Wettertrend: Wie lange hält sich die Hitze noch über Deutschland?
Vielen gefällt das aktuell heiße Wetter im September - genauso vielen gefällt es aber nicht. So zumindest unser Resümee der aktuellen E-Mailanfragen. Fakt ist, dass die Hitze mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit trockenem Wetter noch bis zum 12. September über Deutschland, der Schweiz und Österreich präsent sein wird - und dann - was folgt dann? Ein sanfter Übergang in den Spätsommer oder ein unwetterartiger Wetterwechsel in den Frühherbst. Wir haben uns das heute einmal näher angeschaut.
Eine stabile Hochdruckwetterlage dominiert das Wetter über Deutschland bis einschließlich des Wochenendes. Wolken sind kaum welche am Himmel zu sehen und wenn doch, so handelt es sich heute über dem Norden und Nordosten um hohe Schichtbewölkung, welche einen milchigen
Sonnenschein verursacht. Zum Wochenende können Quellwolken hochschießen, doch ist nur ganz vereinzelt mit Hitzegewittern zu rechnen. Verbreitet bleibt es trocken.
Für die Jahreszeit extrem zu warm
Die Temperaturen verändern sich in den kommenden Tagen nur geringfügig und pendeln sich mit +25 bis +30 Grad und örtlich mit bis +34 Grad durchweg in den sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich ein. Da diese Werte länger als 4 Tage hintereinander andauern, spricht man von einer Hitzewelle. Ungewöhnlich sind solche Temperaturen im September und sorgen für eine Temperaturanomalie von +5 bis +10 Grad. Zahlreich werden wohl neue Stationsrekorde aufgestellt werden können. Sogar der Rekord von +36,5 Grad aus den Jahren 1911 und 1947 steht zur Diskussion - abwarten. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September.
Wie lange bleibt die Hitze?
Die Prognosen der Vorhersage-Modelle war in den vergangenen Tagen unterschiedlicher Auffassung, wie lange die Hitze über Deutschland noch wird anhalten können. Klar aber war, dass es um den 12. September herum mehrere Signale für einen Wetterwechsel gab.
Die Großwetterlage
Betrachtet man den Mittelwert aller Kontrollläufe und die Druckanomalien bis zum 14. September, so erkennt man den Umbau der Großwetterlage. Das Hoch verlagert einen Schwerpunkt weiter nach Osten und gewährt den Tiefdrucksystemen auf dem Atlantik einen größeren Spielraum, das Wetter über Deutschland zu beeinflussen.
Südwestwetterlage
Schaut man genauer hin, so gelingt es der atlantische Frontalzone nicht vollständig, das Hoch aus dem Weg zu räumen und läuft vollständig auf das Hoch auf. Infolge daraus kann sich eine südwestlich orientierte Grundströmung über Deutschland ergeben. Die Schwüle nimmt ebenso wie die Gewitteraktivität zu, doch bleiben die Temperaturen mit +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad vorerst auf einem für die Jahreszeit zu hohen Niveau.
Extreme Wetterentwicklungen
Was aber geschieht, wenn sich die atlantische Frontalzone nicht so verhält wie berechnet -welche Optionen ergeben sich dann für die Großwetterlage?
Erhaltungsneigung mit Hitze
In der ersten Variante passiert nicht viel. Dem Tief westlich von Europa gelingt es nicht, sich nach Osten zu verlagern und beginnt noch vor Mitteleuropa damit, nach Süden auszutrogen.
Die Hochdruckdynamik wird dadurch gestärkt und kann mit einer entsprechenden Erhaltungsneigung bis weit in die letzte September-Dekade hinein das Wetter über Deutschland beeinflussen. Zwar werden mit sinkendem Sonnenstand hochsommerliche Werte weniger wahrscheinlich, doch sind Temperaturen von +24 bis +28 Grad und örtlich mit bis +30 Grad extrem weit über dem, was in der zweiten September-Hälfte als normal bewertet werden kann. Auffällig bei der Erhaltungsneigung ist die Omegaformation (Ω), welche wir vor ein paar Tagen einmal besprochen hatten.
Trogprozess
Rückt das Hoch zu weit nach Osten ab, so verliert es seinen Einfluss auf das Wetter über Deutschland. Dem Tiefdrucksystem eröffnet sich der Raum, um sich bis nach Skandinavien durchzusetzen. Nachfolgend wird das Skandinavientief vom Hoch über dem westlichen Russland blockiert und beginnt damit, nach Süden auszutrogen.
Wettersturz
Diese Variante ist zugleich die kältest mögliche Wetterentwicklung. Das Tief trogt weit nach Süden bis an die Alpen aus und positioniert sich in der zweiten September-Hälfte direkt über Deutschland. Mit zeitweiligen und örtlich länger andauernden Schauern kann gerechnet werden und mit einem böigen Wind aus nördlichen Richtungen gehen die Temperaturen auf +15 bis +20 Grad zurück. Regnet es länger andauernd, erreichen die Werte kaum die +15 Grad-Marke.
Auf den Punkt gebracht: Erheblich zu warmes Wetter
Wie man es dreht oder wendet - bis zum 12. September ist mit einem für die Jahreszeit extrem warmen Wettercharakter zu rechnen. Die Temperaturanomalie beträgt nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe zwischen +5 bis +10 Grad. Ungewöhnlich - in jeder Hinsicht!
Die wahrscheinliche Wetterlage
Kommen wir zum 12. September, der sich in den vergangenen Tagen als Schlüsselszene mit einem möglichen Wetterwechsel zeigte. Die Kontrollläufe hatten bereits gestern eine Korrektur vorgenommen und diese heute intensiviert. Zwar gibt es nach dem 12. September einen Rückgang der Temperaturen zu vermelden, doch bleibt das Temperaturniveau mit einer Abweichung von +3 bis +6 Grad für die Jahreszeit erheblich zu warm. Kumuliert man diese Werte, so ist bis zum 20. September mit einem Temperaturüberschuss von +4,8 bis +6,2 Grad zu rechnen. Ein mögliches Novum!
Die Niederschlagsprognose
Die Niederschlagssignale steigen zwar nach dem 12. September in den leicht erhöhten Bereich an, lassen die Schauer- und Gewitterneigung nur lokal ansteigen. Ein markanter Wetterwechsel in den Frühherbst sieht definitiv anders aus. Mit anderen Worten formuliert, ist eine Erhaltungsneigung des hochsommerlichen bis sommerlichen Wettercharakters - zumindest für den Moment - deutlich wahrscheinlicher. Schaun mer mal.
Die Langfristprognose für den September
Bisweilen war die Langfristprognose für den September eher verhalten warm. Doch in den vergangenen 24 Stunden gab es auch hier eine deutliche - sehr deutliche - Korrektur, bei der ein im Vergleich zu 1961 und 1990 ein um +2 bis +3 Grad zu warmer September zu erwarten ist (91/20: +1,5 bis +2,5 Grad). Die Korrektur der Langfristprognose in Kombination mit dem oben stehenden Resümee des Wettertrends lässt einen zu kühlen, oder normalen September nahezu ausschließen. Die Niederschlagsprognose wurde von normal bis leicht zu nass auf zu trocken korrigiert. Das Hoch wird also noch eine Weile das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich beeinflussen können.