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Wetter: Ein Kaltlufteinbruch wird über Deutschland wahrscheinlich

| M. Hoffmann
Zieht der Winter noch einmal an?

Über den Alpen sind unwetterartige Neuschneemengen zu erwarten, sonst zeigt sich das Wetter zunächst von seiner milden und wechselhaften Seite. Doch das ändert sich im Verlauf der kommenden Woche und der Winter hat noch ein Wörtchen mitzureden.

Ein Tiefdrucksystem trogt über Osteuropa nach Süden aus und streift in diesem Prozess Deutschland. Da Tiefdrucksysteme sich gegen den Uhrzeigersinn drehen, werden über Deutschland die Luftmassen aus nördlichen Richtungen zugeführt und stauen sich an den Alpen an.

Kräftiger und ergiebiger Niederschlag an den Alpen

Während über weite Teile von Deutschland bei einem böigen und über exponierten Lagen und den Küsten auch stürmischen Wind es nur zu gelegentlichem Niederschlag kommt, prallen die Feuchtpakete gegen die Alpen und lassen den Niederschlag herab schneien oder auch herabregnen. Die Schneefallgrenze stiegt zum Wochenende in Richtung der 1.000-Meter-Marke an. Darunter setzt bei Temperaturen von +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +10 Grad kräftiges Tauwetter ein. Oberhalb dieser Grenze aber sind enorme Neuschneemengen zu erwarten. Berechnet werden zwischen 50 und 100 cm und über den Zentralalpen können bis 180 cm an Neuschnee hinzukommen, was in Kombination mit einem stürmischen Wind zu einer extremen Herausforderung werden kann. Erst im Verlauf der neuen Woche beruhigt sich das Wetter über Deutschland. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Die Schnee- und Regenprognose des deutschen Vorhersage-Modells bis einschließlich dem 7. Februar
Die Regen- und Schneeprognose des deutschen Vorhersage-Modells bis einschließlich dem 7. Februar © windy.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Hochdruckwetter

Zum Beginn der neuen Woche lässt sich der Trog weiter nach Osten drücken und ein Hochdrucksystem rückt nach. Die Wetterprognose der Europäer simuliert eine Verlagerung des Hochdruckkerns zum 9. Februar direkt über Deutschland.

Ungewöhnlich mildes, trockenes und sonniges Wetter

Die Temperaturen pendeln sich zum Ende der ersten Februar-Dekade auf +5 bis +10 Grad ein. Hinzu kommt zeitweiliger Sonnenschein, der nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder vielerorts überwiegen kann. Der Wind schläft ein und mit Niederschlag ist nicht zu rechnen. Die Windstille verhindert eine Durchmischung der Luftmassen, was die Temperaturen in den klaren Nächten auf +0 bis -5 Grad absinken lassen kann. Über Schnee sind bis -10 Grad möglich.

Nach dem Sturm rückt ein Hoch nach und sorgt für einen ruhigen und milden Wettercharakter
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Nach dem Sturm rückt ein Hoch nach und sorgt für einen ruhigen und milden Wettercharakter © www.meteociel.fr

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eine eisig kalte Ostwetterlage

Die Europäer bleiben damit ihrer Linie der letzten Tage treu. Anstatt Winterwetter herrscht hoher Luftdruck vor. Die Amerikaner aber, die bleiben auch ihrer Linie treu und zeigen, was im Hinblick auf Winter möglich ist, wenn sich das Hoch ein Stück weit nach Norden verlagern kann.

Kaltlufttropfen

Das Hoch dehnt sich bereits zum 5. Februar weiter westlich nach Norden in Richtung des europäischen Nordmeeres aus und driftet bis zum 7. Februar über Skandinavien nach Osten ab. Der Hochdruckkern verlagert sich nicht über Deutschland, blockiert die atlantische Frontalzone jedoch vollständig. Ebendarum nennt man diese Konstellation eine gestörte Zirkulation.

Das Hoch schnürt in diesem Prozess den Trog über Osteuropa ab und aus dem abgeschnürten Teil entsteht ein sog. Kaltlufttropfen, der durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn in Richtung Mitteleuropa befördert wird.

Die Grundströmung dreht ab dem 6. Februar auf östliche Richtungen und führt kalte Festlandsluftmassen nach Deutschland. Die Temperaturen gehen bis zum 7. Februar auf +2 bis -3 Grad zurück und pendeln sich bis zum 10. Februar auf +0 bis -6 Grad ein. Über dem Süden sind mit Schnee bis -8 Grad möglich - wohlgemerkt handelt es sich hierbei um die Tageshöchstwerte. In den Nächten sind Tiefstwerte von -4 bis -8 Grad und bei Aufklaren und über Schnee bis -15 Grad möglich.

Kommt Schnee?

Vorerst nicht, bzw. ist bis zum 10. Februar nicht mit nennenswertem Schneefall zu rechnen. Über den Alpen stellt sich nach den enormen Neuschneemengen herrlichstes Winterwetter ein, während über dem Tiefland Kahlfrost vorherrschen sein kann.

Arctic Outbreak mit Wintereinbruch über Deutschland

Der Kaltlufttropfen beginnt ab dem 10. Februar ein Eigenleben zu entwickeln und spaltet die Hochdruckzone über Skandinavien in zwei Teile. Der eine Teil weicht auf den Atlantik zwischen Grönland und Island aus, der Zweite zieht sich über Russland zurück. Da sich das zentral steuernde Hoch westlich von Deutschland befindet, wird ein Prozess initialisiert, der aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden führt. Der vormalige Kaltlufttropfen dient den kalten Luftmassen als Ansaugmotor, was den Arctic Outbreak vervollständigt.

Die Temperaturen schwanken bis zum 17. Februar um den Gefrierpunkt und zeitweiliger - teils kräftiger und länger andauernder - Schneefall kann bis auf die tieferen Lagen für winterliche Wetterverhältnisse sorgen. Richtig winterlich aber wird es wohl erst oberhalb etwa 200 bis 400 Meter werden können. Also ja, ein Lauf, auf den Freunde des Winterwetters hoffen können.

Die optimalen Voraussetzungen für einen Wintereinbruch über Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die optimalen Voraussetzungen für einen Wintereinbruch über Deutschland © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Winter- oder Hochdruckwetter?

An dieser Fragestellung hat sich in den letzten 24 Stunden nichts verändert und da die Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle jeweils ihrer Linie treu bleiben, ist auch keine klare Antwort auf die Frage möglich. Abwarten, heißt die Devise.

Was wahrscheinlich ist

Auch das wird nicht einfach. So liegt das Temperaturspektrum vom 6. bis 11. Februar über dem Norden und Westen zwischen +1 und +3 Grad, während über dem Süden und Osten mit -1 bis -3 Grad verbreitet Dauerfrost vorherrschen kann. Auf andere Art formuliert, wird es im Verlauf der kommenden Woche spürbar kühler und Dauerfrost wird über den südlichen und östlichen Landesteilen wahrscheinlich.

Kommt Schnee?

Immerhin ist die Niederschlagstätigkeit vom 6. bis 12. Februar über dem Süden leicht erhöht, was den Rückschluss auf den Kaltlufttropfen schließen lässt. Weiter nach Norden klingt die Niederschlagstätigkeit ab und ein verbreitet trockener Wettercharakter ist möglich.

Eine hochdruckdominierte Ostwetterlage bleibt eine wahrscheinliche Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine hochdruckdominierte Ostwetterlage bleibt eine wahrscheinliche Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
8. Februar -9 bis
+6 Grad
-3 bis
+2 Grad
12. Februar -6 bis
+7 Grad
+1 bis
+3 Grad
17. Februar -6 bis
+14 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nachtrag von heute Nachmittag

Die Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag zeigen eine Veränderung in der Form, dass sich die Hochdruckachse etwas nach Süden verlagern kann. Das ändert zwar an der Ostwetterlage wenig, jedoch wird eine Zuführung des Kaltlufttropfens weniger wahrscheinlich. Die Temperaturen schwanken mit +0 bis +5 Grad mehr im nasskalten Bereich. Schaun mer mal.

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:12 Uhr

Die Amerikaner hatten heute Nachmittag eine südlichere Verlagerung der Hochdruckzone im Programm, die zwar heute Abend etwas korrigiert wurde, doch ist das aus Sicht des Winters ein schlechter Kompromiss.

Die Temperaturen pendeln sich vom 6. bis 11. Februar mit +0 bis +4 Grad auf einen nasskalten Bereich ein. Über dem Süden und überall, wo eine Schneedecke vorhanden ist, kann mit leichtem Dauerfrost gerechnet werden. Das ist nichts Halbes und Ganzes.

Ungewöhnlich mildes Wetter

Im weiteren Verlauf der zweiten Februar-Dekade verlagert sich das Hoch nach Süden und positioniert sich zuerst über Deutschland und driftet nachfolgend über das östliche Europa ab. Das lässt die atlantische Frontalzone auf das Hoch auflaufen und es stellt sich eine mit +6 bis +12 Grad ungewöhnlich milde Südwestwetterlage ein. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit nimmt zwar zu, doch nennenswerter Niederschlag ist bis Mitte Februar nicht zu erwarten.

So wird das nichts mit dem Winter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: So wird das nichts mit dem Winter © www.meteociel.fr

Wenig winterlich

Die Wetterprognose des deutschen und auch europäischen Vorhersage-Modells simulieren das Hoch erneut südlicher, was eine östliche Anströmung zunehmend weniger Wahrscheinlich macht. Wenn man so will, schwenken die Amerikaner auf die Variante der Europäer um. Ohnehin, nach den Europäern bleibt es im Zeitraum vom 5. bis 12. Februar mit Temperaturen von +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +12 Grad für die Jahreszeit erheblich zu warm.

Noch nicht einmal ein Hauch von Winter
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Noch nicht einmal ein Hauch von Winter © www.meteociel.fr

Warming in Stratosphärenhöhe: Von Phase 2 auf Phase 3

Phase 2 hat ihren Höhepunkt erreicht und schwächt sich bis zum 9. Februar erheblich ab. Das gibt dem Polarwirbel in Stratosphärenhöhe die Gelegenheit, sich zu regenerieren. Phase 3 beginnt am 13. Februar und gilt als typischer Zeitraum für ein Warming, das seinen Höhepunkt am 16. Februar erreichen kann. Das Warming ist derart konzipiert, dass ein Major-Warming nicht auszuschließen ist. Mit Auswirkungen auf die unteren Luftschichten wäre frühestens am 20. und spätestens am 23. Februar zu rechnen. Das ist dann schon der Zeitraum des winterlichen Finales, wenn man denn überhaupt von Finale sprechen kann. Also ja, das kann noch einmal etwas Spannendes werden, doch bedarf es Ende Februar für einen Flachlandwinter schon Höhenwerte von bis -10 Grad und das geht nur mit einer außergewöhnlichen Wetterlage.

Warming in Stratosphärenhöhe - Phase 3 kann den Übergang zu einem Major-Warming schaffen
Warming in Stratosphärenhöhe - Phase 3 kann den Übergang zu einem Major-Warming schaffen © www.meteociel.fr

Was zu erwarten ist

Die Kontrollläufe reagieren heute Abend ungewöhnlich stark und schwenken ebenfalls auf eine nur gemäßigt kühle Witterung um, die über dem Süden und Osten im Zeitraum vom 5. bis 8. Februar noch für Dauerfrost gut sein kann. Doch so langsam lässt sich auf die noch offene Frage von heute Nachmittag eine Antwort finden: Der Winter hat - abseits der Alpen - einen weiterhin schweren Stand.

Hinzu kommt, dass vom 6. bis 15. Februar sämtliche Niederschlagssignale zurückgenommen wurden, was eben auf die südlichere Position des Hochdrucksystems schließen lässt. Schaun mer mal, ob sich dieser Trend morgen so bestätigen lässt.

Der Winter hat nach wie vor keinen leichten Stand
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Winter hat nach wie vor keinen leichten Stand © www.meteociel.fr

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