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Wetter: Zusammenbruch des Stratosphärenwirbels -Winter, Sturmwetterlage oder Frühling?

| M. Hoffmann
Hat der Winter mit einem Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre noch einmal eine Chance?

Der Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe vollzieht sich im Zeitraum vom 15. bis 20. Februar mithilfe eines Major-Warmings. Welche Auswirkung hat das Phänomen auf das Wetter über Deutschland?

Hoher Luftdruck dominiert das Wetter über Deutschland bis Mitte der kommenden Woche und verbreitet wird ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und Nebel zu beobachten sein. Mancherorts wird der Nebel auch den ganzen Tag über für eine trübe Stimmung sorgen. Ist das der Fall, schwanken die Temperaturen zwischen +3 und +6 Grad. Über den Regionen mit Sonnenschein sind bis +12 Grad möglich. In den Nächten ist insbesondere über den südlichen Landesteilen mit leichtem Frost zu rechnen.

Zunehmend unbeständig

In der zweiten Wochenhälfte verdichtet sich von Norden die Bewölkung und gelegentlich kann mit leichtem Niederschlag gerechnet werden. Viel ist jedoch nicht zu erwarten. Der Wind frischt über dem Norden auf und kann über den Küstenregionen zu stürmischen Windböen führen. Die Nächte verlaufen frostfrei und am Tage erreichend die Temperaturen +6 bis +12 Grad und über dem Westen sind bis +14 Grad nicht auszuschließen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Das dominante Hoch schwächt sich in der zweiten Wochenhälfte ab
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Das dominante Hoch schwächt sich in der zweiten Wochenhälfte ab © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Stürmische Westwetterlage

Die Wetterprognose der Europäer bleibt ihrem Trend der letzten Tage im weitesten Sinne treu und will vom Winterwetter zum Beginn der letzten Februar-Dekade nicht allzu viel wissen.

Sturm: Potential für Starkwindereignisse

Man erkennt das kleinräumige - aber aktiv-dynamische - Tief zwischen Island und England bereits auf den obenstehenden Karten. Dieses Tief verlagert sich bis zum 19. Februar über Skandinavien und zieht über die Ostsee und Polen nach Osten ab.

Über Deutschland hat das einen windigen und über dem Norden auch stürmischen Wettercharakter zur Folge. Zeitweiliger Niederschlag rundet die unbeständige Witterung ab und mit einem auf Nordwest drehenden Wind sinken die Temperaturen mit +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich ab.

Verlagerung des Polarwirbels

Dieses kleinräumige Tief ist aber nur der Wegbereiter für einen Prozess größerer Tragweite. Das Hoch über Deutschland zieht sich weiter zurück und der Polarwirbel verlagert einen Teilbereich seiner selbst bis zum 22. Februar in Richtung europäisches Nordmeer. Aufgrund dieser Verlagerung hat das Hoch keine Chance, sich nach Norden zu entwickeln. Eine meridionale Wetterlage (Nord-Süd, Süd-Nord) ist nach der Wettervorhersage der Europäer vorerst auszuschließen. Wahrscheinlicher sind bei stürmischen Winden zeitweilige Niederschläge, was die Temperaturen auf +7 bis +12 Grad ansteigen lassen kann.

Dem Hoch gelingt es nicht, sich nach Norden zu entwickeln und lässt der atlantische Frontalzone zum Beginn der letzten Februar-Dekade freien Spielraum
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Dem Hoch gelingt es nicht, sich nach Norden zu entwickeln und lässt der atlantische Frontalzone zum Beginn der letzten Februar-Dekade freien Spielraum © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Destabilisierung des Polarwirbels

Während die Europäer auf eine Stabilisierung des Polarwirbels setzten, bleiben die Amerikaner ihrer Linie eines sich destabilisierenden Polarwirbels der letzten Tage ebenfalls treu. Die Ursache liegt in einem Phänomen (Major-Warming)begründet, das zum 15. Februar in Stratosphärenhöhe seinen Höhepunkt erreicht und nachfolgend den Polarwirbel in den höheren Luftschichten zusammenbrechen lässt.

Desolater Polarwirbel

Die Sprunghaftigkeit in den einzelnen Modellläufen wird in den kommenden Tagen auf einem hohen Niveau bleiben und neben winterlichen und tiefwinterlichen Varianten auch frühlingshaft milde Wetterlagen hervorzaubern können.

Wie so etwas aussehen kann, zeigen die Amerikaner heute. Die atlantische Frontalzone kann sich nicht durchsetzen und wird zum 20. Februar durch einen Hochdruckkeil gestört, der sich von den Aleuten aus in Richtung der Karasee entwickelt und bis zum 22. Februar Kontakt zum Hoch über Mitteleuropa aufnimmt. Der Polarwirbel zentralisiert sich im Bereich von Kanada und Grönland und spielt für die Wetterentwicklung über Deutschland keine Rolle mehr.

Polarwirbelsplit mit Übergang zum Displacement

Zum 23. Februar ist die Hochdruckzone durch den Polarwirbel so weit fortgeschritten, dass sich eine Dipolbildung (Split) erkennen lässt. Doch bevor sich der Polarwirbelsplit richtig entfalten kann, dehnt sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa immer weiter nach Norden aus und zentralisiert den Polarwirbel im Bereich von Grönland, Kanada und Alaska.

Frühling: Ungewöhnlich warmes Wetter über Deutschland

Die Hochdruckzone hält jegliche Wetteraktivität von Deutschland, der Schweiz und Österreich fern. Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und Nebel wäre demnach mit einer Fortsetzung der trockenen und mit Temperaturen von +12 bis +16 Grad für die Jahreszeit viel zu warmen Witterung zu rechnen. Zum Vergleich - gestern Abend noch wurden für den gleichen Zeitraum Tageshöchstwerte von +3 bis -2 Grad simuliert!

Polarwirbelsplit und Displacement des Polarwirbels - doch für Deutschland hat das einen frühlingshaften Wettercharakter zur Folge
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Polarwirbelsplit und Displacement des Polarwirbels - doch für Deutschland hat das einen frühlingshaften Wettercharakter zur Folge © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Winter, Sturm oder Frühling?

Die Sprunghaftigkeit setzt sich heute erwartungsgemäß fort. Als weitgehend gesichert gilt der Zeitraum vom 12. bis 19. Februar, der hochdruckdominiert simuliert wird und erst zum Ende der zweiten Februar-Dekade zu einem Wetterumschwung neigt.

Chancen für den Winter?

Geht es nach den Wahrscheinlichkeiten, so sind die Grundlagen für einen Wintereinbruch nach wie vor schlecht bis sehr schlecht. Der Winter war über Deutschland gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2,3 Grad erheblich zu warm (91/20: +1,1 Grad). Entsprechen zu warm sind Land- und Wassermassen und selbst ein Arctic Outbreak höchster Güte müsste viel Energie darauf verwenden, die warmen Luft-, Wasser- und Landmassen abzukühlen. Häufig springt am Ende des Tages dabei eine nasskalte Witterung heraus, bei der es ab den mittleren Lagen durchaus noch einmal winterlich werden kann.

Chancen für den Frühling?

Ähnlich sieht es für den Frühling aus, der sich in den kommenden Tagen mit Temperaturen nahe an der +15 Grad-Marke schon erahnen lassen wird. Die Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels sind heftig und eine stabile Wetterentwicklung nur mit einem Hoch im Bereich vor, bzw. über Mitteleuropa möglich.

Ähnlich sehen das die Kontrollläufe, deren Temperaturtrend vom 12. bis 16. Februar mit einer Abweichung gegenüber dem Mittelwert von bis +12 Grad extrem zu warm ist. Im Zeitraum vom 17. bis 22. Februar sinkt das Spektrum auf eine Differenz von +1 bis +3 Grad zwar etwas ab, bleibt aber deutlich zu warm. Zwar gibt es eine Vielzahl an kalten und durchaus winterlichen Varianten, doch mehrheitlich überwiegt der nasskalte Temperaturtrend.

Die Hochdruckzone dominiert das Wetter über Deutschland
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Hochdruckzone dominiert das Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
18. Februar +5 bis
+12 Grad
+8 bis
+10 Grad
22. Februar +0 bis
+13 Grad
+6 bis
+8 Grad
27. Februar -4 bis
+16 Grad
+5 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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