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Wetterprognose: Unwetterartige Starkwindereignisse - Schnee über Weihnachten möglich

| M. Hoffmann

Über Skandinavien braut sich was zusammen. Der Polarwirbel greift über und dehnt sich vor Weihnachten nach Süden aus. Was folgt, sind über Deutschland unwetterartige Starkwindereignisse und kräftiger Regen, was Überflutungen und ansteigende Flusspegel ins Spiel bringt. Über Weihnachten dreht der Wind auf nördliche Richtungen und kann mancherorts für eine winterliche Landschaft sorgen.

Reicht es für Schnee an Weihnachten? © Martin Bloch
Reicht es für Schnee an Weihnachten? © Martin Bloch

Sonniges und ruhiges Wetter ist über der Südhälfte noch bis einschließlich Dienstag zu erwarten. Weiter nach Norden zeigt sich der Himmel stark bewölkt und in Richtung der Küsten ist mit einem ruppigen Wind zu rechnen. Ab Montagnachmittag setzt Niederschlag ein, der sich bis Mittwoch allmählich über die südlichen Landesteile durchsetzen kann. Das chaotische und turbulente Wetterschauspiel in der Vorweihnachtszeit nimmt seinen Lauf.

Unwetter: Starkwindereignisse und kräftiger Regen in der Zeit vor Weihnachten

Der Wind intensiviert sich von Mittwoch bis Samstag (23. Dezember). Der Grund ist ein sich nach Süden ausdehnender Polarwirbel, der im Konflikt mit einem Hoch auf dem Atlantik steht. Die Gradienten der beiden Wettersysteme verdichten sich und lösen so unwetterartige Starkwindereignisse aus. Über tieferen Lagen sind stürmische Windböen möglich. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen zu erwarten und über den Küsten und den höheren Lagen lassen sich orkanartige Windböen nicht ausschließen. Begleitet wird der Wind von vielen Wolken und zeitweiligem Niederschlag unterschiedlichster Intensität und Dauer. Regional sind ansteigende Flusspegel möglich. Lokale Überflutungen können nicht ausgeschlossen werden. Generell gilt für die Zeit vor Weihnachten ein erhöhtes Unwetterpotential.

Turbulentes und phasenweise auch chaotisches Wetter in der Zeit vor Weihnachten
Turbulente und phasenweise auch chaotisches Wetter in der Zeit vor Weihnachten © www.meteociel.fr

Schnee an Weihnachten?

Die Vorhersage-Modelle machen es erneut spannend. Klar ist, dass das Starkwindereignis beim Wetter einiges auf den Kopf stellen wird. Wie bereits heute Nachmittag näher erläutert, hängt auch viel davon ab, ob sich Randtiefentwicklungen ausbilden können. Ist das der Fall, verweilt das Hoch noch eine Weile auf dem Atlantik und der Vorstoß kühlerer Luftmassen über Weihnachten kann sich verstärken.

Aktuelle Schneeprognose zum Fest

Die Amerikaner und auch die Deutschen berechnen für die tieferen Lagen in ihren aktuellen Wetterprognosen eine über Weihnachten nasskalte Wetterentwicklung. Oberhalb etwa 400 bis 700 Meter orientiert sich das Temperaturspektrum näher an der Frostgrenze. In der Höhe werden kältere Luftmassen zugeführt, was über Weihnachten auch über tieferen Lagen zu Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern führen kann. Ab den mittleren Lagen aber wird der Winter optional und so bestätigt sich der Wettertrend der vergangenen 12 Tage von einer nasskalten Witterung über den tieferen Lagen mit einer optional weißen Weihnacht ab den mittleren Lagen. Die letztliche Entscheidung aber fällt erst, wenn der Sturm sich entwickelt und über Deutschland hinweggezogen ist.

Die Europäer zeigen eine ähnliche Entwicklung, bei der es über Weihnachten zu einer Grenzwetterlage kommt. Die kalte Luftmasse streift gerade so den Norden und hinterlässt eine winterliche Landschaft, während die Südhälfte und der Westen mehr von maritimen Luftmassen beeinflusst wird.

Die Vorhersage-Modelle sind noch unterschiedlicher Auffassung hinsichtlich weißer Weihnachten
Die Vorhersage-Modelle sind noch unterschiedlicher Auffassung hinsichtlich weißer Weihnachten © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Der NAO-Index ist sowohl vor als auch über Weihnachten positiv besetzt, was jetzt nicht unbedingt für eine winterliche Wetterentwicklung spricht. Der NAO-Index stellt - vereinfacht ausgedrückt - das Verhältnis von einem Islandtief zu einem Azorenhoch dar. Positiv bedeutet, dass das Azorenhoch und das Islandtief jeweils für sich gut ausgeprägt sind und da Tiefdrucksysteme sich gegen und Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, ist eine westlich orientierte Grundströmung wahrscheinlicher. Erst wenn sich das Verhältnis der beiden Fronten zueinander umdreht und einen negativen NAO-Index provozieren, ist mit winterlichen Witterungsbedingungen zu rechnen.

Im Vergleich zu den vergangenen 24 Stunden hat der AO-Index eine Veränderung erfahren. War dieser vor und auch nach Weihnachten noch positiv besetzt, wird dieser zwischenzeitlich um die Weihnachtszeit zunehmend neutral bewertet. Der AO-Index spiegelt - vereinfacht ausgedrückt - den Zustand des Polarwirbels wider.

Der AO-Index gehört lediglich zum Grundrauschen und eine neutrale Ausrichtung ist noch nicht mit einem gravierenden Wetterwechsel verbunden. Schaut man sich die Stabilität des Polarwirbels bis in Stratosphärenhöhe an, so lassen sich keinerlei Schwächen erkennen. Der Polarwirbel ist bis Weihnachten und darüber hinaus erst einmal in guter Verfassung. Wir haben heute Abend einmal die Druckanomalien zum Vergleich herausgesucht, welche bis Heiligabend in hervorragender Art und Weise den sich über Skandinavien eindrehenden Polarwirbel zeigen.

Links der Polarwirbel über Skandinavien, rechts daneben zeigt der Stratosphärenwirbel keinerlei Schwächen
Links der Polarwirbel über Skandinavien, rechts daneben zeigt der Stratosphärenwirbel keinerlei Schwächen © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Eine spannende Wetterentwicklung

Wer Wetter mag, der wird vor und auch über Weihnachten voll auf seine Kosten kommen. Wer ein Freund der weißen Weihnacht, muss sich noch in Geduld üben, möglich ist noch vieles. Das Erwartbare aber ist eine nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen.

Nach Weihnachten spricht ebenfalls wenig für den Winter. Der Polarwirbel ist in seiner Struktur stabil und der NAO-Index positiv besetzt. So können weitere Frontensysteme vom Atlantik kommend das Wetter über Deutschland dominieren. Die Kontrollläufe bestätigen eine Unwetterlage vor und auch über Weihnachten. Das Temperaturniveau in 1.500 Meter Höhe schwankt zwischen -2 und -5 Grad, was für den Flachlandwinter zu warm ist. Nasskalt trifft es besser und so bestätigt der Wettertrend der vergangenen Tage auch heute Abend wieder.

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