Wetter: Absolut gestörte Zirkulation, ein Arctic Outbreak mit Hochwinter über Deutschland?
Der Polarwirbel wird gleich von mehreren Seiten unter Druck gesetzt und zeigt im neuen Jahr eine zunehmende Instabilität. Der in Unruhe versetzte Polarwirbel ist aber nur eine Bedingung für den Durchbruch des Winters über Deutschland, die Zweite liegt auf dem Atlantik in Form eines Blockadehochs und da gibt es noch einen großen Spielraum.
Das Wetter bleibt bis Silvester unbeständig und für die Jahreszeit zu warm. Hinzukommt ein phasenweise stark böiger Wind, welcher sich kurzzeitig am 27. Dezember abschwächt, sonst aber über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee immer wieder für stürmische Windböen gut sein kann.
Wetterwechsel im Januar: Schneefall ist nicht mehr auszuschließen
Passend zum Jahreswechsel erfolgt auch eine Umstellung der Großwetterlage. Beginnend mit der Ausdehnung eines Polarhochs, welche den Polarwirbel in Unruhe und Schwingung versetzt. Nach dem europäischen Wettermodell kommt es über Deutschland zu einer Trogwetterlage, bei der kalte Luft bis an die Alpen geführt werden kann. Die Temperaturen sinken in Richtung des Gefrierpunkts ab und der Niederschlag geht in Schnee über. Nach dem deutschen und amerikanischen Vorhersage-Modell ist mit einer nasskalten bis milden Witterung zu rechnen. Entscheidend wird die Achsausrichtung des Polarhochs sein und wie das Azorenhoch auf dem Atlantik darauf reagieren wird. Ein unbeständiger Wettercharakter ist in den ersten Januar-Tagen gesetzt. Ob der Winter mit Schneefall eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Mehr dazu: Wetter Januar.
Hochwassersituation spitz sich weiter zu
Egal, ob Winter oder nicht. Die Großwetterlage ist alles andere als stabil und wird auch in den ersten Januartagen für zeitweiligen Niederschlag sorgen, welcher mancherorts länger andauernd und ergiebig ausfallen kann.
Da der Oberboden gesättigt ist und das Wasser an der Oberfläche in die Bäche und Flüsse abfließt, bleibt der Druck auf die Flüsse hoch, welche im Moment an vielen Stellen bereits über die Ufer getreten sind. Eine sich einstellende Hochwassersituation war bereits seit Tagen absehbar. Die Hochwasserzentralen hatten bereits die höchste Warnstufe ausgerufen. Zwischenzeitlich gibt es über einigen Regionen wieder Entwarnungen, über anderen jedoch spitzt sich die Situation weiter zu. Mehr dazu: Hochwasser-Warnungen
Weiterhin viel Regen
Schaut man sich die Niederschlagsprognosen der Vorhersage-Modelle bis zum 5. Januar an, so kann man erahnen, dass der Druck auf die Flüsse und Seen weiter zunehmen wird. Mancherorts wird so viel Niederschlag simuliert, wie sonst im ganzen Januar zu erwarten ist. Die Europäer simulieren sogar unwetterartige Niederschlagsmengen!
Wie steht es um den Winter?
Sollten die berechneten Niederschlagssummen tatsächlich so zustande kommen, bleibt zu hoffen, dass zumindest ein Teil davon in Form von Schnee gespeichert wird und so den Druck auf die Flusspegel nimmt.
Schaut man etwas weiter in die Zukunft, so ist der Winter nach der Wetterprognose der Amerikaner in der ersten Januardekade nicht weit von Deutschland entfernt. Entscheidend ist das Hoch auf dem Atlantik, welches bis zum 5. Januar sowohl von den Amerikanern, als auch Europäern favorisiert wird. Denn nur wenn es zu diesem Blockadehoch kommt, endet die Westwetterlage und eine meridional verlaufende Grundströmung wird in den Vordergrund rücken können.
Kein Polarwirbelsplit - dafür eine absolut gestörte Zirkulation
Die Wetterprognose der Amerikaner unterstützt heute keinen Polarwirbelsplit mehr. Stattdessen kommt es bis zum 7. Januar mit einem Hoch zwischen Grönland und Island zu einer absolut gestörten Zirkulation. Man unterscheidet zwischen einer gestörten (blockierte Westwetterlage), vollständig gestörten (Hoch Skandinavien, Ostwetterlage) und absolut gestörten Zirkulation. Absolut bedeutet, dass sich im Entstehungsbereich der atlantische Frontalzone ein Hochdrucksystem aufbaut und die Tiefdruckmaschinerie auf dem Atlantik absolut außer Kraft setzt.
Eine hochwinterliche Wetterentwicklung ist möglich
Die Amerikaner platzieren das Hoch zentral zwischen Grönland und Island und lassen die Achse des Hochdrucksystems vom 7. bis 10. Januar weiter nach Norden in Richtung Kanada und Alaska aufstreben. Mehr kann die Frontalzone nicht gestört werden und der Polarwirbel erleidet eine Verschiebung (Displacement).
Die Hauptaktivität des Polarwirbels liegt im Bereich der Barentssee über Skandinavien bis nach Deutschland reichend. Im Zusammenspiel mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden geführt (Arctic Outbreak). Erreichen die Temperaturen am 5. Januar noch +2 bis +6 Grad und über dem Süden bis +10 Grad, so sind am 7. Januar Tageshöchstwerte von -2 bis +2 Grad und am 10. Januar von -12 bis -2 Grad möglich. Wohlgemerkt die Höchstwerte und ja, unter diesen Bedingungen ist eine hochwinterliche Wetterlage über Deutschland möglich.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Die Großwetterlage befindet sich im Umbau - das bestätigt sich auch im siebten Tag infolge und ist somit sehr wahrscheinlich geworden. Bestätigt hat sich auch eine anhaltend unbeständige Wetterentwicklung, bei der noch einiges an Niederschlag zusammenkommen kann - eine nachhaltige Entspannung der Hochwassersituation ist so schnell nicht zu erwarten.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Die Kontrollläufe ziehen im Hinblick auf den Winter nach. Zwar gehört die Prognose der Amerikaner im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den kälteren Varianten, doch bettet diese sich gut in den unteren Bereich des Mittelwertes ein. Die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe schwanken am 2. Januar zwischen -1 und -3 Grad, am 5. Januar zwischen -3 und -5 Grad und am 10. Januar zwischen -5 und -7 Grad. Damit der Flachlandwinter möglich ist, sollten die Höhenwerte zwischen -5 und -7 Grad betragen.
Für den Durchbruch des Winters bis auf die mittleren Lagen herab, reichen -3 und -5 Grad aus. Grenzwertig für einen Flachlandwinter. Ab Höhenlagen zwischen 400 und 600 Meter sieht es im Hinblick auf den Winter relativ gut aus. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
1. Januar (Neujahr) | +0 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
5. Januar | -1 bis +12 Grad |
+3 bis +5 Grad |
10. Januar | -9 bis +14 Grad |
-1 bis +2 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Die Wetterprognose der Amerikaner und die des deutschen Vorhersage-Modells berechnen eine weiterhin turbulente Wetterentwicklung, deren erster Höhepunkt an Silvester erreicht werden kann.
Wolken, Wind und Regen
Die Großwetterlage bleibt bis zum 3. Januar noch westlich orientiert. Passend zum Jahreswechsel positioniert sich ein Tiefdruckausläufer der atlantische Frontalzone über Skandinavien und beeinflusst mit seinen südlichen Gradienten das Wetter über Deutschland. Der Wind frischt an Silvester stark böig auf und intensiviert sich in Tagesverlauf. In der Neujahrsnacht sind nördlich einer Linie von Köln und Berlin kräftige und über exponierten Lagen und den Küstenregionen stürmische Windböen möglich. Grundsätzlich zeigt sich zum Jahreswechsel ein erhöhtes Potential von Starkwindereignissen. Auch sind Randtiefentwicklungen nicht auszuschließen. Der Wind treibt viele Wolken und ein paar Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg. Die Temperaturen bleiben mit +4 bis +8 Grad für die Jahreszeit zu hoch.Blockadehoch auf dem Atlantik
Das amerikanische Wettermodell bestätigt im Zeitraum vom 3. bis 5. Januar die Entwicklung eines Blockadehochs auf dem Atlantik. Dieses Blockadehoch wird die Westwetterlage abrupt beenden können.
Da sich der Rest der Frontalzone über Skandinavien versammelt hat, trogt das Konstrukt mithilfe des Blockadehochs nach Süden aus. Nach der Prognose von heute Abend rauscht die kalte Luftmasse polaren Ursprungs über die Alpen in Richtung der Mittelmeerregion und initialisiert dort ein Mittelmeertief. Dieses Tief dient - bedingt durch seine Drehrichtung gegen den Uhrzeigersinn - als Ansaugmotor
für die kalten Luftmassen polaren Ursprungs.
Winterwetter über Deutschland
Ab dem 8. Januar verlagert sich das Blockadehoch weiter in Richtung europäisches Nordmeer und positioniert sich mit Beginn der zweiten Januardekade über Skandinavien. Die atlantische Frontalzone wird weiterhin blockiert und die bis dahin eingeflossene kalte Luft wird über Deutschland konserviert. Mit den klaren Nächten und einer möglich vorhandenen Schneedecke kann die Kälte auch vor Ort produziert werden.
Erreichend die Temperaturen am 5. Januar noch +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad, so sind am 10. Januar Tageshöchstwerte von -5 bis +0 Grad möglich. Leichte Plusgrade sind über den westlich gelegenen Ballungsgebieten nicht ausgeschlossen. Ob Schnee eine Rolle spielt, bleibt noch abzuwarten und hängt davon ab, wie schnell das Blockadehoch in Richtung Skandinavien zieht.
Wetterprognose der Europäer: Optionen auf Winterwetter
Auch die Wettervorhersage der Europäer berechnet heute Abend bis zum 4. Januar die Entwicklung eines Blockadehochs auf dem Atlantik. Bis dahin dominiert eine Westwindwetterlage mit viel Regen und Wind das Wetter über Deutschland.
Das Blockadehoch keilt weit nach Norden auf und versucht bis zum 5. Januar eine Querverbindung zum Hoch zwischen Kanada und Alaska aufzubauen. Von einem Polarwirbelsplit ist diese Simulation nicht mehr weit entfernt. Da ein Teil des Polarwirbels über Skandinavien verweilt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser Teil in Form eines Arctic Outbreaks nach Süden - in Richtung der Alpen - zieht. Die Schneefallgrenze sinkt ab dem 4. Januar von den mittleren bis auf die tieferen Lagen ab. Die Frostgrenze schwankt zwischen 100 und 400 Meter. Jeweils oberhalb davon werden winterliche Witterungsbedingungen - samt Ausbildung einer Schneedecke - wahrscheinlicher.
Zusammenfassung: Randfaktoren sprechen für eine Umstellung der Großwetterlage
So ist es und so bleibt es. Der AO-Index (Zustand des Polarwirbels) ist aktuell bereits im leicht negativen Bereich angekommen und wird sich bis zum 5. Januar weiter in die negative Richtung entwickeln können. Der Polarwirbel wird in der ersten Januardekade zunehmend instabil.
War der NAO-Index (Verhältnis Islandtief zu Azorenhoch) in den vergangenen Tagen noch neutral bis leicht negativ, so zeigen sich ab dem 3. Januar nun vermehrt negative Signale. Das spricht für ein Blockadehoch auf dem Atlantik.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe?
In der Stratosphärenhöhe passieren im Moment ähnliche spannende Entwicklungen, welche sich jedoch erst später - mit Beginn der zweiten Januardekade - auswirken können. Zum 3. Januar kommt es zu einem kräftigen Minor-Warming in Stratosphärenhöhe mit Ansatz zu einem Major-Warming. Die Temperaturen schießen von -80, auf -4 Grad hoch.
Doch zu einem Major-Warming gehört auch die Windumkehr. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten rund 80 km/h und steigen zum Jahreswechsel auf +144 km/h an. Bis zum 6. Januar sinken die Geschwindigkeiten auf bis +0 km/h ab, wenden sich bis zum 10. Januar jedoch wieder dem positiven Bereich zu. Das wird eine ganz knappe Kiste
.
Sollte es tatsächlich zu einem Major-Warming reichen, wird der Polarwirbel von oben herab sabotiert. Das gesamte Konstrukt verliert an Dynamik und der Polarwirbel kann frühzeitig zusammenbrechen. Das allein aber ist kein Garant für Winterwetter, jedoch eine einschneidende Entwicklung, was den Winter bis in den März hinein prägen kann. Schaun mer mal.