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Wintertrend: Umstellung der Großwetterlage beginnt nach Weihnachten

| M. Hoffmann

Die Prognosen und die Randfaktoren werden zunehmend einheitlicher und favorisieren gleichermaßen einen Wetterwechsel zum Jahreswechsel. Die Westwetterlage endet mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, doch ob es für den Winter reicht, hängt von einer Hochdruckentwicklung auf dem Atlantik ab. Auch ein Polarwirbelsplit wird heute Abend ins Spiel gebracht.

Eine im Januar zunehmend winterliche Wetterentwicklung?
Eine im Januar zunehmend winterliche Wetterentwicklung?

Sowohl die Amerikaner, als auch das deutsche Vorhersage-Modell bestätigen in ihrer Wetterprognose von heute Abend eine Umstrukturierung der Großwetterlage zum Jahreswechsel. Der entscheidende Impuls kommt von einem Hoch über Alaska und Grönland, was sich weit in den Polarwirbel hinein ausdehnt und die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik ausbremst.

Kontinentalhoch

Ein weiterer Akteur für den Umbau der Großwetterlage findet sich über Russland in Form des Kontinentalhochs. Bis Silvester wölbt sich das Hoch so weit nach Norden auf, dass es die atlantische Frontalzone nicht nur blockieren, sondern eine Querverbindung zum Hochdruckkeil zwischen Alaska und Kanada aufbauen kann. Den Rest erledigt das Azorenhoch, welches ebenfalls versucht nach Norden aufzustreben.

Ein Wetterwechsel zum Jahreswechsel
Wetterprognose nach dem amerikanischen und deutschen Vorhersage-Modell: Ein Wetterwechsel zum Jahreswechsel © www.meteociel.fr

Polarwirbelsplit

Sollte es den Hochdrucksystemen gelingen, sich in den Polarwirbel hinein auszubreiten, so wird dieser geschwächt und neigt entlang seiner Polarfront zunächst zu einer erhöhten Wellenbewegung. Meridional verlaufende Grundströmungen werden wahrscheinlicher, als eine stringent verlaufende Westwetterlage.

Sollten sich die Hochdrucksysteme jedoch als massive Störimpulse gegenüber dem Polarwirbel positionieren können, so ist auch mit ganz anderen Entwicklungen zu rechnen. Bereits heute Nachmittag haben die Amerikaner einen Polarwirbelsplit ins Spiel gebracht, der jedoch für Freunde des Winterwetters in Deutschland einen ungünstigen Achsverlauf hatte. Heute Abend nun eine Variante, welche wir in der These einmal vorgestellt hatten.

Absolut gestörte Zirkulation

Alle drei Hochdrucksysteme dehnen sich gleichzeitig in den Polarwirbel hinein aus und treffen sich zum 3. Januar über der Polarregion. Dem Polarwirbel wird somit ordentlich zugesetzt. Doch bevor die Verbindung zum Kontinentalhoch zustande kommt, ist der Vorstoß des Azorenhochs aggressiver und dominiert die Wetterentwicklung in Form einer Hochdruckzone, welche von den Azoren bis über Alaska reicht.

Das ist nicht nur ein Polarwirbelsplit, sondern geht weit darüber hinaus. Inmitten der Geburtsstätte der atlantischen Frontalzone dehnt sich ein Hoch aus und eliminiert die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik. Es handelt sich hierbei um eine vollständig gestörte Zirkulation, bei der die Frontalzone vollständig außer Kraft gesetzt werden kann.

Winterwetter?

Das Strömungsmuster beginnt zu mäandrieren und ab diesem Moment ist so ziemlich jede Wetterentwicklung denkbar. Entscheidend wird sein, wie sich der Rest des Polarwirbels verhalten wird. Geht der Trog zu weit westlich von Europa nieder, so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz auf eine warme Vorderseitenanströmung. Erst wenn der Trog direkt über Mitteleuropa niedergeht, lässt sich über den Winter spekulieren und auch dann ist noch nichts gesichert. Es kommt auch darauf an, wie weit der Arctic Outbreak nach Süden geführt wird.

Die nachfolgenden Wetterkarten des amerikanischen Wettermodells bringen die Problematik und die Feinheiten gut auf den Punkt.

Die Erhaltungsneigung der Westwetterlage - kein Hochwinter möglich
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Erhaltungsneigung der Westwetterlage - kein Hochwinter möglich © www.meteociel.fr

Umstellung der Großwetterlage - die Randfaktoren

Würde die Wettervorhersage der Amerikaner 1:1 so eintreten, dann wären am 1. Januar Temperaturen von +0 bis +5 Grad und am 6. Januar von -2 bis +4 Grad zu erwarten. Die tiefen Temperaturen über dem Osten und Süden, die höheren über dem Norden und Westen. Der Winter hat also eine Chance - zumindest über Teile von Deutschland.

Ein Indiz für einen instabilen Polarwirbel ist der AO-Index (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels). Aktuell neutralisiert sich dieser von einem hohen Niveau kommend. Zwischen Weihnachten und Silvester zeigt sich eine negative und im neuen Jahr eine deutlich negative Entwicklung. Die erste Ableitung hieraus: die Grundlage einer Wetterumstellung ist gesetzt. Die zweite Ableitung: ein zunehmend instabiler Polarwirbel.

Damit der Winter seine Fühler nach Deutschland ausstrecken kann, muss ein Blockadehoch auf dem Atlantik entstehen. Ohne das geht es im ersten Moment nicht anders. Der Randfaktor hierfür ist der NAO-Index. Aktuell noch äußerst positiv (Westwetterlage) berechnet, so normalisiert dieser sich zwischen Weihnachten und Neujahr. Anfang Januar zeigt sich eine zunehmend negative Tendenz. In Punkt eins wird die Umstrukturierung der Großwetterlage bestätigt. In Punkt zwei wird ein Blockadehoch favorisiert. Sieht also für die Freunde des Winterwetters vielversprechend aus.

Warming in Stratosphärenhöhe

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Entwicklung des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe. In den vergangenen Tagen wurde ein Minor-Warming simuliert. Daran hat sich heute nichts geändert. Nach wie vor kommt es zum 3. Januar zu einem kräftigen Minor-Warming in Stratosphärenhöhe, doch reicht es nicht zur Ausbildung eines Major-Warmings. Das Potential hierfür bleibt heute Abend bestehen.

Die Windgeschwindigkeiten liegen aktuell bei +90 km/h und sinken bis zum 7. Januar auf +68 km/h ab. Eine Windumkehr findet (noch) nicht statt und so erfährt der Polarwirbel von oben herab auch keine Schwächung. Das ist im Moment aber von sekundärer Bedeutung.

Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe
Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Möglichkeit von (hoch)winterlichen Wetterlagen

Vieles spricht auch heute Abend dafür, dass sich zum Jahreswechsel auch ein Wetterwechsel ergeben kann. Die Kontrollläufe jedenfalls bestätigen ein ab dem 1. Januar beginnenden Temperaturrückgang, was in der Höhe von 1.500 Metern die Werte auf -3 bis -5 Grad einpendeln lässt. Der Flachlandwinter ist nach wie vor infrage zu stellen (eher nasskalt), während eine winterliche Witterung ab den mittleren Lagen zunehmend wahrscheinlicher wird. Deutlicher zeigt sich das im nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufe.

Aber nicht nur dort - auch die Europäer bestätigen heute Abend einen Einschub von Hochdrucksystemen in den Polarwirbel Anfang Januar. Die Spannung nimmt im Hinblick auf den Winter wieder zu - ob es für den Winter reichen wird? Schaun mer mal. Eins nach dem anderen.

Ein Umbau der Großwetterlage wird zunehmend wahrscheinlicher
Links die Wetterprognose der Er Europäer, rechts daneben der Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein Umbau der Großwetterlage wird zunehmend wahrscheinlicher © www.meteociel.fr

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