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Extremwetterlage: Ein Orkan, weiße Weihnachten und Tauwetter

| M. Hoffmann

Der Polarwirbel orientiert sich zum 3. Advent in Richtung Skandinavien und intensiviert sich in diesem Prozess. Ungewöhnlich heftig wirkt der Polarwirbel nach Süden und kann zum Beginn der Vorweihnachtszeit zu Extremwetterereignissen führen. Ob daraus eine weiße Weihnacht folgt, hängt auch von einem Hoch auf dem Atlantik ab.

Ein Orkantief in der Vorweihnachtszeit mit nachfolgendem Durchbruch des Winters samt weißer Weihnacht? © Martin Bloch
Ein Orkantief in der Vorweihnachtszeit mit nachfolgendem Durchbruch des Winters samt weißer Weihnacht? © Martin Bloch

Extremwetterereignisse werden für die Vorweihnachtszeit auch heute Abend wieder simuliert. Der Grund ist nach wie vor ein ungewöhnlich starker Polarwirbel, welcher sich zum Start in die neue Woche über Skandinavien positioniert und von dort aus so ziemlich jede erdenkliche Wetterlage - auch über Weihnachten - initialisieren kann.

Polarwirbel läuft heiß

Anders kann man es nicht ausdrücken. Stellt man die Wetterprognose des deutschen und amerikanischen Vorhersage-Modells gegenüber, so erkennt man bis zum 21. Dezember das Potential und die Wucht des Polarwirbels. Die Deutschen berechnen eine Verlagerung des Hochdrucksystems auf den Atlantik mit einer nachfolgend meridionalen Grundströmung. Die Amerikaner belassen es zunächst einmal bei einer strammen Westwetterlage.

Das Strömungsmuster meridionalisiert nach den Deutschen, während die Amerikaner zunächst noch die Westwetterlage favorisieren
Das Strömungsmuster meridionalisiert nach den Deutschen, während die Amerikaner zunächst noch die Westwetterlage favorisieren © www.meteociel.fr

Weiße Weihnachten möglich

Die Unterschiede zwischen den beiden Vorhersage-Modellen können zunächst nicht größer sein, dabei ist die Grundkonstellation ähnlich aufgebaut.

Einsetzender Schneefall

Da die Grundkonstellation jedoch ähnlich ist, ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis das Strömungsmuster auch bei den Amerikanern meridionalisiert. Ist nach dem deutschen Vorhersage-Modell bereits zum 21. Dezember mit Schneefall bis auf die tieferen Lagen herab zu rechnen, so ist nach den Amerikanern ab dem 23. Dezember mit winterlichen Witterungsbedingungen zu rechnen.

Schaut man sich die Wetterentwicklung über Weihnachten an, so erhält sich die meridionale Grundströmung, was aus nördlichen Richtungen weiterhin kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden führt. Die Temperaturen erreichen an Heiligabend -3 bis +3 Grad, wobei die höheren Werte über dem Norden und die tieferen über dem Süden zu erwarten sind. Die Niederschläge gehen größtenteils als Schnee nieder und bis zum 1. Weihnachtsfeiertag hat sich über weite Teile von Deutschland eine Schneedecke ausbilden können.

Liegt das Hoch auf dem Atlantik und keilt nach Norden auf, meridionalisiert das Strömungsmuster und weiße Weihnachten sind möglich
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell bis zum 25. Dezember: Liegt das Hoch auf dem Atlantik und keilt nach Norden auf, meridionalisiert das Strömungsmuster und weiße Weihnachten sind möglich © www.meteociel.fr

Weihnachtstauwetter

Doch noch während die kalte Luft polaren Ursprungs nach Süden rauscht, dehnt sich zwischen Kanada und Alaska ein Hochdrucksystem in den Polarwirbel hinein aus und zieht die kalte Luft in Richtung östliches Kanada. Bereits zum 2. Weihnachtsfeiertag endet das meridionale Strömungsmuster und atlantische Frontensysteme beginnen damit, milde Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Norden zu führen. Die Temperaturen erreichen am 2. Weihnachtsfeiertag bereits +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad. Die Milderung setzt sich weiter durch und wird mit einer zonal verlaufenden Grundströmung das Wetter bis Silvester dominieren können.

Winterspektakel und Extremwetterereignisse

Es handelt sich um eine explosive Mischung, die sich da am Wochenende über Skandinavien positioniert. Ein Winterfeuerwerk ist eine mögliche Konsequenz hieraus, eine andere hat ein erhöht zerstörerisches Potential.

Die Wetterprognose der Europäer bringt heute Abend inmitten der Vorweihnachtszeit erneut ein Extremwetterereignis ins Spiel. Die Wetterentwicklung ist bis zum 21. Dezember der des deutschen und amerikanischen Vorhersage-Modells sehr ähnlich, jedoch sackt der Polarwirbel über dem südlichen Skandinavien auf einen Kerndruck von bis zu 945 hPa ab, während sich das Hoch auf dem Atlantik auf bis 1045 hPa aufbläht. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen exakt zwischen den beiden Fronten.

Unwetter

Die Gradienten verdichten sich zueinander und lösen ein Extremwindereignis aus, was am 21. und 22. Dezember zu Windgeschwindigkeiten von 80 bis 120 km/h führen kann. Wind in voller Orkanstärke - auch über tieferen Lagen. Über exponierten und höheren Lagen können in der Spitze bis 140 km/h möglich sein.

Winterorkan?

Der Orkan ist dermaßen heftig, dass er zwei mögliche Entwicklungsvarianten bietet. Entweder das gesamte System rauscht nach Süden und führt den Winter in der Vorweihnachtszeit bis über die Mittelmeerregion, oder er intensiviert sich über Skandinavien weiter und driftet nachfolgend über die Barentssee nach Nordosten ab. Die Europäer berechnen heute Abend einmal die winterliche Variante, bei der weiße Weihnachten möglich ist.

Ein Orkan fegt über Deutschland hinweg und sorgt nachfolgend für weiße Weihnachten
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Ein Orkan fegt über Deutschland hinweg und sorgt nachfolgend für weiße Weihnachten © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Wenn dieses winterliche meridional verlaufende Strömungsmuster zustande kommen soll, so muss der NAO-Index neutral bis negativ werden. Zum aktuellen Stand ist dieser deutlich positiv besetzt und zeigt vor und über Weihnachten kaum Anzeichen für eine negative Entwicklung. Aber auch der AO-Index bleibt zunächst einmal positiv besetzt. So schon die Wetterkarten im Moment auch anzuschauen sind und den Freunden einer weißen Weihnacht den Puls in die Höhe treibt, bleibt es gesundes Maß an Skepsis angebracht.

Die Wahrscheinlichkeiten

Aber nicht nur das - auch die Kontrollläufe sind und bleiben mit einer für die tieferen Lagen nasskalten Witterung klar strukturiert. Da wackelt nichts und alle drei Vorhersage-Modelle gehören heute Abend zu den kälteren Varianten. Die Amerikaner bilden sogar die mit Abstand kälteste Variante ab.

Noch ein schneller Blick auf die Entwicklung des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe. Da ist alles stabil - da ist keine Grundlage für eine Abschwächung des Polarwirbels in den unteren Luftschichten erkennbar und daran wird sich bis Ende des Jahres auch nichts ändern.

Hohes Konflikt- und Unwetterpotential

Klar ist heute Abend, dass ein Extremwetterereignis mit der Verlagerung des Polarwirbels nach Skandinavien zwischen dem 20. und 22. Dezember zunehmend wahrscheinlicher wird. Ob sich nachfolgend eine winterliche Wetterentwicklung wird einstellen können, bleibt abzuwarten.

Links das erhöhte Potential von Extremwetterereignissen, rechts daneben der stabile Stratosphärenwirbel bis zum Jahresende
Der Polarwirbel ist auch in Stratosphärenhöhe als stabil zu bewerten © www.meteociel.fr

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