Wetter: Stürmisch und turbulent mit absinkender Schneefallgrenze und optionalem Winterwetter
In den kommenden Tagen wird man über Deutschland wieder vermehrt den Einfluss der atlantische Frontalzone zu spüren bekommen. Unwetterartige Starkwindereignisse sind dabei nicht auszuschließen und im Verlauf der zweiten Januar-Dekade kann sich unter bestimmten Voraussetzungen der Winter zeigen.
Ungewöhnlich warm startet das Jahr 2023 heute mit Temperaturen von +12 bis +16 Grad und über dem Süden mit Sonnenschein von bis +20 Grad. Doch so warm bleibt es nicht.
Sturm und Regen
In den kommenden Tagen sorgen Ausläufer der atlantische Frontalzone für einen unbeständigen und teils turbulenten Wettercharakter. In raschen Abständen zieht ein Sturmtief nach dem anderen von West nach Ost über Deutschland hinweg und sorgen für einen windigen und über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee für ein stürmisches Wetter. Phasenweise sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Der Wind führt Niederschlagsfelder unterschiedlicher Intensität und Dauer über Deutschland hinweg und die Temperaturen gehen mit +7 bis +12 Grad etwas zurück, bleiben für die Jahreszeit aber zu warm. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: eine turbulente Wetterlage
Die atlantische Frontalzone bleibt nach der Wettervorhersage der Europäer vorerst aktiv. Bis zum 8. Januar gelingt es den Tiefdrucksystemen, sich bis über das östliche Europa durchzusetzen und über Deutschland, der Schweiz und Österreich eine Nordwestströmung einzuleiten, mithilfe derer die Temperaturen auf +2 bis +6 Grad und über dem Norden und Nordosten auf bis -5 Grad abgesenkt werden können. Mit viel Wind sind die Niederschläge überwiegend in Form von Schnee, Schneeregen oder Graupel zu erwarten. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter ist mit winterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen.
Das Kippmuster in Richtung Winter?
Auch wenn die Nordwestwetterlage als Ansatz einer winterlichen Wetterlage zu verstehen ist, so fehlt noch was für den Flachlandwinter. Deutlicher wird das, wenn man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer anschaut. Die kalte Luft kommt im eigentlichen Sinne nicht aus Nordwesten, sonders wird am südlichen Gradienten eines Hoch über der Barentssee nach Westen geführt. Die atlantische Frontalzone weicht weit nach Süden aus und so entsteht ein interessantes Luftmassengemisch, dass die Frontalzone bis zum 11. Januar für sich entscheidet. Mit anderen Worten bleibt die Wetterprognose der Europäer auf einem nasskalten Kurs mit winterlichen Optionen.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Nordweststurm mit viel Neuschnee - aber nicht überall
Ein Hoch über dem östlichen Europa und der Barentssee lässt auch nach der Wetterprognose der Amerikaner die atlantische Frontalzone zum 8. Januar auflaufen. Doch anders als üblich werden die Tiefdrucksysteme nicht nachhaltig blockiert und setzen ihren Expansionsdrang nach Osten fort. Das hat Konsequenzen.
Sturm und schwerer Sturm
Bis zum 12. Januar zieht ein Sturm nach dem anderen über Deutschland hinweg und lässt das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen ansteigen. Die Vorderseitenanströmung sorgt für einen kurzen Temperaturanstieg auf +6 bis +12 Grad, während es auf der Rückseite eines nach Osten abziehenden Sturmtiefs auf +2 bis +6 Grad abkühlen kann.
Hochdruckblock Kanada
Durch den Umstand, dass sich das Zentrum der Frontalzone weit nach Osten verlagert, entsteht über Kanada der Spielraum für ein Hoch, das sich weiter ausdehnt und ab dem 12. Januar Kontakt zum Azorenhoch aufnehmen kann. Infolge daraus entsteht ab dem 13. Januar eine Blockadesituation auf dem Atlantik, welches das Strömungsmuster langsam meridionalisieren lassen kann.
Über Deutschland zunehmend winterlich
Über Deutschland kippt die Strömungsachse von 13. bis 15. Januar auf Nordwest und bis zum 17. Januar auf Nord. Steuerndes Element ist in diesem Prozess der Polarwirbel, der sich im Bereich vom europäischen Nordmeer, Skandinavien, der Ostsee und der Barentssee positionieren kann. Deutschland befindet sich am südlichen Gradienten der Tiefdruckdynamik und damit exakt im Starkwindfeld der Front.
Die Temperaturen gehen bis zum 16. Januar auf +4 bis -2 Grad zurück und ermöglichen ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 400 bis 600 Meter winterliche Wetterbedingungen. Darunter bleibt es nasskalt. Der Wind aber, der wird mit einem erhöhten Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen zur eigentlichen Herausforderung.
Auf den Punkt gebracht: Nasskalte Varianten mit winterlichen Optionen
Das Resümee ist mittlerweile 96 Stunden alt und bleibt heute bestehen. Zwar berechnen die Vorhersage-Modelle die Wetterentwicklung unterschiedlich, doch das Ergebnis geht in eine ähnliche Richtung: sukzessiver Abbau der hohen Temperaturen mit dem Aufbau einer nasskalten Wetterlage samt winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Die Übergangsphase ist geprägt von Starkwindereignissen. Langweilig
wird es also nicht werden.
Der Winter wagt sich vor
Von einem Wintereinbruch zu sprechen, wäre zu weit gegriffen. Vielmehr handelt es sich nach der Wetterprognose der Kontrollläufe um einen schleichenden Prozess, bei der das Temperaturniveau langsam herabgesetzt wird. Die Temperaturen werden am 10. Januar im Bereich von +1 und -3 Grad und am 16. Januar von -3 bis -5 Grad berechnet. Für den Flachlandwinter sollten es -4 bis -6 Grad sein und damit bestätigen die Kontrollläufe heute erneut den optionalen Winter ab den mittleren Lagen mit nasskalter Ausprägung über den tieferen Lagen.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
7. Januar | -2 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
11. Januar | -2 bis +10 Grad |
+4 bis +6 Grad |
16. Januar | -7 bis +10 Grad |
+0 bis +2 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:03 Uhr
Das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse wird vom amerikanischen und deutschen Vorhersage-Modell heute Abend zum Ende der ersten Januar-Dekade bestätigt.
Schwerer Sturm möglich
Der Grund ist ein zentralisierendes Tiefdrucksystem auf dem Atlantik, das sich bis zum 9. Januar in den Bereich zwischen Island, Deutschland und Skandinavien verlagern kann. Deutschland liegt zunächst noch am östlichen Tiefdruckgradienten, doch bereits zum 10. Januar trifft das Sturmtief mit voller Wucht auf Deutschland.
Kippmuster in Richtung Winter?
Nein, so schnell ist das mit dem Tiefdruckcluster nicht möglich. Vielmehr ist eine langsame Umstellung in eine zunächst nasskalte Witterung zu erwarten, die nach und nach den Winter bis auf die mittleren Lagen optional werden lässt.
Betrachtet man die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend, so tut sich im Hinblick auf Winter bis zum 15. Januar nicht allzu viel. Zwar kann sich ein Hoch über Skandinavien etablieren und die atlantische Frontalzone blockieren, doch ist es bis zu einer winterlichen Wetterlage noch ein weiter Weg.
Die Randfaktoren
Der NAO-Index ist im Moment mäßig positiver Prägung und wendet sich Mitte Januar einem neutralen Zustand zu. Das spricht im Wesentlichen für eine nasskalte Nordwestwetterlage. Der AO-Index befindet sich bis zum 10. Januar im neutralen Zustand, wandelt sich darüber hinaus in den negativen Bereich.
Schwächung des Polarwirbels
Gerade der AO-Index - welcher vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels beschreibt - ist aus Sicht der Freunde des Winterwetters
interessant. Denn nur wenn sich innerhalb des Polarwirbels etwas grundlegend verändert, kann in Bezug auf Winter auch etwas passieren. Schaut man sich die dazugehörigen Wetterkarten bis zum 15. Januar, so kann den negativen AO-Index besser nachvollziehen. Zwar gehören solche Varianten zu einem normalen Grundrauschen dazu, sie zeigen aber auch, dass man den Hochwinter doch noch nicht abschreiben sollte.
Plötzliche Stratosphärenerwärmung
In den letzten Tagen hatten wir immer wieder vom Stratosphärenwirbel und von einem Minor-Warming berichtet. So ein Minor-Warming in Stratosphärenhöhe kommt im Winter häufiger vor und hat keinerlei Auswirkungen auf die unteren Luftschichten. Doch alle 2,2 Jahre entwickelt sich ein Minor-Warming zu einem Major-Warming weiter. Ist dieser Zustand erreicht, wird eine West-Ost-Strömung gestoppt und in eine Ost-West-Richtung umgewandelt. Die oberen Luftschichten beginnen sich in die entgegengesetzte Richtung zu drehen und schwächen damit den Polarwirbel in den unteren Luftschichten massiv. Das kann von einem Displacement, bis hin zu einem Polarwirbelsplit oder zu einer vollständigen Störung des Polarwirbels führen. Erfahrungsgemäß tritt dieser Prozess in seinen Ausprägungen rund 4 bis 7 Tage nach einem Major-Warming zeitversetzt ein.
Zum aktuellen Stand wird der Ansatz eines Major-Warming zum 15. Januar favorisiert. Mit möglichen winterlichen Auswirkungen ist frühestens zum 19. Januar zu rechnen. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen im Moment +216 km/h und sinken bis zum 15. Januar auf +96 km/h ab. Da fehlt noch was zur Windumkehr und weiterhin ist beobachten angesagt. Aber ja, im Vergleich zur vergangenen Woche ist ein mögliches Major-Warming besser herausgearbeitet worden.
Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell
Die Europäer bleiben mit ihrer Wetterprognose unwinterlich und schwenken zwischen dem 8 und 10. Januar kurzzeitig auf eine nasskalte Nordwestwetterlage um.