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Wetter: Umstrukturierung des Polarwirbels - Bekommt der Winter noch einmal eine Chance?

| M. Hoffmann
Noch einmal Winterwetter?

Eine Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Skandinavien und der Barentssee sorgt im Verlauf der kommenden Woche für eine einen Ansatz eines Arctic Outbreaks, der unter bestimmten Voraussetzungen den Winter nach Deutschland führen kann.

Die Wolken werden am Donnerstag von Norden her zahlreicher und beginnen damit, den Sonnenschein nördlich einer Linie von Baden-Württemberg und Bayern einzutrüben. Gelegentlich leichter Niederschlag ist dabei nicht auszuschließen, verbreitet aber bleibt es bei einem auffrischenden Wind trocken.

Sturm über Norddeutschland

Noch in der Nacht auf Freitag intensiviert sich der Wind und kann von Freitag bis Samstag über tieferen Lagen für kräftigen Wind bis hin zu stürmischen Windböen führen. Über exponierten Lagen und den Küstenregionen von Nord- und Ostsee sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Der Wind führt am Wochenende Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg, die mancherorts kräftiger und nennenswert ausfallen können. Sonnige Momente sind möglich, doch beschränkt sich dieser meist auf kurze Momente. Die Temperaturen erreichen mit +10 bis +15 Grad und über dem Westen bis +17 Grad am Freitag ihren Höhepunkt und sinken bis zum Start in die neue Woche auf +5 bis +10 Grad ab. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Das Hoch verliert am Wochenende seinen Einfluss auf Deutschland
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Das Hoch verliert am Wochenende seinen Einfluss auf Deutschland © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Nasskaltes Wetter mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen

Die Wetterprognose der Europäer hat sich in den letzten 12 Stunden erneut gewandelt - nicht gravierend, aber in einer Art und Weise, welche dem Winter gewisse Hürden auferlegt.

Hoch westlich von Deutschland

Interessant aber ist und bleibt, dass sich die Hochdruckzone über Deutschland, Österreich und der Schweiz in der letzten Februar-Dekade nicht mehr behaupten kann und nach Westen ausweicht. Das scheint eine plausible Wetterentwicklung zu sein und da dies so ist, bleibt das Potential von winterlichen Wetterereignissen in der letzten Februar-Dekade grundsätzlich erhalten.

Arctic Outbreak

Der Polarwirbel spaltet einen Teil ab und verlagert diesen bis zum 23. Februar in den Bereich zwischen dem europäischen Nordmeer und der Barentssee. Zur gleichen Zeit dehnt sich das Hoch auf dem Atlantik nach Norden aus und blockiert die atlantische Frontalzone vollständig. Der Impuls reicht aus, um über Mitteleuropa eine meridionale Grundströmung einzuleiten.

Schneefall? Möglich!

Doch anders noch wie gestern Abend zündet der Trog von Skandinavien aus nicht so recht und nur im Ansatz zeigt sich der Arctic Outbreak, der mit seinen kalten Luftmassen Deutschland zum 23. Februar erreicht und bis zum 25. Februar zu einem Temperaturrückgang auf +0 bis +5 Grad führt. Oberhalb etwa 600 bis 800 Meter kann sich Dauerfrost einstellen, was ab diesen Lagen den Winter zurückbringen kann. Darunter sind zwar auch Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer möglich, doch ist der Witterungscharakter mehr als nasskalt zu bewerten.

Der Ansatz eines Arctic Outbreak
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Der Ansatz eines Arctic Outbreak © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Gewaltige Hochdruckblase - zwischen Winter und Frühling

Die Amerikaner bleiben heute Morgen und heute Nachmittag ihrer Prognose der letzten Tage treu und definiert sich - ähnlich wie nach den Europäern - in Form eines Hochdrucksystems westlich von Mitteleuropa - nur extremer in ihrer Ausprägung.

Hoch dehnt sich weit in den Polarwirbel hinein aus

Doch gibt es Unterschiede zwischen den Berechnungen und diese liegen in der Positionierung des Hochdrucksystems, dass sich nach der Prognose von heute Morgen direkt über Deutschland und heute Nachmittag auf dem Atlantik befindet.

Frühling

Die neuerliche Hochdruckblase in Form eines Omega (Ω) führt in einer Positionierung über Mitteleuropa zwangsläufig zu einem sonnigen und trockenen Wettercharakter und da die Sonne zwischenzeitlich einen hohen Stand erreicht hat, erwärmen sich die Luftmassen am Tage stärker, als dass sie sich in der Nacht abkühlen können. Bis Ende Februar sind so Temperaturen von +7 bis +13 Grad möglich. In den Nächten ist mit leichtem Frost zu rechnen. Scheint die Sonne ungehemmt auf Deutschland herab, kommen frühlingshaft warme +15 Grad ins Spiel.

Der optionale Winter

Heute Nachmittag wird das Hoch wieder westlich von Europa berechnet, was dem Polarwirbel über Skandinavien und der Barentssee erlaubt, weiter nach Süden auszutrogen und ganz nebenbei das Wetter über Deutschland zu beeinflussen. Die Temperaturen erreichen am 22. Februar noch bis +12 Grad, am 24. Februar zwischen +2 bis +6 Grad und über dem Süden bis -1 Grad und am 28. Februar sind +0 bis +5 Grad und mit Sonnenschein bis +8 Grad möglich. In den Nächten stellt sich mit +0 bis -5 Grad und bei Aufklaren und über Schnee bis -10 Grad leichter bis strenger Frost ein.

Varianten der Hochdruckblase - zwischen Winter und Frühling
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Varianten der Hochdruckblase - zwischen Winter und Frühling © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Die Hochdruckposition entscheidet

Sowohl nach den Europäern, als auch nach den Amerikanern ist ein Arctic Outbreak nicht auszuschließen, doch ist ein Durchbruch des Winters mit Schnee, Eis und Frost bis auf das Flachland herab nicht zu erkennen. Lediglich ab den höheren mittleren Lagen wird der Winter in der letzten Februar-Dekade optional.

Und dieser Wettertrend deckt sich im Wesentlichen mit dem, welchen die Kontrollläufe bereits seit einigen Tagen simulieren. Nasskalt bleibt das Maß der Dinge, wobei Frühling und Winter eine Option bleiben.

Der aktuelle Mittelwert aller Kontrollläufe bestätigt ein Ende der aktuell viel zu warmen Witterung zwischen dem 22. und 23. Februar. Nachfolgend sinken die Höhenwerte in einen nasskalten Bereich ab, bei dem Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab möglich sind. Auf andere Art formuliert, normalisiert sich das Temperaturspektrum bis Ende Februar langsam. Der Arctic Outbreak aber, der findet zwischen dem 23. und 25. Februar im Mittelwert aller Kontrollläufe eine Bestätigung und auch darüber hinaus ist das Hoch mehrheitlich auf dem Atlantik - und damit westlich - von Deutschland positioniert.

Eine nasskalte Witterung wird in der letzten Februar Dekade zunehmend wahrscheinlicher
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine nasskalte Witterung wird in der letzten Februardekade zunehmend wahrscheinlicher © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
21. Februar +2 bis
+16 Grad
+7 bis
+9 Grad
25. Februar -4 bis
+13 Grad
+4 bis
+6 Grad
2. März -4 bis
+12 Grad
+4 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:02 Uhr

Die Wetterprognose der Amerikaner und die des deutschen Vorhersage-Modells berechnen heute Abend eine Verlagerung eines Teils des Polarwirbels bis zum 23. Februar in Richtung Skandinavien. Das bis dahin dominierende Hoch zieht sich auf den Atlantik zurück und keilt nach Norden auf.

Meridionales Strömungsmuster mit optionalem Winterwetter

Mit etwas Fantasie lässt sich aus den nachfolgenden Wetterkarten ein Arctic Outbreak ableiten, doch gehen die Temperaturen mit einem Wind aus nördlichen Richtungen bis zum 23. Februar auf +4 bis +8 Grad und örtlich bis +2 Grad lediglich in den nasskalten Bereich zurück. Der Grund - dass es nicht kälter wird - liegt an der warmen Luftmasse und an der warmen Nord- und Ostsee. Um beides abzukühlen, muss viel Energie aufgewendet werden. Dennoch - es handelt sich um Höhenkälte, sodass die zahlreichen Schauer bis auf tiefere Lagen herab als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer zu erwarten sind. Lokale Graupelgewitter sind bei einem stark böigen bis stürmischen Wind nicht auszuschließen.

Arctic Outbreak mit Schneeschauer bis auf das Flachland herab
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Arctic Outbreak mit Schneeschauer bis auf das Flachland herab © www.meteociel.fr

Major-Warming in Stratosphärenhöhe in vollem Gang

Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe erreicht am 16. Februar mit seiner dritten Phase seinen vorläufigen Höhepunkt und sorgt bis zum 20. Februar für einen vollständigen Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels.

Polarhoch anstatt Polartief

Die Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe beträgt aktuell noch +4,4 km/h und sackt bis zum 18. Februar auf -46,8 km/h ab. Normalerweise betragen die Windgeschwindigkeiten zu dieser Jahreszeit rund +120 km/h und zeigen die Wirkung des Major-Warmings recht eindrücklich. Anstelle eines Polartiefs dreht ein Polarhoch seine Runden. Auf andere Art formuliert beginnen sich mit dem 16. Februar die oberen Luftschichten im Uhrzeigersinn zu drehen, während die unteren Luftschichten gegen den Uhrzeigersinn spielen. Gegensätze heben sich auf und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der untere Teil des Polarwirbels Stabilitätsprobleme bekommt. Erfahrungsgemäß ist das 4 bis 7 Tage nach Eintreffen des Major-Warmings der Fall (20. bis 23. Februar). Insofern überrascht der Arctic Outbreak nicht wirklich und ist ein erwartbares Resultat des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit nachfolgendem Übergang zu einem Final-Warming
Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit nachfolgendem Übergang zu einem Final-Warming © www.meteociel.fr

Turbulenzen nehmen zu

Die Amerikaner bleiben heute Abend bei ihrer Variante eines Hochdrucksystems westlich von Europa, dass sich mit seinem Kern zwar weit nach Norden - bis Island - ausdehnt, doch zu nah an Deutschland liegt. Ein Arctic Outbreak mit Schnee, Eis und Frost wird über das östliche Europa nach Süden abgeleitet, während sich Deutschland, die Schweiz und Österreich in einer Art Pattsituation zwischen den Fronten befinden. Die Temperaturen schwanken mit +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich, was im Übrigen auch dem wahrscheinlichen Wettertrend der letzten Tage entspricht. Insofern plausibel.

Betrachtet man jedoch die einzelnen Kontrollläufe, so treten die unterschiedlichen - und im Detail auch extremen - Varianten bereits zum 25. Februar in Erscheinung. Das Spektrum deckt einen Bereich vom tiefstem Winterwetter bis zum Frühling so alles an Möglichkeiten ab.

Die unterschiedlichen Extreme bis zum 25. Februar
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die unterschiedlichen Extreme bis zum 25. Februar © www.meteociel.fr

Das eigentliche Interessante aber an den Kontrollläufen von heute Abend ist, dass im Mittelwert der Arctic Outbreak - direkt über Deutschland - weiter an Relevanz hinzugewonnen hat. Stellt man die Berechnungen des Mittelwertes vom 25. Februar denen der Druckanomalien gegenüber, so wird das gesamte Ausmaß des Zusammenbruchs des Stratosphärenwirbels deutlich. Dieses meridionale Muster wird sich in den kommenden Tagen noch weiter entwickeln können.

Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Druckanomalien. Ein sich aufbauendes meridionales Strömungsmuster
Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Druckanomalien. Ein sich aufbauendes meridionales Strömungsmuster © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Die Randfaktoren

Noch lassen die Randfaktoren keinen 100 Prozent Rückschluss auf ein Blockadehoch auf dem Atlantik zu. Der NAO-Index sollte in diesem Fall negativ bewertet werden, wird für den Moment jedoch in einem neutralen Zustand berechnet, was mehr für eine nasskalte Nordwestwetterlage spricht.

Der AO-Index (vereinfacht Zustand des Polarwirbels) zeigt teils deutlich Ausschläge in die negative Richtung, doch bleibt der Mittelwert im positiven Bereich. Abwarten ist angesagt.

Wetterprognose der Europäer

Der Trog über Skandinavien wird heute Abend erneut nur angedeutet und bevor dieser sich überhaupt entfalten kann, löst er sich auch schon wieder auf. Schaut man genauer hin, so entspricht die Strömungskonstellation exakt dem einer Nordwestwetterlage, die seit Tagen bereits der Favorit im Wettertrend ist.

Die unterschiedlichen Extreme bis zum 25. Februar
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die unterschiedlichen Extreme bis zum 25. Februar © www.meteociel.fr

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