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Wettertrend: Steht Deutschland ein Winterdurchbruch bevor?

| M. Hoffmann

Turbulentes Wetter ist mit einem Tief, das sich über Deutschland eindreht, auch in den kommenden Tagen zu erwarten. Auf dem Atlantik kommt es in der Zwischenzeit zu einer entscheidenden Umstrukturierung der Großwetterlage, welche den Winter mit Schnee, Eis und Frost bis Dezember nach Deutschland führen kann - spielt der Winter auch über tieferen Lagen eine Rolle und was ist von einem Polarwirbelsplit samt Ausbruch kalter Luftmassen arktischen Ursprungs zu halten?

Polarwirbelsplit samt Ausbruch kalter Luftmassen arktischen Ursprungs - der Winter über Deutschland?
Polarwirbelsplit samt Ausbruch kalter Luftmassen arktischen Ursprungs - der Winter über Deutschland?

Der Samstag beginnt noch mit Sonnenschein, doch rasch verdichtet sich von Westen die Bewölkung und zum Nachmittag beginnt es zu regnen. Noch in der Nacht dehnt sich das Niederschlagsfeld über die östlichen Landesteile aus. Am Sonntag ist über dem Norden und am Montag über dem Süden mit nennenswertem, länger andauerndem und örtlich ergiebigen Niederschlag zu rechnen. Hochwasser und örtliche Überflutungen bleiben Thema.

Abziehender Niederschlag, absinkende Schneefallgrenze

Am Dienstag lockert die Bewölkung von Norden weiter auf und längere sonnige Abschnitte sind möglich. Nach Süden bleibt es stark bewölkt und über Baden-Württemberg und Bayern sind weitere Niederschläge - meist in Form von Schauern - zu erwarten. Die Temperaturen erreichen am Sonntag mit +10 bis +15 Grad einen für die Jahreszeit ungewöhnlichen Höhepunkt und sinken bis Mitte der Woche auf +0 bis +5 Grad ab. Die Schauer gehen bis auf die mittleren Lagen in Schnee über und auch über den tieferen Lagen ist mit dem einen oder anderen Graupelschauer zu rechnen. Da es sich jedoch um Höhenkälte handelt, wird nicht mehr viel an Niederschlag zu erwarten sein. Frostig wird es mit -4 bis +3 Grad in den Nächten. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.

Der Niederschlag lässt Mitte der Woche mit einer absinkenden Schneefallgrenze nach
Die Niederschlagsprognose: Der Niederschlag lässt Mitte der Woche mit einer absinkenden Schneefallgrenze nach © wxcharts.com

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Polarwirbel über Skandinavien - Ein kurzer Gruß des Winters

Der spürbare und markante Temperaturrückgang zur Wochenmitte ist nicht mit einem Durchbruch des Winters gleichzusetzen, denn bereits 24 Stunden späten steigen die Temperaturen von Norden auf bis +12 Grad an. Doch findet die entscheidende Entwicklung in Form eines Blockadehochs auf dem Atlantik statt.

Polarwirbel verlagert sich nach Nordeuropa

Bis zum 24. November versucht ein Keil des Azorenhochs eine Querverbindung zu einem Hoch über Kanada aufzubauen. Das gelingt aber nur in Teilen und wirklich stabil sieht diese Verbindung nicht aus. Es reicht aber aus, um den Polarwirbel in seiner Entwicklung massiv zu stören - zudem wird die atlantische Frontalzone außer Kraft gesetzt und das Strömungsmuster meridionalisiert. Der Polarwirbel wird gezwungen, sich in Richtung Skandinavien zu verlagern und dehnt sich bis zum 24. November im Bereich von Skandinavien und Polen über das westliche Russland, der Barentssee bis weit über Sibirien aus.

Winterwetter über Deutschland?

Sagen wir einmal so - die Voraussetzungen für einen Durchbruch des Winters sind mit dieser Konstellation hervorragend. Entscheidend wird sein, ob das Blockadehoch seine Position behaupten kann. Nach der Wetterprognose der Europäer gelingt das bis zum 26. November und der Polarwirbel beginnt nach Süden auszutrogen. Die Grundströmung dreht auf nördliche Richtungen und führt kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland. Die Temperaturen gehen zwischen dem 26. und 27. November auf +0 bis +5 Grad zurück und da erneut tiefdruckdominierte Höhenkälte im Spiel ist, sind Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich. Winterlich wird es ab den mittleren Lagen und in den Nächten kühlt es auf -6 bis +2 Grad ab.

Hochdruckaufbau mit Sonne und trüben Nebelwetter

Deutlich ist in den nachfolgenden Wetterkarten zu erkennen, dass sich das Hoch nicht auf dem Atlantik behaupten und sich bis zum 28. November weiter nach Osten - direkt über Deutschland - verlagert und eine Hochdruckzone aufbaut, die sich von den Azoren bis über das westliche Russland erstrecken kann. Deutschland liegt zum Beginn der Hochdruckzone noch am östlichen Hochdruckgradienten, was die Zufuhr gemäßigt kühler Luftmassen aus nordöstlichen bis östlichen Richtungen aufrechterhält. Doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Dynamik weiter abschwächt und Deutschland, die Schweiz und Österreich in den gradientenschwachen Bereich gelangt. Ein Mix aus Sonne und teils zähen Nebelfeldern wird - nach der Wettervorhersage der Europäer - Ende November möglich sein.

Der Polarwirbel verlagert sich mit seinem Zentrum über Skandinavien und beginnt nach Süden auszutrogen - doch rasch rückt das Blockadehoch auf dem Atlantik nach und vereitelt einen nachhaltigen Durchbruch des Winters
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersagemodell: Der Polarwirbel verlagert sich mit seinem Zentrum über Skandinavien und beginnt nach Süden auszutrogen - doch rasch rückt das Blockadehoch auf dem Atlantik nach und vereitelt einen nachhaltigen Durchbruch des Winters © www.meteociel.fr

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Der Winter hält mit Schnee, Eis und Frost über Deutschland Einzug - aber auch über dem Flachland?

Der Wettertrend der Amerikaner ist zunächst einmal ähnlich aufgebaut. Das Blockadehoch auf dem Atlantik kommt und strebt bis zum 25. November weit in den Polarwirbel hinein vor. Der Ansatz eines Polarwirbelsplits ist zu erkennen, was nicht nur die Grundströmung ordentlich durcheinanderwirbelt, sondern den Polarwirbel weiter schwächt.

Arctic Outbreak - der Ausbruch kalter Luftmassen polaren Ursprungs

Der Unterschied der Amerikaner findet sich im Blockadehoch, das seine Position über dem Atlantik behaupten kann. Das Strömungsmuster hat ausreichend Zeit zu meridionalisieren, um den Teilcluster des Polarwirbels über Skandinavien nach Süden zu führen. Die Prognose geht sogar so weit, dass sich der Polarwirbel mitsamt seiner Höhenkälte zum 27. November direkt über Deutschland positionieren kann.

Polarwirbel über Deutschland?

Mit einer entsprechend gestörten Zirkulation ist das kein Ding der Unmöglichkeit. Die Temperaturen sacken in 1.500 Meter Höhe im Zeitraum vom 27. November bis 3. Dezember auf -7 bis -14 Grad ab. Da die Höhenkälte über einen längeren Zeitraum - unter Tiefdruckeinfluss - wirken kann, wird es auch über tieferen Lagen kälter. Bis zum 1. Dezember liegen die Tageshöchstwerte +3 und -8 Grad. Mit Ausnahme der Küstenregionen und des äußersten Westens ist über Deutschland mit Dauerfrost und zeitweiligem Schneefall zu rechnen.

Mithilfe des Blockadehochs auf dem Atlantik und einem Arctic Outbreak kann sich bis Dezember über Deutschland Winterwetter einstellen.

Arctic Outbreak und ein Teil des Polarwirbels über Deutschland - Winterwetter bis auf das Flachland herab
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Arctic Outbreak und ein Teil des Polarwirbels über Deutschland - Winterwetter bis auf das Flachland herab © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Winter über Deutschland?

Beide Vorhersage-Modelle zeigen auf ihre Art und Weise, wie der Durchbruch des Winters vereitelt oder gelingen kann. Entscheidend ist das Blockadehoch auf dem Atlantik und die Schlüsselszene für die Wetterentwicklung bis Dezember ist nach wie vor auf den 23. November zu datieren. So viel steht schon einmal fest - langweilig wird das Wetter nicht werden.

Welches Wetter zu erwarten ist

Der Wettertrend der Amerikaner ist der Traum der Freunde des Winterwetters. Ideale Grundvoraussetzungen führen zu einem Arctic Outbreak und zu einer Verlagerung eines Teilclusters des Polarwirbels direkt über Deutschland. Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich.

Vergleicht man aber die Wetterprognose der Amerikaner mit dem Mittelwert aller Kontrollläufe, so bilden diese - wen wundert es - die mit Abstand kälteste Variante ab. Möglich ja, doch ist eine andere Entwicklung der Großwetterlage wahrscheinlicher. Die Amerikaner berechnen sozusagen ein Optimum eines arktischen Kaltluftausbruches und so ist es auch zu bewerten.

Der Mittelwert der Temperaturen in 1.500 Meter Höhe hat in den vergangenen 24 Stunden mit Werten von -6 bis -3 Grad eine kleine Korrektur nach unten erfahren. Für den Flachlandwinter sind Anfang Dezember Höhenwerte von -7 bis -9 Grad und ab den mittleren Lagen von -4 bis -7 Grad notwendig. Also ja, der Winter hat gute bis sehr gute Chancen, sich über den höheren Lagen zu festigen und sich bis auf die mittleren Lagen abzusenken. Über tieferen Lagen bleibt es mit einem Temperaturspektrum von +2 bis +6 Grad nasskalt. Schaun mer mal.

Der Einzug des Winters über höheren Lagen ist sehr wahrscheinlich und bis auf die mittleren Lagen optional
Wettertrend nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Einzug des Winters über höheren Lagen ist sehr wahrscheinlich und bis auf die mittleren Lagen optional © climatereanalyzer.org || www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
24. November +6 bis
+14 Grad
+9 bis
+12 Grad
28. November +2 bis
+13 Grad
+7 bis
+9 Grad
3. Dezember -2 bis
+10 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 - 20:30 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:29 Uhr

Der Durchbruch des Winters bis auf das Flachland herab bleibt nach der Wetterprognose der Amerikaner ein Thema.

Polarwirbel über Deutschland

Das sich ein Teil des Polarwirbels über Mitteleuropa und damit über Deutschland, der Schweiz und Österreich positionieren kann, kommt zum Beginn und zum Ende des Winters durchaus vor. Der Grund ist, dass der Polarwirbel sich mit dem November und Dezember in der Stabilisierungs- und zum Ende des Winters in der Destabilisierungsphase befindet und Turbulenzen möglich sind.

Bemerkenswert ist die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend dennoch. Ein Hoch keilt zum 23. November über dem Atlantik nach Norden aus und stellt sich als Blockadehoch auf. Bis zum 26. November füllt das Hoch einen Raum zwischen den Azoren und Grönland aus. Die Frontalzone wird vollständig blockiert und das Strömungsmuster meridionalisiert.

Schneefall bis auf tiefere Lagen herab

Während das Hoch nach Norden aufstrebt, mach sich ein Cluster des Polarwirbels über Skandinavien auf den Weg nach Süden und erreicht zum 26. November die Mittelmeerregion. Damit befindet sich ein Teil des Polarwirbels direkt über Deutschland, was die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe auf bis -7 Grad absinken lassen kann. Das reicht aus, um auch über tieferen Lagen die Schauer in Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer übergehen zu lassen, während sich der Winter oberhalb etwa 400 bis 600 Meter festsetzen kann.

Ausbruch kalter Luftmassen arktischen Ursprungs

Im Zeitraum vom 26. November bis zum 4. Dezember erreicht der Trog die Mittelmeerregion und saugt sich energiegeladene feucht-warme Luftmassen an. Das wirkt wie ein Motor und führt aus nordöstlichen Richtungen weiter kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach. Das Blockadehoch auf dem Atlantik bleibt in seiner Position stabil.

Winter über Deutschland

Die Temperaturen gehen über Deutschland auf +5 bis -8 Grad zurück. Die milderen Werte sind den Küstenregionen zuzuordnen, während sich über den südlichen Landesteilen mäßiger Dauerfrost einstellen kann. In den Nächten simuliert die Wetterprognose der Amerikaner Tiefstwerte von -0 bis -12 Grad. Über Schnee und bei Aufklaren können bis -18 Grad möglich sein

Der Winter mit Schnee, Eis und Frost über Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Winter mit Schnee, Eis und Frost über Deutschland © www.meteociel.fr

Wie wahrscheinlich ist ein Arctic Outbreak und der Winter über Deutschland?

Richtig geraten - die Amerikaner bilden auch heute Abend - mit Abstand - die kälteste Variante ab. Interessant ist die Hartnäckigkeit, mit der die Amerikaner den Durchbruch des Winters über Deutschland verfolgen. Erfahrungsgemäß aber liegen die Stärken der Amerikaner in zonalen Westwetterlagen, während die Europäer ihre Stärken bei den meridional verlaufenden (gestörten) Wetterlage haben. Insofern verwundert es nicht, dass die Amerikaner derzeit außer Rand und Band sind.

Für Freunde des Winterwetters bedeutet das, dass man bezüglich Flachlandwinter ein gesundes Maß an Skepsis walten lassen sollte. Nach dem Mittelwert aller Kontrollläufen schwanken die Temperaturen in 1.500 Meter Höhe mit -1 bis -4 Grad gerade in einem Bereich, bei dem der Winter sich bis auf die höheren mittleren Lagen absenken kann. Über tieferen Lagen ist mit einer nasskalten Witterung vorliebzunehmen, die für Ende November und Anfang Dezember so typisch ist.

Mehr nasskalt als winterlich
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Mehr nasskalt als winterlich © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Zusammenfassung

Die Europäer wollen heute Abend von einem Durchbruch des Winters nichts wissen.

Das Gegenteil ist sogar der Fall. Die atlantische Frontalzone regeneriert sich und ein mögliches Blockadehoch zum 23. November löst sich zum 25. November vollständig auf und die Ausläufer der Frontalzone erreich in schöner Regelmäßigkeit Deutschland.

Der Wind kommt schwach bis mäßig aus südwestlichen bis westlichen Richtungen und kann Ende November stark böig bis stürmisch auffrischen. Die Temperaturen sind mit +8 bis +12 Grad weit von dem entfernt, was man als Winter bezeichnen kann. Wie zuvor erwähnt, die Europäer kommen mit solchen Wetterlagen erfahrungsgemäß besser zurecht. Schaun mer mal.

Kein Winterwetter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Kein Winterwetter © www.meteociel.fr

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