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Wetter: Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe - Winter über Deutschland?

| M. Hoffmann
Bekommt der Winter mit einem Major-Warming noch einmal eine Chance?

Ein Major-Warming beginnt in der zweiten Februar-Hälfte den Polarwirbel von oben herab zu beeinflussen, was in den oberen Schichten zum vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels führt. Bekommt der Winter so noch einmal eine Chance?

Ein Hoch verlagert sich mit seinem Kern in den kommenden Stunden über Deutschland und dominiert das Wetter im Verlauf der nächsten Woche.

Ein Mix aus Sonne, Wolken und Nebel - frostige Nächte

Die Verlagerung des Hochdruckkerns über Deutschland wird man am Sonntag mit einer auflockernden Bewölkung bemerken können. Zuvor zeigt sich der Himmel stark bewölkt und über den östlichen Landesteilen ist mit geringfügigem Niederschlag zu rechnen. Im Verlauf der neuen Woche bilden sich regional zähe Nebel- und Hochnebelfelder aus, welche den Sonnenschein mancherorts komplett eintrüben können. Löst sich der Nebel auf, so ist mit viel Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen erreichen am Tag +6 bis +12 Grad und können über dem Westen bis +14 Grad ermöglichen. Frischer bleibt es mit +2 bis +5 Grad über den Nebelgebieten. In den Nächten sinken die Werte auf +3 bis -3 Grad ab. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Ein Omegahoch dominiert das Wetter über Deutschland
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Omegahoch dominiert das Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Wetterumschwung mit zentralisiertem Polarwirbel

Der hohe Luftdruck dominiert das Wetter über Deutschland noch bis zum 17. Februar. Nachfolgend bricht die atlantische Frontalzone durch und sorgt für teils turbulentes Wetter.

Wind und Sturm

Bereits zum 18. Februar gelingt es einem kleinräumigen Tief, die Hochdruckbarriere zu durchbrechen und sorgt für eine Verdichtung der Gradienten, was die Windaktivität über Deutschland zunehmen und das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse ansteigen lassen wird.

Potential für Winterwetter?

Nicht wirklich - der Grund ist das wenig beherzte Voranschreiten der atlantische Frontalzone nach Osten. Bevor dieser Prozess in Schwung versetzt wird, zentralisiert sich der Polarwirbel über Kanada und Grönland zu einem großräumigen Kaltluftbecken, das sich zum 21. Februar bis über das europäische Nordmeer erstrecken kann. Der Wind dreht auf südwestliche Richtungen und führt mit +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad für die Jahreszeit zu warme Luftmassen nach Deutschland, die Schweiz und Österreich.

Ein Wetterwechsel, bei dem der Winter keine Rolle spielt
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein Wetterwechsel, bei dem der Winter keine Rolle spielt © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Winter wird optional

Die Wetterprognose der Amerikaner gibt ihre Variante der Hochdruckblockade der letzten Tage auf und lässt die Grundströmung ab dem 19. Februar auf West kippen.

Starkwindereignisse - Sturm und schwerer Sturm

Der Wetterwechsel vollzieht sich zwischen dem 18. und 21. Februar. Die atlantische Frontalzone dehnt sich über Skandinavien aus und beeinflusst mit ihren südlichen Gradienten das Wetter über Deutschland. Das bis dahin dominante Omegahoch (Ω) zieht sich zum einen über das westliche Russland und zum anderen auf den Atlantik zurück. Durch diesen Prozess verdichten sich die Gradienten zueinander und über Deutschland sind Starkwindereignisse nicht ausgeschlossen. Der Wind treibt Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg, die bei Temperaturen von +5 bis +10 Grad oberhalb etwa 700 bis 900 Meter in Schnee übergehen können.

Markanter Temperatursturz - Schneefall bis auf das Flachland herab?

Im Zeitraum vom 21. bis 22. Februar zentralisiert sich der Polarwirbel im Bereich von Skandinavien und der Barentssee. Zur gleichen Zeit dehnt sich das Hoch auf dem Atlantik nach Norden aus und agiert als Störimpuls, der das Strömungsmuster über Deutschland auf nördliche Richtungen drehen lassen kann.

Der Teil des Polarwirbels beginnt über Skandinavien nach Süden auszutrogen und intensiviert die Gradienten über Deutschland, sodass schwerer Sturm und orkanartige Böen nicht ausgeschlossen werden können. Der Wind führt kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen bis zum 23. Februar auf +0 bis +5 Grad und über den Küsten bis +7 Grad zurückgehen lassen kann. Schneeschauer sind bis auf tiefere Lagen herab möglich, doch der Winter wird mit der Ausbildung einer Schneedecke erst oberhalb etwa 500 bis 700 Meter optional.

Vom 24. bis 27. Februar zentralisiert sich der Polarwirbel über Kanada erneut und zieht den Trogansatz über Mitteleuropa zurück. Das Hoch kann auf dem Atlantik die Blockadehaltung nicht mehr aufrechterhalten und spielt für die Wetterentwicklung ab dem 25. Februar keine große Rolle mehr. Dafür wird die atlantische Frontalzone stärker berechnet und schiebt auf ihrer Vorderseite milde Luftmassen in Richtung Deutschland, was die Temperaturen bis zum 26. Februar auf +4 bis +8 Grad ansteigen lassen kann.

Wetterumschwung zum Beginn der zweiten Februar Dekade mit einem Hauch von Winter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Wetterumschwung zum Beginn der zweiten Februar-Dekade mit einem Hauch von Winter © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Erst das Hoch, nachfolgend ist vieles möglich

Gestern Abend gab es bereits die ersten Reaktionen auf ein Warming in Stratosphärenhöhe, dem mit seiner 3. Phase am 15. Februar die Weiterentwicklung zu einem Major-Warming gelingt. Ab diesem Moment drehen sich die oberen Luftschichten in eine andere Richtung, als das weiter unten der Fall ist. Was folgt, ist eine Top-Down Entwicklung, welche den Polarwirbel in Stratosphärenhöhe zusammenbrechen lässt und in den unteren Luftschichten zu erheblichen Stabilitätsproblemen führen wird.

Turbulente Zeiten stehen bevor

Dieses Phänomen stellt die Vorhersage-Modelle vor eine Herausforderung, die nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Warum? Die Top-Down Entwicklung findet über dem Nordpol statt. Kleinste Veränderungen führen in Richtung der Polarfront zu erheblichen Veränderungen, die in den Simulationen nicht so einfach beherrschbar sind. Ebendarum ist im Zeitraum vom 18. bis 23. Februar mit einer gewissen Sprunghaftigkeit bei den Vorhersage-Modellen zu rechnen.

Anders formuliert, ist bis zum 18. Februar von einem hochdruckdominierten und für die Jahreszeit viel zu warmen Wetter auszugehen. Der Temperaturüberschuss beträgt gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 phasenweise bis zu +12 Grad. Für den nachfolgenden Zeitraum zeigt sich in den Kontrollläufen eine zunehmende Diskrepanz. Da ist mit Tageshöchstwerten von -4 bis +12 Grad alles vertreten.

Auch wenn das Hoch nun zu einer wenig dynamischen Wetterlage führt, so ist die Entwicklung, welche das Wetter in der letzten Februar-Dekade beeinflussen kann, äußerst spannend und mithilfe des Major-Warmings kann das Wetter noch einmal auf den Kopf gestellt werden. Schaun mer mal, was man in den kommenden Stunden so alles präsentiert bekommt!

Das Major-Warming mit einem möglichen Zusammenbruch des Polarwirbels
Das Major-Warming mit einem möglichen Zusammenbruch des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
17. Februar +5 bis
+11 Grad
+8 bis
+10 Grad
21. Februar +0 bis
+11 Grad
+5 bis
+7 Grad
26. Februar -6 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr

Die Wetterprognose der Amerikaner zeigte heute Nachmittag und auch heute Abend einmal die weiter oben beschriebene Sprunghaftigkeit. Das gibt es die tollsten Dinger, sowohl für die Freunde des Winterwetters, als auch der des Frühlings. Und exakt das ist es auch, was man im Hinterkopf behalten sollte. Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe - kann - muss aber nicht zwingend zum Winter führen. Möglich ist mit einem Displacement oder einer falschen Position des Hochdrucksystems eine ungewöhnlich warme Wetterentwicklung.

Zwischen Winter und Frühling

Wir möchten einmal die Sprunghaftigkeit der drei Modellvarianten gegenüberstellen, damit klar wird, was gemeint ist und wie so ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe die Wetterprognose vor Herausforderungen stellt.

Zwischen Winter und Frühling
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Die Sprünge zwischen Winter und Frühling © www.meteociel.fr

Was passiert jetzt?

Der Zeitraum bis zum Major-Warming ist mit einem hochdruckdominierten Wetter gesetzt. Daran ändert sich heute nichts und wird den Zeitraum bis zum 16./18. Februar betreffen.

Wetterprognose unmöglich?

Für den Zeitraum darüber hinaus wird die Wetterprognose zu einer echten Herausforderung. Erst wenn die Daten des Major-Warmings in den unteren Luftschichten erfasst werden, herrscht Klarheit und diesen unsicheren Zeitraum - der voraussichtlich noch bis zum 14. Februar anhalten wird - gilt es zu überbrücken. Bis dahin ist alles ein kann und nichts muss.

Was man erkennen kann

Im Wettertrend kann man in den oberen Wetterkarten eine Entwicklung feststellen. Der Polarwirbel wird von Lauf zu Lauf instabiler berechnet, was letztlich die Turbulenzen auslöst. Insbesondere die Variante von heute Abend hat es mit einer Nordostwetterlage in sich. Sollte diese exakt so eintreffen, würden sich die Temperaturen auf +2 bis -2 Grad einpendeln können. Oberhalb etwa 300 bis 500 Meter würde sich Dauerfrost einstellen und zudem wäre im Zeitraum vom 23. bis 27. Februar mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen, der bis auf tiefere Lagen in Form von Schnee niedergehen und ab den mittleren Lagen für winterliche Wetterverhältnisse sorgen kann.

Major-Warming mit Final-Warming?

In der Definition beginnt mit einem Major-Warming die Stratosphärenschicht sich in eine andere Richtung (Ost-West) zu drehen, wie die untere (West-Ost). In der finalen Entwicklung wird der Polarwirbel in Stratosphärenhöhe durch ein Hochdrucksystem ersetzt. Ab diesem Zeitpunkt gibt es kein Zurück mehr und der Stratosphärenwirbel bricht vollständig zusammen. Normalerweise geschieht dieser Vorgang zwischen März und April. Je früher das geschieht, desto höher sind die Wahrscheinlichkeiten von sog. Arctic Outbreaks, die mit einem noch niedrigen Sonnenstand mehr kalte Luft nach Süden führen kann, als das bspw. im März oder April der Fall ist.

Schaut man sich die nachfolgenden Simulationen des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe an, so ist am Ende der Phase 3 das Final-Warming zu erkennen, was - in der Theorie - einen normalen bis leicht zu kalten März 2023 zur Folge haben kann. Dazu später aber mehr.

Vom Major-Warming zum Final-Warming?
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Vom Major-Warming zum Final-Warming? © www.meteociel.fr

Was erwartbar ist

Das Hoch wird das Wetter bis zum 17. Februar mit einer Temperaturentwicklung, die gegenüber dem vieljährigen Mittelwert um +5 bis +10 Grad und phasenweise um bis zu +12 Grad zu warm ausfallen kann. Nachfolgend sinkt das Temperaturspektrum in einen nasskalten Bereich ab. Die Zunahme an kalten Varianten hat sich in den Kontrollläufen heute Abend bestätigt, doch dass man im Hinblick auf eine winterliche Wetterentwicklung noch ein gesundes Maß an Skepsis walten lassen sollte, zeigt die Wetterprognose der Europäer, welche die Hochdruckphase noch bis in die letzte Februar-Dekade hinein verlängern.

Kein Wetterumschwung, dafür eine Erhaltungsneigung der Hochdruckwetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Kein Wetterumschwung, dafür eine Erhaltungsneigung der Hochdruckwetterlage © www.meteociel.fr

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