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Wettervorhersage: Sturm und Regen statt Schnee und Winter

| M. Hoffmann
Stürmische Wetteraussichten

Kräftige Stürme nehmen vom Atlantik aus Kurs auf Deutschland und verhindern nach wie vor eine winterliche Entwicklung über Deutschland. Doch die stehen die Chancen für den Winter in der zweiten Januar-Dekade?

Ein kräftiger bis stürmischer Wind führt in den kommenden Tagen Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg und sorgt so für einen unbeständigen Wettercharakter, der über exponierten Lagen und den Küstenregionen zu schweren Sturmböen führen kann. Über höheren Lagen sind orkanartige Winde nicht ausgeschlossen.

Für die Jahreszeit zu warm

Der Wind kommt überwiegend aus westlichen bis südwestlichen Richtungen und treibt mit +6 bis +12 Grad ungewöhnlich milde Luftmassen über Deutschland hinweg. Erst zum Wochenende schwächt sich der Wind kurzzeitig ab und am Samstag kann sich häufiger die Sonne zeigen, was die Temperaturen mancherorts auf bis +14 Grad ansteigen lassen kann. Selbst die Nächte sind mit +5 bis +10 Grad ungewöhnlich mild. Zum Sonntag macht sich der nächste Sturmausläufer über Deutschland bemerkbar. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar 2023.

Stürmische Winde sorgen über Deutschland für einen unbeständigen Wettercharakter
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Wettermodell: Stürmische Winde sorgen über Deutschland für einen unbeständigen Wettercharakter © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Windiges Atlantikwetter mit abkippender Achse

Was man auf den obenstehenden Wetterkarten gut erkennen kann, ist ein weiteres Sturmtief, dass zum Sonntag Deutschland erreicht und die Windaktivität wieder aufleben lassen kann. Was man auch erkennt, ist ein Hochdruckkeil, dass sich am östlichen Rand des Tiefdrucksystems ausbildet und eine blockierende Wirkung auf die Tiefdruckdynamik ausübt.

Die Position des Hochdrucksystems ist für den Winter entscheidend

In der gestrigen Wetterprognose drückte sich das Tief an dem Hoch noch die Nase platt und daran hat sich heute nichts geändert. Anstatt bis über Skandinavien und die Barentssee durchzurauschen, stoppt die atlantische Frontalzone ihre Bemühungen bei Island, während das Hoch über dem Osten bis zum 13. Januar zunehmend kräftiger wird.

Pattsituation

Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen zwischen den Fronten ist einer sog. Pattsituation. Weder das Hoch noch das Tief kann maßgeblichen Einfluss auf das Wetter über Mitteleuropa nehmen. Da sich Tiefdrucksysteme aber im und Hochdrucksystem gegen den Uhrzeigersinn drehen, ändert sich an der Zuführung milder Luftmassen vorerst nichts. Für den 12. und 13. Januar werden Höchsttemperaturen von +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich in Aussicht gestellt.

Nordweststurm
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Nordweststurm © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Die atlantische Frontalzone dröhnt und lässt es frühlingshaft warm werden

In den letzten Stunden hatte die Wetterprognose der Amerikaner noch ein Hoch über Skandinavien im Programm, doch waren diese Berechnungen im Vergleich zu den Kontrollläufen exotisch und es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Korrektur erfolgte. Die Korrektur kommt heute und beinhaltet eine 180-Grad-Wendung - in das andere Extrem.

Rückzug der Hochdruckzone

Während die Hochdruckzone nach der Wetterprognose der Europäer sich noch gegen die atlantische Frontalzone stemmt, zieht diese sich nach den Amerikanern bis zum 11. Januar vollständig über Russland zurück und hat keinen Einfluss mehr auf die Wetterentwicklung über Deutschland.

Volle Westdröhnung

Der Rückzug des Hochdrucksystems ist die Gelegenheit für die Tiefdrucksysteme, sich weiter nach Osten auszudehnen und ihren Wirkungskreis zu erweitern. Bis zum 14. Januar etabliert sich die Tiefdruckdynamik - samt Tiefdruckrinne - zwischen dem östlichen Kanada, Island, Skandinavien, Barents- und Karasee und über die Polarregion wieder zurück über Kanada, wo der Kreislauf von Neuem beginnt. Und das ist auch das Stichwort für eine ausgeprägte Erhaltungsneigung. Ändert sich im Polarwirbel nichts, wird sich auch an dieser Wetterlage nichts verändern. Erst wenn der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada auf dem Atlantik blockiert oder unterbrochen wird, lässt sich über den Winter spekulieren. Alles andere ist nasskalter Ausprägung, wo der Winter lediglich eine Option besitzt.

Ungewöhnlich warm - frühlingshaft warm

Doch die Wetterprognose der Amerikaner geht heute noch einen Schritt weiter. Am südlichen Gradienten der Frontalzone wird das Azorenhoch mitgezogen und positioniert sich bis zum 15. Januar zwischen Frankreich, Deutschland und Italien. Damit verstärkt sich der Zustrom warmer Luftmassen, was die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad ansteigen lassen kann. Damit sind die Temperaturen deutlich näher am Frühling, als am Winter.

Keine Chance für den Winter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Keine Chance für den Winter © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Nasskalt mit winterlichen Optionen

Die Wetterprognose der Amerikaner ist und bleibt im Vergleich zu den Kontrollläufen ein Ausreißer und bildet mehr die extremen Entwicklungen ab. Möglich sind diese, jedoch wenig wahrscheinlich.

Nasskalter Wettertrend

Die Mehrheit der Kontrollläufe berechnen ein ab dem 10. Januar kontinuierlichen Temperaturrückgang in 1.400 Meter Höhe von +2 bis -3 Grad bis zum 17. Januar auf -2 bis -5 Grad. Für den Flachlandwinter werden in der letzten Januar-Dekade Höhenwerte von -5 bis -7 Grad benötigt. Das reicht also nicht für den Winter bis runter, doch ab den mittleren Lagen von 600 bis 800 Meter bleibt der Winter vorerst optional.

Die nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
9. Januar +1 bis
+9 Grad
+4 bis
+7 Grad
13. Januar +1 bis
+13 Grad
+5 bis
+7 Grad
18. Januar -5 bis
+9 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr

Beginnen möchten wir heute Abend mit der Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells. Der Wettercharakter bleibt bis zum 11. Januar unwinterlicher und phasenweise auch stürmischer Ausprägung.

Pattsituation

Der Grund hierfür ist eine Pattsituation zwischen einem Hoch über dem westlichen Russland und der atlantische Frontalzone über Island - Deutschland liegt zwischen den Fronten.

Pattsituation zwischen den Fronten und Deutschland mittendrin
Wetterprognose nach dem deutschen Wettermodell: Pattsituation zwischen den Fronten und Deutschland mittendrin © www.meteociel.fr

Wie es mit dem Winter was werden kann

Wer bei uns die letzten Prognosen aufmerksam verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass die reaktivierte Frontalzone ihre Energie aus dem Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada bezieht. Solange dieser Energielieferant intakt ist, wird sich an dem Westdrift auch nichts ändern. Erst wenn sich eine Veränderung des Strömungsmusters innerhalb des Polarwirbels ergibt, kann man über den Winter spekulieren - vorher nicht.

Schaut man sich die Wetterprognose der Deutschen noch einmal genauer an, so erkennt man innerhalb des Polarwirbels eine Veränderung der Hochdruckachse. Das allein hat noch keine winterlichen Auswirkungen, doch begünstigt die Hochdruckachse das Kontinentalhoch und zwingt die atlantische Frontalzone zum Rückzug. Gleichzeitig dehnt sich der Kern des Kontinentalhochs weiter in Richtung Skandinavien aus.

Was wäre wenn?

Was folgt, ist eine These. Was wäre, wenn sich der hohe Luftdruck - direkt über Skandinavien - positioniert? In diesem Fall wird sich eine gestörte Zirkulation einstellen können, welche die atlantische Frontalzone vollständig blockiert und eine Einflussnahme auf das Wetter über Deutschland unmöglich macht. Nach und nach beginnt sich zudem der Polarwirbel zu destabilisieren und unter bestimmten Voraussetzungen kann sich aus diesem Konstrukt heraus eine winterliche Wetterlage entwickeln. Wie das vonstattengehen kann, zeigt sich in den nachfolgenden Kontrollläufen, wobei die Amerikaner heute Nachmittag bereits eine ähnliche Wetterentwicklung berechnet hatten.

Eine vollständig gestörte Zirkulation sorgt über Deutschland für winterliche Wetterverhältnisse
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) und ausgesuchten Kontrollläufen: Eine vollständig gestörte Zirkulation sorgt über Deutschland für winterliche Wetterverhältnisse © www.meteociel.fr

Wie wahrscheinlich ist die These?

Unterstützung lässt sich beim AO-Index ausmachen, der mehrheitlich bis auf weiteres im negativen Bereich verweilt. Der NAO-Index bleibt vorerst positiv, was bei einer vollständig gestörten Zirkulation auch der Fall sein kann.

Ein Hoch über Skandinavien hätte in den meisten Fällen eine Ostwetterlage zur Folge, die in manchen Jahren den knackig kalten Hochwinter nach Deutschland führte, doch ist es im Moment über den östlichen Landesteilen viel zu warm, sodass es ist um einen schleichenden Prozess handelt kann. Die Kontrollläufe stützen einen leichten, aber stetigen Temperaturrückgang und auch die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend, geht erneut in diese Richtung. Man sollte diese These in den kommenden Tagen also nicht außer Acht lassen - Schaun mer mal, was daraus wird.

Die vollständig gestörte Zirkulation
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Abend: Die vollständig gestörte Zirkulation © www.meteociel.fr

Plötzliche Stratosphärenerwärmung

In den vergangenen 24 Stunden wurde ein Minor-Warming weiter abgeschwächt. Zwar zeigt sich weiterhin ein Potential für eine Weiterentwicklung zu einem Major-Warming, doch ist dessen Eintreffwahrscheinlichkeit zurückgenommen worden. Erst mit einem Major-Warming - samt einer Windumkehr in Stratosphärenhöhe - können die unteren Luftmassen des Polarwirbels erheblich beeinträchtigt werden.

Zum aktuellen Stand betragen die Windgeschwindigkeiten +198 km/h und sinken bis zum 17. Januar auf +144 km/h ab. Damit ist klar: vorerst kein Major-Warming!

Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe - mehr nicht
Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe - mehr nicht © www.meteociel.fr

Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell

Die Wetterprognose der Europäer schwenkt weder in die eine, noch in die andere Richtung und belässt es erst einmal bei einer Pattsituation.

Die Pattsituation
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Pattsituation © www.meteociel.fr

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