Wetter: Zwischen Vollherbst und winterlichen Wettererscheinungen - Polarwirbel sorgt für Unruhe
Auch wenn das Wetter über weite Teile von Deutschland hochdruckdominiert ist, so tut sich in der Wetterküche einiges. Von einem sich destabilisierendem Polarwirbel bis zu einem Polarwirbelsplit ist vieles möglich und hat über Deutschland teils gravierende Folgen. Das Wetter wird ab der zweiten Oktober-Dekade zunehmend spannender.
Eine Luftmassengrenze macht sich über Deutschland bemerkbar und rückt zum Wochenende weiter nach Süden voran. Während der Norden und Nordosten zunehmend herbstlich temperiert werden, sorgt ein Hoch über dem Süden für sonnige Momente und sommerliche Temperaturen. Das Maximum kann am Sonntag und Montag mit bis +30 Grad über dem Südwesten erreicht werden. Das Minimum der Tageswerte ist mit bis +8 Grad über dem Nordosten zum Start in die neue Woche möglich. Luftmassengrenze zwischen Hochsommer und Herbst.
Ein verbreitet sommerlicher Wettercharakter
Während das Wetter über dem Süden und Westen noch bis Mitte der Woche trocken verläuft, ist über dem Norden und Osten immer wieder mit Schauern zu rechnen. Entlang der Luftmassengrenze können die Schauer kräftiger und länger andauernd ausfallen. Am Dienstag und Mittwoch dehnt sich das Hoch von Süden weiter nach Norden aus und sorgt auch dort für eine zunehmende Sonnenscheindauer. Die Temperaturen pendeln sich auf +20 bis +25 Grad ein und können mit bis +17 Grad über Teile von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin frischer ausfallen. Mehr dazu der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober 2023.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Ansatz eines Polarwirbelsplits
Immer dann, wenn sich der Polarwirbel etabliert - oder im Frühjahr auflöst - sind in dieser labilen Phase teils erhebliche Verwerfungen möglich, welche mit sog. Arctic Outbreaks die Wetterwelt auf den Kopf stellen kann
. Auf andere Art formuliert befindet sich die Großwetterlage gerade im Umbruch und in welche Richtung das kippen wird, bleibt noch abzuwarten. Die Europäer präsentieren heute eine interessante Variante.
Zentralisierung des Polarwirbels
Tiefdrucksysteme rauschen in den kommenden Tagen über Skandinavien hinweg und enden in einem Wirbel, der sich im Bereich der Barents- und Karasee eindreht. Mit jedem weiteren Tief wird die Position des Polarwirbels über dieser Region gefestigt. Durch seine Drehrichtung gegen den Uhrzeigersinn stellt diese Position eine gute Grundlage für den Herbst über Deutschland dar.
Splitverhalten
Doch damit das Muster zugunsten des Herbstes kippt, bedarf es noch der Mithilfe eines Hochdrucksystems auf dem Atlantik, was wiederum durch eine Drehbewegung im Uhrzeigersinn kühle Luftmassen aus nördlichen Richtungen an die Alpen führt und eine herbstliche Witterung komplettiert.
Nach der aktuellen Wettervorhersage der Europäer dehnt sich das Hoch nicht vom Atlantik nach Norden aus, sonders zwischen Alaska und Kanada. Der Polarwirbel zentralisiert sich bis zum 15. Oktober weiter und besteht gewissermaßen nur noch aus dem Wirbel über der Barentssee. Für Norwegen, Schweden und Finnland hat das mit Wind, Sturm und winterlichen Wetterereignissen unangenehme Folgen.
Für den Herbst über Deutschland, Österreich und der Schweiz ist eine Zentralisierung hinderlich, da der Trogvorgang bereits im Ansatz unterbunden werden kann. Infolge daraus entsteht eine gradientenschwache Wetterentwicklung, bei dieser der Süden mehr von einem Hoch und der Norden maritim beeinflusst werden kann.
Frühherbst ist eine Lösung
Über Deutschland sinkt das Temperaturniveau vom 12. Oktober mit +14 bis +18 Grad und über dem Süden mit bis +26 Grad bis zum 15. Oktober auf +12 bis +16 Grad ab. Zum Vollherbst fehlt noch ein ganzes Stück. Begleitet wird der Wetterumschwung von zeitweiligem Niederschlag, der sich von Nordwesten vom 13. bis 15. Oktober über ganz Deutschland ausdehnen kann. Vom Sommer in den Frühherbst.
Und der Polarwirbel?
Das interessante aber spielt sich innerhalb des Polarwirbels ab. Dem Hoch gelingt es bis zum 15. Oktober eine Querverbindung zum Hoch über Sibirien aufzubauen. Das befördert über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen polaren Ursprungs auf den Atlantik, was die dortige Tiefdruckdynamik weiter anheizt. Das ist ein gewichtiger Baustein für den Vollherbst. Abwarten.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Polarwirbelsplit mit ungewöhnlichem Verhalten
Bis zum 11. Oktober setzt sich nach der Wetterprognose der Amerikaner ein Tiefdruckwirbel über Skandinavien durch und beeinflusst mit seinen südlichen Gradienten zunehmend das Wetter über Deutschland. Der sommerliche Wettercharakter neigt sich seinem Ende entgegen.
Wind, Sturm, Regen und kühles Rückseitenwetter
Das Tief hat eine so hohe Eigendynamik, dass es bis zum 13. Oktober bereits über der Barents- und Karasee angelangt ist und in den Polarwirbel übergehen kann. Über Mitteleuropa strebt von Süden ein Hochdruckkeil nach Norden vor und leitet im Zusammenspiel mit dem nach Osten abgezogenen Tief klassisches Rückseitenwetter ein. Mit wiederholten Schauer und teils kräftigen Windböen aus nördlichen Richtungen ist vom 12. bis 14. Oktober zu rechnen. Die Temperaturen gehen bis zum 14. Oktober mit +10 bis +15 Grad auf ein frühherbstliches Niveau zurück.
Vollständig gestörter Polarwirbel
Soweit der Ansatz für den Herbst, dessen Eintreffen bis zur Monatsmitte von Tag zu Tag wahrscheinlicher wird und die sommerliche Phase über weite Teile von Deutschland beenden kann.
Schaut man sich den Wettertrend der Amerikaner genauer an, so fällt besonders der Hochdruckkeil über Mitteleuropa auf. Vom 14. Oktober an dehnt dieser sich weiter nach Norden aus und verdrängt in diesem Prozess den Polarwirbel im Bereich der Barents- und Karasee. Bis zum 16. Oktober kann sich das Hoch mit einem Kerndruck von bis zu 1040 hPa über der Barentssee festigen. Der Polarwirbel selbst gibt keine gute Figur mehr ab.
Vollständig gestörtes Zirkulationsmuster
Das Hoch gehört da nicht hin - zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Ein ungewöhnlicher Vorgang mit teils erheblichen Konsequenzen für die Wetterentwicklung über Mitteleuropa.
Der Polarwirbel zentralisiert sich bis zum 17. Oktober über dem östlichen Kanada und Grönland. Durch die Zufuhr polarer Kaltluftmassen auf den Atlantik entstehen eine ganze Reihe von kräftigen Tiefdrucksystemen. Da sich das Hoch weit nördlich befindet, gelingt es den atlantischen Tiefdrucksystemen, das Hoch am südlichen Gradienten zu unterwandern und sich im Bereich von Skandinavien und Deutschland einzudrehen.
Winterliche Wetterereignisse möglich
Wie bereits in den vergangenen Tagen auch, favorisieren die Amerikaner vom 17. bis 20. Oktober eine Wetterentwicklung, welche mit kräftigen bis stürmischen Winden und zeitweiligem Niederschlag den Herbst nach Deutschland führen kann. Temperaturen von +7 bis +12 Grad komplettieren den Vollherbst.
Ab den höheren mittleren Lagen lassen sich bei dieser Eigendynamik winterliche Wetterereignisse in Form von Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nicht ausschließen. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten einmal genauer an, so erkennt man die nicht mehr vorhandene Struktur des Polarwirbels. Stattdessen liegt eine vollständig gestörte Zirkulation vor.
Auf den Punkt gebracht: Vollherbst mit optional winterlichen Wettererscheinungen?
So recht glauben kann das im Angesicht möglicher +30 Grad über dem Südwesten zum Beginn der neuen Woche nicht. Doch die Jahreszeit ist bereits weit fortgeschritten und sommerliche Temperaturen spielen für gewöhnlich keine Rolle mehr. Für die Jahreszeit-typische Temperaturen schwanken zwischen +12 bis +16 Grad und das unterstreicht noch einmal, die Temperaturanomalie der kommenden Tage.
Große Unsicherheiten
Die Vorhersage-Modelle bieten in den vergangenen Tagen eine Vielzahl an Varianten auf, wie sich das Wetter wird weiter entwickeln können. Eine einheitliche Linie ist nicht zu erkennen. Doch die Gemeinsamkeiten liegen in einem vom 12. Oktober an stetem Rückgang der Temperaturen. Der Herbst bekommt eine Chance.
Welche Wetterlage wahrscheinlich ist
Kontrollläufe stützen einen Temperaturrückgang, der zum 12. Oktober initialisiert und bis zum 18. Oktober weitgehend abgeschlossen ist. Die Temperaturen normalisieren sich langsam, was sich auch in der Temperaturanomalie von aktuell +4 bis +10 Grad und zum 20. Oktober von +0,5 bis +1,5 Grad widerspiegelt.
Wann kommt Regen?
Über dem Süden und Westen von Deutschland ist bis zum 11. Oktober nicht mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen. Anders die Situation über dem Norden und Osten, wo vorüberziehende Wolkenfelder immer wieder für Schauer sorgen können. Ab dem 12. Oktober steigt auch über dem Westen und Süden die Niederschlagstätigkeit in den leicht bis mäßig erhöhten Bereich an. Ein Wetterwechsel wird ab dem 12. Oktober zunehmend wahrscheinlicher. Schaun mer mal.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
12. Oktober | +10 bis +25 Grad |
+15 bis +19 Grad |
14. Oktober | +10 bis +25 Grad |
+14 bis +18 Grad |
21. Oktober | +6 bis +23 Grad |
+12 bis +14 Grad |