Wetter: Ein Polarwirbel in Unruhe, die gestörte Zirkulation und der Herbst
Ein markanter Temperatursturz sorgt ab dem Wochenende für eine zunehmend herbstliche Stimmung und beendet den nicht enden wollenden Sommer wohl für dieses Jahr. Interessant war in den vergangenen Tagen zu beobachten, wie der Polarwirbel durch Hochdruckeinschübe regelrecht auseinandergenommen wurde und unter bestimmten Voraussetzungen wären über Deutschland Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf das Flachland möglich gewesen. Haben sich die Prognosen bestätigt, oder normalisiert sich das Wetter lediglich?

Sturmtief beendet den Sommer. Über dem Norden regnet es aktuell bereits bei einem stark böigen und an den Küsten auch stürmischen Wind. Der Regen dehnt sich in der Nacht weiter nach Süden aus und sorgt am Samstag südlich einer Linie vom Saarland und Sachsen für kräftige Schauer und örtliche Gewitter. Die Sturmfront führt auf ihrer Vorderseite zunächst warme Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen heute über dem Norden auf +17 bis +22 Grad und nach Süden auf bis +28 Grad ansteigen lassen kann. Über dem Südwesten können hochsommerliche +30 Grad möglich sein. Auf der Rückseite des Sturmtiefs dreht der Wind auf nördliche Richtungen und führt mit +10 bis +15 Grad spürbar frischere Luftmassen nach Süden. An den Alpen können nochmals bis +20 Grad möglich sein. Tatsache aber ist, dass die ungewöhnlich warme und sommerliche Wetterlage mit dem Samstag endet
Der Herbst über Deutschland
Von Sonntag bis Mitte der Woche befindet sich Deutschland mit einem Hoch über dem Westen und einem Trog über dem Osten in einem zunehmend gradientenschwachen Wetterumfeld. Der Wind kommt schwach aus nördlichen Richtungen und hält den Zustrom gemäßigter Luftmassen aufrecht. Die Temperaturen pendeln sich auf +10 bis +15 Grad ein und können in den Nächten auf +2 bis +8 Grad absinken. Klart der Himmel für längere Zeit auf, so kann mit bis -2 Grad auch Frost möglich sein. Hinzu kommen bei wechselnder Bewölkung längere Abschnitte mit Sonnenschein und zwischendurch sind auch ein paar Regenschauer möglich, deren Schwerpunkt über den Küstenregionen von Nord- und Ostsee liegen kann. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Omegahoch
Einen Ansatz für ein Omegahoch kann man bereits auf der oben stehenden Wetterkarte erkennen. Das ist leider eine schlechte Nachricht für alle, die auf Regen warten. Warum? Sollte das Omegahoch kommen, bleibt es über einen längeren Zeitraum hinweg trocken. Aber der Reihe nach.
Der Polarwirbelsplit im Ansatz
Ein Hochdrucksystem keilt nach der Wetterprognose der Europäer am 18. Oktober von der Mittelmeerregion nach Norden aus und nimmt bis zum 19. Oktober Kontakt zum Polarhoch auf. Anders als in den vergangenen Tagen noch simuliert, strebt das Hoch lediglich in den Polarwirbel hinein vor, ein Polarwirbelsplit aber gelingt nicht mehr.
Gestörte Zirkulation
Zum 20. Oktober stabilisiert sich das Hoch über Skandinavien und leitet über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine östliche Grundströmung ein. Der böige Ostwind erhält mit +8 bis +12 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer mit bis +16 Grad die Zufuhr gemäßigter Luftmassen. Mit nennenswertem Niederschlag ist nicht zu rechnen.
Omegahoch
Bis zum 23. Oktober zentralisiert und stabilisiert sich der Hochdruckkern über Skandinavien weiter und es gelingt der Aufbau einer Achse nach Süden in Richtung der Mittelmeerregion. Links und rechts vom Hoch etablieren sich zur gleichen Zeit Tiefdrucksysteme, welche das System stützen und weiter stabilisieren. Infolge daraus nimmt das Konstrukt eine Omegaformation an (Ω). Nach zäher Nebelauflösung zeigt sich über Deutschland häufiger die Sonne und die Temperaturen pendeln sich mit Sonnenschein auf +12 bis +16 Grad ein. Bei Nebel werden kaum mehr als +8 Grad möglich sein.

Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Instabiler Polarwirbel, gestörte Zirkulation und ein Omegahoch
Der Versuch, den Polarwirbel massiv zu stören und einen Polarwirbelsplit zu erzwingen, lässt sich auch in der Wetterprognose der Amerikaner erkennen. Das Hoch keilt bis zum 20. Oktober weit nach Norden aus und etabliert sich mit einem autark agierenden Hochdruckkern zwischen dem europäischen Nordmeer und Skandinavien. Die Zirkulation ist vollständig gestört und Deutschland, die Schweiz und Österreich gelangen aufgrund der autarken Hochdruckformation in eine stramme Ostströmung.
Kurioses Wetter - Luftmassengrenze möglich
Zur gleichen Zeit etabliert sich zwischen England, Spanien und Frankreich ein schwachgradientiges Tiefdrucksystem und schiebt auf seiner Vorderseite über Österreich und Ungarn warme Luftmassen nach Norden. Dort werden die warmen Luftmassen von der Ostströmung erfasst und über den Süden von Deutschland geführt, was die Temperaturen vom 19. bis 22. Oktober über Baden-Württemberg und Bayern auf +16 bis +22 Grad ansteigen lassen kann. Weiter nach Norden bleibt es mit +8 bis +12 Grad spürbar frischer. Die vergleichsweise feucht-warme Luftmasse über dem Süden sorgt für wiederholte Niederschläge unterschiedlichster Intensität und kann über den Alpen für länger andauernden und ergiebigen Niederschlag sorgen.
Schwachgradientige Mischwetterlage
Im Zeitraum vom 22. bis 29. Oktober kann sich das Hoch über Skandinavien nicht weiter entwickeln und wird nach Osten abgedrängt. Die von Westen nachfolgenden Tiefdrucksysteme aber lösen sich auf, je näher diese dem Hoch kommen und so liegt Deutschland im gesamten Zeitraum in einem gradientenschwachen Wetterumfeld zwischen tiefen und hohen Luftdruck. Bei wechselnder Bewölkung kommt es zu zeitweiligem Niederschlag. Viel an Regen ist nicht zu erwarten, doch können die Niederschlagsfelder durch die gradientenschwache Großwetterlage für längere Zeit an Ort und Stelle verweilen und mancherorts für länger andauernden und kräftigen Niederschlag sorgen. Die Temperaturen pendeln sich auf +10 bis +15 Grad ein und können mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +18 Grad ermöglichen.

Auf den Punkt gebracht: Goldener Oktober oder Herbstwetter?
Auch heute bleibt die Frage erhalten und lässt sich nicht auf eine einfache Art und Weise beantworten. Die Europäer zeigen in ihrer Wetterprognose eindrücklich, wie eine Omegawetterlage den goldenen Oktober
nach Deutschland führen kann. Die Wettervorhersage der Amerikaner zeigt eine Mischwetterlage, welche den typischen Wettercharakter im Oktober repräsentiert.
Welche Wetterlage wahrscheinlich ist
Im Vergleich zu den vergangenen Tagen aber wurden die ganz kalten Varianten, welche Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen ermöglicht hätten, verworfen. Auch ein Polarwirbelsplit ist zwischenzeitlich weniger wahrscheinlich geworden. Dafür rückt das Hoch in die Nähe von Mitteleuropa und dessen Position wird maßgeblich für die Temperaturentwicklung verantwortlich sein.
Der Mittelwert aller Kontrollläufe berechnet für den Süden zwischen dem 14. und 16. Oktober einen kurzen Absacker der Temperaturen. Überdies pendeln sich die Werte in einem Bereich ein, der für die Jahreszeit um +0,5 bis +2 Grad zu warm ausfallen kann. Weiter nach Norden pendeln sich die Werte bis zum 28. Oktober in einem Bereich ein, der für die Jahreszeit als normal
bewertet werden kann. Über dem Norden und Osten kann der Zeitraum vom 14. bis 22. Oktober mit einer Temperaturanomalie von -1 bis -3 Grad auch zu kalt ausfallen.
Wann kommt Regen?
Nennenswerte Niederschlagssignale sind am 14. Oktober und vom 18. bis 22. Oktober über dem Süden und Westen möglich. Überdies ist mit einer schwach erhöhten Niederschlagsleistung zu rechnen. Verbreitet bleibt es trocken. Nach Norden und Osten ist vom 17. bis 28. Oktober mit einer nur leicht erhöhten Niederschlagsausbeute zu rechnen. In Summe spricht vieles für ein Hoch in der Nähe von Deutschland. Schaun mer mal.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
19. Oktober | +5 bis +20 Grad |
+9 bis +11 Grad |
23. Oktober | +3 bis +19 Grad |
+9 bis +11 Grad |
28. Oktober | +3 bis +18 Grad |
+10 bis +12 Grad |
