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Wettertrend: Hochsommer über Deutschland - doch deutet sich ein Wetterwechsel an

| M. Hoffmann

Hochsommerliche Temperaturen jenseits der +30 Grad-Marke werden in den kommenden Tagen über manchen Regionen von Deutschland erreicht. Verantwortlich für diese ungewöhnlichen Werte im September ist ein Tief westlich von Mitteleuropa und ein Hoch über Deutschland. Doch wie lange hält sich diese Konstellation und was passiert, wenn diese zusammenbricht?

Der Hochsommer dominiert noch das Wetter
Der Hochsommer dominiert noch das Wetter

Temperaturen von +30 Grad und mehr sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 im September etwa um +5 bis +10 Grad zu warm. Und geht es nach der aktuellen Wetterprognose, so dominieren sommerliche bis hochsommerliche Luftmassen das Wetter noch mindestens bis zum 10. September. Da baut sich also ein ordentlicher Temperaturüberschuss auf, der wohl im restlichen September nicht mehr abgebaut werden kann. Die Vorstellung, dass eine der beiden anderen Dekaden um -5 bis –10 Grad zu kalt ausfallen kann (der erste Schnee), wäre geradezu absurd - aber ja, beim Wetter ist grundsätzlich alles möglich und den ersten - nennenswerten - Schnee hat es im September auch schon gegeben - Beispielsweise 2002.

Hochsommer über Deutschland

Doch zurück zum aktuellen Wetter. Verbreitet dominiert ein ungehemmter Sonnenschein das Wetter über Deutschland bis zum Ende der kommenden Woche. Vereinzelt können Quellwolken hochschießen und für lokal auftretende Gewitter sorgen. Verbreitet aber bleibt es trocken. Der Wind kommt schwach aus meist unterschiedlichen Richtungen, was der Luftmasse Zeit gibt, sich auf +25 bis+30 Grad und örtlich bis +34 Grad zu erwärmen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September.

Links die Prognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 8. September
Links die Wetterprognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 8. September © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Hochsommer schwächelt

Im Grunde passiert nach der Wetterprognose der Europäer exakt das, was bei einer solchen Konstellation häufiger passiert. Das Tief westlich von Europa verstärkt sich, während das Tief über Osteuropa allmählich abschwächt. Damit fehlt dem Hoch über Mitteleuropa die Stütze.

Erst die Hitze, dann kracht es

Dem Hoch bleibt somit gar nichts anderes übrig, als sich nach Osten zurückzuziehen und dem Tief auf dem Atlantik einen größeren Spielraum zu gewähren. Die Großwetterlage kippt vom 10. bis 12. September allmählich auf südwestliche Richtungen. Bis es aber soweit ist, verharren die Temperaturen im sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich.

Unwetter? Möglich!

Die Advehierung feucht-warmer Luftmassen intensiviert sich zwischen dem 10. und 12. September und sorgt bei Temperaturen von +24 bis +28 Grad und örtlich bis +30 Grad für eine unangenehme Schwüle. Infolge daraus treten westlich einer Linie von Hamburg und München vermehrt gewittrige Schauer auf, die über dem Westen das Potential unwetterartiger Wetterereignisse ansteigen lassen können.

Hochsommerliche Hitze mit nachfolgendem Kippmuster auf Südwest
Die Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Hochsommerliche Hitze mit nachfolgendem Kippmuster auf Südwest © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Höhentief sorgt für ein Ende des Hochsommers

Die Prognose der Amerikaner geht zunächst in eine fast identische Richtung. Der Hochsommer dominiert das Wetter über Deutschland noch bis zum 10. September. Nachfolgend drängt das Tief westlich von Europa nach Osten und versucht die Hochdruckdominanz über Mitteleuropa zu beenden. Das gelingt aber nur zum Teil.

Höhentief

Das Hoch ist kräftig genug, um die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik zu blockieren, doch gelingt es dem kleinräumigen Tief, sich bis zum 13. September im Bereich der Nord- und Ostsee zu verankern und in eine Art Höhentief überzugehen. Über Deutschland hat das zwischen dem 12. und 13. September ein erhöhtes Potential unwetterartiger Wetterereignisse zur Folge. Nachfolgend bleibt der Wettercharakter unbeständig und neigt bei mäßigen Winden aus nördlichen Richtungen zu Schauern. Die Temperaturen erreichen am 12. September +24 bis +28 Grad und örtlich bis +33 Grad und sinken bis zum 14. September auf +14 bis +18 Grad ab. Mit einer längeren Sonnenscheindauer können bis +22 Grad möglich sein.

Mischwetter

Das Höhentief kann die Wetterentwicklung nicht über einen längeren Zeitraum hinweg beeinflussen und löst sich rasch auf. Dennoch reicht der Störimpuls aus, um das Hochdruckkonstrukt ins Wanken zu bringen. Nachfolgend streben vom Atlantik aus immer wieder Tiefdrucksysteme in Richtung Mitteleuropa, während von Süden ein Keil des Azorenhochs bis nach Deutschland reicht. Das Resultat daraus ist eine Mischwetterlage.

Bei wechselnder Bewölkung kommt es zu gelegentlichen Schauern, doch meist überwiegt ein trockener Wettercharakter. Häufiger kommt die Sonne zum Vorschein. Der Wind kommt phasenweise böig aus westlichen bis südwestlichen Richtungen und die Temperaturen pendeln sich - je nach Sonnenscheindauer - auf +17 bis +22 Grad ein. In Schauernähe kühlt es auf bis +14 Grad ab.

Ein Höhentief schwächt das Hoch über Deutschland ab - was folgt, ist eine Mischwetterlage
Die Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Höhentief schwächt das Hoch über Deutschland ab - was folgt, ist eine Mischwetterlage © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Erste September-Hälfte erheblich zu warm

So ist es und so bleibt es. Die Vorhersage-Modelle deuteten es in den vergangenen Tagen bereits an und bestätigen mit ihrer heutigen Prognose einen Fortbestand der für September so ungewöhnlichen Temperaturen bis zum 12. September. Bestätigt wird darüber hinaus auch der Ansatz eines Wetterwechsels auf Südwest oder West. Wie dieser Wetterwechsel im Detail aussehen kann, bleibt abzuwarten. Dass aber eine Umstrukturierung der Großwetterlage bevorsteht, ist zwischenzeitlich sehr wahrscheinlich geworden.

Die wahrscheinliche Wetterlage

Eine Umstrukturierung der Großwetterlage ab dem 12. September wird auch von den Kontrollläufen mehrheitlich gestützt. Das zeigt sich gut anhand der Temperaturanomalie, die bis zum 12. September für die Jahreszeit um +5 bis +10 Grad zu hoch ist. Nachfolgend sackt das Temperaturniveau ordentlich ab (Wetterwechsel), bleibt aber im Zeitraum vom 14. bis 18. September mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad für die Jahreszeit zu warm. Die Berechnungen der Amerikaner zählen dabei zu den kältesten Varianten.

Die Niederschlagsprognose

Die Niederschlagsprognose ist zwischen dem 12. und 14. September leicht erhöht und schwächt sich darüber hinaus in den schwach erhöhten Bereich ab. Ein nachhaltiger Wetterwechsel sieht anders aus. Vieles deutet auch heute wieder auf eine südwestlich getriggerte Mischwetterlage hin. Schaun mer mal.

Eine für die Jahreszeit zu warme Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine für die Jahreszeit zu warme Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
9. September +25 bis
+34 Grad
+27 bis
+29 Grad
13. September +11 bis
+30 Grad
+21 bis
+23 Grad
18. September +11 bis
+28 Grad
+19 bis
+21 Grad
Diagramm Temperaturen September 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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