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Wettertrend: Was ist vom Winter noch zu erwarten?

| M. Hoffmann
Eine ungewöhnlich warme Wetterentwicklung im Februar? © Martin Bloch

Zum Monatswechsel erreicht die atlantische Frontalzone Skandinavien und leitet über Deutschland einen markanten und in Teilen turbulenten Wettercharakter ein, bei der ein winterliches Spektakel eine nur noch untergeordnete Rolle spielen kann. Dafür treten Starkwindereignisse in den Vordergrund - was ist vom Winter noch zu erwarten?

Stürmischer Wechsel in den Februar. Die Vorhersage-Modelle werden zunehmend konkreter, was einen möglichen Trogabgang Anfang Februar angeht. Bereits in den letzten Stunden wurde der Trog abgeschwächt berechnet, bzw. durch ein nachrückendes Hoch über das östliche Europa abgeleitet. Die Amerikaner hatten noch eine Trogvariante berechnet, die Deutschland hätte direkt treffen können, doch wurde diese in er Wetterprognose von heute Abend vorerst verworfen.

Unwetterartige Starkwindereignisse

Sowohl die Amerikaner, als auch das deutsche Vorhersage-Modell, berechnen heute Abend eine klassische Nordwestwetterlage, die ab dem 29. Januar mit einer zunehmenden Windaktivität auf sich aufmerksam macht. Zwischen dem 30. Januar und 1. Februar sind über Deutschland bis auf das Flachland herab stürmische Windböen zu erwarten. Über exponierten Lagen können schwere Sturmböen und über höheren Lagen, sowie den Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern orkanartige Winde nicht ausgeschlossen werden. Die Temperaturen erreichen über Süddeutschland am 29. Januar +2 bis -2 Grad und nach Norden sind bis +7 Grad möglich. Am 1. Februar werden Tageswerte berechnet, die über dem Süden zwischen +1 bis +5 Grad und über dem Norden und Westen zwischen +4 bis +8 Grad betragen können. Damit bestätigt sich der grundsätzlich nasskalte Witterungstrend samt Tauwetter bis auf die höheren mittleren Lagen.

Das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse steigt zum Monatswechsel an
Die Wetterprognose des deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse steigt zum Monatswechsel an © www.meteociel.fr

Warming in Stratosphärenhöhe

Der erste Höhepunkt des Warmings in Stratosphärenhöhe wird mit bis +4 Grad morgen Vormittag erwartet. Eine zweite Welle tritt mit bis +2 Grad Anfang Februar in Erscheinung. Nachfolgend ist vom Polarwirbel in Stratosphärenhöhe nicht mehr viel übrig. Ob dieser sich von diesem Warming erholen wird, bleibt infrage zu stellen.

Die Intensität

Entscheidend aber, wie stark die unteren Luftschichten davon in Mitleidenschaft gezogen werden können, hängt zum einen von der Intensität des Warmings ab und ob auch eine Windumkehr gelingen kann. Die aktuellen Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen +126 km/h und sinken bis zum 30. Januar auf +35 km/h ab. Anfang Februar pendeln sich die Windgeschwindigkeiten auf rund +85 km/h ein. Die erste Erkenntnis: seit drei Tagen ist die Windumkehr aus dem Programm genommen worden - die Zweite ist, dass selbst mit einem starken Warming die Auswirkungen auf die unteren Luftschichten allenfalls gemäßigt ausfallen werden.

Ein kräftiges Warming in Stratosphärenhöhe - doch reicht es nicht für eine Windumkehr aus
Ein kräftiges Warming in Stratosphärenhöhe - doch reicht es nicht für eine Windumkehr aus © www.meteociel.fr

Die Auswirkungen auf den Polarwirbel

Wir wurden das in den letzten Tagen häufiger gefragt, ob wir nochmals auf die theoretischen Auswirkungen des Warmings in Stratosphärenhöhe eingehen könnten.

Die Amerikaner berechnet immer wieder ein Displacement des Polarwirbels im Februar, bei dem der aktive Teil über Kanada und Grönland intakt bleibt, während sich über Europa, der Barentssee, Karasee bis über die Aleuten und Alaska hoher Luftdruck aufbaut und den Polarwirbel in seine Schranken verweist. Heute Nachmittag gab es hierzu von den Amerikanern eine eindrucksvolle Simulation, die heute Abend nur noch in abgeschwächter Form berechnet wird. In den meisten Fällen aber führt ein Displacement nicht zu winterlichen Wetterlagen - trotzdem haben wir heute Abend zur Visualisierung eine Variante herausgesucht, bei der tiefstes Winterwetter ein Resultat sein kann. Eine tabellarische Übersicht, wie oft ein Displacement in der Vergangenheit auftrat und welche Folgen das hatte, finden Sie auf dieser Seite: Major-Warming.

Kurioser ist da schon ein Polarwirbelsplit, wie er in den obenstehenden Wetterkarten bereits angedeutet wurde, jedoch findet der Split für Freunde des Winterwetters an falscher Position statt. Der Dritte im Bunde ist im Idealfall ein völlig desolater Polarwirbel, der kurz vor dem Zusammenbruch steht. Diese Varianten gab es in den letzten Tagen noch häufiger in den Kontrollläufen zu beobachten - heute Abend bleiben davon nur noch die Segmentierungen übrig, was ein klares Indiz auf ein schwächeren Warming ist.

Die unterschiedlichen Auswirkungen eines Warmings in Stratosphärenhöhe
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die unterschiedlichen Auswirkungen eines Warmings in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Das, was wahrscheinlich ist

Das Warming samt dessen Auswirkungen bleibt abzuwarten und ist somit weiterhin nur theoretischer Natur. Mit frühestmöglichen Auswirkungen ist im Zeitraum vom 28. Januar bis 1. Februar zu rechnen - das ist auch der Zeitraum der Starkwindereignisse, bei dem ein Trogdurchbruch in den letzten Tagen noch eine größere Rolle gespielt hat. Die zweite Phase kann sich auf den 5. bis 8. Februar beziehen. Das entscheidende Faktor aber ist die Entwicklung des Kaltluftklopses im Bereich von Kanada und Grönland.

Frühzeitiges Ende des Winters?

Besonders imposant zeigt sich diese Ansammlung von Kaltluftmassen im Mittelwert aller Kontrollläufe und so lange das der Fall ist, sind sämtlich winterliche Berechnungen grundsätzlich infrage zu stellen. Warum? Der Kaltluftsee dreht sich gegen den Uhrzeigersinn und lässt die kalten Luftmassen an seinem südlichen Gradienten auf den Atlantik strömen. Zu gleichen Zeit dehnt sich zwischen Sibirien und Kanada eine Hochdruckzone aus. In Kombination ist das der Winterkiller schlechthin und kann erneut zu einer aktiven West- oder Südwestwetterlage führen.

Kommt die Zonalisierung so zustande, ist in einem Zeitraum von 7 bis 14 Tagen mit weiteren Niederschlägen und stürmischen Windböen zu rechnen, was einen Wintereinbruch bis zum Beginn der zweiten Februar-Dekade wenig wahrscheinlich macht und dann befindet man sich schon im Zeitraum des Spätwinters - was soll dann noch folgen? Also ja - kommt die Zonalisierung, wird vom Winter im Februar nicht mehr viel zu erwarten sein.

Der Kaltluftsee über Kanada und Grönland könnte dem Winter schon frühzeitig den Garaus machen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der Kaltluftsee über Kanada und Grönland könnte dem Winter schon frühzeitig den Garaus machen © www.meteociel.fr

Langfristprognose Winter

Das Langfristmodell hatte den Winter bereits im Sommer mit einem zu warmen Dezember und einem deutlich zu warmen Januar und Februar erheblich zu warm berechnet. Das ist in Zeiten der Klimaerhitzung auch nicht weiter verwunderlich. Aktuell ist der Winter 2022/23 gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +2,9 Grad extrem zu warm und der Januar um +5,5 Grad außergewöhnlich zu warm (91/20: Winter +1,7 Grad; Januar +4,1 Grad).

Wenig überraschend ist vor diesem Hintergrund, dass der Februar aktuell mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad und im Trend von bis +3,5 Grad ebenfalls extrem warm berechnet wird (91/20: +0,9 bis +2,4 Grad). Schaun mer mal.

Nachtrag: Wetterprognose des europäischen Wettermodells

Der fällt heute leider und ausnahmsweise wegen Netzwerkproblemen bei den Europäern aus!

© Bild - Martin Bloch

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