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Wettertrend: Ist ein zu kalter Herbst möglich?

| M. Hoffmann

Mit einem turbulenten Wetter und örtlich unwetterartigen Wetterereignissen wird über Deutschland ein Wetterwechsel eingeleitet. Es wird spürbar frischer, doch sacken die Temperaturen lediglich von einem sehr hohen auf ein leicht erhöhtes Niveau ab. Was aber bedeutet der Wetterumschwung für den Spätsommer und was sagen die Langfristmodelle über den Herbst aus?

Das Wetter im Herbst - zu nass zu kühl oder zu warm und trocken?
Das Wetter im Herbst - zu nass zu kühl oder zu warm und trocken?

Hochsommerlich wird es heute mit Temperaturen von +24 bis +28 Grad und über dem Süden mit bis +34 Grad. Örtlich kann das Übersteigen der +35 Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden und so für einen weiteren Wüstentag sorgen. Von Westen verdichtet sich allmählich die Bewölkung und zu den Nachmittagsstunden mehren sich die lokalen Hitzegewitter (Gewitterradar).

Unwetter am Wochenende

Die Wolken kündigen eine Störung an, die Deutschland ab Freitag erfasst und mit einer erhöhten Schauer- und Gewitteraktivität für ein lokal erhöhten Unwetterpotential sorgen kann. Am Wochenende und zum Start in die neue Woche schleift die Unwetterfront über die südlichen Landesteile hinweg und sorgt mit unwetterartigem Dauerregen neben Überflutungen auch für Sturzfluten und ansteigende Flusspegel. Weiter nach Norden lässt die Niederschlagstätigkeit nach und bei einer zunehmend auflockernder Bewölkung ist mit sonnigen Momenten zu rechnen. Die Temperaturen gehen bis Montag auf +20 bis +25 Grad zurück und bei Dauerregen sind kaum mehr als +15 Grad möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter August.

Links die Prognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 29. August
Links die Wetterprognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 29. August © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Erneut ein Sommer der Extreme

Pünktlich - könnte man meinen - wird die hochsommerliche Hitzewelle beendet. Alles normal also? Nicht wirklich, wenn man sich einmal die folgenden Daten anschaut. Alle drei Sommermonate waren erheblich - teils extrem - zu warm. Es gab bis dato überproportional viele Sommer- und auch Hitzetage.

Die Merkmale des Sommers 2023 gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990
Monat Temperatur­anomalie Sommer­tage Hitze­tage Nieder­schlag Sonnen­schein
Juni +3,2 Grad 15,7
(5,8)
2,2
(0,7)
61 % 150 %
Juli +1,8 Grad 12,8
(8,9)
3,8
(1,9)
113 % 106 %
August* +2,3 Grad 10,8
(8,0)
3,2
(1,4)
110 % 76 %
Sommer* +2,5 Grad 39,4
(22,8)
9,1
(4,0)
100 % 110 %

* August und Sommer Stand 23. August 2023

Der Start in den meteorologischen Herbst

Wie auf der obenstehenden Wetterkarte zu erkennen ist, ist ein Tiefdruckcluster im Bereich von Skandinavien und Norddeutschland für den Wetterwechsel zum kommenden Wochenende verantwortlich. Schaut man sich das Schema an, so könnte man meinen, dass der Einschlag sich weiter nach Süden ausdehnt und so für einen zunehmend frühherbstlichen Wettercharakter wird sorgen können.

Und in der Tat gibt es einige Modellberechnungen, welche einen frühherbstlichen Wettercharakter bis zum Ende der ersten September-Dekade ermöglichen könnten. Da zeichnet sich ein Schema ab, denn auch der Juni, Juli und auch der August begannen zunächst wechselhaft mit gemäßigten Temperaturen.

Frühherbstliche und wenig spätsommerliche Wetterentwicklungen
Die Wetterprognose ausgesuchter Kontrollläufe: Frühherbstliche und wenig spätsommerliche Wetterentwicklungen © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Kein Frühherbst

Im Vergleich zu den vergangenen Tagen sind frühherbstliche Varianten weiterhin rückläufig. Ein klarer Wettertrend in die andere Richtung also? Die Wetterprognose der Amerikaner und die der Europäer deuten es heute an.

Entscheidend wird sein, wie sich die Trogachse verhalten wird. Und nach der Prognose beider Vorhersage-Modelle wird die Trogachse von einem über Osteuropa aufstrebenden Hochdruckkeil blockiert und setzt sich über England in Richtung Portugal nach Süden ab.

Spätsommerlich bis sommerlich warm

Infolge dieser Konstellation gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz Anfang September in eine südwestlich orientierte Grundströmung. Die Niederschlagstätigkeit schwächt sich zwar ab, bleibt aber auf einem Niveau, was weiterhin lokal agierende Schauer- und Gewitter möglich macht. Die Temperaturen erreichen +22 bis +26 Grad und nach Süden und Südosten sind bis +28 Grad möglich. Das ist weit - sehr weit - vom Frühherbst entfernt. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert handelt es sich um eine Temperaturanomalie von +3 bis +6 Grad.

Beide Vorhersage-Modelle berechnen Anfang September ein Kippmuster der Großwetterlage in die südwestliche Richtung
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Beide Vorhersage-Modelle berechnen Anfang September ein Kippmuster der Großwetterlage in die südwestliche Richtung © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Übergang in den Spätsommer

Das Resümee ist in der Zwischenzeit 96 Stunden gealtert und hat auch heute noch Bestand. Dem Trog mag es nicht gelingen, das Wetter über Deutschland in nachhaltiger Art und Weise zu gestalten. Stattdessen kippt die Trogachse vor Mitteleuropa nach Süden ab und sorgt mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für die seit Tagen favorisierte Südwestwetterlage Anfang September. Die Störung ist somit nur vorübergehend.

Die wahrscheinliche Wetterlage

Der Mittelwert aller Kontrollläufe bestätigt den Wettertrend einer Südwestwetterlage und verstärken diese im Vergleich zu den vergangenen Tagen noch.

Die Niederschlagsentwicklung ist im Zeitraum vom 25. bis 28. August deutlich erhöht und schwächt sich Anfang September in den leicht erhöhten Bereich ab. Mit anderen Worten formuliert ist, eine zu warme und wenig stabile erste September-Dekade zu erwarten. Schaun mer mal.

Der südwestlich geprägte Umbau der Großwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der südwestlich geprägte Umbau der Großwetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
30. August +12 bis
+27 Grad
+17 bis
+20 Grad
3. September +17 bis
+30 Grad
+20 bis
+22 Grad
8. September +15 bis
+30 Grad
+20 bis
+22 Grad
Diagramm Temperaturen September 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Der Wettertrend für Herbst der Langfristmodelle

Wie aber wird das Wetter im Herbst - gibt es schon erste Wettertrends der Prognosemodelle? Die gibt es und zum aktuellen Stand mit großer Vorsicht zu genießen:

Langfristprognose nach dem Deutschen Wetterdienst

Die Langfristprognose des Deutschen Wetterdienstes berechnet einen im Vergleich zu 1961 und 1990 um +1,5 bis +2,5 Grad zu warmen Herbst. Die Niederschlagsbewertung ist durchschnittlich, mit einem leicht zu trockenem Trend.

Wettertrend nach dem Langfristmodell der NASA

Das Langfristmodell der NASA berechnet die Monate September, Oktober und November mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm. In der Niederschlagssimulation werden die Herbstmonate unauffällig und im Trend leicht zu nass berechnet.

Wetterprognose Herbst nach dem CFSv2 Modell

Der Herbst fällt nach dieser Wetterprognose mit einer Differenz zum langjährigen Mittelwert von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm aus. Die Niederschlagsbilanz aber ist gegenüber dem Sollwert als unauffällig und über dem Südosten und Norden als zu trocken zu bewerten.

Der Herbst nach dem europäischen Langfristmodell

Der Herbst soll mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm ausfallen. Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem Sollwert unauffällig, der September ist auffällig trocken.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst gegenüber dem langjährigen Mittelwert
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2023 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: normal bis etwas zu nass
Oktober 2023 +1,5 bis +3,0 Grad Trend: normal bis leicht zu trocken
November 2023 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: zu trocken
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