Wettertrend: Ein sich abschwächender Polarwirbel - Eine Chance für den Winter?
Die Signale für eine Umstrukturierung der Großwetterlage nehmen Anfang Januar zu. Ein Wetterwechsel ist jedoch nicht mit dem Durchbruch des Winters gleichzusetzen und es spielen eine ganze Reihe von Parametern eine Rolle. Wir haben uns das heute Abend einmal näher angeschaut und ja, der Hochwinter hängt von einer maßgeblichen Wetterentwicklung ab.
Eine für die Jahreszeit zu warme und in Phasen turbulente Wetterlage hat sich mittlerweile zwischen Weihnachten und Silvester bestätigt. Zwar sind auch ruhigere Phasen dabei, doch wie man auf den unten stehenden Prognosekarten unschwer erkennen kann, braut sich auf dem Atlantik das nächste Sturmtief zusammen, was Deutschland an Silvester erreichen wird.
Hochdruckaufbau Kanada?
Interessant ist die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells von heute Abend. Während die Amerikaner die atlantische Frontalzone reaktiviert und so einen turbulenten und milden Jahreswechsel berechnen, dehnt sich nach dem deutschen Vorhersage-Modell das Azorenhoch in Richtung Kanada aus und geht eine Querverbindung zu einem Hoch über Alaska ein.
Für die Jahreszeit zu warm
Der Winter ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 mit einer Anomalie von rund +2,0 Grad erheblich zu warm (91/20: +0,8 Grad) und das trotz des teils tiefwinterlichen Starts. Die verbleibenden Dezembertage weisen eine Anomalie von +2 bis +6 Grad aus und die Witterung ist alles andere als winterlich.
Was aber ist im Hinblick auf den Hochwinter im Januar möglich? Spielt man die Berechnung des deutschen Vorhersage-Modells durch, so wird die atlantische Frontalzone bei Neufundland nahezu vollständig außer Kraft gesetzt, doch findet der Prozess zu weit westlich statt. Das Tief trogt westlich von Mitteleuropa aus und Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen auf der vergleichsweise warmen Vorderseitenanströmung. Bedingt durch die Hochdruckzirkulation wird das Tief auf dem Atlantik gebunden. So ist erst einmal kein Winterwetter möglich.
Erhaltungsneigung der Westwetterlage
Nach der Wettervorhersage der Amerikaner werden über dem östlichen Kanada unentwegt kalte Luftmassen in Richtung Neufundland transferiert, was auf dem Atlantik zur Ausbildung weiterer Tiefdrucksysteme führt.
Kein Winterwetter
Zudem dehnt sich das Hoch zwischen Kanada und Alaska weiter in den Polarwirbel hinein aus und stabilisiert so den Zustrom kalter Luftmassen nach Kanada. Das System erhält sich selbst und der erste Teil des Hochwinters fällt buchstäblich ins Wasser.
Mit wiederholten Niederschlägen und einem phasenweise böigen bis stürmischen Wind ist zu rechnen. Das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse bleibt bestehen. Die Temperaturen sind mit +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad alles andere als hochwinterlich. Im Gegenteil - die Anomalie beträgt zwischen +5 bis +12 Grad.
Umstellung der Großwetterlage - die Randfaktoren
Die Amerikaner agieren heute Abend konservativ. Doch in den vergangenen Tagen gab es vermehrt Hinweise auf eine Veränderung der Großwetterlage in den ersten Januar-Tagen.
Die Randfaktoren unterstützen grundsätzlich eine Umstrukturierung. Da ist zum einen der AO-Index, der zu Weihnachten neutral und zum neuen Jahr zunehmend negativ berechnet wird. Der AO-Index spiegelt vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels wider. Auf andere Art formuliert, wird der Polarwirbel ab Januar Störeinflüsse zu ertragen haben.
Ob der Winter dabei eine Chance bekommt, zeigt sich im NAO-Index, welcher das Verhältnis von Azorenhoch und Islandtief widerspiegelt. Aktuell ist der NAO-Index deutlich positiv besetzt (Westwetterlage), tendiert aber Anfang Januar in die neutrale Richtung. Südwest oder Nordwest sind möglich. Eine deutlich negative Entwicklung wäre ein klares Indiz für den Winter. Da ist also im Hinblick auf den Winter noch vieles möglich, doch der neutral ausgerichtete Trend bestätigt den Wetterwechsel im neuen Jahr.
Warming in Stratosphärenhöhe
Seit rund einer Woche beobachten wir die Entwicklung des Stratosphärenwirbels genauer. Typischerweise ergeben sich ab Weihnachten häufiger einmal sog. Minor-Warmings in Stratosphärenhöhe, welche keinerlei Einfluss auf den Polarwirbel in den unteren Luftschichten haben. Manches Mal aber intensiviert sich das Warming weiter und steht im Übergang zu einem Major-Warming und ab diesem Punkt wird es besonders spannend für alle Freunde des Winterwetters.
Mit einem Major-Warming erfährt der Polarwirbel in den unteren Luftschichten eine negative Beschleunigung. Das System bremst abrupt ab und der Polarwirbel beginnt sich aufzulösen. Ist das Major-Warming entsprechend kräftig, so kann man im Januar bereits von einem Final-Warming sprechen. Der Polarwirbel kann sich von diesem erheblichen Eingriff nicht mehr erholen und die Großwetterlagen mäandrieren.
Um es auf den Punkt zu bringen - aktuell ergibt sich zum 4. Januar ein kräftiges Minor-Warming. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell noch +90 km/h und sinken bis zum 6. Januar auf +58 km/h ab. Das reicht nicht für ein Major-Warming und eine Beeinflussung des Polarwirbels von oben herab, ist vorerst nicht zu erwarten. Das Potential für ein Major-Warming aber ist vorhanden.
Möglichkeit von hochwinterlichen Wetterlagen
Die Randfaktoren sprechen für eine zunehmende Wellenbewegung entlang der Polarfront und eine abnehmende Aktivität des Polarwirbels. Eine Zunahme an Störimpulsen ist anzunehmen.
Betrachtet man die hochwinterlichen Wetterentwicklungen, so zeichnet sich ein Muster ab, auf welches die Freunde des Winterwetters
achten sollten.
Die nachfolgenden Wetterkarten zeigen von links nach rechts einen zunehmend instabilen Zustand des Polarwirbels. Entscheidend, ob Winter oder nicht, hängt von einem Blockadehoch auf dem Atlantik ab. Kommt das Hoch nicht zustande, so hat der Winter zwar noch andere Optionen, doch einen weiterhin schweren Stand.
Zunehmende Wellenbewegung entlang der Polarfront
Passend zum Resümee die Wetterprognose der Europäer von heute Abend. Sowohl auf dem Atlantik, als auch über dem westlichen Russland streben Hochdrucksysteme nach Norden auf und erzwingen Anfang Januar eine erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront. Der Grundstein für eine Veränderung der Großwetterlage wird gelegt - ob es für den Winter reicht - Schaun mer mal.