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Wetteraussichten: Winterliche Optionen, Omegahoch und die Regenerierung der Frontalzone

| M. Hoffmann
Nach winterlichen Optionen zum Wochenende - typisches Herbstwetter?
Nach winterlichen Optionen zum Wochenende - typisches Herbstwetter?

Deutschland liegt momentan in einem gradientenschwachen Wetterumfeld. Bei wechselnder Bewölkung kommt nach Auflösung frühmorgendlicher Nebelfelder häufiger die Sonne zum Vorschein und die Temperaturen erreichen mit +10 bis +15 Grad frühherbstliche Werte. Bei zähem Nebel kann es mit bis +8 Grad auch frischer sein. Mit - nennenswertem - Niederschlag ist bis Mittwochabend vorerst nicht zu rechnen, dafür aber mit Aufzug starker Bewölkung und einem zunehmend böigen und über den Küsten auch stürmischen Wind aus östlichen Richtungen. Der Beginn einer interessanten und spannenden Großwetterlage.

Vollständig gestörte Zirkulation - Ostwind mit Schneeschauer

Ein Hoch zwischen dem europäischen Nordmeer und Skandinavien blockiert die atlantische Frontalzone. Diese muss mit ihren Tiefdruckausläufern eine südlichere Bahn einschlagen und dehnt sich in Richtung der Mittelmeerregion aus. Weiter nach Osten kommen die Tiefdrucksysteme nicht voran. Doch reicht das aus, um auf der Vorderseite am Donnerstag die Temperaturen auf +15 bis +20 Grad ansteigen zu lassen, bevor diese nördlich von Baden-Württemberg und Bayern bis Samstag auf -2 bis +2 Grad in den Bereich von Dauerfrost zurückgehen können. Bei überwiegend starker Bewölkung ist mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen, der über dem Süden als Regen und nördlich von Rheinland-Pfalz und Sachsen in Form von Schnee bis auf tiefere Lagen herab niedergehen kann. Der Wind kommt stark böig aus östlichen Richtungen und kann über exponierten Lagen zu schweren Sturmböen führen. Über den Küsten und höheren Lagen sind orkanartige Winde möglich. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Links die Prognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 21. Oktober
Links die Wetterprognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 21. Oktober © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Schneeprognose: Wie wahrscheinlich ist Schneefall?

Abwarten. Die oben gezeigte Konstellation ist ungewöhnlich. Man muss das einmal sacken lassen. Für gewöhnlich sorgt die atlantische Frontalzone für Herbststürme aus westlichen Richtungen. Die vollständig gestörte Zirkulation dreht dieses Prinzip um und der Sturm kommt aus östlichen Richtungen und statt Herbst-, weht Winterluft nach Deutschland. Das Konstrukt selbst ist labil und sollte das Hoch einen Tick stärker werden, so wird das nichts mit dem Schneefall. Sollte das Tief kräftiger ausfallen, so werden aus südlichen Richtungen feucht-warme Luftmassen nach Norden geführt. Das unterstreicht, wie knifflig und spannend die Wetterentwicklung für das kommende Wochenende ist. Mit Veränderungen ist in den Details noch mehrfach zu rechnen. Aber ja, Schneefall ist nicht auszuschließen, wie man in der Schneeprognose erkennen kann.

Links die Schneeprognose des europäischen, rechts die des amerikanischen Wettermodells bis einschließlich dem 21. Oktober
Links die Schneeprognose des europäischen, rechts die des amerikanischen Wettermodells bis einschließlich dem 21. Oktober: Schneefall samt Ausbildung einer Schneedecke ist möglich © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Temperatursprung

Das mögliche winterliche Ereignis spielt sich nach der Wettervorhersage der Europäer in einem engen Zeitrahmen von 16 Stunden ab. Bereits zum Sonntag zieht sich das Tief nach Westen zurück und damit endet auch die stramme Ostströmung. Was folgt, ist klassisches Herbstwetter.

Omegahoch mit meridional geprägter Großwetterlage

Das Hoch aber weicht nicht von der Stelle und dehnt sich bis zum 26. Oktober weiter nach Süden aus und es gelingt der Aufbau einer Hochdruckachse bis über die Mittelmeerregion reichend. Die atlantische Frontalzone sammelt sich im Bereich vom östlichen Kanada, Island und Grönland. Da der Weg nach Osten blockiert ist, bleibt der atlantische Frontalzone nichts anderes übrig, als nach Süden - und in diesem Fall - in Richtung Portugal und Spanien auszutrogen. Die Großwetterlage nimmt dabei eine sog. Omegaformation (Ω) an.

Das Strömungsmuster meridionalisiert und Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen auf eine warme Vorderseitenanströmung der Luftmassen aus südlichen Richtungen. Die Temperaturen erreichen am Sonntag bereits +12 bis +16 Grad und pendeln sich bis zum 25. Oktober auf +15 bis +20 Grad in den für die Jahreszeit etwas zu warmen Bereich ein. Da es sich um eine schwachgradientige Luftmasse handelt, ist bei starker bis wechselnder Bewölkung mit zeitweiligen Schauern zu rechnen, deren Schwerpunkt über der Westhälfte liegen kann.

Die Omegaformation mit einer südlichen Anströmung der Luftmassen über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Omegaformation mit einer südlichen Anströmung der Luftmassen über Deutschland © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Deutschland zwischen den Fronten

Auch die Amerikaner berechnen eine rasche Auflösung der möglichen Winter-Option zum Samstag. Der dazugehörige Kaltlufttropfen wird durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems über Skandinavien im Uhrzeigersinn rasch auf den Atlantik hinauskatapultiert. Dort angekommen, geht das Schneetief in die sich regenerierende Frontalzone über und spielt keine Rolle mehr.

Herbstlich stürmisches und unbeständiges Wetter

Im Gegensatz zu den Europäern schwächt sich nach der Wetterprognose der Amerikaner das Skandinavienhoch zügig ab und zieht sich nach Osten zurück. Dennoch bleibt das Hoch präsent und lässt die atlantische Frontalzone auflaufen. Deutschland liegt vom 23. Oktober an zwischen den Fronten der Frontalzone und dem Hoch in einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen.

Bei starker bis wechselnder Bewölkung kommt es zu wiederholten Niederschlägen unterschiedlichster Dauer und Intensität. Der Wind kommt kräftig aus südlichen Richtungen und kann über exponierten Lagen und den Küsten mit stürmischen Windböen in Erscheinung treten. Die Temperaturen pendeln sich auf +10 bis +15 Grad ein und können phasenweise in Richtung der +20 Grad-Marke streben. Bei länger andauerndem Niederschlag können die Temperaturen unter der +10 Grad-Marke verweilen.

Die Omegaformation mit einer südlichen Anströmung der Luftmassen über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Omegaformation mit einer südlichen Anströmung der Luftmassen über Deutschland © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Unbeständiges Wetter

Der Temperaturrückgang zum Samstag spiegelt sich in allen Vorhersage-Modellen wider und wird auch von den Kontrollläufen gestützt. Allerdings nicht in dem Maße, dass sich bis auf tiefere Lagen herab eine Schneedecke wird ausbilden können. Zudem beschränkt sich die Wahrscheinlichkeit auf die nördlichen Regionen. Weiter nach Süden wird man - außer vom Wind - nicht viel zu spüren bekommen. Überdies sind sich die Vorhersage-Modelle - trotz der Unterschiede im Detail - einig darüber, dass eine weiterhin meridional getriggerte Großwetterlage das Wetter über Deutschland wird beeinflussen können.

Welche Wetterlage wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe bestätigen eine vom 18. bis 20. Oktober eine Anomalie der Temperaturen von bis +4 Grad. Vom 21. bis 24. Oktober sackt die Anomalie über dem Norden und Osten auf bis -6 Grad ab und bleibt über dem Süden und Westen mit -0 bis -2 Grad gemäßigter. Ab dem 24. Oktober stellt sich über Deutschland ein Temperaturniveau ein, welches mit einem Spektrum von +8 bis +14 Grad der Jahreszeit entspricht. Der Normalisierungstrend setzt sich weiter fort.

Die Niederschlagswahrscheinlichkeit

Die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe ist vom 18. bis 22. Oktober mäßig erhöht und sinkt bis zum 26. Oktober in den schwach erhöhten Bereich ab. Bis November zeigt sich eine leicht erhöhte Niederschlagsleistung. Keine stabile und mehr herbstlich geprägte Wetterlage. Schaun mer mal.

Die Omegawetterlage mit Frontalzone über Deutschland ist möglich - entscheidend ist aber die Positionierung des Hochdrucksystems - nachfolgend zeichnet sich ein Kippmuster in Richtung Südwestwetterlage ab
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Omegawetterlage mit Frontalzone über Deutschland ist möglich - entscheidend ist aber die Positionierung des Hochdrucksystems - nachfolgend zeichnet sich ein Kippmuster in Richtung Südwestwetterlage ab © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
22. Oktober -1 bis
+15 Grad
+6 bis
+9 Grad
26. Oktober +7 bis
+18 Grad
+11 bis
+13 Grad
31. Oktober +4 bis
+17 Grad
+9 bis
+11 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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