Wetter: Trendwende in Richtung Winter?
Auf dem Atlantik toben die Tiefdrucksysteme und drängen im neuen Jahr in Richtung Deutschland, was das Potential von Starkwindereignissen ansteigen und unter bestimmten Voraussetzungen die Schneefallgrenze absinken lassen kann.
Zunehmend wärmer. Aus südwestlichen Richtungen werden in den kommenden Stunden ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland geführt, was die Temperaturen an Silvester und am Neujahrstag auf +12 bis +16 Grad und über dem Süden und Südwesten östlich bis +20 Grad ansteigen lassen kann. Manches Modell berechnet über dem Südwesten Temperaturen von bis +22 Grad! Einerlei - die Rekorde werden nur so purzeln. Selbst die Neujahrsnacht fällt mit +10 bis +15 Grad ungewöhnlich warm aus.
Leicht unbeständiges und über dem Norden windiges Wetter
Heute Nachmittag setzt von Westen Regen ein, der sich in der Nacht nach Osten ausdehnt und am Silvestertag weiter nach Norden zurückzieht. Am 1. Januar ist über dem Norden mit zeitweiligem Niederschlag zu rechnen, der sich am 2. Januar langsam nach Süden verlagert und in der Nacht auf Dienstag die Alpen erreicht. Ist das Niederschlagsband durch, dehnt sich ein Zwischenhoch über Deutschland aus. Die Niederschlagstätigkeit klingt ab und bei +4 bis +8 Grad zeigt sich häufiger die Sonne. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.
Randtiefentwicklungen mit schwerem Sturm über Deutschland?
Wir hatten gestern einmal näher auf diversen Berechnungen der Kontrollläufe hingewiesen, bei der sich in zunehmender Anzahl eine äußerst aktive atlantische Frontalzone mit Kurs auf Deutschland zeigte.
Die Wetterprognose der Europäer bestätigt heute erneut die Ausbildung eines kräftigen Tiefdrucksystems im Zeitraum vom 6. bis 9. Januar, das bereits mit seinen Ausläufern Deutschland zum 7. Januar erreicht.
Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen
Ob es letztlich so kommt, bleibt abzuwarten, doch sollte sich das Tief weiter nach Osten ausdehnen können, so trifft es Deutschland mit voller Wucht und neben Sturm und schwerem Sturm wären auch orkanartige Winde nicht auszuschließen.
Absinkende Schneefallgrenze
Doch noch etwas ist an der Vorhersage der Europäer interessant. Über dem östlichen Europa positioniert sich hoher Luftdruck, der eine Verbindung zu einem Hoch über der Polarregion aufnimmt und die atlantische Frontalzone blockiert. Auf der anderen Seite dehnt sich über Kanada ein weiteres Hochdruckgebiet aus. Infolge daraus befindet sich der Tiefdruckwirbel zwischen den beiden Hochdrucksystem und dehnt sich weiter nach Süden aus, was über Deutschland, der Schweiz und Österreich zu einer turbulenten Nordwestwetterlage führen kann. Die Temperaturen sinken mit +2 bis +6 Grad weiter in den nasskalten Bereich ab und die Schneefallgrenze bewegt sich bis auf die höheren mittleren Lagen (600 bis 800 Meter) zu.
Nordwest mit Downstream Development
Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet das Tief auf dem Atlantik weniger dynamisch und weiter nördlicher als die Europäer, dafür aber verlagert sich das Tiefdruckzentrum rasch in Richtung Skandinavien. Dieser Vorgang zwingt ein Hoch auf den Atlantik und in Kombination der beiden Wettersysteme kippt das Strömungsmuster über Deutschland auf nordwestliche Richtungen.
Nasskalt mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
In der Übergangsphase ist vom 10. bis 12. Januar mit einem erhöhten Potential unwetterartiger Starkwindereignisse zu rechnen. Erreichen die Temperaturen am 9. Januar noch +4 bis +8 Grad, so sind am 12. Januar +5 bis -1 Grad und am 14. Januar +4 bis -2 Grad möglich. Der Winter wagt sich demnach bis auf die mittleren Lagen von 400 bis 600 Meter vor.
Auf den Punkt gebracht: Nasskalte Varianten mit winterlichen Optionen
Der Wettertrend der letzten Tage war nicht nur in den Vorhersage-Modellen mit einer zunehmend nasskalten Witterung besetzt, auch die Kontrollläufe sind von Lauf zu Lauf kühler geworden, sodass man heute von einer Trendwende in die nasskalte Richtung sprechen kann.
Nasskalt
Doch Vorsicht - wer jetzt auf den Flachlandwinter spekuliert, der spekuliert in die falsche Richtung. Die Großwetterlage wandelt sich nur langsam und kippt in den meisten Fällen auf Nordwest. Das hat über Deutschland vornehmlich einen Wintereinbruch ab den mittleren Lagen zur Folge (500 bis 700 Meter). Zwar können die Schneeflocken auch bis auf das Flachland herab tanzen, doch überwiegt dort der nasskalte Temperaturcharakter.
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe berechnet in 1.400 Meter Höhe am 7. Januar Werte von +2 bis -2 Grad und am 12. Januar von -2 bis -4 Grad. Für den Flachlandwinter werden Höhenwerte von -4 bis -6 Grad benötigt. Da fehlt also noch was.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. Januar | +2 bis +11 Grad |
+6 bis +8 Grad |
9. Januar | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
14. Januar | -3 bis +10 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:01 Uhr
Die Wetterprognose der Amerikaner bleibt heute Abend ihrem Wettertrend mit einer Nordwestwetterlage treu. Beginnend mit dem 7. Januar dehnt sich die atlantische Frontalzone von Island in Richtung Deutschland aus und erreicht zum 10. Januar die Mittelmeerregion.
Schwerer Sturm möglich
Verläuft das Wetter bis zum 8. Januar noch ruhig und mild, so sorgt ein Nordweststurm bis zum 11. Januar mit +5 bis -2 Grad für einen markanten Temperaturrückgang. Die milden Werte sind bei Nordwestwetterlagen über dem Nordwesten und Norden zu erwarten, da die kalten Luftmassen über die warme Nord- und Ostsee streichen und sich so erwärmen können. Über Baden-Württemberg und Bayern wird Dauerfrost ab den mittleren Lagen wahrscheinlicher, was in Kombination mit dem Sturmtief den Winter ins Spiel bringen kann.
Nasskalt ist der Favorit - doch was ist noch möglich?
Die nasskalte - und damit über dem Flachland wenig winterliche - Wetterlage ist seit ein paar Tagen eine sehr wahrscheinliche Wetterlage. Doch was ist, wenn sich die Parameter etwas verschieben. Was ist möglich?
Einmal angenommen, die atlantische Frontalzone rauscht nicht nach Südosten in Richtung der Mittelmeerregion, sondern bleibt über Island präsent. In diesem Fall baut sich über Mitteleuropa eine Hochdruckzone auf und lässt die atlantische Frontalzone voll auflaufen. Was folgt ist eine ähnlich milde Südwestwetterlage, wie sie aktuell vorherrschend ist.
Anders sieht es aus, wenn sich aus der Nordwestwetterlage heraus ein Tief über der Mittelmeerregion ausbilden kann. Dieses Tief verstärkt den Zustrom kalter Luftmassen und lässt in Kombination mit einem über dem Atlantik nach Norden aufkeilenden Hoch kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland strömen.
Ist eine meridionale Nordwetterlage möglich?
Wie steht es um ein Hoch auf dem Atlantik, das sich bis nach Island erstrecken und somit ein meridionales und über Deutschland von Nord nach Süd verlaufendes Strömungsmuster einleiten kann?
Der NAO-Index gibt hierüber Auskunft und dieser bleibt - bis auf weiteres positiv. Wer also auf ein Blockadehoch auf dem Atlantik hofft, hofft - im Moment - vergebens. Eine reine Nordwetterlage wird es so schnell nicht geben.
Was ist mit dem Polarwirbel?
Der AO-Index, der vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels widerspiegelt, ist im Moment neutral besetzt und wandelt sich ab dem 8. Januar in den negativen Bereich. Der Polarwirbel zeigt zunehmend Schwächen und daraus wiederum können sich - trotz positiven NAO-Index auch winterliche Wetterlagen ergeben. Wie diese aussehen können?
Plötzliche Stratosphärenerwärmung
Weiterhin wird in Stratosphärenhöhe zum Beginn der zweiten Januar-Dekade ein kräftiges Minor-Warming berechnet. Eine Weiterentwicklung zu einem Major-Warming ist dabei nicht auszuschließen. Die Berechnungen sind im Moment uneinheitlich, sodass die plötzliche Stratosphärenerwärmung in den kommenden Tagen ein weiter zu beobachtendes Phänomen bleibt.
Fazit: Nasskalt mit winterlichen Optionen
So ist es, so bleibt es. Extrem warme Varianten - wie zum Jahreswechsel - gehören in den Kontrollläufen im Zeitraum vom 3. bis 15. Januar zu einer Minderheit. Bis zum 10. Januar setzt sich eine überwiegend nasskalte Witterung durch. Ab dem 11. Januar mehrt sich die Anzahl der kälteren Varianten, was den Winter ab den mittleren Lagen optional macht. Mehr ist vom Winter aktuell nicht zu erwarten.
Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell
Auch die Europäer bleiben ihrer Prognose treu und berechnen zum 10. Januar eine markante Sturmwetterlage.