Der Wettertrend mit spätwinterlichen Wetteraussichten dank Hochdruckblase und Arctic Outbreak?

| M. Hoffmann
Spielt der Spätwinter mit dem Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre noch einmal eine Rolle?

Der Polarwirbel in der Stratosphäre ist zwischenzeitlich vollständig in sich zusammengebrochen und die Winde drehen sich mit -54 km/h in die entgegengesetzte Richtung, wie es die unteren Luftschichten machen. Das hat für das Wetter Ende Februar und Anfang März über Deutschland Konsequenzen zur Folge - fraglich ist nur, welche: Spätwinter oder Frühling?

Windiges und am Rosenmontag auch stürmisches Wetter ist in den kommenden Tagen zu erwarten. Dazu kommt es bei starker Bewölkung immer wieder zu Schauern unterschiedlichster Intensität und Dauer.

Frühlingshaft warm, dann Temperaturrückgang mit Graupelgewitter

Der Wind lässt von Dienstag bis Donnerstag nach und frischt am Freitag erneut böig auf und ermöglicht über exponierten Lagen und den Küsten stürmische Windböen. Die Temperaturen erreichen bis zur Wochenmitte mit +10 bis +15 Grad frühlingshafte Werte und können in den sonnigen Momenten, die über dem Süden zahlreicher in Erscheinung treten, die +15 Grad-Marke übersteigen. Zum Ende der Woche gelangen aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad zurückgehen lassen und kurze Graupelgewitter möglich machen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Zum Ende der Woche zunehmend nasskaltes Wetter
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Zum Ende der Woche zunehmend nasskaltes Wetter © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Kehrtwende in Richtung Frühling

In der Wetterprognose für den März hatten die Europäer gestern noch eine Variante simuliert, bei der mit einem Hoch im Bereich von Island und Skandinavien noch so etwas wie eine spätwinterliche Wetterentwicklung in Betracht gezogen werden konnte. Das hat sich nun fundamental geändert.

Hoch über Deutschland

Die Wetterprognose bleibt knifflig und der Grund ist die noch immer variable Positionierung des Hochdrucksystems. Nach einem kurzen Kaltluftschwall zum kommenden Wochenende, bei dem mithilfe von Höhenkälte Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich sind, verlagert sich das Hoch zum 27. Februar über Skandinavien und zum 1. März dehnt sich die Hochdruckachse über das östliche Europa nach Süden aus.

Das Hoch blockiert somit weiterhin die atlantische Frontalzone, doch die Positionierung führt über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer südlichen Anströmung der Luftmassen. Die Temperaturen erreichen am 27. Februar +5 bis +0 Grad und oberhalb etwa 600 bis 800 Meter ist mit Dauerfrost zu rechnen. Zwei Tage später sind +5 bis +10 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +14 Grad möglich. Sollte sich das Hoch über dem östlichen Europa positionieren können, so wäre ein Kippmuster in Richtung Frühling in Erwägung zu ziehen und somit sind die Europäer heute der erhobene Zeigefinger, für alle, die mit dem Major-Warming in Stratosphärenhöhe voll auf den Spätwinter setzen.

Der Spätwinter kann bei dieser Konstellation eine Rolle spielen
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Der Spätwinter kann bei dieser Konstellation eine Rolle spielen © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Hochdruckblase mit Märzwinter

Kommen wir zu der Wettervorhersage, welche das Herz der Freunde des Winterwetters noch einmal höher schlagen lässt und eine Entwicklung zeigt, die für ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe so typisch ist.

Omegahoch über dem Nordwesten

Bis zum 25. Februar etabliert sich im Bereich von Island, Skandinavien und England eine Hochdruckblase, die am östlichen Gradienten einen Trog initialisiert, der in der Höhe kalte Luftmassen nach Süden zieht. Was über Deutschland zum kommenden Wochenende einen Temperaturrückgang auf +7 bis +2 Grad zur Folge hat. Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind nicht auszuschließen.

Vollständig gestörte Zirkulation: Skandinavienhoch

Ähnlich wie im Wettertrend der Europäer positioniert sich das Hoch mit seinem Kern zum 28. Februar über Skandinavien - doch im Unterschied gelingt es dem Hoch nicht, eine Achse über Osteuropa nach Süden aufzubauen. Deutschland gelangt so in eine gemäßigt kalte Ostströmung, was die Temperaturen auf nasskalte +4 bis +8 Grad einpendeln lässt.

Absolut gestörte Zirkulation: Arctic Outbreak über Deutschland

Anfang März passiert das, was von einem Major-Warming mit nachfolgendem Final-Warming erwartbar ist. Der Polarwirbel in den unteren Schichten bekommt massive Stabilitätsprobleme und verlagert - bedingt durch die Drehrichtung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn - seinen Schwerpunkt in den Bereich der Kara- und Barentssee. Das Skandinavienhoch weicht nach Westen aus und verlagert sich bis zum 5. März über den Bereich Kanada und Grönland und erstreckt sich dabei über die USA und Alaska.

Märzwinter

Das Hoch blockiert somit nicht nur die atlantische Frontalzone, nein, die verhindert die Tiefdruckbildung schon im Ansatz. Ein normales Strömungsmuster ist nicht mehr möglich und die Wetterlage - bzw. der Polarwirbel - wird auf den Kopf gestellt. Im Zusammenspiel zwischen dem Hoch und dem Polarwirbel gelangen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden und erreichen zum 3. März Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Bei einer hohen Taktung von Schauern und einem strammen Wind aus nördlichen Richtungen sinken die Temperaturen auf +0 bis -4 Grad ab. Selbstredend, dass in diesem Fall die Schauer bis auf tiefere Lagen als Schneeschauer niedergehen und ihren Beitrag zur Ausbildung einer Schneedecke oberhalb etwa 100 bis 300 Meter leisten können. Also ja, sollte sich die Wetterprognose der Amerikaner durchsetzen können, so lässt sich der Märzwinter ins Spiel bringen.

Kaltluftzunge und Hochdruckzone - zwischen Spätwinter und Frühling
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Kaltluftzunge und Hochdruckzone - zwischen Spätwinter und Frühling © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Die Hochdruckposition entscheidet

Das Resümee hat zwischenzeitlich 96 Stunden Bestand. Sowohl die Europäer, als auch die Amerikaner bilden die extremen Varianten der Folgen des Zusammenbruchs des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe ab. Entscheidend, ⁣ob der Frühling oder der Spätwinter - respektive Märzwinter - Einzug halten kann, ist die letztliche Positionierung des Hochdrucksystems. Und da gibt es - trotz der Unterschiede - eine klare Linie.

Nasskaltes Wetter

Die Amerikaner bilden in den Kontrollläufen die mit Abstand kälteste Variante ab. Möglich ja, wahrscheinlich nein! Die Kontrollläufe sind in den letzten 24 Stunden ein ganzes Stück milder geworden und stützen den spätwinterlichen Wettertrend nur noch für Lagen, die oberhalb etwa 700 bis 1.000 Meter liegen. Darunter zeichnet sich mit Temperaturen von +4 bis +8 Grad vom 23. Februar bis 6. März eine nasskalte Wetterentwicklung ab. Das aber entspricht exakt dem, was seit rund 10 Tagen als erwartbar gilt.

Dennoch - auch wenn etwas erwartbar ist, kann es sich noch ändern und was zu dieser Änderung führen kann, ist das Major-Warming in der Stratosphäre, dass seinen Höhepunkt überschritten hat und nun in ein Final-Warming übergeht. Die Winde drehen sich mit -54 km/h bereits in den höheren Luftschichten in die entgegengesetzte Richtung, als das in den unteren Luftschichten der Fall ist. Anfang März folgt der vollständige Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe, bei der die Windgeschwindigkeiten auf bis -80 km/h absinken können. Auch wenn der Wettertrend weitgehend fixiert ist, so gibt es noch größere Unsicherheiten.

Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe genauer an, so fällt sofort die Schwerpunktverlagerung des Polarwirbels auf, während sich über Kanada ein Hoch ausdehnt. Spannend - sowohl für die Freunde des Winterwetters, als auch des Frühlings.

Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen, rechts das Final-Warming in Stratosphärenhöhe
Links und in der Mitte die Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts daneben das Final-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
25. Februar +0 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
1. März -1 bis
+13 Grad
+6 bis
+8 Grad
6. März -8 bis
+12 Grad
+4 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 94 l/m² - etwas zu trocken
März 2022 +5,1 +1,6 +0,5 14,4 l/m² - extrem zu trocken
April 2022 +7,8 +0,4 -1,2 55 l/m² - leicht zu trocken
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +3,4 +3,5 +2,2 163,2 l/m² - leicht zu nass

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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