Winterprognose: Polarwirbel dreht auf - Turbulentes und teils chaotisches Wetter
Stellt sich vor Weihnachten eine turbulente und zu Extremwindereignissen neigende Großwetterlage ein, oder lässt ein Hoch auf dem Atlantik das Wetter doch noch in die winterliche Richtung kippen?
Mit einer gewissen Spannung nähert sich das Wetter der Vorweihnachtszeit an. Das Regenwetter der vergangenen Tage endet und zum 3. Advent platziert sich ein Hochdrucksystem über Deutschland. Das Hoch füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf und wird in 1.500 Meter für Temperaturen von +4 bis +8 Grad sorgen können. Viel zu warm für Winterwetter.
Markanter Wetterumschwung vor Weihnachten
Interessant wird die Entwicklung der Großwetterlage in der Vorweihnachtszeit, also mit Beginn der letzten Dezemberdekade. Alle drei Vorhersage-Modelle berechnen heute Abend einen massiven Vorstoß des Polarwirbels in Richtung Skandinavien. Zur gleichen Zeit mach das Hoch über Mitteleuropa einen Rückzieher und verlagert sich nach Westen auf den Atlantik. Das ist zugleich die Schlüsselszene.
Meridionales Kippmuster oder doch die Westwetterlage?
Die oben stehenden Wetterkarten lassen im Prinzip zwei Entwicklungen zu. Die erste Variante ist die Westwetterlage, bei der in Abwandlung auch eine Südwest- oder Nordwestwetterlage zustande kommen kann. Das ist jeweils dann der Fall, wenn sich das Hoch auf dem Atlantik passiv verhält. Sollte sich die Westwetterlage durchsetzen können und dann auch noch mit einem solch wuchtigen und mächtigen Polarwirbel über Skandinavien, dann wird das mit dem Winter erst einmal nichts - nicht über Weihnachten und möglicherweise auch nicht bis Silvester.
Erheblich zu warmer Dezember?
Der Dezember begann mit dem Kaltlufttropfen zu kalt. Zwischenzeitlich haben sich mithilfe des Tauwetters die Temperaturen auf ein für Dezember-typisches Niveau einpendeln können.
Schon gewusst?
Der Dezember ist aktuell mit einer Abweichung von -0,1 Grad normal (91/20: -1,1 Grad).
Kumuliert man die Temperaturentwicklung bis Weihnachten, so kann der Dezember ein Überschuss von +1,8 bis +2,6 Grad aufbauen (91/20: +0,8 bis +1,6 Grad). Der Dezember hat somit eine hohe Wahrscheinlichkeit deutlich zu warm auszufallen. Bestätigt wird dieser Wettertrend nach wie vor vom Langfristmodell, welches den Dezember mit einer Abweichung von +1,5 bis +3,0 Grad deutlich bis erheblich zu warm simuliert. Mit anderen Worten formuliert ist eine milde, wilde und unbeständige Westwetterlage für die letzte Dezember-Dekade plausibel.
Das Kippmuster über Weihnachten
Was aber ist, wenn der Polarwirbel sich über Skandinavien festsetzt und das Hoch auf dem Atlantik eine Möglichkeit findet, sich nach Norden zu entwickeln?
Die Wetterprognose der Amerikaner deutet heute Abend eine solche Entwicklung an, jedoch zu spät für weiße Weihnachten. Manche der Kontrollläufe sind da optimistischer eingestellt und zeigen, was im Prinzip noch für verrückte
Wetterlagen bis Weihnachten möglich sind. Da ist von einer vollständig gestörten Zirkulation über einen Arctic Outbreak und einem Kaltlufttropfen über Deutschland alles möglich - auch weiße Weihnachten sind demnach weiterhin nicht vom Tisch.
Wir gehen heute Abend nicht explizit auf diese Varianten ein und stellen diese lediglich gegenüber, um das Entwicklungspotential in der letzten Dezember-Dekade zu verdeutlichen.
Die Randfaktoren
Was aber ist wahrscheinlicher - die Westwetterlage oder eine gestörte Zirkulation samt Winterwetter? Die Kontrollläufe sind vor, über und auch nach Weihnachten klar strukturiert. Eine nasskalte Witterung mit einem optionalen Winter ab den mittleren Lagen ist deutlich wahrscheinlicher als weiße Weihnachten bis auf das Flachland herab.
Der NAO- und AO-Index
Einen stabilen Polarwirbel erkennt man an einem positiven AO-Index. Aktuell ist der AO-Index äußerst positiv besetzt und wird das bis kurz vor Weihnachten noch sein. Es bleibt somit spannend.
Eine Westwetterlage (Südwest, Nordwest) erkennt man an einem positiven NAO-Index. Auch dieser Wert wird im Moment äußerst positiv bewertet und wird das auch noch über Weihnachten sein. Keiner der Kontrollläufe berechnet einen negativen Ansatz. Eine Westwetterlage bestätigt sich damit zunächst einmal.
Polarwirbel in Stratosphärenhöhe - Ein Minor- oder Major-Warming?
Spannend wird es, wenn sich in Stratosphärenhöhe eine deutliche Erwärmung ergibt. Ein Minor-Warming kommt häufiger vor und hat keinerlei Auswirkungen auf die unteren Luftschichten. Anders sieht es bei einem Major-Warming aus, wenn sich die Luftmasse in Stratosphärenhöhe von -80 auf +0 Grad und mehr erwärmt. Sollte sich zudem noch eine Winddrehung von West-Ost nach Ost-West einsetzen, wird es für die Freunde des Winterwetters
richtig spannend.
Aktuell beträgt die Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe +115 km/h und verändert sich bis zum 2. Weihnachtsfeiertag auf +90 km/h. Von einer Winddrehung ist in diesem Jahr nicht mehr auszugehen. Schaut man sich die nachfolgenden Stratosphärenkarten an, so ist allenfalls ein leichtes Minor-Warming zu erkennen. Nichts Gravierendes und erst recht nichts, was den Polarwirbel in den unteren Luftschichten in Turbulenzen versetzen kann. Mit anderen Worten formuliert sind winterliche Wetterlagen, um Weihnachten nicht auszuschließen, doch spricht im Moment vieles für eine windige und unbeständige Westwetterlage mit all ihren Abwandlungen. Die alles entscheidende Wetterentwicklung steht mit der Verlagerung des Hochdrucksystems zum 19. Dezember erst noch bevor - Schaun mer mal.