Wettertrend: Der Winter wird nicht toleriert
Über dem östlichen Kanada strömen unentwegt kalte Luftmassen polaren Ursprungs auf den Atlantik und machen den Winter über Deutschland zu einem Ding der Unmöglichkeit - wie lange noch?
Windiges bis stürmisches Wetter ist in den kommenden Tagen über Deutschland zu erwarten. Der Wind kommt aus südwestlichen Richtungen und führt mit +6 bis +12 Grad unwinterlich warme Luftmassen nach Norden.
Regen, Schauer und Gewitter
Der Samstag gilt noch als ruhiger und verbreitet sonniger Tag, doch zum Sonntag mehren sich die Schauer, die in der Nacht auf Montag, sowie in der Nacht auf Mittwoch und am Tage kräftiger und länger andauernd ausfallen können. Kurze Gewitter sind nicht auszuschließen. Zwischendurch sind kurze, sonnige Momente möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.
Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: Sturm und Regen - Der Winter muss warten
Die Wetterprognose der Europäer der letzten Tage bestätigt sich heute. Über dem östlichen Europa dehnt sich eine Hochdruckzone immer weiter über Russland aus und erstreckt sich bis zum 15. Januar über die Karasee - das hat Folgen auf das Wetter über Deutschland, der Schweiz und auch Österreich.
Die atlantische Frontalzone wird blockiert
Während sich das hoch über dem Osten ausdehnt, gelangen über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen bei Neufundland auf den Atlantik und befeuern die atlantische Frontalzone ohne Unterlass. Das Hoch aber blockiert die Frontalzone auf ihrem Weg nach Skandinavien und so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz zwischen die Fronten, die in diesem Fall mehr von der Frontalzone dominiert werden kann.
Windiges bis stürmisches Wetter bei zurückgehenden Temperaturen
Und so ändert sich ab der westlich dominierten Großwetterlage nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells vorerst wenig. Was sich ändert, ist die Grundströmung, die von Südwest mehr auf West und bis zum 15. Januar auf Nordwest drehen kann. Das lässt die Temperaturen bei einem stark böigen bis stürmischen Wind vom 11. Januar mit +5 bis +10 Grad bis zum 14. Januar auf nasskalte +2 bis +6 Grad absinken. Der Niederschlag kann oberhalb etwa 600 bis 800 Meter in Schnee übergehen.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Hochdruckzone Mitteleuropa
Die Wetterprognose der Amerikaner ist bis zum 15. Januar der des europäischen Wettermodells sehr ähnlich, jedoch mit einem markanten, aber alles entscheidenden Unterschied.
Das Azorenhoch liegt flach
Die atlantische Frontalzone dröhnt auf dem Atlantik regelrecht und zwingt das Azorenhoch immer weiter in die Defensive, während sich das Kontinentalhoch immer weiter in Richtung des Polarwirbels ausdehnt. Schaut man sich die untenstehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man die ausgeprägte Erhaltungsneigung des Systems.
Schnellläufer und Randtiefentwicklungen
Die Frontalzone kann mit dem nach Süden verlagerten Azorenhoch mächtigen Druck ausüben und an den südlichen Gradienten für sog. Randtiefentwicklungen sorgen und lässt das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen über Deutschland ansteigen. Die Kombination der beiden Wettersysteme führt mit +8 bis +12 Grad und örtlich bis +15 Grad weiterhin ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, welche dem Frühling deutlich näher als dem Winter sind.
Schon gewusst?
Der Januar ist noch jung, doch nach Tag 5 ist er im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +9,1 Grad zu warm (91/20: +7,7 Grad)
Aufbau einer Hochdruckzone
Die atlantische Frontalzone lässt sich bis zum 17. Januar nicht mehr vom Kontinentalhoch über Sibirien blockieren und rauscht über die Barentssee und das westliche Russland nach Osten. Damit verlagert sich die Frontalzone weit nach Osten und der Kontakt zur Tiefdruckrinne auf dem Atlantik reißt ab. Das nutzt das nach Osten verlagerte Azorenhoch, um seinerseits nach Norden aufzustreben und sich bis zum 20. Januar im Bereich von der Mittelmeerregion, über Deutschland auf Osteuropa auszudehnen.
Die atlantische Frontalzone wird vollständig blockiert, die Wind- und Niederschlagsaktivität über Deutschland nimmt ab und die Temperaturen erreichen am Tage mit Sonnenschein +10 bis +15 Grad und bei Dauernebel +4 bis +8 Grad. In den Nächten sinken die Werte auf +5 bis +10 Grad und örtlich bis +2 Grad ab. Vom Winter, geschweige denn Hochwinter, fehlt jede Spur.
Auf den Punkt gebracht: Nasskaltes und windiges Wetter
Auch nach gefühlten 300 Stunden ändert sich am Resümee nichts. Der Wettertrend bleibt windig, nass und in Teilen auch stürmisch. Vom Winter fehlt nach wie vor jede Spur und daran wird sich auch nichts ändern, solange die kalten Luftmassen polaren Ursprungs über dem östlichen Kanada auf den Atlantik geleitet werden.
Mehr nasskalt als Frühling
Die Wetterprognose der Amerikaner gehört im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den mit Abstand wärmsten Varianten, während sich die Vorhersage der Europäer gut in den Mittelwert einbettet.
Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe erreichen am 12. Januar -2 bis -4 Grad und am 20. Januar -2 bis -5 Grad. Das reicht nicht für Winterwetter unterhalb etwa 600 bis 800 Meter. Vielmehr pendeln sich die Werte über tieferen Lagen mit +3 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad in den nasskalten Bereich ein.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
12. Januar | +2 bis +12 Grad |
+7 bis +10 Grad |
16. Januar | +1 bis +13 Grad |
+5 bis +7 Grad |
21. Januar | -2 bis +11 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:02 Uhr
Die atlantische Frontalzone läuft in den kommenden Tagen regelrecht heiß
und entsendet ein Sturmtief nach dem anderen in Richtung Deutschland.
Teils unwetterartige Starkwindaktivitäten
Bis zum 14. Januar sind über Deutschland immer wieder stürmische Windböen zu erwarten. Über exponierten Lagen sind schwere Windböen und über den Küsten und höheren Lagen teils orkanartige Winde nicht auszuschließen. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten an, so erkennt man - insbesondere in der Wetterprognose der Amerikaner - das Heißlaufen
der atlantische Frontalzone und das Muster der Erhaltungsneigung.
Das System läuft auf
Zwar gibt es bei dieser Westwindaktivität immer die Möglichkeit eines sog. Downstream Developments, was in den obenstehenden Karten auch angedeutet wird, doch mehr wie eine nasskalte Witterung mit winterlichen Wetterereignissen ab den mittleren Lagen wird daraus nicht hervorgehen können.
Wahrscheinlicher ist eine ganz andere Wetterentwicklung, welche die Amerikaner in den letzten Tagen immer wieder ins Spiel gebracht und heute Abend bestätigt haben. Durch die extreme Dynamik auf dem Atlantik, dehnt sich das Azorenhoch nach Osten aus, keilt über Deutschland nach Norden auf und lässt so die atlantische Frontalzone vollständig auflaufen. In diesem Fall wäre noch nicht einmal eine nasskalte Witterung möglich, sondern mit einer Südwestströmung wäre die Großwetterlage dem Frühling deutlich näher als dem Winter. Simuliert werden bspw. für den 16. Januar Tageshöchstwerte von +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad.
Was muss passieren, damit der Winter Einzug halten kann?
Im Grunde eigentlich einfach - der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada muss unterbunden werden. Gelingt das nicht, ist das höchste der Gefühle
eine nasskalte Witterung.
Wie aber sehen die Wetterlage aus, die den Winter nach Deutschland, die Schweiz und Österreich bringen können? In sämtlichen Varianten spielt das Hoch über dem Atlantik die Hauptrolle. Entweder es keilt nach Norden - in Richtung Grönland auf, oder bildet einen Ableger in Richtung Skandinavien. Ohnehin - man erkennt relativ einfach, wie schnell das Wetter in Richtung Winter kippen kann, sofern sich innerhalb des Polarwirbels die Grundströmung ändert.
Gibt es Hinweise auf eine veränderte Grundströmung innerhalb des Polarwirbels?
Ein stark negativer AO-Index lässt den Rückschluss auf einen wenig stabilen Polarwirbel zu. Ein negativer NAO-Index würde ein Blockadehoch auf dem Atlantik begünstigen und beides zusammen würde - zumindest die Grundlagen - für Winterwetter über Deutschland begünstigen.
Zum aktuellen Stand ist der NAO-Index deutlich positiv und wandelt sich bis zu 18. Januar in einen neutralen Bereich. Der AO-Index ist im Moment negativ und wandelt sich bis zum Ende der zweiten Januar-Dekade in den neutralen Bereich. Nein, ein Rückschluss auf Winterwetter lässt sich daraus nicht ziehen.
Was bleibt, ist eine Veränderung von oben herab, die mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe vonstattengehen kann. Doch waren die Berechnungen in den letzten Tagen eher rückläufig. Daran hat sich heute nichts verändert. Das Potential für ein Major-Warming bleibt bestehen, doch verzögert sich der Zeitraum auf den 20. Januar. Mit einem Zeitversatz von 4 bis 7 Tagen wären die Auswirkungen dann in den unteren Luftschichten zu bemerken. Dann aber ist der Winter schon sehr weit fortgeschritten. Man wird sehen, was in den kommenden Tagen daraus wird.
Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell
Nach dem Wettertrend der Europäer läuft die atlantische Frontalzone bis Mitte Januar auf einen Hochdruckblock über Sibirien auf und dominiert mit einem stürmischen Charakter das Wetter über Deutschland. Nach und nach sickern aus nordwestlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Mitteleuropa, was über Deutschland die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann. Ab dem 16. Januar beginnt sich innerhalb des Polarwirbels die Hochdruckachse zu verlagern - auch hier heißt es: abwarten, was draus wird.