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Wetterprognose: Wetterumschwung zum Jahreswechsel?

| M. Hoffmann

Noch immer berechnet ein Vorhersage-Modell Schneefall vor Weihnachten. Alle anderen sind auf Krawall aus und simulieren unwetterartige Starkwindereignisse und ergiebigen Niederschlag. Zum Jahreswechsel werden ein paar Optionen angeboten, aus denen sich eine winterliche Witterung ableiten lässt. Wie wahrscheinlich aber ist ein winterlicher Jahreswechsel?

Wetterwechsel im neuen Jahr?
Wetterwechsel im neuen Jahr?

Schnee zu Weihnachten. Vieles - eigentlich fast alles - spricht gegen Schnee vor und über Weihnachten. So berechnen bspw. die Amerikaner und die Deutschen bis zum 26. Dezember Tageswerte von +4 bis +8 Grad und phasenweise bis +12 Grad. Das ist das, was zu erwarten ist.

Aktiv-dynamische Wetterlage mit unwetterartigen Starkwindereignissen

Jetzt ist es aber so, dass es sich bei der kommenden Wetterlage um eine aktiv-dynamische Wetterentwicklung handelt. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen inmitten dieser aktiven Wetterzone und kleinste Veränderungen können im Detail größere Auswirkungen haben.

Weiße Weihnachten

Eine solch kleinräumige Veränderung berechneten die Europäer in den vergangenen Tagen und bestätigen diese heute Abend erneut. So bleibt für die Freunde der weißen Weihnachten noch ein Funken Hoffnung auf Schnee vor und über Weihnachten.

Der Grund ist der Aufbau einer Luftmassengrenze, welche am 23. Dezember zwischen Essen und München und am 24. Dezember zwischen Hamburg und Berlin verläuft. Nördlich der Linie sinken die Temperaturen auf +0 bis +4 Grad ab und der Niederschlag kann bis auf tiefere Lagen in Schnee oder Schneeregen übergehen. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann der Schnee auch liegen bleiben. Mancherorts ist auch über tieferen Lagen mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen. Mit anderen Worten formuliert ist eine nasskalte Witterung vor und über Weihnachten sehr wahrscheinlich - eine kleine Chance für weiße Weihnachten aber bleibt bestehen. Wir haben die Schneeprognosen einmal gegenübergestellt.

Die Schneeprognose der Vorhersage-Modell bis Heiligabend - einen kleine Chance auf weiße Weihnachten bleibt dem Norden und Osten erhalten
Die Schneeprognose der Vorhersagemodelle bis Heiligabend - eine kleine Chance auf weiße Weihnachten bleibt dem Norden und Osten erhalten © wxcharts.com

Wann kommt der Winter?

Sagen wir einmal so - Ende November und Anfang Dezember gab es bereits eine winterliche Episode. Die Frage sollte daher anders gestellt werden: Kommt noch einmal Winter?

Keine winterliche Wetterentwicklung

Die Wetterprognose der Amerikaner simuliert bis zum 30. Dezember keinen Ansatz, der zu winterlichen Wetterverhältnissen führen wird. Vielmehr dominiert die Westwetterlage mit reichlich Niederschlag und kräftigen bis stürmischen Windböen. Die Temperaturen sind mit +6 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad für die Jahreszeit viel zu hoch und dem Frühling deutlich näher als dem Winter.

Gestörte Zirkulation

Aber auch die Westwetterlage wird irgendwann ihr Ende finden und nach der Wettervorhersage der Amerikaner kann das zum Jahreswechsel der Fall sein. Und das geht so. Während der Polarwirbel auf Hochtouren läuft, intensiviert sich zwischen Neufundland und Island ein Tiefdruckausläufer und erreicht zum 30. Dezember einen Kerndruck von 940 hPa. Die Wucht des Tiefdrucksystems drückt das Azorenhoch nach Norden und so kommt bis zum 31. Dezember zwischen den Azoren und Skandinavien eine Hochdruckzone zustande. Die atlantische Frontalzone wird blockiert und die Tiefdrucksysteme können Mitteleuropa nicht mehr erreichen.

Der Wind dreht über Deutschland auf nordöstliche Richtungen und bodennah werden kalte Luftmassen zugeführt. Die Temperaturen sinken auf -2 bis +2 Grad ab und leichter Niederschlag kann bis auf tiefere Lagen in Schnee übergehen. Aktuell ist die Wettentwicklung zu schwach, um als ein nachhaltiger Winterdurchbruch gewertet werden zu können. Es ist aber ein Ansatz, der einen möglichen Ausweg aus der Westwindzirkulation zeigt.

Turbulentes und chaotisches Wetter über und auch nach Weihnachten. Zum Jahreswechsel zeigt sich die gestörte Zirkulation und könnte aus nordöstlichen Richtungen den Winter nach Deutschland führen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Turbulentes und chaotisches Wetter über und auch nach Weihnachten. Zum Jahreswechsel zeigt sich die gestörte Zirkulation und könnte aus nordöstlichen Richtungen den Winter nach Deutschland führen © www.meteociel.fr

Hochdruckzone Grönland Kanada

Interessant ist heute Abend auch die Wetterprognose der Europäer. Die Westwetterlage hält demnach bis zum 28. Dezember an und wird zu wiederholten Starkwindereignissen und zeitweiligem Niederschlag führen können. Eine abwechslungsreiche, turbulente und zu Unwettern neigende Zeit steht bevor.

Zum 28. Dezember beginnt sich über Kanada ein Hoch in Richtung des Polarwirbels auszudehnen, während das Hoch von den Azoren aus seinen Weg in Richtung Grönland sucht. Die Tiefdruckdynamik reißt über dem östlichen Kanada ab und die restliche Tiefdruckaktivität wird auf dem Atlantik blockiert. Die Tiefdruckrinne findet abrupt ihr Ende und die Tiefdruckwirbel über Skandinavien beginnen nach Süden auszutrogen. Die Grundströmung meridionalisiert und so bekommt auch nach dieser Wetterprognose der Winter eine Chance zum Jahreswechsel.

Der Winter bekommt zum Jahreswechsel eine Chance
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Winter bekommt zum Jahreswechsel eine Chance © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Ein Ende der aktiv-dynamischen Westwetterlage lässt sich am NAO-Index erkennen. Dieser ist im Moment äußerst positiv ausgeprägt und sinkt nach Weihnachten in den neutralen Bereich ab. Also ja, eine Schwächung der Westwetterlage, oder ein nachhaltiger Umbau der Großwetterlage ist zum Jahreswechsel nicht auszuschließen.

Dem AO-Index (Zustand des Polarwirbels) ergeht es ähnlich. Gegenwärtig äußerst positiv besetzt, mit einer langsamen Normalisierung nach Weihnachten. Die Grundlagen für einen Wetterwechsel sind vorhanden.

Der Stratosphärenwirbel

Der ist bis zum Jahreswechsel stabil strukturiert und erfährt im neuen Jahr mit einem Temperatursprung von -80 auf -18 Grad ein kräftigeres Minor-Warming. Die Winde in Stratosphärenhöhe bleiben mit bis +72 km/h positiv besetzt und eine Windumkehr ist nicht zu erwarten. Mit anderen Worten formuliert, wird er Polarwirbel von oben herab zunächst keine Schwächung erfahren. Dennoch - das kräftigere Minor-Warming ist interessant und es lohnt sich, diese Entwicklung in den kommenden Tagen weiter zu beobachten.

Zu guter Letzt noch die Temperaturentwicklung in 1.500 Meter Höhe der Kontrollläufe. Diese ist nach Weihnachten bis in das neue Jahr mit -2 bis -4 Grad nicht für den Flachlandwinter geeignet. Um es auf den Punkt zu bringen: Eine nasskalte Witterung mit winterlichen Wettererscheinungen ab den mittleren Lagen hat eine hohe Eintreffwahrscheinlichkeit und der frühestmögliche Zeitpunkt einer möglichen Wetterumstellung kann zum Jahreswechsel sein. Schaun mer mal.

Ein stark westlich geprägtes Zirkulationsmuster - wenig Spielraum für den Winter
Ein stark westlich geprägtes Zirkulationsmuster - wenig Spielraum für den Winter © www.meteociel.fr

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