Winterprognose: Instabiler Polarwirbel, ein Polarwirbelsplit und der Winter
Ein Wetterumschwung steht mit dem Jahreswechsel bevor. Ein Hochdruckkeil dehnt sich in den Polarwirbel aus. Die Achsausrichtung des Polarhochs wird entscheidend sein, ob sich daraus ein Polarwirbelsplit samt Winterwetter, oder eine ungewöhnlich warme Südwestwetterlage entwickeln kann.
Das Wetter entspannt sich in den kommenden Tagen etwas und ermöglicht sonnige Momente. Doch die atlantische Frontalzone ist nicht weit von Deutschland entfernt und erreicht mit ihren Ausläufern zur Wochenmitte Deutschland.
Wind, Sturm, Regen und etwas Schneefall ist auch mit dabei
Bei überwiegend starker Bewölkung kommt es in den kommenden Tagen immer wieder zu Niederschlägen. Ein überwiegend trockener Zeitraum ist vom 26. Dezember (2. Weihnachtsfeiertag) bis zum 28. Dezember zu erwarten. Kräftiger kann der Niederschlag hingegen 30. Dezember, am Silvestertag und zum Jahreswechsel ausfallen. Die Temperaturen erreichen mit +6 bis +12 Grad für die Jahreszeit deutlich zu hohe Werte. An Silvester sickern kühlere Luftmassen ein, was Schneefall bis auf die mittleren Lagen herab begünstigen kann. Die Vorhersage-Modelle sind sich jedoch bis jetzt nicht einig darüber, ob zum Jahreswechsel nochmals mildere Luftmassen zugeführt werden können. Schneefall bleibt somit eine Option.
Wetterwechsel zum Jahreswechsel
Seit rund acht Tagen zeichnet sich eine Umstrukturierung der Großwetterlage zum Jahreswechsel ab. Der Wetterwechsel wird heute bestätigt, jedoch gilt es auf die zwei möglichen Varianten hinzuweisen. Eine davon lässt die Freunde des Winterwetters
verzweifeln, während die andere Hoffnung auf den Hochwinter macht.
Kippmuster Südwest - ungewöhnlich warme Wetterentwicklung
Beginnen möchten wir mit einer äußerst unwinterlichen Wetterentwicklung, welche heute in der Wetterprognose der Europäer berücksichtigt wird. Im Bereich von Kanada/Alaska und Sibirien dehnt sich eine Hochdruckzone in der Polarregion aus. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, werden kalte Luftmassen polaren Ursprungs in Richtung Kanada transferiert.
Die kalte Luft ist der Motor des Polarwirbels, der sich bis zum 4. Januar zwischen Kanada und Grönland stabilisiert und an seinem südlichen Gradienten ein Tiefdrucksystem nach dem anderen in Richtung Mitteleuropa entsendet. Da sich das Zentrum der Tiefdruckdynamik über Grönland befindet, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz auf die Vorderseitenanströmung der Luftmassen.
Was folgt, ist eine Südwestwetterlage, welche zum Teil von einem Hochdruckkeil des Azorenhochs und zum anderen von der atlantische Frontalzone dominiert wird. Der Wettercharakter bleibt unbeständig und die Temperaturen erreichen mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +14 Grad für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Werte. Weit weg vom Hochwinter und nah dran am Frühling.
Bedingt durch die Hochdruckzone über der Polarregion erhält sich dieses Muster von selbst und wird auch in der Zeit nach dem 4. Januar eine winterliche Wetterentwicklung erschweren.
Der Winter greift auf Deutschland über
Die Wetterprognose der Amerikaner ist zunächst ähnlich aufgestellt wie die der Europäer. Jedoch mit einem - im Hinblick auf den Winter und Hochwinter - alles entscheidenden Unterschied.
Wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der weiß, dass der Winter die besten Chancen hat, wenn sich auf dem Atlantik ein Blockadehoch zwischen den Azoren und Grönland aufstellt. Nur so kann das Strömungsmuster meridionalisieren und der Winter einen Weg nach Deutschland finden.
Polarwirbelsplit
Der Unterschied der Amerikaner zeigt sich in der Ausrichtung der Hochdruckachse durch den Polarwirbel. Diese verläuft bis zum 4. Januar zwischen Alaska und Grönland und ist im Vergleich zu den Europäern um 90 Grad gedreht. Schaut man genauer hin, erkennt man die Zweiteilung des Polarwirbels. Ein Cluster verweilt über Kanada, der Zweite erstreckt sich zwischen dem östlichen Sibirien und Skandinavien.
Vom Winter in den Hochwinter?
Durch die 90 Grad verschobene Hochdruckachse fällt es dem Azorenhoch leichter, sich auf dem Atlantik als Blockadehoch zu etablieren. Dieser Prozess ist bis zum 5. Januar abgeschlossen. Damit ist auch die Umstrukturierung der Großwetterlage erledigt und fortan dominiert eine meridional verlaufende Grundströmung das Wetter über Deutschland.
Der Wind dreht auf nördliche Richtungen und führt bis zum 8. Januar kalte Luftmassen polaren Ursprungs an die Alpen. Erreichen die Temperaturen am 5. Januar noch +5 bis +10 Grad, so sind zum Ende der ersten Januardekade mit -4 bis +1 Grad winterliche Werte vorherrschend.
Flachlandwinter?
Der Niederschlag geht bis auf tiefere Lagen herab in Schnee über und sorgt für die Ausbildung einer Schneedecke, welche über den tieferen Lagen, sowie über den westlich gelegenen Ballungsgebieten nur sehr spärlich ausfallen kann. Möglich aber ist die Ausbildung einer Schneedecke auch dort.
Nachhaltige Störung des Polarwirbels
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten der Amerikaner an, so erkennt man die Hochdruckzone inmitten des Polarwirbels. Eine nachhaltige Störung ist möglich und da sich der aktive Teil des Wirbels im Bereich von Skandinavien und der Karasee befindet und die Hochdruckzone westlich davon, sind die Voraussetzungen für den Hochwinter zum Beginn der zweiten Januar-Dekade als gut, wie schon lange nicht mehr.
Auf den Punkt gebracht: Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen
Die Großwetterlage befindet sich im Umbruch. Daran hat sich heute nichts geändert. Sowohl eine ungewöhnlich warme Südwestwetterlage, als auch eine hochwinterliche Wetterentwicklung steht mit einem Polarwirbelsplit zur Diskussion.
Welche Wetterentwicklung wahrscheinlich ist
Sowohl die Amerikaner, als auch die Europäer bilden in den ersten Januar-Tagen im Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand wärmste Wetterentwicklung ab. Wahrscheinlicher ist eine nasskalte Witterung, bei der die Schneefallgrenze allmählich auf 500 bis 700 Meter absinken kann. Ab dem 5. Januar sinken die Temperaturen in 1.500 Meter auf -4 bis -7 Grad ab, was den Winter auch über den tieferen Lagen ins Spiel bringt. Da die Höhenwerte aber noch grenzwertig sind, ist eine nachhaltig winterliche Wetterentwicklung über tieferen Lagen infrage zu stellen. Anders sieht es oberhalb etwa 400 bis 600 Meter aus. Über diesen Regionen kann sich ab dem 5. Januar der Winter mit einer höheren Wahrscheinlichkeit festsetzen. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
31. Dezember (Silvester) | +0 bis +8 Grad |
+3 bis +5 Grad |
4. Januar | -5 bis +12 Grad |
+3 bis +5 Grad |
9. Januar | -9 bis +9 Grad |
-1 bis +2 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:16 Uhr
Sowohl das deutsche, als auch das amerikanische Wettermodell sind heute im Tagesverlauf auf die Wetterprognose der Europäer aufgesprungen. Bis Silvester verändert sich die Grundströmung. Der Polarwirbel zentralisiert sich über Kanada und drückt auf seiner Vorderseite einen Hochdruckkeil in Richtung Mitteleuropa.
Warme Luft aus Südwest
Deutschland liegt bis zum 2. Januar zwischen den Fronten in einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen. Die Niederschlags- und Windaktivität nimmt ab und die Temperaturen erreichen mit +8 bis +12 Grad und örtlich mit bis +15 Grad frühlingshafte Werte.
Polarwirbel in Not - Winter über Deutschland
Doch Freunde des Winterwetters
brauchen nicht die Tischkante beißen. Die Milderung Anfang Januar zeichnete sich in den vergangenen Tagen immer wieder ab und stellt den Beginn der Wetterumstellung dar. Bevor es kalt werden kann, muss es warm sein.
Die Wetterprognose der Amerikaner bestätigt heute Abend eine Entwicklung mit einem instabiler werdenden Polarwirbel. Dieser Prozess beginnt bereits zum 2. Januar, wenn sich ein Hoch zwischen Kanada und Alaska in den Polarwirbel hineinzwängt und eine Querverbindung zum Hoch über Sibirien versucht aufzubauen. Das gelingt jedoch nicht. Stattdessen verstärkt sich der Polarwirbel im Bereich vom östlichen Sibirien bis über die Barentssee. Die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels dreht sich bis zum 6. Januar um 90 Grad und ermöglicht so den Aufbau eines Blockadehochs auf dem Atlantik.
Winterluft wird weit nach Süden geführt
Mithilfe des Blockadehochs meridionalisiert die Grundströmung und von Skandinavien aus setzt ein Arctic Outbreak ein, der sich bis zum Beginn der zweiten Januar-Dekade bis über die Mittelmeerregion entwickelt.
Gleichzeitig dehnt sich das Blockadehoch weiter in den Polarwirbel hinein aus und verstärkt dort das Polarhoch. Der Polarwirbel selbst schwächt sich durch diesen Prozess weiter ab und zeigt bis zum 10. Januar ein Splitverhalten.
Erreichen die Temperaturen über Deutschland am 5. Januar noch +5 bis +10 Grad, so sind am 9. Januar -4 bis +2 Grad möglich. Der Niederschlag geht in Schnee über und sorgt für die Ausbildung einer Schneedecke.
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man zwar das mit voller Wucht wütende Polarhoch, doch trotzt der besten Voraussetzungen wird das mit dem Winter über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine knappe Kiste.
Wetterprognose der Europäer: Schwächelnder Polarwirbel
Die Wetterprognose der Europäer bestätigt heute Abend einen bis zum 4. Januar anhaltend milden Wettercharakter.
Die Einschübe in den Polarwirbel wurden in der Zwischenzeit deutlicher herausgearbeitet und bestätigen die Entwicklung eines Polarhochs, welches sich von drei Seiten in den Polarwirbel hinein entwickelt und zu einer Tripolausbildung führt. Für den Winter über Deutschland ist die Entwicklung des Blockadehochs auf dem Atlantik, was heute Abend ebenfalls eine Bestätigung findet.
Zusammenfassung: Randfaktoren sprechen für eine Umstellung der Großwetterlage
Der AO-Index (Zustand des Polarwirbels) entwickelt sich aktuell bereits in die negative Richtung und zeigt sich im Januar deutlich negativ. Also ja, ein instabiler Polarwirbel ist in den ersten Januar-Tagen zu erwarten.
Das allein aber ist kein Garant für Winterwetter. Hierfür sollte der NAO-Index sich ebenfalls in die negative Richtung entwickeln, was ab dem 3. Januar der Fall ist. Beide Randfaktoren sprechen sich somit für einen Wetterwechsel aus, bei der ein Durchbruch des Winters eine höhere Wahrscheinlichkeit hat.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe nicht mehr auszuschließen
Der Stratosphärenwirbel erfährt mit Höhepunkt zum 3. Januar ein Minor-Warming mit Ansatz zu einem Major-Warming. Abwarten ist angesagt. Kommt es zu einem Major-Warming samt Windumkehr in Stratosphärenhöhe, so wird der Polarwirbel von oben herab geschwächt und binnen 7 bis 10 Tage machen sich die Auswirkungen auch in den Wetterkarten bemerkbar.
Der früheste Termin hierfür wäre der 10. und der späteste der 13. Januar. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe liegen aktuell bei +72 km/h, steigen zum 3. Januar auf +130 km/h an und sinken bis zum 9. Januar auf +10 km/h ab. Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe lässt sich zum Beginn der zweiten Januar-Dekade nicht mehr ausschließen. Schaun mer mal.