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Wetterprognose: Winterlich, nasskalt oder ungewöhnlich warm - Ein Umbau der Großwetterlage steht bevor

| M. Hoffmann
Welche Richtung schlägt das Wetter ein? © Martin Bloch
Welche Richtung schlägt das Wetter ein? © Martin Bloch

Die atlantische Frontalzone erreicht mit weiteren Ausläufern Mitteleuropa und dominiert das Wetter über Deutschland. Kurzzeitig können auf der Rückseite eines nach Osten abziehenden Tiefdrucksystems kühlere Luftmassen zugeführt werden, was die Schneefallgrenze auf 600 bis 1.000 Meter absinken lassen kann. Ist die Schauerdynamik entsprechend hoch, so lassen sich am Samstag Graupelgewitter bis auf tiefere Lagen herab nicht ausschließen. Die Temperaturen pendeln sich auf nasskalte +4 bis +8 Grad ein.

Ergiebiger Niederschlag - Hochwasser und Überflutungen möglich

Die Dynamik der Frontalzone intensiviert sich zum Start in die neue Woche und lässt einen Cluster über den Süden hinwegziehen. Ab Sonntag sind im Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern wiederholte Niederschlagsereignisse zu erwarten, welche sich in der Nacht auf Montag weiter intensivieren, sich nach Norden ausweiten und bis Dienstagnachmittag zu länger andauerndem und ergiebigen Niederschlag führen können. Mit regionalen Überflutungen und Hochwasser kann südlich einer Linie vom Saarland und Nürnberg gerechnet werden. Die Temperaturen steigen auf +8 bis +12 Grad und über dem Süden mitsamt dem Regen auf bis +14 Grad an. In 1.500 Meter Höhe betragen die Temperaturen +2 bis +5 Grad und die Schneefallgrenze steigt bis in die Hochlagen an. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.

Viel Regen über der Südhälfte - Überflutungen und Hochwasser ist bis einschließlich Mittwoch zu erwarten
Die Niederschlagsprognose: Viel Regen über der Südhälfte - Überflutungen und Hochwasser ist bis einschließlich Mittwoch zu erwarten © wxcharts.com

Die Umstellung der Großwetterlage

In den vergangenen Tagen zeigte sich im Wettertrend der Vorhersage-Modelle eine Umstrukturierung der Großwetterlage. Eine höhere Gewichtung bekam eine meridional verlaufende Grundströmung, was die atlantische Frontalzone entweder blockiert oder auf eine nach Norden verschobene Zugbahn zwingt. Dabei stechen zwei mögliche Entwicklungsvarianten besonders hervor.

Kein Winterwetter - Für den November zu warm

Die Wetterdynamik reißt bereits zum 16. November vollständig ab und von Spanien entwickelt sich ein Hochdruckkeil nach Norden. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen zu Beginn auf der östlichen Seite der Hochdruckgradienten, was zu einer nördlichen Anströmung der Luftmassen führt. Die Temperaturen sinken - auch über dem Süden - bis zum 16. November auf +4 bis +8 Grad ab und für einen Moment sind Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf die höheren mittleren Lagen herab möglich.

Hochdruckaufbau mit Höhentief

Im Zeitraum vom 16. bis 20. November dehnt sich der Hochdruckkeil weiter nach Norden aus, wird aber von der weiterhin hohen Dynamik der Frontalzone nach Osten weggedrückt. Die Hochdruckzone liegt direkt über Deutschland und kapselt ein Tief über der Mittelmeerregion ein. Deutschland gelangt so in eine östliche Strömungskomponente, was die Temperaturen auf +6 bis +12 Grad ansteigen lässt. Das ist für den Beginn der zweiten Novemberdekade zu warm. Frischer bleibt es mit +2 bis +6 Grad über den Regionen mit Nebel oder Hochnebel.

Ob Niederschlag eine Rolle spielen wird, lässt sich aus der Wettervorhersage der Europäer nicht ableiten. Zu viel hängt vom Höhentief über der Mittelmeerregion ab, dessen Entwicklung und Positionierung zum derzeitigen Stand alles andere als klar ist.

Hochdruckzone über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersagemodell: Hochdruckzone über Deutschland © www.meteociel.fr

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Hochdruckzone mit Überraschungseffekten

Der Wettertrend der Amerikaner geht in eine fast identische Richtung wie die Vorhersage der Europäer. Das Hoch keilt zum 16. November nach Norden auf, doch bevor die Lücke geschlossen werden kann, trogt ein Teil vom Rest der Frontalzone nach Süden in Richtung der Mittelmeerregion aus und bezieht fortan von dort seine Energie.

Absinkende Schneefallgrenze

In Kombination mit dem Hochdruckkeil über dem westlichen Europa dreht die Grundströmung auf nördliche Richtungen. Über Deutschland hat das einen Temperaturrückgang auf +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich zur Folge. Die Schneefallgrenze sinkt auch nach dieser Prognose bis auf die höheren mittleren Lagen ab.

Bedingt durch die Intensivierung des Mittelmeertiefs gelingt es dem Hochdruckkeil nicht, sich über das Tief zu legen und dieses in ein Höhentief umzuwandeln. Stattdessen dreht sich das Tief über der Mittelmeerregion ein und hält die Lücke für weitere Tiefdrucksysteme offen. So kommt es zu weiteren Vorstößen von Störungen, die von Norden nach Mitteleuropa drängen.

Winterlich bis auf die mittleren Lagen herab?

Abwarten - die Wetterprognose der Amerikaner simuliert bis zum 25. November mit Tageshöchstwerten von +4 bis +8 Grad eine durchgängig nasskalte Witterung, bei der eine winterliche Witterung oberhalb etwa 800 bis 1.200 Meter eine Relevanz hat. Kurzzeitig kann das Temperaturniveau am 20. November mit bis +2 Grad noch weiter absinken, was Graupelschauer auch über tieferen Lagen möglich machen kann. Im Resümee aber eine mehr nasskalte Wetterentwicklung mit einer klar meridional verlaufenden Grundströmung.

Keine allumfassende Hochdruckwetterlage - Tiefdrucksysteme gelangen immer wieder nach Deutschland und lösen eine meridional verlaufende Grundströmung aus
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Keine allumfassende Hochdruckwetterlage - Tiefdrucksysteme gelangen immer wieder nach Deutschland und lösen eine meridional verlaufende Grundströmung aus © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein Hoch, ein Tief und die gestörte Zirkulation

Das Fazit der vergangenen Tage bleibt heute bestehen. Beide Vorhersage-Modelle berechnen mit dem Ansatz der Hochdruckzone eine Blockadewetterlage, welche die atlantische Frontalzone abschnürt und von Mitteleuropa fernhält. Störungen gestalten das Wetter wechselhaft und unbeständig, mit Temperaturen, die sich zunehmend im nasskalten Bereich festigen.

Welches Wetter zu erwarten ist

Auch wenn die Vorhersage-Modelle noch unterschiedliche Varianten in Aussicht stellen, so stützen die Kontrollläufe eine vom 14. bis 16. November zu warme Wetterentwicklung. Die Niederschlagsleistung ist bis zum 16. November erhöht und über dem Süden deutlich erhöht. Vom 17. bis 25. November geht das Temperaturniveau zurück und pendelt sich mit einer Anomalie von +0,0 bis +1,2 Grad in einem etwas zu milden Bereich ein.

Die Niederschlagsleistung geht ab dem 17. November über dem Norden, Osten und Westen in den leicht erhöhten und über dem Süden in den schwach erhöhten Bereich zurück. Das spricht für eine zunehmende, aber nicht dominierende Rolle des Hochdrucksystems. Die Großwetterlage bleibt wechselhaft und unbeständig bei einem weitgehend normalen Temperaturniveau. Ein Durchbruch des Winters - wie er beispielsweise gestern Abend von den Amerikanern berechnet wurde - ist weniger wahrscheinlich. Schaun mer mal.

Links der theoretische Ansatz des Winters, recht das typische Novemberwetter
Wettertrend nach den Druckanomalien bis zum 19. November und dem Mittelwert aller Kontrollläufe bis 25. November: Links der theoretische Ansatz des Winters, recht das typische Novemberwetter © climatereanalyzer.org || www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. November +5 bis
+15 Grad
+8 bis
+10 Grad
20. November +1 bis
+12 Grad
+6 bis
+9 Grad
25. November +1 bis
+14 Grad
+7 bis
+9 Grad
Diagramm Temperaturen November 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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