziehen und mit einer zonal verlaufenden Grundströmung eine winterliche Witterung verhindern.
Polarwirbel gerät außer Kontrolle
Das Polarhoch aber wirkt und wird vom 7. bis 10. Januar eine neuerlich - stringent verlaufende Westwetterlage - verhindern. Gleich von drei Seiten dehnen sich Hochdruckgebiete zum Polarhoch aus. Eines von Alaska, ein Zweites von der Karasee und ein Drittes vom westlichen Europa aus.
Der Polarwirbel schwächt sich ab und wird in zunehmenden Maße instabil. Für einen möglichen Durchbruch des Winters über Deutschland ist das Hoch über Westeuropa von entscheidender Bedeutung. Nach den aktuellen Prognosen verlagert sich das Hoch zügig über Mitteleuropa und zentralisiert sich zum 10. Januar im Bereich von Frankreich und Deutschland. Im Umbauprozess werden kalte Luftmassen zugeführt, was die Temperaturen bis zum 9. Januar auf -4 bis +2 Grad zurückgehen lassen kann. Die höheren Werte sind dem Norden und die tieferen dem Süden zuzuordnen.
Zeitweiliger Schneefall ist möglich, der vom nachrückenden Hoch konserviert werden kann. Viel an Schnee ist jedoch nicht zu erwarten, doch in Kombination mit dem Hoch und den klaren Nächten kühlt die Luftmasse über Deutschland weiter aus. Die Temperaturen erreichen am 12. Januar - trotz Sonnenschein - kaum mehr als -1 bis +4 Grad. Dort, wo eine Schneedecke vorhanden ist, ist Dauerfrost von bis -4 Grad möglich.
Ein markanter Durchbruch des Winters aber sieht definitiv anders aus.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Die Möglichkeiten einer winterlichen Entwicklung der Großwetterlage bleiben mit dem Polarhoch bestehen. Der Polarwirbel wird in Schwingung versetzt und das ist im Hinblick auf den Winter eine deutlich bessere Voraussetzung, als die aktuell vorherrschende - zonal verlaufende - Struktur.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Doch trotz der Möglichkeiten für den Winter - die Kontrollläufe haben in den vergangenen 24 Stunden eine Korrektur erfahren. Im direkten Vergleich bilden die Amerikaner ab dem 7. Januar die mit Abstand kälteste Entwicklung ab. Der Mittelwert ist gemäßigter.
Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe schwanken am 7. Januar zwischen -2 und -4 Grad und am 12. Januar zwischen -3 und -5 Grad. Für den Flachlandwinter sind Höhenwerte von -5 bis -7 Grad vonnöten. Für eine winterliche Wetterentwicklung ab den mittleren Lagen reichen in der Höhe -3 bis -5 Grad aus.
Mit anderen Worten formuliert favorisieren die Kontrollläufe unterhalb etwa 500 Meter eine nasskalte Wetterentwicklung. Oberhalb davon kann sich nach dem 7. Januar der Winter bemerkbar machen.
Noch etwas, was einen Stutzen lässt und wir bereits weiter oben als Option für den Hinterkopf
erwähnt hatten. Die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels hat eine höhere Ausprägung, sich im Bereich von Alaska und Sibirien auszudehnen, was einer Erhaltungsneigung gleichkommt. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
3. Januar | +0 bis +10 Grad |
+5 bis +7 Grad |
7. Januar | -4 bis +10 Grad |
+2 bis +4 Grad |
12. Januar | -6 bis +9 Grad |
+0 bis +3 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Wer auf den Winter wartet, der wartet noch bis in das neue Jahr hinein. Zu aktiv und dynamisch ist die Westwetterlage und wird auch noch bis zum 3. Januar so einiges durcheinanderwirbeln.
Für die Jahreszeit viel zu warm
Das Jahr 2023 wird als das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 in die Wettergeschichte eingehen können. Zwar gab es Anfang Dezember mit einer winterlichen Phase noch Hoffnungen, dass das nicht passiert, doch der Dezember war in seiner zweiten und letzten Dekade einfach viel zu warm. Kumuliert man die letzten Tage noch hinzu, so wird der Dezember am Ende eine Anomalie von knapp über der +3,0 Grad-Marke aufweisen können. Extrem zu warm.
Schon gewusst?
Der Dezember ist aktuell mit einer Abweichung von +2,8 Grad erheblich zu warm (91/20: +1,8 Grad).
Schaut man sich die Prognosekarten des deutschen und des amerikanischen Vorhersage-Modells bis zum 5. Januar an, so bestätigt sich eine anhaltende Zufuhr von warmen Luftmassen aus südwestlichen Richtungen. Das deutsche Vorhersage-Modell berechnet bis zum 5. Januar Tageshöchstwerte von +8 bis +12 Grad und örtlich von bis +14 Grad. Vom Winter fehlt jede Spur und die Temperaturen sind dem Frühling deutlich näher.
Kommt noch einmal der Winter?
Der Polarwirbel erscheint in den oben stehenden Wetterkarten auf den ersten Blick kugelrund und in einem stabilen Zustand zu sein. Doch auf den zweiten Blick zeigt sich über Kanada und Alaska die Ausbildung eines Polarhochs. Dieses Hoch wirkt wie ein Störimpuls und kann den Polarwirbel auf verschiedenen Wegen abschwächen und stören.
Das Ende der Westwetterlage
Dass der Polarwirbel im Verlauf der ersten Januar-Dekade Stabilitätsprobleme bekommen wird, zeigt sich in einem negativen AO-Index-Wert, der auch in der ersten Januar-Dekade im negativen Bereich verweilen wird.
Damit der Winter aber überhaupt eine Chance bekommt, muss sich auf dem Atlantik ein Blockadehoch ausbilden. Das wiederum spiegelt sich in einem negativen NAO-Index wider. Und tatsächlich - heute Abend wechselt der NAO-Index zum 1. Januar seine Vorzeichen und wandelt sich vom Positiven in das Negative. Ein Blockadehoch auf dem Atlantik wird zunehmend wahrscheinlicher.
Der Hochwinter über Deutschland
Wir wurden die Tage häufiger gefragt, was passiert, wenn der NAO-Index deutlich negativ wird. Das lässt sich am besten auf den nachfolgenden Wetterkarten visualisieren. Das Strömungsmuster meridionalisiert schlagartig und da sich die atlantische Frontalzone bis Skandinavien durchsetzen können, setzt sich von Skandinavien ein Trogprozess in Gang, welcher aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Deutschland führt. Wir haben einmal die extremen Varianten aus den Kontrollläufen herausgepickt, um einen solchen Arctic Outbreak zu verdeutlichen.
Die rechte Wetterkarte zeigt im Übrigen, wie ein Arctic Outbreak - trotz bester Bedingungen - noch vereitelt werden kann. Und die Schlüsselrolle spielt auch hier das Blockadehoch auf dem Atlantik, welches in diesem - speziellen Fall - nicht zustande kommen kann. Statt Winterwetter, ein Erhalt der Südwestwetterlage.
Blockadehoch kommt
Die Amerikaner bestätigen heute Abend die Entstehung eines Blockadehochs auf dem Atlantik, was die Grundströmung über Deutschland ab dem 7. Januar in eine zunächst nördliche und später östliche Richtung kippen lässt. Der Wetterwechsel ist bis zum 6. Januar abgeschlossen.
Der Polarwirbel wird gleich von drei Seiten in die Zange genommen und zeigt bis zum 10. Januar eine deutliche Instabilität. Mit weiteren Verwerfungen ist zu rechnen, doch so lange das Blockadehoch auf dem Atlantik verweilt, hat der Winter über Deutschland gute Chancen sich durchzusetzen.
Die Amerikaner berechnen heute Abend sogar die Ausbildung eines autarken Hochdruckkerns zwischen Island und Skandinavien, was den Hochwinter über Deutschland begünstigt und möglicherweise einen Polarwirbelsplit provozieren kann.
Erreichen die Temperaturen am 6. Januar noch +4 bis +8 Grad, so werden für den 8. Januar +0 bis +4 Grad und für den 10. Januar Werte um den Gefrierpunkt schwankend in Aussicht gestellt. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf die tieferen Lagen ab und oberhalb etwa 200 bis 500 Meter ist mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen.
Die Wetterprognose der Europäer geht heute Abend in eine ähnliche Richtung.
Zusammenfassung: Randfaktoren sprechen für eine Umstellung der Großwetterlage
So ist es und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Auch heute Abend zeigt sich mehrheitlich die Umstellung der Großwetterlage. Eine Umstellung aber ist noch nicht mit Winterwetter gleichzusetzen. Die Kontrollläufe sind äußerst gespalten, doch zeigt sich nach wie vor eine Mehrheit für eine winterliche Wetterentwicklung ab den mittleren Lagen. Ob es auch für eine Schneedecke bis auf das Flachland reicht, bleibt abzuwarten.
Warming in Stratosphärenhöhe
Noch ein Randfaktor, der für die zweite Januar-Dekade interessant werden kann, ist ein Warming in Stratosphärenhöhe. Ein kräftiges Minor-Warming erreicht ab 3. Januar seinen Höhepunkt und im Ansatz zeigt sich die Entwicklung eines Major-Warmings. Doch reicht es am Ende dann doch nicht für eine Windumkehr in Stratosphärenhöhe. Erst wenn eine Windumkehr in Stratosphärenhöhe stattfindet, wird es aus Sicht der Freunde des Winterwetters
so richtig interessant.
Am 30. Dezember beträgt die Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe +151 km/h, sinkt zum 6. Januar auf +26 km/h ab und steigt bis zum 11. Januar auf +54 km/h an.