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Wetterprognose Deutschland: Unwetterartige Starkwindereignisse mit absinkender Schneefallgrenze

| M. Hoffmann

Die atlantische Frontalzone tobt in den kommenden Tagen und wird ein Sturmtief nach dem anderen nach Deutschland entsenden können. Doch auch wenn es nicht nach Winter aussieht, so kann sich das Muster unter bestimmten Bedingungen rasch in ein winterliches wandeln.

Gleich eine ganze Reihe von Sturmtiefkomplexen überquert Deutschland in den kommenden Tagen und sorgt für eine turbulente Wetterwoche mit zeitweiligem Niederschlag.

Graupel, Schnee, Wind, Regen und Sturm

Für einen kurzen Moment sickern am Montag in der Höhe kühlere Luftmassen nach Deutschland ein und lassen die Schneefallgrenze unter 1.000 Meter absinken. Kurz darauf dehnt sich milde Luft aus Südwest über Deutschland aus und lässt die Temperaturen bis Mitte der Woche auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad ansteigen. Verantwortlich für dieses Auf und Ab ist die atlantische Frontalzone, die sich im Bereich zwischen Island und dem europäischen Nordmeer vor Mitteleuropa positioniert und immer wieder Ausläufer nach Deutschland entsenden kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.

Die atlantische Frontalzone erreicht Deutschland und sorgt für stürmisches Wetter
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Wettermodell: Die atlantische Frontalzone erreicht Deutschland und sorgt für stürmisches Wetter © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Zunehmend nasskalt mit absinkender Schneefallgrenze

Die obenstehenden Wetterkarten markieren zugleich den Höhepunkt der aktuellen Westwindphase. Interessant wird das über dem westlichen Russland befindliche Kontinentalhoch, was den Bestrebungen der atlantische Frontalzone sich nach Osten auszudehnen, einen Dämpfer verpassen sollte.

Blockiertes System für über Deutschland zu unwetterartigen Starkwindereignissen

Wie in den letzten Wetterprognosen bereits berechnet, wird die atlantische Frontalzone im Bereich vom europäischen Nordmeer, England, Skandinavien und Deutschland blockiert. Damit befindet sich Deutschland noch bis zum 16. Januar im Hauptwindfeld der atlantische Frontalzone, was sog. Schnellläufersysteme und Randtiefentwicklungen nicht ausschließen lässt. Mit anderen Worten formuliert, sind unwetterartige Starkwindereignisse bis Mitte Januar möglich.

Absinkende Schneefallgrenze

Durch die Blockade des Kontinentalhochs bleibt der atlantischen Frontalzone gar nichts anderes übrig, als bis zum 16. Januar weiter nach Süden auszugreifen und über Deutschland nasskalte Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen zuzuführen. Erreichen die Temperaturen am 14. Januar +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad, so werden für den 16. Januar +2 bis +6 Grad in Aussicht gestellt. Die Schneefallgrenze sinkt auf 600 bis 800 Meter ab und auch in Lagen darunter können Schneeregen- oder Graupelschauer nicht ausgeschlossen werden.

Nasskaltes, windiges und stürmisches Wetter mit absinkender Schneefallgrenze
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Nasskaltes, windiges und stürmisches Wetter mit absinkender Schneefallgrenze © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel wird auf den Kopf gestellt

Die Wetterprognose berechnet zunächst noch einen ähnlichen Ansatz wie die Europäer, doch schwenken bereits zum 12. Januar in eine völlig andere Richtung um und beginnen die bisherige Wetterlage auf den Kopf zu stellen.

Hochdruckzone

Der atlantischen Frontalzone gelingt es nicht, ihr Zentrum in Richtung europäisches Nordmeer und Skandinavien zu verlagern. Dafür dehnt sich das Kontinentalhoch weiter nach Westen aus und geht bis zum 14. Januar eine Querverbindung mit dem Azorenhoch ein. Die Hochdruckzone verläuft direkt über Deutschland und blockiert die Frontalzone auf dem Atlantik. Die Niederschlags- und Windaktivität lässt nach und sollten sich die nächtlichen Nebelfelder auflösen, ist mit viel Sonnenschein zu rechnen. Die Temperaturen erreichen +5 bis +10 Grad und können über den Nebelregionen mit +0 bis +5 Grad frischer ausfallen. In den - meist klaren Nächten - wäre mit Frost zu rechnen.

Vollständig gestörte Zirkulation samt Wintereinbruch

Was die Amerikaner heute berechnen, ist im Grunde nichts anderes, als unsere Thesen der letzten Tage, wie aus dieser vertrackten Situation heraus der Winter doch noch über Deutschland Einzug halten könnte.

Der Hochdruckzone gelingt es nicht, einem Tiefdruckkomplex zu widerstehen und zieht sich bis zum 18. Januar zum einen über die Azoren und zum anderen über das westliche Russland zurück. In die entstehende Lücke rückt ein Teil des Polarwirbels vor und dehnt sich mit einem Trogprozess nach Süden aus.

Arctic Outbreak: Winter bis auf tiefere Lagen herab

Bis zum 20. Januar kann sich nach der Wettervorhersage der Amerikaner die kalte Luft bis über die Mittelmeerregion ausdehnen und dort für die Ausbildung eines Mittelmeertiefs sorgen. Gestützt wird der Arctic Outbreak durch das Azorenhoch, das sich auf dem Atlantik als Blockadehoch positioniert. Auf der anderen Seite wird das Kontinentalhoch zunehmend kräftiger.

Bis zum 22. Januar kommt es zwischen den beiden Hochdrucksystemen zu einem neuerlichen Zusammenschluss, der dieses Mal über Skandinavien geführt wird. Der Zustrom polarer Luftmassen wird über Deutschland abgeschnürt und was folgt, ist eine vollständig gestörte Zirkulation, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz im Einflussbereich der polaren Luftmasse verweilen. Die Temperaturen gehen bis zum 18. Januar auf nasskalte +2 bis +7 Grad und örtlich bis +0 Grad zurück, pendeln sich bis zum 20. Januar über den Küsten auf +4 Grad und an den Alpen auf -4 Grad ein, um bis zum 22. Januar mit +0 bis -5 Grad verbreitet für Dauerfrost zu sorgen. Milder bleibt es mit bis +4 Grad über den Küsten. Für Freunde des Winterwetters ist diese Wetterentwicklung ein Hochgenuss - jetzt muss sie nur noch eintreten - und das ist die eigentliche Herausforderung!

Hochdruckzone, Arctic Outbreak mit nachfolgend gestörter Zirkulation - so kann es mit dem Winter über Deutschland was werden
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Hochdruckzone, Arctic Outbreak mit nachfolgend gestörter Zirkulation - so kann es mit dem Winter über Deutschland was werden © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Winterliche Optionen

Die Wettervorhersage der Amerikaner ist im Hinblick auf Winter sozusagen ein Hammer. Doch Vorsicht - die Amerikaner hatten in den letzten Tagen stets deutlich zu warme Varianten berechnet. Das heute ist eine 180-Grad-Wende. Und vergleicht man diese mit den Kontrollläufen, so bildet diese winterliche Variante die mit Abstand kälteste Entwicklung ab. Möglich ja, wahrscheinlich vorerst nicht.

Wettertrend bleibt nasskalt orientiert

So ist es und so bleibt es auch heute wieder. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe erreichen am 14. Januar +0 bis -3 Grad und sinken bis zum 22. Januar auf -2 bis -4 Grad ab. Für Winterwetter bis auf das Flachland herab müssten die Höhenwerte in der letzten Januar-Dekade zwischen -5 bis -7 Grad betragen. Damit bestätigt sich der Wettertrend einer nasskalten Wetterlage mit winterlichen Optionen ab den höheren mittleren Lagen - vorerst. Warten wir einmal ab, ob der Polarwirbel in den kommenden Tagen tatsächlich eine Schwächung erfährt und ob sich ein Minor-Warming in Stratosphärenhöhe doch noch zu einem Major-Warming weiterentwickeln kann. Denn in diesem Fall wäre eine Wetterentwicklung wie nach dem amerikanischen Wettermodell nicht mehr so abwegig.

Ein nasskalter und windiger Wettertrend mit absinkender Schneefallgrenze
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein nasskalter und windiger Wettertrend mit absinkender Schneefallgrenze © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
12. Januar +2 bis
+10 Grad
+5 bis
+7 Grad
16. Januar +0 bis
+12 Grad
+5 bis
+7 Grad
21. Januar -2 bis
+10 Grad
+4 bis
+6 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:12 Uhr

Am Heißlaufen der atlantische Frontalzone hat sich seit gestern Abend nichts verändert. Der Höhepunkt der Sturmtiefserie wird zwischen dem 12. und 15. Januar erreicht werden können.

Unterschiede in den Details

Die Wetterprognose der Amerikaner unterscheidet sich zwar noch grundlegend von der des deutschen und europäischen Vorhersage-Modells, doch auch die Mehrheit der Kontrollläufe stützt im Zeitraum vom 9. bis 15. Januar eine windige bis stürmische Wetterentwicklung.

Die atlantische Frontalzone läuft heiß
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Die atlantische Frontalzone läuft heiß © www.meteociel.fr

Winter über Deutschland?

Interessant aber für den Winter sind beide Berechnungen. Die Amerikaner berechneten am Abend erneut eine Variante, die an Entwicklung von heute Nachmittag erinnert. Die Hochdruckzone dehnt sich nach Norden aus und kann sich bis zum 15. Januar nicht gegen den Polarwirbel durchsetzen. Dieser beginnt sich ab dem 16. Januar nach Süden auszudehnen und dabei Deutschland, Österreich und die Schweiz voll zu erfassen. Ein Arctic Outbreak - samt winterlichen Wetterverhältnissen bis auf tiefere Lagen herab - wäre zu erwarten.

Spielt man die Variante des deutschen Vorhersage-Modells weiter durch, so wird sich über kurz oder lang eine nasskalte Nordwestwetterlage einstellen, welche ab den mittleren Lagen den Winter optional werden lassen kann. Zusammenfassend: Die winterlichen Optionen haben wieder zugenommen, doch ob am Ende ein Flachlandwinter dabei herausspringt, bleibt abzuwarten.

Der winterliche Arctic Outbreak der Amerikaner (li.) und die nasskalte Wetterentwicklung eines ausgesuchten Kontrolllaufes (re.)
Der winterliche Arctic Outbreak der Amerikaner (li.) und die nasskalte Wetterentwicklung eines ausgesuchten Kontrolllaufes (re.) © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Egal, wie man es dreht oder wendet - in beiden Fällen keilt das Hoch auf dem Atlantik nach Norden auf und erreicht mit seinen Ausläufern Island. Im Falle der Amerikaner müsste der NAO-Index negativ und nach dem Kontrolllauf zumindest neutral ausfallen. Aktuell ist der NAO-Index (der das Verhältnis von Azorenhoch und Islandtief widerspiegelt) stark positiv besetzt (Westwindphase) und neutralisiert sich bis zum 18. Januar lediglich. Eine nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ist somit deutlich wahrscheinlicher, als eine tiefwinterliche Variante.

Der zweite Randfaktor - der AO-Index - ist im Moment negativ besetzt (Hochdruckzone) und neutralisiert sich bis zum 18. Januar. Zusammengenommen spricht das nicht für einen schlagartigen Wechsel in Richtung Winter.

Betrachtet man den dritten Faktor - ein mögliches Major-Warming in Stratosphärenhöhe - so wurde das in den letzten 24 Stunden weiter zurückgenommen. Es bleibt also bei einem Minor-Warming, das praktisch keine Auswirkungen auf die unteren Luftschichten und damit den Polarwirbel hat. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell +180 km/h und sinken bis zum 22. Januar auf +140 km/h ab. Für ein Major-Warming müssten sich die Windgeschwindigkeiten in den negativen Bereich entwickeln.

Das Potential zu einem Major-Warming aber bleibt bestehen. Die nachfolgenden Wetterkarten zeigen ein Minor-Warming zum 22. Januar. Mit einem Major-Warming wären frühestens zum 26. Januar die Auswirkungen in den unteren Luftschichten zu erkennen.

Minor-Warming mit Potential für ein Major-Warming
Minor-Warming mit Potential für ein Major-Warming © www.meteociel.fr

Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell

Die Wetterprognose der Europäer zeigt heute Abend eine Variante, die der des amerikanischen Wettermodells ähnlich ist. Jedoch geht der Trog weiter westlich nieder, sodass Deutschland bis zum 17. Januar mit +2 bis +6 Grad und örtlich bis +2 Grad vorerst noch im Bereich einer nasskalten Grundströmung verbleibt.

Insgesamt sind die Prognosen der Vorhersage-Modelle in den letzten 24 Stunden aus Sicht der Freunde des Winterwetters wieder interessanter geworden.

Nasskaltes Wetter mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zunehmend nasskaltes, jedoch weiterhin stürmisches Wetter mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

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